Wyatt Earp Paket 3 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Paket 3 – Western - William Mark D.


Скачать книгу
Nacht hier in der Stadt zu verbringen.

      Unweit von dem Saloon sahen sie das Schild eines Hotels.

      Wyatt stieg ab und warf seinem Gefährten die Zügelleinen zu.

      Als er die niedrige Hotelhalle betrat, sah er rechts an der Rezeption einen jungen Mann stehen, der ihm erwartungsvoll entgegensah.

      »Ich brauche zwei Zimmer.«

      »All right, Mister. Pro Zimmer drei Dollar.«

      »Danke, dann brauche ich kein Zimmer.«

      Wyatt wandte sich ab.

      »Warten Sie, Mister!« rief ihm der Bursche nach. »Wir haben natürlich auch einfachere Zimmer.«

      Der Marshal war stehengeblieben und wandte den Kopf.

      »Kosten?«

      »Zwei Dollar.«

      »Nein, die sind mir noch zu komfortabel.«

      »Ja, wenn Sie wollen, dann können Sie auch…«

      »Wenn Sie mir jetzt sagen, daß ich für einen Dollar im Hühnerstall schlafen kann, dann geht’s Ihnen schlecht, Boy.«

      »Nein, nein, wir haben zum Hof hinaus noch zwei kleine, nette Zimmer, wie Sie schon sagten, für einen Dollar…«

      Der Marshal besichtigte die Zimmer und nahm sie.

      Nachdem die Pferde versorgt im Stall standen, saßen die beiden Dodger im Speiseraum und nahmen ihr Abendbrot ein.

      Da niemand sie aufgefordert hatte, sich in das Gästebuch einzutragen, standen sie nach dem Abendessen auf und gingen hinauf.

      Doc Holliday war noch nicht lange auf seinem Zimmer gewesen, als ihm einfiel, daß er keine Zündhölzer mehr hatte. Er ging über den Korridor auf die Treppe zu – und plötzlich blieb er stehen.

      Vom ersten Treppenabsatz aus hatte er einen Blick auf die Rezeption.

      Da sah er einen Mann stehen, dessen Auftauchen ihn mit größter Verwunderung erfüllte.

      Es war der Texaner Callaghan. Der gleiche Mann, der den Marshal in Nogales und auch drüben in Chiricahua unter dem Vorwand angehalten hatte, er wolle ihn für eine texanische Ölbohrgesellschaft als Bohrmeister anwerben. Doc Hollidays Blick ruhte auf der linken Hand, an deren Mittelfinger er einen großen Ring sah.

      Ohne daß er auf diese Distanz hin hätte erkennen können, was in diesen Ring eingraviert war, wußte er es.

      Er blieb einen Augenblick stehen und hörte, wie der Mann an der Rezeption dem Texaner einen Zimmerschlüssel gab.

      »Sechs!«

      Callaghan hatte also das Zimmer mit der Nummer sechs bekommen.

      Holliday ging zurück auf sein Zimmer und verzichtete auf Zündhölzer.

      Da unter der Tür des Marshals kein Lichtschein mehr zu sehen gewesen war, wollte er Wyatt Earp auch nicht mehr stören.

      Er war ihnen also gefolgt, der Galgenmann. Der Bandit, der den goldenen Ring der Graugesichter trug.

      Der Spieler hob seine linke Hand und blickte in die Innenfläche. Dort sah er die abgeplattete Siegelfläche des eigenen Ringes mit dem eingravierten Dreieck darauf. Er hatte diesen Ring bei einem Kampf dem Salooner Sheeker in Chiricahua abgenommen. Sheeker mußte ein wichtiges Mitglied der Galgenmänner sein. Erst in Chiricahua war den beiden Dodgern, die unter Gewaltanstrengung gegen die weitverzweigte Bande der Galgenmänner ankämpften, klargeworden, daß offenbar diese Ringe ein Erkennungszeichen bei der Bande bedeuteten.

      Die Tatsache, daß Callaghan einen Ring mit goldener Platte trug, deutete darauf hin, daß er ein sehr bedeutendes Mitglied der Bande sein mußte – wenn nicht gar der Boß. Er war in Chiricahua aufgetaucht und dann ebenso rasch wieder verschwunden.

      Der berühmte Apachenhäuptling Cochise hatte den Missourier darauf hingewiesen, daß sich die »Ratten« am Roten See versammelt hätten. Und da der Marshal schon mehrmals von dem hervorragenden Indianer nützliche Hinweise bekommen hatte, hatte er sich sofort mit Doc Holliday auf den Weg zum Roten See gemacht.

      Wyatt Earp hätte sicher weiter in Chiricahua nach dem angeblichen Ölmann aus Texas gesucht, wenn er nicht den Hinweis von Cochise bekommen hätte, der wahrscheinlich wertvoller war, als eine nutzlose Suche nach dem verschwundenen Desperado.

      Und nun war er hier aufgetaucht.

      War es Zufall?

      Oder war er ihnen etwa gefolgt?

      Diese letzte Vermutung schlug Doc Holliday aus, da sie einen Verfolger, der ihnen so hart auf den Fersen gesessen hätte, ganz sicher bemerkt haben würden.

      Callaghan war höchstwahrscheinlich vor ihnen aus Chiricahua verschwunden und einen anderen Weg geritten, so daß er erst jetzt hier eingetroffen war. Ganz sicher war auch er auf dem Weg zum Roten See.

      Doch all diese Gedanken des Georgiers wurden plötzlich durch ein Geräusch an seiner Zimmertür unterbrochen.

      Er hatte am Fenster gestanden und in den Hof hinuntergeblickt, wandte sich jetzt um, den Revolver in der Hand.

      Unendlich langsam wurde der Türgriff zurückgedreht, und dann war ein leises knirschendes Geräusch zu hören, wie es von einem Messer verursacht werden mußte, das jemand versuchte, zwischen das Türschloß zu schieben.

      Da packte der Spieler blitzschnell mit der Linken zu, zog die Tür von innen auf und ließ seinen Revolverlauf knackend auf den Schädel des Eindringenden sausen. Es war ein großer, schwerer Mann, der ihm entgegenfiel und jetzt über der Türschwelle lag.

      Holliday wälzte ihn auf den Rücken und nahm ihm die Waffen ab. Dabei tastete er über die linke Hand des anderen – und im nächsten Augenblick hatte er dessen Ring an seiner rechten Hand stecken. Er packte den Gefangenen, fesselte ihn und schleppte ihn hinaus auf den Gang.

      »Hallo, Salooner!« brüllte er. »Wirt, ich bin überfallen worden!«

      Sofort kamen zwei Männer von unten heraufgestürmt. Sie trugen Lampen in den Händen, und einer von ihnen hatte ein Gewehr mitgenommen.

      »Hier, dieser Kerl drang in mein Zimmer ein. Sehen Sie nur, mit einem Messer hat er versucht, die Tür zu öffnen! Aber ich habe ihn überwältigen können.«

      »Man muß den Sheriff rufen!« brüllte ein Peon und packte Callaghan, um ihn vorn an die Treppe zu schleppen.

      Drüben in seiner Zimmertür stand der Marshal. Er wechselte einen kurzen Blick mit dem Spieler und ging dann in sein Zimmer zurück.

      Doc Holliday begleitete die Männer hinüber zum Sheriffs Office.

      Der alte Griffith hatte schon in seinem Bett gelegen, kleidete sich notdürftig an und öffnete den Männern.

      Als er sah, daß sie einen Gefangenen brachten, knurrte er:

      »Los, schleppt ihn da in die Zelle! Morgen früh sehe ich ihn mir an.«

      »Nein, nicht morgen früh«, hielt ihn Doc Holliday auf, »jetzt gleich, Sheriff. Dieser Mann da ist in mein Zimmer eingedrungen. Er ist ein Galgenmann.«

      »Was?« Der grauhaarige Sheriff riß die Augen auf und starrte den Georgier verblüfft an. »Ein Galgenmann? Wie kommen Sie denn darauf?«

      »Ich weiß es. Er hat in Nogales unten und drüben in Chiricahua versucht, den Marshal Earp von der Spur seiner Kumpane abzubringen.«

      »Wyatt Earp?« Der Sheriff riß die Augen noch weiter auf. »Woher wissen Sie das?«

      Callaghan war inzwischen zu sich gekommen und warf den Korb herum. »Er wird es ja wissen, er ist ja Doc Holliday!«

      Wie kam er zu dieser unbedachten Äußerung?

      »Doc Holliday?« Der Sheriff sank auf seinen Stuhl zurück. »Sie sind Doc Holliday?«

      »Ja. Sie haben es ja gehört. Nehmen Sie den


Скачать книгу