Wyatt Earp Paket 3 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Paket 3 – Western - William Mark D.


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hoch und trank es aus.

      »Ich habe ja gesagt, daß wir richtig sind. Nach Dodge City und Tombstone kommt jetzt das dritte Räubernest. Ich kann mir nicht helfen, ich bekomme allmählich einen Riecher dafür.«

      Aber auch der Marshal mußte sich eingestehen, daß er gleich, als er zum erstenmal in die Stadt kam, dieses ungute eigenartige Gefühl gehabt hatte.

      Holliday stieß seine Zigarette im Aschenbecher aus und blickte den Marshal an.

      »Kann es losgehen?«

      Der Marshal wandte den Kopf und blickte auf die Straße.

      Drüben vor dem Store stand immer noch der Galgenmann mit dem goldenen Ring.

      Wyatt nickte. »All right.«

      Sie standen beide auf und gingen hinaus in den Flur.

      Als Wyatt die Tür zur Straße aufzog, hielt er inne.

      Der Platz drüben, auf dem Callaghan gestanden hatte, war leer.

      Der Texaner war weit und breit nicht zu sehen.

      »So habe ich mir das vorgestellt«, flüsterte der Spieler. »Der Halunke war mindestens ein Turm in diesem Schachspiel…«

      In diesem Augenblick wurde hinten die Hoftür aufgerissen und ein Schuß brüllte durch den Korridor.

      Die Reaktion Doc Hollidays war gedankenschnell, wie ein Phantom schnellte der Mann aus Georgia herum, und seine beiden Revolver spien Feuer.

      Aber auch Wyatt Earp war herumgefahren, und auch sein Revolver brüllte auf.

      Von drei Kugeln getroffen, stürzte der Mann, der hinten in der Türöffnung erschienen war, zurück in den Hof hinunter.

      »Bleiben Sie hier!« rief der Missourier dem Spieler zu und sprang mit weiten Sätzen der Hoftür entgegen. Auf ihrer Schwelle blieb er stehen und blickte auf den Mann, der mit ausgestreckten Armen und Beinen vor der letzten Treppenstufe im Staub des Hofes lag.

      Es war der Mörder und Bankräuber Jake Halbot.

      Sein letzter Mordanschlag war gescheitert und hatte ihn das Leben gekostet.

      War auch dies einer seiner Aufträge gewesen? Und wer hatte ihn ihm erteilt? Callaghan? Wyatt Earp lief auf das Hoftor zu und riß es auf. Aber in der Gasse war niemand zu sehen.

      Doc Holliday ging hinaus auf die Straße, überquerte sie und stand wenige Sekunden später drüben im Store.

      Inmitten eines unbeschreiblichen Durcheinanders auf und um die Theke herum stand ein dickbauchiger kleiner Mensch mit schwammigem Gesicht und wulstigen Lippen. Sein Haar war kurz und gestutzt und schien nur vorn über der Stirn wachsen zu wollen. Die schweren Ohrlappen reichten ihm fast bis zum Kragen hinunter. Seine dunkelrote Weste war mit vielen Flecken besät.

      Aus farblosen, wäßrigen Augen starrte der Trader den Georgier an.

      »Wo ist er?« Klirrend wie zersprungenes Glas fielen die drei Worte in den Raum an das Ohr des Traders.

      Der zog die Schultern hoch und ließ den Kopf sinken…

      Doc Holliday preßte die Lippen zusammen und wandte sich um. Krachend fiel die Tür hinter ihm ins Schloß.

      Mitten auf der Mainstreet stand der Marshal.

      In seinen Augen blitzte es auf, als er den Freund sah.

      »Da sind Sie, ich hatte Sie schon gesucht.«

      »Nein, nein«, entgegnete Holliday rostig. »So schnell bin ich nicht verschwunden.«

      Aber Callaghan war verschwunden. Anscheinend spurlos. Die beiden standen noch unschlüssig auf dem Vorbau des Traders, als von Westen her ein Reiter in die staubige Mainstreet von Chiricahua einritt.

      Der Marshal, der ihn zunächst nur mit einem flüchtigen Blick gestreift hatte, beschattete plötzlich die Hand mit den Augen.

      »Zounds! Wissen Sie, wer da kommt, Doc?«

      Doc Holliday hatte sich gerade eine seiner langen russischen Zigaretten in den Mundwinkel geschoben, riß ein Zündholz am Daumennagel der gleichen Hand an, in der er es hielt, und schob dann die Hände in die Taschen.

      »Nein. Aber wenn Sie mir jetzt sagen, daß es Ike Clanton ist, dann lasse ich mich pensionieren.«

      Der Reiter war jetzt bis auf zweihundert Schritt herangekommen.

      Da stieß der Spieler einen leisen Pfiff durch die Zähne.

      »He, das ist ja eine Rothaut.«

      »Ja, und was für eine Rothaut«, sagte der Marshal leise vor sich hin, während er auf die Straße hinaustrat.

      Der Reiter saß auf einem schwarzweißgescheckten Hengst und kam in leichtem Trab heran.

      Es war kein junger Mann mehr. Sein blauschwarzes Haar war schon von vielen Silberfäden durchzogen.

      Sein edelgeschnittenes Gesicht hatte eine bronzebraune Tönung, und in den Tiefen seiner Kohlenaugen schien ein dunkles Feuer zu glimmen.

      Er war einfach gekleidet, der Indianer, trug auch keinerlei Schmuck, auch nicht im Haarschopf – und strahlte dennoch eine ungeheure Wirkung aus.

      Es war niemand anders als der berühmte Apachenhäuptling Cochise.

      Der Indianer glitt wie ein Jüngling aus dem Sattel und schritt dem Marshal entgegen.

      Wieder standen die beiden Männer stumm einander gegenüber.

      Dann hob der Marshal die Hand zum Gruß.

      Auch Cochise grüßte ihn.

      »Ich freue mich, den weißen Mann wiederzusehen.«

      »Die Freude ist auf meiner Seite, Häuptling«, entgegnete Wyatt Earp.

      Der Indianer hob den Blick zu dem Spieler, der noch auf dem Vorbau stand.

      »Cochise täuscht sich sicher nicht, wenn er annimmt, daß dieser Mann Doc Holliday ist.«

      Wyatt Earp nickte. »Ja, es ist mein Freund Doc Holliday.«

      Da ging der Indianerfürst auf den Spieler zu, der ihm rasch auf der Treppe entgegen kam.

      »Da der weiße Mann Doc Holliday ein Freund des Marshals Wyatt Earp ist, wird er auch der Freund von Cochise sein.«

      Holliday senkte den Blick seiner eisblauen Falkenaugen in die dunklen Lichter des Indianer-Chiefs.

      »Es ist mir eine Ehre«, entgegnete er mit rostiger Stimme.

      Die Männer reichten einander die Hände.

      Der Marshal blickte auf das staubbedeckte Tier des Indianers.

      »Unser roter Bruder hat einen schnellen, weiten Ritt hinter sich!«

      Ein winziges Lächeln spielte um die Lippen des Indianers.

      »Ja.« Und leise setzte er hinzu: »Wenn die Katze immer noch die Ratten sucht…?Sie haben sich in großer Zahl am Roten See versammelt…«

Cover Am Roten See

      Sie ritten nach Osten. Von Lordsburg bis hinunter nach Penuelas in Mexiko zog sich eine Gebirgskette über Animas und Clovadale an den Black Points vorbei und hinauf zum Antelope-Paß. Dieser Gebirgszug bildete eine Linie, die sich wie eine Mauer hart von Norden nach Süden durch das Land zog. In diesen Bergen lag der Rote See.

      Wyatt kannte die Richtung dorthin nur ungefähr, da er einmal in Clovadale und am Black Point gewesen war.

      Am späten Abend dieses Tages sahen sie in der Ferne auf dem ansteigenden Plateau vor sich im Südosten die Lichter einer Stadt auftauchen.

      Die beiden schweigenden Reiter hielten darauf zu.

      Es war


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