Bettina Fahrenbach Staffel 3 – Liebesroman. Michaela Dornberg

Bettina Fahrenbach Staffel 3 – Liebesroman - Michaela Dornberg


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hatte bis zum Tod ihres Vaters. Danach hatte ihr Bruder sie ja am nächsten Tag schon entfernt wie eine tote Fliege an der Wand.

      »Um Gottes willen, Toni, was hat das zu bedeuten?«

      Sie wollte es nicht wahrhaben, deswegen verschloß sie sich der Wahrheit.

      »Na was wohl, das ist ja doch mehr als eindeutig. Dein Bruder hat seine Rechnungen nicht bezahlt und wahrscheinlich auch schlampig geliefert, zumindest hat Mendinger sich beklagt.«

      Bettina ließ das Blatt sinken.

      »Frieder bringt sich um Kopf und Kragen… wie viele gute Firmen hat er schon verloren. Warum tut er das? Papa hat ihm eine Goldgrube hinterlassen… ohne Neuzuwächse hätte er mit den vorhandenen Lieferanten ein mehr als sorgenfreies Leben führen können. Ein bißchen Werbung, Aquise hätten Umsatzsteigerungen gebracht, und er wäre der King gewesen. Statt dessen spinnt er herum, hat sogenannte Visionen, die allesamt ein Flop sind… Toni, Papa würde sich im Grab umdrehen, wenn er wüßte, was sein ältester Sohn aus der Firma macht.«

      »Ja, glücklicherweise erlebt er das nicht mehr.«

      »Ich kann Frieder nicht einmal anrufen, um mit ihm darüber zu reden. Er ist ja erst wieder sprechbereit, wenn ich ihm eines meiner Seegrundstücke hinterlasse, und das kann ich nicht.«

      »Erwähne es auch nicht immer wieder, um dich zu rechtfertigen. Jeder von euch hat genug geerbt und genau das, was er wollte.«

      Er lächelte. »Na ja, am Anfang hast du ja wohl nicht so recht gewußt, was du mit deinem Erbe, dem Fahrenbach-Hof und allem, was dazu gehört anfangen sollst.«

      »Das stimmt, aber das hat sich schnell geändert, ich glaub schon in dem Moment, als ich über die Abkürzung auf den Hof kam.

      Als ich dieses prachtvolle Anwesen in seiner behäbigen Schönheit vor mir liegen sah, da ging mir das Herz auf. Da wußte ich, daß mein Vater mir ein Paradies hinterlassen hat.«

      »Wem außer dir hätte er den Fahrenbach-Hof denn vererben sollen? Deine Geschwister hätten längst alles verscherbelt, ohne Rücksicht darauf, daß dieses Anwesen seit mehr als fünf Generationen im Familienbesitz ist. Der See wäre genauso wie der in Bad Helmbach zugepflastert mit Hotels, Yachthafen und prunkvollen Villen. Traditionsbewusstsein haben die nicht, auch keinen Familiensinn. Bettina, danke dem lieben Gott jeden Tag, daß du anders bist als deine Geschwister, daß du auf deinen Vater kommst, nicht nur äußerlich, sondern daß du auch seinen Charakter geerbt hast.«

      Toni hatte sich so richtig in Rage geredet.

      Aber er liebte nicht nur den Hof, sondern ließ auch auf ihren Vater nichts kommen, der ihm geholfen hatte in der schwersten Zeit seines Lebens. Und glücklicherweise mochte er auch sie, doch das beruhte auf Gegenseitigkeit.

      »Da bin ich auch froh drum, aber Toni, zurück zu Frieder. Was soll ich denn jetzt machen? Mit Bellert reden, ihn umzustimmen versuchen?«

      »Auf jeden Fall sollst du mit Bellert reden. Aber was willst du denn erreichen? Bellert hat die Geschäftsbeziehung zum Weinkontor beendet, wie es scheint, auf drastische Weise. Versuch du mit ihm ins Geschäft zu kommen.«

      »Das kann ich nicht.«

      »Dann wird ein anderer den Rahm abschöpfen… überleg mal, zehn Produkte auf einen Streich.«

      »Klingt verlockend, aber das kann ich Frieder nicht antun, ich kann mich nicht schon wieder um etwas bemühen, was eigentlich ins Weinkontor gehört.«

      »Gehörte, liebe Bettina, gehörte. Ich finde, wenn es schon nicht mehr Produkte des Weinkontors sind, weil dein Bruder Frieder es vermasselt hat, dann soll es wenigstens bei den Fahrenbach bleiben. Komm, ruf Bellert an. Du kennst ihn doch persönlich.«

      Bettina überlegte.

      »Vielleicht… das kam jetzt so überraschend…?laß mich bis heute nachmittag nachdenken.«

      »Bettina, jeder Augenblick zählt in einem solchen Fall. Ich kann mir sehr gut vorstellen, daß die Leute Schlange stehen, um die Vertretung zu bekommen. Warte mal«, er schaute auf das Fax. »Das ist schon zehn Tage alt. Wer weiß, was in der Zwischenzeit schon passiert ist. Ruf an, sofort. Der frühe Vogel pickt das Korn.«

      »Okay. Zuerst telefoniere ich mit Grit, dann trinken wir zwei einen Kaffee zusammen und dann, in Gottes Namen, du gibst ja sowieso keine Ruhe, rufe ich Bellert an. Seine Telefonnummer muß hier irgendwo sein, Papa stand ja auch privat mit ihm in Verbindung.«

      »Die such ich für dich raus, den Kaffee koche ich auch, ruf deine nervige Schwester an.«

      Er verließ das Büro, seufzend blickte Bettina auf das Foto ihres Vaters, das in einem Silberrahmen auf ihrem Schreibtisch stand.

      »Was meinst du, Papa, soll ich deinen Freund Bellert anrufen?«

      Er konnte ihr keine Antwort geben, die Entscheidung musste sie schon selber treffen.

      Sie war hin und her gerissen. Natürlich brauchte sie noch mehr Umsatz, also auch noch mehr Produkte. Aber wenn es nicht ausgerechnet die Lieferanten ihres Bruders wären. Nur – Fahrenbach ist, zum jetzigen Zeitpunkt sollte man wohl besser sagen war der größte Anbieter.

      Bellert, wie hatte Frieder sich nur mit Bellert überwerfen können, das war doch fast schon so, wie sich ein Bein absägen.

      Sie griff zum Telefon und rief Grit an.

      Der Ruf ging unendlich lange hinaus, und fast hätte Bettina schon wieder aufgelegt, weil sie glaubte, Grit sei nicht zu Hause, als diese sich schließlich meldete, genervt und atemlos wie immer.

      »Guten Morgen, Grit.«

      »Ach so, du bist es. Was willst du denn?«

      Na, das war ja ein bezaubernder Anfang.

      »Grit, wenn du keine Zeit oder Lust hast mit mir zu reden, dann laß uns ein andermal telefonieren. Sag mir eine Zeit, wann es dir… genehm ist.«

      »Ist schon gut«, lenkte Grit ein, »ich bin nur ziemlich gestreßt.«

      »Liebe Grit, wann bist du das nicht?«

      Grit seufzte.

      »Mit Robertino ist es halt nicht so einfach.«

      »Du bist nicht verpflichtet, mit ihm zusammen zu sein.«

      »Nicht wieder die alte Leier. Ich liebe ihn doch davon verstehst du nichts. Also, was ist?«

      Bettina atmete tief durch.

      »Wie du weißt, kommt Holger mit den Kindern auf den Hof, und er bittet dich, auch zu kommen. In erster Linie, um die Kinder zu sehen, aber auch, um die letzten Modalitäten wegen der Scheidung zu besprechen.«

      »Deswegen rufst du mich an, als seine Fürsprecherin?«

      Hatte sie einen Knall?

      »Grit, jemand muß es mit dir abstimmen, Holger hatte ja keine Gelegenheit dazu, du hast ihn nicht einmal aussprechen lassen und wolltest nicht mit ihm reden.«

      »Weißt du was, Bettina, du bist ja so was von hinterhältig und gemein. Aber Frieder hat nur recht, Familie zählt nicht für dich. Du bist nur auf der Seite von Domestiken und den Angeheirateten in der Familie, und deswegen werde ich jetzt auf…«

      Sie kam nicht dazu, ihren Satz zu beenden. Bettina unterbrach sie.

      »Und du wirst jetzt nicht auflegen, verstanden?« Ihre Stimme hatte so autoritär geklungen, daß Grit sich nicht traute, genau das zu tun – nämlich auflegen.

      »Du weißt ja, wann die Kinder hier sein werden, bitte überleg dir, wann du kommen wirst. Und, Grit, du wirst die ganze Zeit über hier sein, auch bei uns wohnen. Wenn nicht bei mir im Haus, kannst du im ehemaligen Gesindehaus eines der Appartements beziehen. Sie sind so hergerichtet, daß sie auch deinen Ansprüchen genügen werden. Und Grit plane keine Einkäufe in irgendwelchen Schuhläden in Bad Helmbach ein. Solange die Kinder hier sind, wirst auch du dich nicht fortbewegen. Hinterher kannst du alle Läden der Umgebung räubern,


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