Bettina Fahrenbach Staffel 3 – Liebesroman. Michaela Dornberg

Bettina Fahrenbach Staffel 3 – Liebesroman - Michaela Dornberg


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      »He, Bettina, wovon träumst du, diese Pferde werden zum Schlachten gezüchtet, die trägt doch niemand in ein Zuchtbuch ein.«

      »Blöd von mir.«

      »Na ja, normalerweise läuft es auch anders. Übrigens, herzlichen Glückwunsch, Bettina, du hast bei diesem Typen genau den richtigen Ton gefunden, mit besonders nett und besonders höflich wärst du nicht weit gekommen… aber nun komm, laß uns sehen, was wir noch retten können. Der Verkauf ist schon rege im Gange.«

      Sie kamen auf den Platz und erkannten, daß die meisten Geschäfte wohl schon gemacht waren, denn es wurden mehr Pferde weggeführt als gebracht.

      Also mit ein paarmal Hin- und Herfahren, das war wohl nichts. Es gab ja nur noch ein paar Verkaufstiere, wie sie sehr schnell feststellten, und es gab auch mehr Nachfrage als Angebot.

      Bettina brach fast das Herz, als sie sah, wie lieblos mit den Tieren umgegangen wurde.

      Niemand behandelte sie als Lebewesen, sondern wie eine Ware, die sehr schnell den Besitzer wechselte.

      Sie versuchte ein System zu erkennen, wonach das hier abging, aber das gab es wohl nicht. Man mußte schnell sein.

      Ohne zu überlegen rannte Bettina auf ein kleines schwarzes Pferd zu, das ihr irgendwie kleiner vorkam als die anderen Tiere, hilflos, ängstlich.

      Sie faßte den Mann am Ärmel.

      »Ich möchte das Pferd kaufen«, sagte sie.

      Er grinste zu ihr herunter.

      »Sie?«

      »Ja, ich.«

      Sein Grinsen verstärkte sich.

      »Lady, gehen Sie nach Hause an Ihre Kochtöpfe. Das hier ist kein Geschäft für Sie.«

      Er schob sie beiseite, wollte sich mit dem Pferd, das bockte, einen Weg bahnen.

      Er nahm sie nicht ernst.

      »Ich zahle sofort bar«, versuchte sie ihn zu locken, aber das war wohl keine so gute Idee gewesen.

      »Das tut hier jeder«, grinste er, »nur Bares ist Wahres, wenn Sie verstehen, was ich meine.«

      »Ich brauche aber keine Quittung… Sie können sich das Geld so einstecken… cash in die Täsch, wenn Sie verstehen, was ich meine.«

      Er hielt inne. »Warum wollen Sie das Pferd haben? Sind Sie so eine Art Testkäuferin, die mich auf die Probe stellen will?«

      »Nein, ich habe einen Bauernhof, der nicht mehr bewirtschaftet wird. Ich habe Boxen und bereits ein Pferd, das Gesellschaft bekommen soll… hier auf dem Markt sind die Pferde billiger. Die fünfhundert, die üblich sind, ist mir das Pferd hier wert.«

      »Oh, Gnädigste, die Preise kennen Sie? Gar nicht so dumm. Aber für fünfhundert bekommen Sie das Pferd nicht, achthundert bar auf Kralle und er gehört Ihnen.«

      Bettina hatte sich das Pferd kurz angesehen.

      »Es ist aber eine Sie«, sagte sie.

      »Und, was macht das schon? Beim Sauerbraten macht es keinen Unterschied.«

      Sie hatte nicht mehr viel Zeit zu verlieren, sie konnte sich nicht lange mit Verhandlungen aufhalten.

      »Guter Mann, ich habe gerade ein wunderbares Pferd für sechshundertfünfzig gekauft, das ist ein Traum gegen diese Kleine hier. Ich bin bereit, das zu zahlen, keinen Cent mehr, und entweder sagen Sie ja oder nein…«

      »Haben Sie die Kohle dabei?« wollte er wissen.

      Bettina klopfte auf ihre Tasche.

      »Her damit«, sagte er und sah begierig zu, wie Bettina ihm das Geld vorzählte.

      »Das Halfter können Sie behalten«, sagte er und verschwand.

      Bettina hielt Ausschau nach Arno, der inmitten eines Pulks von Menschen stand, dann aber irgendwie bedröppelt wegging.

      »Arno«, rief sie, »komm her… ich habe ein Pferd.«

      Er erblickte sie, kam über die Wiese.

      »Halt sie fest«, rief Bettina, »ich halte nach einem weiteren Pferd Ausschau.«

      Er winkte ab.

      »Das kannst du dir ersparen. Der Markt ist vorbei.«

      »Aber da sind doch noch Pferde.«

      »Ja, aber die hat alle ein Großmetzger auf einen Schlag gekauft… all die Tiere landen nun in der Wurst.«

      Bettina hatte Tränen in den Augen.

      »Aber zwei haben wir gerettet, Arno, zwei dürfen am Leben bleiben.«

      Arno tätschelte das Tier. Glücklicherweise hatte er noch zwei Möhren in seiner Jackentasche, damit konnte er sofort punkten.

      »Und du bist dir sicher, daß wir hier nichts mehr ausrichten können?« wollte Bettina wissen. »Wir können doch mit diesem… Großeinkäufer reden. Ich biete ihm mehr als er bezahlt hat.«

      »Ach, Bettina, damit kannst du die Händler locken, die mit ein, zwei Pferden hergekommen sind. Dieser Mann hat Kohle ohne Ende, den kannst du nicht mit ein paar Euro mehr beeindrucken. Der macht seinen dicken Profit mit der Verwertung der Tiere.«

      »Wir sind zu spät gekommen, Arno«, flüsterte sie mit tränenerstickter Stimme.

      »So kannst du es nicht sehen, Bettina. Wir können nicht alle Tiere dieser Welt retten, und wir hätten auch hier nicht alle Pferde kaufen können. Und wir haben auch nur eine begrenzte Kapazität, Pferde unterzubringen… nein, dieser Wahnsinn müßte aufhören, diese edlen Tiere allein zu Schlacht­zwecken zu züchten.«

      Das kleine schwarze Pferd wieherte, stupste Arno an, um eine neue Möhre zu fordern. Es schien nicht so schlecht behandelt worden zu sein wie der Apfelschimmel.

      »Wir müssen noch Namen für sie finden«, sagte Arno und führte das zweite Pferd in den Hänger, was es widerstandslos geschehen ließ. Sorgsam verschloß er den Hänger.

      »Wie findest du Mabelle für den Apfelschimmel und Blacky für die kleine Schwarze.«

      Er überlegte.

      »Oder ist es zu einfallslos?«

      »Nö, hört sich gut an… Mabelle und Blacky.«

      Als sie im Auto saßen und losfuhren, erkundigte Arno sich: »Bettina, was hast du für das zweite Pferd bezahlt? Die Kosten übernehme ich.«

      »Das kommt überhaupt nicht infrage, Arno, du hast dein Benzin verfahren, das reicht. Durch den Verkauf der Bilder habe ich doch Geld und bin nicht mehr so knapp bei Kasse. Und ich finde, das ist doch jetzt wirklich gut angelegt, wenngleich es mich traurig macht, daß wir nicht mehr Tiere retten konnten.«

      »Bettina, laß es gehen. Es ist gut so, wie es ist.«

      Arno hatte recht. Wenn er mit dem Zeitungsausschnitt nicht zu ihr gekommen wäre, hätte sie nichts davon gewußt, und dann wären auch Mabelle und Blacky zu Schnitzeln verarbeitet worden – ein schrecklicher Gedanke.

      Die Rückfahrt verlief ziemlich schweigend. Eines der Pferde randalierte im Anhänger, bestimmt Marbelle, die total ängstlich und verschreckt war, und bei der es bestimmt viel Zeit brauchte, sie daran zu gewöhnen, daß Menschen auch gut sein konnten.

      Wenn sie an diesen grobschlächtrigen Mann dachte, der wie ein Berserker auf das arme Tier eingedroschen hatte. Und von diesen Leuten gab es viele. Aber war es verwunderlich? Es gab ja auch Menschen, die blindlings auf wehrlose Kinder einschlugen.

      Es war schon merkwürdig, daß sie jetzt drei Pferde besaß, die wohl irgendwie auf ihren Weg kommen mußten.

      Bondadosso, der allerdings ein edles Pferd mit bestem Abstammungsnachweis war, wäre auch auf dem Schlachthof gelandet, wenn Martin ihn nicht davon bewahrt hätte.

      Bei dem Gedanken an Martin,


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