Mami Staffel 8 – Familienroman. Lisa Simon
liefen über ihre Wangen. Behutsam tupfte er sie mit seinem Finger fort. »Kinder lärmen, es wird Probleme geben…«
»Du hast genug Argumente angeführt und versucht, mich abzuschrecken. Es gelingt dir nicht. Natürlich wird es mir manchmal zu laut sein und ich werde mir die Haare raufen. Natürlich muß ich für meine Arbeit Ruhe haben. Wenn das in dem Haus nicht möglich ist, müssen wir anbauen. Da wird uns schon etwas einfallen.«
»Anbauen? Es ist noch etwas, Jonathan. Es ist nur wenig Kapital vorhanden, die Eltern der Kinder waren alles andere als reich, ich glaube, auf dem Haus liegt noch eine saftige Hypothek. Ich…«
Er verschloß ihren Mund mit einem Kuß, sie versuchte, ihn zurückzustoßen, sie stemmte ihre Hände gegen seine Brust. Er lachte nur.
»Meine störrische, widerspenstige Geliebte«, flüsterte er. Endlich erstarb ihr Widerstand, sie gab der eigenen Sehnsucht nach.
»Willst du mich heiraten, du störrische Person?«
Er lachte. Sie hockten noch immer auf dem Fußboden, er hielt sie in den Armen, wiegte sie, als wäre sie ein Kind.
»Nichts lieber als das. Ja, ich möchte dich sehr gern heiraten… wenn die Kinder bei uns leben dürfen.«
»Ich weiß, daß ich dich nur unter der Bedingung kriegen kann«, lachte er amüsiert. »Mach nicht so ängstliche Augen. Ich mag die Kinder, jeden einzelnen, alle fünf, und Charlie natürlich auch. Ich bin kein armer Mann, Susanne, Geld wird die kleinste Rolle spielen, das kann ich dir versprechen.«
»Aber sag später nicht, ich hätte dich nicht gewarnt.« Sie drückte ihr Gesicht gegen sein Gesicht und atmete tief.
»Das beste ist, du kneifst mich einmal, Liebster. Ich glaube nämlich, ich träume das alles nur.«
»Tut es ein Kuß auch?« wollte er verliebt wissen.
»Nein, denn davon habe ich ja so oft geträumt. Immer wieder, und ich wußte doch, daß das nie sein würde.«
»Närrchen du. Ich habe mich schon in dich verliebt, als ich dich zum ersten Mal sah. Ich konnte dich nicht aus meinem Kopf bekommen, so sehr ich es auch versuchte. Du hast dich in meinem Herzen ganz schön breit gemacht. Natürlich habe ich mich gegen dieses Gefühl gewehrt… aber die Liebe siegt. Sanne, ich werde mich bemühen, den Kindern ein guter Freund zu sein, zusammen werden wir ihnen helfen und sie zu fröhlichen Menschen erziehen. Mit vereinten Kräften müßte uns das gelingen.«
Sie konnte nicht sprechen, sie schluchzte. Tränen liefen über ihr Gesicht.
»Es gibt doch keinen Grund für Tränen«, flüsterte er zärtlich in ihr Ohr.
»Man kann auch weinen, weil man glücklich ist. O Jonathan, du ahnst es nicht, du kannst nicht wissen, wie traurig, wie ängstlich ich war. Es ist, als wären mir Pflastersteine vom Herzen gefallen.«
»Was macht ihr denn auf dem Fußboden?« Lea sah entsetzt auf die beiden hinunter. »Sanne, warum weinst du denn? Hast du dich verletzt?«
Sie hatten das Mädchen nicht kommen gehört, jetzt hörten sie Thomas’ Stimme, und Laura stritt mit Johann.
»Niemand ist verletzt, Lea«, beruhigte Jonathan das Kind.
»Willst du einem alten Mann auf die Beine helfen?« Lachend streckte er dem Mädchen die Hand entgegen.
»Ja, was machst du auf dem Boden?« wollte auch Susanne wissen, der es erst jetzt zum Bewußtsein kam, wie sie ihn vorgefunden hatte. »Du lagst da wie ein gefällter Baum.«
»Ich muß wohl einen Moment ohnmächtig geworden sein. Ich bin mit dem Kopf gegen den Türpfosten gedonnert, weil ich nicht schnell genug zu euch kommen konnte.« Spitzbübisch lachend setzte er hinzu: »Es war ein großes Glück, daß ich hilflos auf dem Boden lag und von Susanne in diesem Zustand aufgefunden wurde. Da muß der liebe Gott die Hand im Spiel gehabt haben.«
»Aber darum weint Susanne doch nicht?«
Jonathan sprang auf die Füße, zog Susanne hoch, aber er ließ sie nicht aus seinen Armen. Eine feine Röte bedeckte Susannes Gesicht. Johann kam ins Zimmer, er sah von einem zum anderen und spürte sofort, daß etwas sich ereignet hatte.
»Du kommst zur richtigen Zeit, Johann.« Über Leas Kopf sah er den Jungen an. »Susanne und ich haben uns lieb. Wir möchten heiraten, und ich wäre sehr froh, wenn ihr mich in eurer Familie willkommen heißt.«
Der Schrei ließ Susanne zusammenfahren, vermutlich hatten die alten Mauern so etwas noch nie gehört. Kein Wunder, daß Charlie wie verrückt bellte und ins Zimmer schoß.
»Mensch. Mensch. Das ist ja ’ne Wucht. Wie gut, Jonathan, daß ich dir den Floh ins Ohr gesetzt habe. Mensch, das muß ich den anderen sagen. Hör auf zu bellen, du verrückter Hund, man versteht ja sein eigenes Wort nicht.«
Aber statt zu den Geschwistern zu gehen, warf er seine Arme um Jonathan, löste sich und umarmte Susanne, er drückte ihr Küsse auf die Wange, er merkte nicht einmal, daß sich Tränen aus seinen Augen lösten und über seine Wangen liefen.
Charlie warf sich mit seinem ganzen Gewicht gegen Jonathan, daß er um ein Haar das Gleichgewicht verloren hätte.
»Ich versteh’ nur Bahnhof«, behauptete Lea. »Wieso heiratet ihr und wieso hat Johann dir den Floh ins Ohr gesetzt?«
»Himmel, bist du dämlich«, behauptete ihr Bruder und legte ihr liebevoll den Arm um die Schultern. »Sie heiraten, weil sie sich liebhaben. Ist doch logo, oder? Ich hatte heute nachmittag ein Gespräch unter Männern mit ihm. Ich hab ihm gesagt, daß ich es toll finden würde, wenn er unser Vater wird. Und das kann ich euch flüstern«, rief er Thomas und Laura entgegen, die ins Zimmer stolperten, »wenn ihr Jonathan ärgert und ihn nicht in Ruhe arbeiten laßt, dann kriegt ihr es mit mir zu tun. Dann setzt es was.«
Jonathan unterbrach das empörte Geschrei energisch.
»Wir werden uns schon zusammenraufen. Ich finde, wir sollten jetzt zusammen ein Gläschen Sekt trinken und auf unsere Verlobung anstoßen. Ich hoffe, ihr seid mit mir als Vaterersatz einverstanden?«
»Du führst dich aber toll bei uns ein«, lachte Laura verlegen. Diese Sache kam so unverhofft, da konnte man doch nicht vernünftig reagieren! »Wenn wir sogar Sekt trinken dürfen.«
Sie lachten und redeten alle durcheinander. Nur für Charlie war es schwer, er begriff die Aufregung leider nicht. Da ließ er sich einfach platt auf den Boden fallen, und wie immer lag er allen im Weg.
*
Als sich die Aufregung gelegt hatte, liefen die Kinder hinaus, die Aufregung konnten sie nur ertragen, wenn sie rennen konnten. Ihr fröhliches, übermütiges Geschrei füllte die Luft.
Susanne saß auf Jonathans Knien, ihr Kopf ruhte an seiner Brust.
»Ich kann unser Glück noch immer nicht glauben, Jonathan. Jetzt wird alles gut. Mir ist, als wäre ich aus einem Albtraum aufgewacht. Wir kennen uns erst ein paar Tage… Jonathan«, rief sie erschreckt. »Ich weiß kaum etwas von dir.«
»Aber, Susanne, wichtig ist doch nur unsere Liebe. Das Wissen, das wir uns lieben. Dazu brauchen wir nicht unseren Kopf anzustrengen, da haben unsere Herzen gesprochen. Natürlich wissen wir wenig voneinander, aber wir haben doch unser ganzes Leben Zeit, uns kennenzulernen. Susanne, in Zukunft werde ich dir alle unangenehmen Dinge vom Hals halten, mit dem Rechtsanwalt und den Behörden spreche ich.«
Sie verzog kläglich das Gesicht. »O Jonathan, du kennst das Jugendamt nicht. Sie werden dich löchern, sie werden in deinem Leben herumgraben, werden wissen wollen, ob du eine so große Familie ernähren kannst.«
»Das ist schließlich ihre Pflicht. Mach’ nicht so erschreckte Augen.« Er küßte sie zärtlich auf den Mund, löste sich aber sofort von ihr. »Bringen wir zuerst einige Dinge hinter uns, Liebste, bevor ich mich mit meiner Lieblingsbeschäftigung befasse, das bist nämlich du. Nichts tu ich lieber, als dich im Arm zu halten und dich küssen.
Ich kann eine Familie ernähren,