Star Trek - The Next Generation: Vorhandenes Licht. Dayton Ward

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      Sie hatte keine Ahnung, wo Worf war, aber als sie seinen Warnruf hörte, schaute sie zur Decke auf. Dort verstreut hingen mehr von den Kugeln, die die Mitglieder des Außenteams bereits im Korridor und im Kontrollraum gesehen hatten. Allein in ihrem Sichtfeld mussten es ein halbes Dutzend sein. Und sie hatten sich aktiviert: Sie rotierten, und ihre Emitter leuchteten in verschiedenen Farben. Sie beobachtete, dass die Kugeln – in unregelmäßigen Abständen und nicht synchron – immer wieder die Richtung wechselten.

      »Taurik?«

      Mehr bekam sie nicht heraus: Die erste Kugel hörte auf, sich zu drehen, und spie einen bläulich weißen Energiestrahl aus, der irgendwo im Hangar einschlug. Es blitzte auf, dann verschwand der Strahl.

      Chen nahm aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahr, drehte sich in die Richtung, wobei sie mühsam auf die Beine kam, und riss ihren Phaser in die Höhe. Zwischen zwei Fähren war eine weitere Gestalt aufgetaucht, die Waffe auf sie gerichtet, und sie hatte nicht genug Zeit, irgendetwas zu tun, ehe der Fremde auf sie schoss.

      Obwohl sie versuchte, sich zur Seite zu werfen, spürte Chen das Äquivalent eines Hiebs gegen die rechte Schulter, dessen Wucht einen ihrer Stiefel vom Boden löste. Ihr ganzer Körper kribbelte und summte, als sei er unter Strom gesetzt worden, aber sie war weder bewusstlos noch tot.

      So hatte sie das Vergnügen, bei klarem Verstand den Alarm zu hören, der ihren keuchenden Atem übertönte.

      »Warnung«, klang die Computerstimme aus dem Lautsprecher. »Leck im Raumanzug.« Dieselben Worte erschienen auf dem Head-up-Display in ihrem Helm. Sie blinkten rot – offenbar eine Maßnahme, um sicherzustellen, dass sie die Sache ernst nahm.

      Als hätte sie nicht schon genug Schwierigkeiten, entdeckte Chen im nächsten Moment einen haarfeinen Riss in ihrem Visier, gerade unterhalb ihrer rechten Wange. Er begann an der Kante, an der das durchsichtige Material mit dem Helm verschmolz, breitete sich aber bereits in einem Spinnennetzmuster aus.

      Chen presste instinktiv die Hand gegen ihre Schulter, als könne sie so den Schaden beheben.

      Du musst das Ding flicken, schrie ihr Verstand sie an. Jetzt sofort!

      Dann schlang Taurik seinen Arm um ihre Hüfte und führte sie auf eine der Fähren zu. Der Schütze, der sie angegriffen hatte, schien urplötzlich das Interesse an ihnen zu verlieren: Anstatt sie zu verfolgen, zog er sich hastig zurück. Dabei wirkte er, als suche er verzweifelt nach einem Versteck.

      Eine der Kugeln an der Decke hatte ihre leuchtenden Emitter dem Schützen zugewandt. Durch das sich ständig vergrößernde Spinnennetz in ihrem Visier sah Chen, wie aus der Kugel ein Energiestrahl zuckte.

      Es war kein Betäubungsschuss. Der Fremde sank nicht einfach in sich zusammen und hing reglos im Vakuum. Stattdessen umschloss ihn der blendend helle Strahl einen Augenblick lang, und dann war der Fremde plötzlich spurlos verschwunden.

       Hei… Heilige Schei…

      »T’Ryssa.« Ruhig und eindringlich. Taurik. Er duckte sich und kroch mit ihr unter den Bug der Fähre. Den Phaser hatte er schon in sein Holster geschoben. Sobald sie saß, ließ er sie los und holte etwas aus einer seiner Taschen: einen Notfallflicken. Sie beobachtete benommen, wie er ihn an ihrer rechten Schulter anbrachte. Als die Reparaturmasse mit ihrem Anzug in Kontakt kam, begann sie sofort, das verkohlte Loch darin zu verschließen.

      »Warnung«, wiederholte das Überwachungssystem. »Leck im Raumanzug.«

      »Taurik«, sagte Chen heiser.

      Der vulkanische Ingenieur beachtete sie gar nicht. Er holte eine Rolle transparenter Folie aus einer anderen Tasche, die er eilig auf ihr Helmvisier klebte. Die flexible Substanz passte sich den Konturen des Visiers an, schob die Bruchstellen zusammen und versiegelte jeden noch so kleinen Spalt. Innerhalb von Sekunden verblasste die rot blinkende Schrift.

       »Leck abgedichtet. Evakuierung empfohlen, Reparatur notwendig.«

      Und damit verstummte die Stimme, und Chen hörte wieder nichts weiter als ihren eigenen Atem. Sie brauchte einen Moment, um sich zu sammeln. Tauriks Reparaturarbeiten waren keine dauerhafte Lösung für ihr Problem, aber vorerst war sie außer Gefahr. So würde sie in der Lage sein, mit den anderen zur Enterprise zurückzukehren.

      Erst dann fiel ihr auf, dass die Aktivitäten im Hangar offenbar zum Erliegen gekommen waren.

      »Geht es dir gut?«, fragte Taurik. Er betrachtete sie mit offener Sorge und hatte sogar vergessen, sie zu siezen.

      »Ja. Danke für die Hilfe!« Sie tätschelte ein wenig ungeschickt seinen Arm. Dann lehnte sie sich zur Seite und spähte unter dem Bug der Fähre hervor. Sie konnte eine der Kugeln sehen. Das mysteriöse Gerät hatte seine rotierenden Bewegungen eingestellt. Seine Emitter waren wieder dunkel geworden.

      »Was war das?«, fragte sie.

       »Ich schätze, wir können nun davon ausgehen, dass es sich bei den Kugeln um ein Abwehrsystem handelt.«

      »Na, wunderbar!«

      Chen entschied, dass es wohl sicher genug war, sich aus Tauriks und ihrem Versteck zu wagen. Sie krabbelte unter dem Bug hervor und behielt dabei die Kugeln im Auge, die ihr am nächsten waren. Dann schaute sie sich rasch im Hangar um. Auch die anderen Geräte waren dunkel und hingen still. Taurik trat neben sie. Noch einmal studierte er die Anzeigen seines Trikorders.

       »Sie scheinen den Betrieb wieder eingestellt zu haben.«

      Chen runzelte die Stirn. »Das hast du vorhin auch gesagt.« Sie versuchte, die noch sichtbaren Risse in ihrem Helmvisier nicht weiter zu beachten. Auch wenn sie nicht mehr in unmittelbarer Lebensgefahr schwebte … Verschiedene äußerst unangenehme Szenarien gingen ihr durch den Sinn. Oh ja – sie war bereit, sich zur Enterprise zurückbeamen zu lassen.

      Taurik fuhr herum, den Phaser schon wieder in der Hand, und Chen folgte seinem Beispiel. Beide Offiziere nahmen allerdings schnell ihre Waffen herunter, als sie Worf erkannten, der zwischen zwei Fähren auf sie zukam. Er hielt die Mündung seines Phasers auf den Boden gerichtet.

      »Sind Sie beide unverletzt?«, fragte er und musterte eingehend Chens geflickten Anzug.

      »Ja, Sir«, sagte Chen. »Dank Taurik.«

      »Da bin ich froh!«, sagte Dina Elfiki über das Komm-System, nur Augenblicke bevor sie und Rennan Konya in Sicht kamen. Elfiki hielt direkt auf sie zu, während Konya ihr langsam folgte und sich überall zwischen den Fähren umsah. Chen warf er mehr als nur einen besorgten Seitenblick zu. Sie sah die Erleichterung in seinem Gesicht und hob einen Daumen, um ihn wissen zu lassen, dass mit ihr wirklich alles in Ordnung war. Er lächelte.

      »Was machen Sie denn hier?«, fragte Chen an Elfiki gewandt.

      Die Wissenschaftsoffizierin grinste. »Der Komm-Kanal ist immer noch offen. Wir haben alles gehört und sind so schnell wie möglich hergekommen!«

      Worf, der endlich zufrieden mit seiner Begutachtung von Chens Anzug und Helm zu sein schien, wandte sich Taurik zu. »Commander, wie beurteilen Sie, was gerade passiert ist?«

      »Es scheint offensichtlich, dass an Bord dieses Schiffes noch eine Einbruchsicherung funktionsfähig ist«, erwiderte der vulkanische Ingenieur. »Allerdings kann ich mir nicht erklären, wie sie arbeitet oder warum sie sich nicht vorher aktiviert hat.«

      »Mehr noch«, sagte Chen, »die Dinger haben erst losgelegt, als diese Typen über uns hergefallen sind. Da waren wir schon fast eine Stunde lang hier gewesen. Das System hatte so viel Zeit, auf unsere Anwesenheit zu reagieren, rührt sich aber erst, als ein Feuergefecht ausbricht? Und diese Leute … Warum haben wir die nicht früher bemerkt? Sie waren wie unsichtbar für unsere Scanner. Wie haben die das gemacht? Mit einer Tarnvorrichtung? Störsignalen? Zauberei?«

      »Vielleicht ein Dämpfungsfeld«, spekulierte Elfiki. »Gut möglich, dass es in ihre Anzüge integriert war. Ich hatte


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