Star Trek - The Next Generation: Vorhandenes Licht. Dayton Ward
Anklage wegen des Verlusts der Stargazer gegen ihn geführt, und dennoch sind Sie beide Freunde geworden. Sie respektieren und schätzen einander, selbst wenn Sie in einem Konflikt nicht auf derselben Seite stehen. Ich glaube, wenn Sie Zweifel an Picards Integrität hätten – echte Zweifel –, hätten Sie seine Rückkehr schon vor drei Wochen gefordert.«
Er hat recht. Das mag mir nicht schmecken, aber es stimmt.
»Wenn ein Mann wie Picard eine solche Entscheidung trifft«, fuhr Akaar fort, »wenn er gegen seine Überzeugungen verstößt, kann man sich sicher sein, dass er darunter leidet. Ich gehe davon aus, dass er immer noch damit ringt. Dass die Sache ihn verfolgt.« Er lehnte sich zurück. »Und die Wahrheit ist doch die: Wir können nicht gutheißen, welcher Methoden Picard und die anderen sich bedient haben, aber es ist glasklar, dass sie das Richtige getan haben. Um unser aller willen.«
»Es spielt aber keine Rolle, wie wir die Sache sehen, Leonard!«, fuhr Louvois ihn an. Sie sprang auf und begann, unruhig in ihrem Büro auf und ab zu gehen. »Es ist meine Aufgabe, die Gesetze der Föderation aufrechtzuerhalten, so wie es Ihre ist, gegen all jene vorzugehen, die sie brechen, die unsere Lebensweise bedrohen – ob nun von außen oder von innen heraus! Wir können nicht handeln, als hätten wir gar nichts aus dem Leyton-Skandal gelernt.«
James Leyton.
Der Name hallte bei jedem Schritt in ihrem Kopf wider. Leyton, ein ehemaliger Vice Admiral, war in den Monaten vor dem Dominion-Krieg Chef der Einsatzplanung der Sternenflotte gewesen. Es war eine Zeit großer Unsicherheit gewesen: Die Föderation und mit ihr der gesamte Alpha-Quadrant hatten die Gefahr unterschätzt, die das Dominion darstellte. Leyton hatte versucht, die Sternenflotte davon zu überzeugen, radikale Schutzmaßnahmen zu ergreifen und sich auf den Krieg vorzubereiten, den er vorhergesehen hatte. Er hatte Fürsprecher sowohl im Sternenflottenkommando als auch in der Föderationsregierung gefunden, aber es war ihm nicht gelungen, Präsident Jaresh-Inyo von seiner Sache zu überzeugen.
Leyton hatte geglaubt, für das Wohl der Föderation handeln zu müssen. Also hatte er einen Plan gesponnen, der auf Manipulation und Täuschung beruhte. Er hatte die Elitetruppe »Red Squad« – Kadetten der Sternenflottenakademie! – eingesetzt, um das Energienetz der Erde zu sabotieren. Sein Ziel war es gewesen, Angst vor dem Dominion zu schüren, besonders vor einer Gruppe Wechselbälger, die die Erde infiltriert und wichtige Schlüsselpositionen besetzt hatten. Dieser Schachzug hatte ihm endlich dazu verholfen, Jaresh-Inyo dazu zu bringen, weltweit das Kriegsrecht zu verhängen. Durch eine raffinierte List hatte er es außerdem so aussehen lassen, als würde das Dominion getarnte Schiffe aus dem Gamma-Quadranten durch das bajoranische Wurmloch schicken, um die Erde anzugreifen. Indem er das getan hatte, hatte er einen Putsch vorbereiten können, um Jaresh-Inyo zu entmachten und eine Militärdiktatur unter seiner eigenen Führung auszurufen, bis die Gefahr durch das Dominion gebannt war.
Und wo war Leyton jetzt? Louvois hatte keine Ahnung. Der ehemalige Admiral hatte eine Haftstrafe von fünf Jahren in der Strafkolonie der Föderation auf Neuseeland abgesessen, aber danach war er … verschwunden. Er hatte Interviewanfragen von Journalisten, Historikern und Möchtegern-Biografen abgelehnt. Louvois, die seine persönliche Geschichte so gut kannte, hatte es stutzig gemacht, dass sein Name in Bezug auf die Affäre um Sektion 31 nirgendwo auftauchte. Hatte er wirklich nie mit der Geheimorganisation zu tun gehabt? Sie würde einen ihrer Assistenten darauf ansetzen müssen, Leyton aufzuspüren.
»Leyton und seine Anhänger haben sich nicht in dem Dominion getäuscht«, sagte Akaar, »aber was Leyton getan hat, war abscheulich und selbstgerecht. Sie können ihn nicht mit Picard vergleichen.«
Louvois machte Anstalten zu protestieren, aber Akaar gab ihr keine Gelegenheit dazu. »Ich will nur sagen, dass sich nicht jeder, der an Zifes Amtsenthebung beteiligt war, im gleichen Maß schuldig gemacht hat. Trotz aller Dringlichkeit, Gerechtigkeit walten zu lassen … Wir müssen dafür sorgen, dass die Strafe dem Vergehen angemessen ist.«
Louvois nickte, unterbrach ihre rastlose Wanderung und starrte ins Nichts. »Ich stimme Ihnen voll und ganz zu, Leonard. Aber wir können diese Abstufungen nicht vornehmen, wenn wir nicht die nötige Vorarbeit leisten. Wir müssen unermüdlich nach der Wahrheit suchen. Wir müssen jedes juristische Mittel nutzen, das uns zur Verfügung steht, mit dem vorhandenen Licht jede dunkle Ecke ausleuchten, damit niemand sich darin verbergen kann. Bis hin zur letzten traurigen, bitteren Tatsache muss alles auf den Tisch kommen, weithin sichtbar für das ganze Universum … Oder wir werden für immer befürchten, dass sich so etwas wiederholen könnte.«
Sie wandte sich zu Akaar um. »Der Föderationsrat hat mir diese Aufgabe übertragen, aber ohne Ihre Hilfe werde ich daran scheitern. Kann ich auf Sie zählen, Leonard? Kann ich darauf vertrauen, dass Sie objektiv an die Sache herangehen? Es ist eine schwere Last, das weiß ich wohl, aber sie muss geschultert werden. Sind Sie willens, der Wahrheit zuliebe Ihre persönlichen Befindlichkeiten und Loyalitäten außen vor zu lassen, koste es, was es wolle?«
Der Admiral erhob sich und kam zu ihr herüber. Er streckte ihr seine Hand entgegen. »Sie können sich voll auf mich verlassen, Phillipa. Packen wir’s an.«
KAPITEL 7
T’Ryssa Chen lächelte bereits, während noch das flirrende Licht des Transporterstrahls um sie herum erlosch.
Die Umgebung, in der sie materialisierten, war in Dunkelheit getaucht, das einzige Licht schien von den Leuchten an den Raumanzügen auszugehen. Dann entdeckte Chen hier und da ein schwaches Glimmen, Gruppierungen kleiner bunter Punkte, die auf Arbeitsstationen und verschiedenartigen Geräten glühten. Sie drehte sich einmal im Kreis und ließ die Lichtstrahlen ihrer Anzugleuchten durch den Raum wandern. Sie strichen über die anderen Mitglieder des Außenteams und über Konsolen, die sich an den Wänden aufreihten. Wozu waren sie da? Welche Bordsysteme überwachten sie? Über die Decke zogen sich Leitungen, ja, offenbar sogar Lüftungskanäle. Eine große dunkle Kugel hing in der Mitte des Raumes über ihren Köpfen. Sie hatte mehr als ein Dutzend Löcher, in die vielleicht Lampen eingesetzt waren.
Du bist seit zehn Sekunden hier und schon total überreizt.
»Ich kann sehen, dass Sie wie ein Honigkuchenpferd grinsen, Lieutenant Chen«, sagte Dina Elfiki. Ihre Stimme drang gedämpft aus dem Lautsprecher in Chens Helm. »Ihre Zähne reflektieren die Helmbeleuchtung!«
»Kann ich was dafür, dass ich so begeisterungsfähig bin?« Sie konnte spüren, wie ihr Lächeln noch in die Breite wuchs, während sie sich weiter umsah. Zusammen mit Elfiki, Worf, Lieutenant Commander Taurik und Lieutenant Rennan Konya gehörte sie zum ersten Außenteam, das das fremde Schiffswrack besuchte!
Seit sie auf der Enterprise als Kontaktspezialistin diente, hatte sie an etlichen Außenmissionen teilgenommen und war bei vielen ersten Treffen mit Angehörigen neu entdeckter Zivilisationen dabei gewesen. Aber egal wie oft sie schon Mitglied eines Außenteams gewesen war – wenn es wieder losging, gab ihr das jedes Mal einen Kick. Immerhin war sie deswegen der Sternenflotte beigetreten! Da sie auf der Enterprise stationiert war, bekam sie häufig Gelegenheit, solche Einsätze mitzumachen. Als Kadettin an der Sternenflottenakademie hatte sie Sach- und frei zugängliche Logbücher verschlungen, in denen Missionen von Schiffen wie der Enterprise beschrieben wurden – Missionen, die die Erforschung des Weltraums vorangebracht hatten. Dass sie nun zur Besatzung eines solchen Raumschiffs gehörte, dass sie an jenem Wunder teilhaben durfte, für das sie nur die einfachsten Worte fand (»das Wunder, nachsehen zu können, was da draußen ist«), würde nie aufhören, sie in Entzücken zu versetzen.
»Außenteam an Enterprise«, sagte Worf. Er war ein paar Schritte vorausgegangen, sodass die Arbeitsleuchten seines Raumanzugs nun den Bereich vor ihnen erhellten. »Wir sind ohne Zwischenfälle angekommen.«
»Die Sensoren haben nach dem Transport weder eine Veränderung des Kurses noch des Verteidigungsstatus festgestellt«, sagte Captain Picard. Seine Stimme hörte sich leise und sehr weit entfernt an.