Bettina Fahrenbach Staffel 3 – Liebesroman. Michaela Dornberg

Bettina Fahrenbach Staffel 3 – Liebesroman - Michaela Dornberg


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sie sich darüber. Aber sie war ziemlich erschüttert wegen des Verhaltens ihrer Mutter, die skrupellos ihrer eigenen Schwester die Verantwortung für ihr Kind untergeschoben hatte. Das war so ungeheuerlich, daß es wohl noch eine Zeit brauchen würde, ehe sie das verarbeitet hatte.

      Sie war noch total durcheinander, als Leni zu ihr ins Wohnzimmer kam.

      »Was ist denn los mit dir?« wollte Leni wissen. »Bist du einem Geist begegnet?«

      Bettina war froh, daß Leni wieder da war, jetzt konnte sie endlich mit jemandem darüber sprechen, was ihr widerfahren war.

      »Einem Geist nicht«, antwortete sie, »aber meinem Bruder.«

      »Sag bloß, Frieder war hier, um sich zu entschuldigen?« Leni setzte sich, denn das überraschte sie doch.

      Bettina schüttelte den Kopf.

      »Nein, nein, Frieder war nicht hier.«

      »Etwa Jörg? Na ja, zuzutrauen ist es ihm, daß er es sich wieder anders überlegt hat.«

      »Nein, Leni, auch nicht Jörg. Mein Bruder Christian war hier.«

      »Bettina«, Lenis Stimme klang mehr als besorgt, »hast du…, ich meine, hast du etwas getrunken?«

      Bettina brach in schallendes Gelächter aus.

      »Um Himmels willen, nein«, widersprach sie sofort, »es gibt ihn wirklich, meinen Bruder Christian…«

      Und dann erzählte sie der erstaunt zuhörenden Leni, was sie erfahren hatte.

      Auch Leni war vollkommen perplex. Aber es war auch eine Ungeheuerlichkeit. Carla und ein uneheliches Kind, das sie ihrer Zwillingsschwester untergeschoben hatte.

      »Ich fasse es nicht«, sagte Leni schließlich nach einer ganzen Weile. »Daß deine Mutter egoistisch ist, das habe ich schon immer gewußt, aber eine solche Kaltblütigkeit, eine solche Hinterhältigkeit, nein, das hätte ich ihr nicht zugetraut. Überlege doch mal, wie übel sie deinem Vater mitgespielt hat, sie hat ihn von Anfang an betrogen.«

      Bettina hatte Tränen in den Augen.

      »Das ist es ja, was mich so fassungslos macht. Der arme, arme Papa, der doch wirklich alles getan hat, um sie glücklich zu machen. Jeden Wunsch hat er ihr von den Augen abgelesen, und dann ein solcher Betrug, ein solches Hintergehen. Das hat er wirklich nicht verdient.«

      »Reg’ dich bitte nicht auf, Bettina. Es ist nicht zu ändern. Wir können nur heilfroh sein, daß dein Vater niemals hinter diesen Verrat gekommen ist. Es hätte ihm das Herz gebrochen.«

      »Sie hat ihm durch ihr Weggehen genug angetan, darüber darf ich überhaupt nicht nachdenken. Aber das alles paßt, das paßt genau in das Bild, und sie war schon, als sie noch ganz jung war, egoistisch, gemein und berechnend.«

      Bekümmert blickte Leni die junge Frau an, die so außer sich war. Sie konnte sie ja verstehen, aber es brachte wirklich nichts mehr, sich darüber aufzuregen.

      »Bettina, es wird sie einholen, sie wird ihre Quittung bekommen für ihr unmenschliches Verhalten. Gottes Mühlen mahlen langsam, aber sicher.«

      »Das glaube ich nicht. Solche Menschen wie sie kommen immer durch, weil sie sich über alles hinwegsetzen. Überleg doch mal, sie hat nach Christian noch vier weitere Kinder bekommen, das heißt, sie mußte doch jedesmal an die Geburt ihres ersten Kindes erinnert werden. Wie abgebrüht ist sie eigentlich?«

      »Deine Mutter ist ein Mensch, der sich nicht in die Karten blicken läßt, deswegen kann auch niemand ergründen, ob sie an ihren erstgeborenen Sohn jemals gedacht hat oder nicht. Will er Kontakt zu ihr aufnehmen?«

      »Ich denke schon, und bei dieser Begegnung wäre ich wirklich gern Mäuschen.«

      »Vielleicht empfängt sie ihn ja überhaupt nicht«, mutmaßte Leni.

      Daran hatte Bettina überhaupt noch nicht gedacht, aber das konnte durchaus sein.

      Es war einfach zuviel, Bettina konnte nicht mehr. Diese Sache mit ihrem neuen Bruder hatte sie wirklich aus den Puschen gehauen.

      »Leni, ich… ich…«

      »Du brauchst jetzt einen Schnaps«, bestimmte Leni, »und den brauche ich auch. Mein Gott, welche Neuigkeiten! Kein Wunder, daß du darüber zusammenbrichst.«

      Sie stand auf und holte Gläser und die erstbeste Flasche, während Bettina versuchte, sich wieder zu sammeln. Sie atmete tief durch, aber das half nichts. Das Durcheinander in ihrem Kopf blieb, und daran würde auch ein Schnaps nichts ändern, das wußte sie genau.

      Das zu verarbeiten brauchte Zeit, viel Zeit…

      Sie hatte einen Bruder, der plötzlich aus der Versenkung aufgetaucht war.

      Frieder interessierte es nicht, Jörg war derzeit unerreichbar, aber Grit… Wenn Leni weg war, würde sie sofort ihre Schwester anrufen, die mußte es erfahren, daß es da Christian gab. Na, die würde vielleicht staunen!

      *

      Sofort, nachdem Leni gegangen war, rief Bettina bei ihrer Schwester an. Wie durch ein Wunder war die sofort am Telefon, und wie durch ein Wunder war sie sogar gut gelaunt. Das erstaunte Bettina sehr, aber es bedeutete auf jeden Fall, daß es zwischen Grit und ihrem Robertino gut zu laufen schien.

      Auch wenn Bettina mit der Wahl ihrer Schwester nicht einverstanden war, wünschte sie ihr eine harmonische Beziehung, auch wenn Grit sich die erkaufen mußte.

      »Sitzt du?« erkundigte Bettina sich nach der Begrüßung. »Ich habe unglaubliche Neuigkeiten.«

      »Du wirst Frieder endlich das Seegrundstück abtreten«, kam es wie aus der Pistole geschossen. »Oder du verkaufst den ganzen Kram und ziehst endlich wieder in die Stadt, oder du heiratest.«

      »Nichts von alledem. Nein, ich möchte dich darüber informieren, daß wir einen weiteren Bruder haben. Christian heißt er.«

      Grit begann schallend zu lachen.

      »Jetzt sag’ bloß nicht, daß du auf diesen Hochstapler hereingefallen bist. Aber typisch, dir kann man was vom Pferd erzählen, und schon glaubst du es.«

      Woher wußte Grit davon? Die Antwort bekam sie rasch.

      »Frieder hat diesen Typen hochkantig hinauswerfen lassen, der macht mit solchen Betrügern kurzen Prozeß, aber wie ich dich kenne, hast du ihn vermutlich auch noch mit Kaffee und Kuchen bewirtet.«

      Daß es Tee und Schokoladenkekse waren, brauchte sie Grit nicht zu sagen.

      »Grit, es gibt Beweise dafür, daß er unser Bruder ist. Ich habe sie in Händen.«

      »Bettina, Papier ist geduldig. Hast du schon mal was von Fälschungen gehört? Das muß man sich mal reinziehen, Papa und ein uneheliches Kind. Für so was war der doch viel zu spießig. Der hätte doch eine fremde Frau nicht mal geküßt, weil bei seinen Moralvorstellungen ein Kuß schon so was gewesen wäre wie ein ›One-night-stand‹.«

      »Grit, Christian ist nicht Papas Sohn. Er ist das uneheliche Kind von… Mama.«

      Grits glucksendes Lachen erstarb augenblicklich, es wurde mucksmäuschenstill.

      »Was sagst du da?« ächzte Grit schließlich.

      »Du hast schon recht gehört. Mama hatte vor uns bereits ein Kind, eben Christian.«

      »Das glaube ich nicht, dieser Mann will sich nur bei uns einschleichen und erben.«

      »Das ist doch überhaupt nicht wahr, er will Mama und uns kennenlernen.«

      »Hör auf davon, ich will das nicht, und ich glaube es auch nicht.«

      »Ich habe die Beweise hier.«

      »Ich will nichts davon hören. Das ist eine Lüge.«

      »Grit, ob du Christian kennenlernst oder nicht, das liegt bei dir. Aber die Tatsache, daß Mama ein außereheliches Kind hat, mit dem sie sehr schändlich umgegangen ist, bleibt


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