Bettina Fahrenbach Staffel 3 – Liebesroman. Michaela Dornberg
ich könnte Robertino dazu bewegen, auf einen Bauernhof in die Pampa zu fahren?«
»Nein, aber du könntest ihn in einem der Luxusschuppen in Halmbach unterbringen und dann wie ein aufgescheuchtes Kaninchen hin und her jagen. Helmbach würde deinem Gigolo schon gefallen, besonders wenn du ihn mit deinen Kreditkarten in Platin ausstaffierst.«
»Ich werde ohne ihn kommen.«
So, wie sie das gesagt hatte, war es also schon in ihrem Kopf gewesen, ihren Lover mitzubringen, und genauso, wie Bettina es ihr vorgeworfen hatte, hätte sie es gemacht.
»Gut, Grit, dann sag mir beizeiten Bescheid, wann du eintreffen wirst. Und bitte, plane für deine Kinder Zeit ein. Sie werden sehr bald wieder weg sein, entfremdet euch nicht zu sehr voneinander.«
»Sonst noch etwas, Frau Lehrerin?« spottete Grit.
»Nein. Sag mal, Grit, warum bist du eigentlich immer so gemein zu mir? Ich tue dir nichts.«
»Hör auf, du gehst mir eben mit deinen veralteten Moralvorstellungen ganz einfach auf den Senkel. Du verhältst dich nicht wie eine junge moderne Frau, sondern wie ein altes Hutzelweib von achtzig Jahren.«
»Du wirst auch mal achtzig, Grit. Das kannst du glücklicherweise aus deinem Leben nicht ausklammern. Was glaubst du, wie du dich fühlen wirst, wenn jemand so verächtlich über dich spricht? Hutzelweib… dieses Wort ist menschenverachtend.«
»Komm, krieg dich wieder ein. Ich werde dich anrufen. Du wirst verstehen, daß ich das alles erst mal mit Robertino besprechen muß.«
»Nein, das verstehe ich nicht.«
»Mußt du auch nicht, mein kleines Landpomeränzchen.« Sie lachte über einen guten Witz. »Du hörst von mir.«
Damit legte Grit einfach auf.
Noch vor gar nicht allzulanger Zeit wäre Bettina jetzt in Tränen ausgebrochen. Doch das war vorbei. Sie würde sich so nicht mehr abkanzeln lassen, nicht von Frieder, nicht von Grit, von niemandem. Auch nicht, wie sie es früher immer geradezu verzweifelt versucht hatte, um den Familienfrieden zu retten. Den gab es doch schon längst nicht mehr bei den Fahrenbach. Diese Illusion war gestorben wie so vieles sonst.
Bettina legte das Telefon zurück auf die Station, dann verließ sie ihr Büro. Den Kaffee bei Toni hatte sie sich jetzt verdient. Wenngleich sie auch ein wenig auf ihren Kaffeekonsum achten sollte. Davon trank sie auf jeden Fall zu viel, nicht, weil sie süchtig danach war, sondern mehr oder weniger aus Gewohnheit und weil es sich bei einem Kaffee eben auch gemütlicher plaudern ließ.
Und dann würde sie Bellert anrufen und sich um die Vertretung bemühen. Sie würde alles, aber auch wirklich alles tun, um sie zu bekommen.
Ihre Loyalität ihrem Bruder Frieder gegenüber war eine total verstandene. Sie nahm ihm nichts weg, sondern bemühte sich um das, was er verloren hatte. Wie es wirklich im Weinkontor aussah, davon hatte sie nicht die geringste Ahnung. Es kam ihr nur hier und da etwas zu Ohren. Und was sie hörte, war leider, leider überhaupt nichts Gutes.
*
Obwohl ihr Vater und Richard Bellert befreundet gewesen waren, hatte das keinerlei Einfluß auf ihre Verhandlungen mit ihm.
Bellert war von Frieder enttäuscht und getäuscht worden, und er schuldete Bellert eine enorme Summe, weil er Spirituosen bezog, sie aber nicht bezahlt hatte. Bei zehn gutlaufenden Produkten konnte Bettina sich ausrechnen, was da für ein Betrag zusammengekommen war. Und es war nicht nur der finanzielle Verlust, der Bellert so aufbrachte, nein, es war vor allem auch die menschliche Enttäuschung darüber, von jemandem, dem er vertraute, so hintergangen worden zu sein.
Nein, von den Fahrenbach hatte er erst einmal die Nase voll, und das gab er auch unumwunden zu.
Bettina konnte ihn gut verstehen, aber sie wollte sich nicht so schnell geschlagen geben.
»Herr Bellert, Sie dürfen Frieder und mich nicht in einen Topf werfen. Ich arbeite so, wie mein Vater es getan und wie er es mich gelehrt hat. Und Sie können sich bei all meinen Geschäftspartnern erkundigen, bei Brodersen, Horlitz, Schaapendonk in Holland. Ich vertreibe den Wodka ›Fire‹ von Madow, den Marillenbrand und Perlinger nicht zu vergessen. Marjorie Ferguson hat mir die Vertriebsrechte für ihren berühmten Maltwhisky Finnmore eleven übertragen. Bei all denen können Sie sich erkundigen, und Sie können auch meine Kunden fragen, die Liste gebe ich Ihnen gern, wie ich sie beliefere. Auch da sind Großkunden dabei und ich…«
Er unterbrach sie.
»Schon gut, schon gut, Bettina. Ich glaube Ihnen ja. Aber ich habe mir geschworen, mit den Fahrenbach zu brechen, und zu den Fahrenbach gehören Sie auch.«
Bettina gab nicht auf. Sie mußte ihn überzeugen.
»Herr Bellert, ich bin nicht mein Bruder, und meine Firma hat mit seiner überhaupt nichts zu tun. Ich sagte Ihnen ja bereits, daß er nicht einmal mit mir spricht. Meinetwegen kommen Sie her, sehen Sie sich meinen Betrieb an.«
Seit Lieferanten, speziell die mehr als kritische Marjorie hier gewesen und total begeistert waren, hatte sie keine Probleme damit, ihren Betrieb zu zeigen. Natürlich war alles, im Vergleich zum Weinkontor, in Miniaturausgabe. Aber es war alles modern und funktionierte – ein kleiner feiner Vorzeigebetrieb!
»Sie geben wohl nie auf, was?«
»Um etwas, was wichtig ist, kann ich kämpfen, Herr Bellert. Ihre Produkte sind wichtig für mich. Nicht, wegen des Profits, den ich damit machen kann, der natürlich auch nicht zu unterschätzen ist. Es geht um mehr, Fahrenbach und Bellert gehören einfach zusammen. Man kann nicht diese jahrzehntelange fruchtbare Zusammenarbeit einfach… wegstreichen… bitte, Herr Bellert, geben Sie mir eine Chance, schon allein…«
Sie brach ihren Satz ab, eigentlich hatte sie fortfahren wollen – um meines Vaters willen. Aber das wollte sie nicht.
Sie wollte den Auftrag haben um ihrer selbst willen, nicht, weil sie die Tochter des großen Hermann Fahrenbach war, diesem geachteten, integren Geschäftsmann.
»Ich werde Sie nicht enttäuschen, Herr Bellert«, sagte sie statt dessen.
Es dauerte einen Moment, ehe er antwortete.
»Liebe Bettina, alles was Sie mir da erzählt haben, hört sich großartig an, aber es reicht nicht, um mich zu überzeugen, dafür sitzt die Enttäuschung einfach zu tief in mir.«
Ehe Bettina einen neuerlichen Vorstoß wagen konnte, fuhr er fort: »Ich werde darüber nachdenken, das verspreche ich. Doch wohin meine Überlegungen mich führen werden, dazu kann ich nichts sagen. Machen Sie sich bitte keine Hoffnungen. Ich möchte nicht, daß Sie bei einer endgültigen Absage enttäuscht werden.«
Es hatte keinen Sinn, jetzt noch etwas zu sagen. Aber immerhin wollte er darüber nachdenken. Das war doch etwas, oder?
Sie mußte aufhören, sich etwas vorzumachen. Das sagte überhaupt nichts. Es war nicht mehr als eine Höflichkeitsfloskel. Irgendwann würde er sie anrufen oder auch nur ein Fax oder einen Brief schicken, der so anfing… zu unserem größten Bedauern…
»Ich hoffe sehr, daß Sie sich doch noch für mich entscheiden werden, Herr Bellert«, sagte sie, doch das klang schon ein wenig lahm.
Sie wechselten noch ein paar Worte miteinander, ehe sie sich voneinander verabschiedeten.
Sie hatte es versucht, tröstete Bettina sich, ehe sie aufstand und hinüber in Tonis Büro ging.
»Und, Bettina, bekommen wir den Vertrieb für die Bellert-Produkte?« erkundigte er sich aufgeregt.
Sie zuckte nur die Achseln.
»Was hat das zu bedeuten?« wollte er wissen.
»Das bedeutet, daß es in den Sternen steht, aber tendenziell wohl eher nein.«
»Bettina, das verstehe ich nicht. Warum? Du hast es doch schon immer geschafft, die Lieferanten auf deine Seite zu ziehen. Die waren sogar froh, mit dir weiterarbeiten zu können. Was ist bei Bellert schiefgelaufen?«
»Frieder