Star Trek - The Next Generation: Vorhandenes Licht. Dayton Ward
beschäftigte sich einen Moment lang mit seinem eigenen Trikorder. »Ich habe die Scanfrequenz modifiziert. So kann ich die Störung zwar nicht herausfiltern, aber vermindern, und wir können unsere Trikorder weiterhin benutzen.«
»Informieren Sie mich über jede Veränderung«, befahl Worf. In seiner Stimme schwang Besorgnis mit. Chen wusste, dass der Erste Offizier Überraschungen nicht leiden konnte – noch weniger mochte er es, wenn sich irgendetwas nicht erklären ließ. Das war eine Charaktereigenschaft, die sie mit ihm teilte, obwohl sie dazu neigte, ungelöste Rätsel als Herausforderungen und nicht als potenzielle Bedrohungen zu sehen. Allerdings hatte sie in ihrer Zeit auf der Enterprise gelernt, wie nützlich es sein konnte, ein Problem aus verschiedenen Richtungen anzugehen. Manchmal konnte es einem den Hals retten.
Besonders, wenn man grundsätzlich ein bisschen zu wagemutig ist und durch ein mysteriöses fremdes Raumschiff irrt.
Der Korridor endete vor einer großen runden Tür, die bündig in die Wand eingelassen war. Chen richtete die Arbeitslampen in ihrem Anzug auf die polierte Oberfläche und konnte nicht umhin zu bemerken, dass auch sie glänzte und funkelte, als sei sie brandneu. Sie legte ihre behandschuhte Hand auf das Metall und fuhr mit den Fingerspitzen über die kaum wahrnehmbaren Fugen zwischen Tür und Wand. Durch die Tür selbst zogen sich ebenfalls Linien, sie bildeten ein X. Wenn die Tür sich öffnete, teilte sie sich vermutlich in vier identische Dreiecke, die in der Wand versanken …
»Ein bisschen groß für einen normalen Durchgang«, sagte sie. »Könnte für Nutzfahrzeuge gedacht sein. Oder für Maschinen zum Be- und Entladen?«
»Eine logische Schlussfolgerung«, sagte Taurik. Er richtete seinen Trikorder auf die Tür. »Keine Kraftfeldemitter – die Tür scheint magnetisch verriegelt zu sein. Vermutlich muss eine Druckentlastung vorgenommen werden, ehe sie geöffnet werden kann.«
Worf betrachtete ihn. »Kriegen Sie sie auf?«
»Ich glaube schon, Commander.«
Taurik griff in die große Tasche am linken Oberschenkel seines Raumanzuges und fischte einen rechteckigen Gegenstand etwa in der Größe seiner Hand daraus hervor, den Chen als einen P-38 erkannte. Das Gerät gehörte in den Werkzeugkasten eines jeden guten Ingenieurs: Es diente dazu, magnetisch versiegelte Türen und Abdeckungen zu manipulieren und zu öffnen. Mit sparsamen, geübten Handgriffen brachte Taurik den P-38 an der Metalltür an, direkt über der Stelle, an der die Fugen zum Mittelpunkt des X zusammenliefen. Dann betätigte er eine Taste. Im Vakuum gab es natürlich kein Geräusch, aber Chen bildete sich ein, ein leises metallisches Klicken zu spüren, als die magnetische Versiegelung nachgab. Die Fugen zwischen den Türsegmenten verbreiterten sich.
»Da haben wir’s doch!«, sagte sie. »Gute Arbeit.«
Taurik löste den P-38 von der Tür und steckte ihn wieder ein. »Das Gerät hat erwartungsgemäß funktioniert«, sagte er.
Chen lachte leise. »Immer so bescheiden!«
Gemeinsam gelang es Worf und Taurik, den Abstand zwischen den vier Segmenten so weit zu vergrößern, dass sie eine Kante in den Griff bekamen. Dann stemmten sie die Tür mit roher Gewalt auf. Sie drückten das untere Segment in den Boden; gleichzeitig hob sich das obere. Es dauerte nicht lange, eine Öffnung zu schaffen, die groß genug war, um hindurchzusteigen. Worf ging als Erster und richtete das Licht der Leuchte an seinem Handgelenk nach vorne aus.
»Eindeutig ein Hangar«, sagte er.
Er machte ein paar Schritte in den Raum hinein. Taurik folgte ihm, und Chen bildete das Schlusslicht. Der Hangar war riesig. Chens Blick wanderte an den schier endlosen Wänden empor und tastete über die gewölbte Decke. In der Höhe sah sie Stege und Beobachtungsstationen hinter transparenten Barrieren. Auf der gegenüberliegenden Seite des Hangars gab es eine große Öffnung, durch die man ungehindert ins All schauen konnte.
»Damit wäre geklärt, warum die Tür verriegelt war«, sagte Chen.
Der größte Teil des Hangardecks wurde von Dutzenden kleiner Transportschiffe eingenommen, die ordentliche Reihen bildeten und – wie alles andere – aussahen, als seien sie gerade gewaschen und poliert worden. Sie waren etwa halb so lang wie ein Standardshuttle der Sternenflotte. Zwiebelförmige Nasen wuchsen aus klotzigen, utilitaristischen Rümpfen hervor. Die kleinen Schiffe wirkten, als würden sie auf ihren dreiteiligen Fahrgestellen kauern. Am hinteren Ende hatten sie jeweils zwei große Triebwerke, kleinere waren an verschiedenen Stellen entlang der Rümpfe angebracht. Die Hüllen bestanden aus einem dunklen, gefleckten Metall und waren mit verschiedenen Kennzeichnungen und Symbolen versehen, die Chen an die fremdartige Schrift erinnerten, die im Kontrollraum über Worfs Trikorderbildschirm gelaufen war. Zwei ovale Fenster, die von außen undurchsichtig zu sein schienen, dominierten die Front, und mittschiffs gab es sowohl auf der Steuerbord- als auch auf der Backbordseite Einstiegsluken.
Chen scannte das Shuttle, das ihr am nächsten war. »Magnetische Halterungen in den Fahrgestellen fixieren sie auf dem Deck«, berichtete sie. »Die Schiffe sind offenbar nicht mit Überlichtantrieben ausgestattet, aber im hinteren Teil, direkt vor den Haupttriebwerken, gibt es eine große Energiequelle. Die Dinger sind eindeutig für Kurzstreckenflüge gedacht.«
»Das Mutterschiff ist vermutlich zu groß, um auf einem Planeten zu landen«, sagte Taurik, »und bis jetzt haben wir keinen Hinweis darauf gefunden, dass die Erbauer über Transportertechnologie verfügten. Es ist daher wahrscheinlich, dass es sich bei den kleinen Schiffen um Fähren handelt, die Passagiere vom Mutterschiff auf eine Planetenoberfläche hinabbringen können.«
»Okay, helfen Sie mir mal«, sagte Chen. Sie versuchte verzweifelt, Teile eines Puzzles zusammenzufügen, die nicht zusammenpassen wollten. »Jemand baut ein Raumschiff, groß genug, um Tausende aufzunehmen. Entweder kommen die Leute nie an Bord, oder sie waren an Bord, haben aber aus irgendeinem Grund entschieden, das Schiff zu verlassen. Wenn die zweite Annahme stimmt, verstehe ich ja, dass sie die Hintertür haben offen stehen lassen … Sie waren vielleicht in Eile. Aber sonst? Einen ganzen Hangar voller Schiffe ungeschützt dem Weltraum auszusetzen, ist eine merkwürdige Entscheidung, finde ich. Schiffe, die bloß gut für kleine Ausflüge sind … Das ergibt doch alles keinen Sinn!«
Ohne auf Anweisungen zu warten, näherte Taurik sich dem offenen Hangartor und den Sternen dahinter. Er streckte den Trikorder aus. »An der Außenhülle des Schiffs befindet sich ein beschädigtes Bedienfeld, ganz in der Nähe des Tors. Über das Feld ließ sich der Verriegelungsmechanismus für das Tor manuell steuern. Offenbar wurde es manipuliert, um das Tor von außen zu öffnen.«
»So wie wir die innere Tür geöffnet haben?«, fragte Chen.
»Nein«, antwortete Taurik. »Die Methode war deutlich kruder, jedoch effektiv.« Er betrachtete die Messwerte auf seinem Trikorder. »Es sieht außerdem so aus, als sei der Mechanismus erst vor Kurzem beschädigt worden.«
Worf starrte den Ingenieur an. Trotz seines Helms erkannte Chen deutlich den alarmierten Ausdruck auf seinem Gesicht. »Vor Kurzem? Was bedeutet das genau?«
»Innerhalb der letzten sechs Stunden, Commander«, sagte Taurik.
»Jemand hat die Tür aufgebrochen, kurz bevor wir hergekommen sind?« Die Vorstellung machte Chen nervös. »Hier draußen, mitten im Nirgendwo? Wer?« Ihr war klar, dass Taurik auf diese Frage unmöglich eine Antwort haben konnte, aber es war ihr lieber, sie laut auszusprechen, als still darüber zu grübeln.
»Von der Tür zum Hangar abgesehen«, sagte Worf grollend, »kann man diesen Sektor noch auf anderen Wegen betreten?«
»Unsere Scans zeigen zwei weitere große und drei kleinere Türen«, sagte Taurik.
»Worf an Elfiki und Konya. Hören Sie zu?« Worf klang angespannt. Noch während er sprach, drehte er sich einmal im Kreis und sah sich aufmerksam zwischen den kleinen Schiffen um. Natürlich war das der Grund, aus dem er Raumanzüge verabscheute: Er hatte die scharfen Sinne eines Kriegers, aber der Anzug behinderte ihn. Chen konnte an seiner Miene ablesen, dass