Wyatt Earp Paket 3 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Paket 3 – Western - William Mark D.


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Waren die Galgenmänner, die gefährlicher noch als einst die Clantons zuschlugen, die legitimen Nachkommen der einstigen Tombstoner Rebellen?

      In die Gedanken des Missouriers hinein sagte Doc Holliday:

      »Mir wäre wohler, wenn Ike Clanton, Kirk McLowery, Phin, Jonny Ringo, Jack Flanagan und ein paar andere Burschen sicher verwahrt in einer Kiste über den Ozean schwimmen würden. Ich glaube, daß dann hier bald Ruhe geschafft wäre.«

      Die Worte waren dem Marshal aus dem Herzen gesprochen. Er entgegnete:

      »Dennoch bin ich nicht überzeugt, Doc, daß dieses Unkraut dann ausgerottet wäre.«

      »Nein, ausgerottet wäre die ganze Bande dann noch nicht. Aber vielleicht wäre ihr dann der Kopf genommen. Und das ist meistens das Wichtigste.«

      »Sofern Ike der Boß ist.«

      »Vielleicht ist es gar nicht so wichtig, ob er der Boß ist«, gab Doc Holliday zu bedenken. »Die Tatsache, daß selbst viele Mitglieder der Bande ihn für den obersten Chief halten, ist doch wohl so schwerwiegend, daß man den Kerl zum Teufel wünschen müßte. Ich bin überzeugt, daß eine ganze Menge Leute von der Bande abfallen würden, wenn Ike irgendwo sicher hinter Schloß und Riegel säße.«

      »Das ist nicht ausgeschlossen. Aber ich habe keine Handhabe gegen ihn. Auf den bloßen Verdacht hin kann ich ihn nicht nach Fort Worth oder gar nach Sescattewa bringen lassen. Und ihn etwa in Tombstone einsperren…«

      Holliday winkte ab. »Das ist natürlich ausgeschlossen. Wir hätten den schlimmsten Aufruhr in der Stadt. Ganz abgesehen davon, daß dann keiner von uns auch nur mehr eine Minute seines Lebens sicher wäre, weil die Leute nicht nachlassen würden, Befreiungsversuche zu unternehmen. Und man würde ihn im Handumdrehen zum Märtyrer machen. Und genau das kann ich nicht brauchen.«

      Wyatt Earp tastete nach seiner Zigarrentasche und stellte fest, daß sie leer war. Der steinalte Mann unten im San Pedro Valley hatte ihm die letzte abgefordert.

      »Ich werde mir drüben im Shop ein paar Zigarren holen.«

      Holliday nickte. Er winkte der Frau, die in den Schankraum blickte. »Bringen Sie mir einen Brandy, Miß – einen Brandy, kein Schlangengift.«

      Wyatt erhob sich und ging zur Tür. Auf dem kurzen Weg überlegte er wohl zum hundertsten Male, ob es wirklich einen Sinn hatte, die große Bande auf diese Weise zu bekämpfen.

      Sicher, er schlug hier und da zu, zertrümmerte hier ein Nest und da ein anderes und hätte doch eigentlich hoffen können, der Bande allmählich die Flügen beschnitten zu haben. Aber wie sah es in Wirklichkeit aus? Es schien doch so, als ob nach jedem Schlag in eines der Wespennester drei oder vier neue entstünden. Ein festgenommener Galgenmann schien drei neue aus der Erde wachsen zu lassen!

      Wyatt hatte gerade die Tür aufgezogen, als er verdutzt stehen blieb.

      Drüben aus dem Shop, wo er die Zigarren holen wollte, trat ein Mann, den der Marshal hier ganz sicher nicht vermutet hatte.

      Es war der sonderbare Ölheilige, der ihn unten in Nogales angesprochen und für einen Posten eines Bohr-Bosses anzuwerben versucht hatte.

      Wyatt beobachtete ihn einen Augenblick und sah, daß Callaghan stehen blieb und die Straße hinunterblickte.

      Da zog der Marshal die Tür auf, und Callaghan sah ihn sofort.

      War es ein Lachen, das jetzt über sein Gesicht kroch?

      Er kam auf den Missourier zu und reichte ihm in überschwenglicher Freude die Hand.

      »Hallo, Marshal, welch ein Zufall!«

      »Zufall?« Wyatt maß ihn mit einem forschenden Blick.

      Callaghan winkte ab und schob sich eine seiner Strohhalmzigarren zwischen die Zähne.

      »Auch eine?«

      Wyatt schüttelte den Kopf.

      Callaghan lachte: »Sie haben recht, es ist natürlich kein Zufall. Ich habe Sie gesucht.«

      »Hier in Chiricahua?«

      »Ja.«

      Sollte der Mann tatsächlich die weite Strecke von Nogales hierher zurückgelegt haben, nur um ihn wieder mit seiner Werbung zu behelligen?

      »Ja. Sie werden es nicht glauben, Wyatt Earp. Aber ich habe den Auftrag, Sie unbedingt anzuheuern. Koste es, was es wolle. Ich will nicht behaupten, daß ich mein Angebot verdoppeln kann, aber wir legen noch fünfzig Dollar zu.«

      Wyatt schüttelte den Kopf.

      Callaghans Blick bohrte sich in die harten Züge des Marshals.

      »Hundert dazu!«

      Wyatt lachte, klopfte dem Werber aber auf den rechten Oberarm und ging an ihm vorbei, hinüber auf den Shop zu, in dem er sich ein paar schwarze Zigarren kaufte.

      Als er herauskam, stand Callaghan vor der Tür.

      »Sie sind ja immer noch da.«

      »Ich werde auch dableiben, bis Sie mitkommen.«

      »Aber das ist doch vertane Zeit, Callaghan, reiten Sie nach Hause, der Job ist nichts für mich.«

      Wyatt hatte zwei Schritte auf die Straße getan, als er plötzlich stehenblieb und sich langsam umwandte. Forschend glitt sein Blick über die Gestalt Callaghans. Wie unabsichtlich streifte sein Blick die linke Hand des Mannes, deren Mittelfinger von einem großen Ring geschmückt war, auf dessen abgeplatteter Siegelfläche ein Dreieck eingraviert war.

      »Na, wollen Sie es sich nicht doch überlegen?« fragte der Texaner.

      Wyatt zog die Schultern hoch. »Ich werde Ihnen etwas sagen, Callaghan. Ich denke darüber nach.«

      »In Ordnung. Vielleicht können wir uns heute noch einmal treffen. Bleiben Sie noch länger hier?«

      »Ich glaube nicht.«

      »Aber Sie übernachten doch noch hier?«

      »Wahrscheinlich.«

      »Well, vielleicht können wir uns heute abend drüben im Hotel treffen. Sie wohnen doch sicher dort.«

      »Ja.«

      Wyatt ging ins Hotel zurück.

      Als er an den Tisch des Spielers trat, flüsterte er: »Schnell, lassen Sie den Ring verschwinden.«

      Hollidays rechte Hand lag über der Linken. Nun nahm er sie gelassen weg.

      Der Ring war längst verschwunden.

      »Sie hatten doch nicht angenommen, daß ich das Ding hier durch die Stadt spazierentrage?«

      Wyatt deutete mit dem Kopf hinaus auf die Straße, und als er sich überzeugt hatte, daß sie hier nicht belauscht wurden, flüsterte er dem Freund zu:

      »Sehen Sie den Kerl da drüben?«

      »Ja.«

      »Das ist der Texaner, von dem ich Ihnen erzählt habe. Er hielt mich oben in Nogales an und wollte mich…«

      »Ich erinnere mich«, unterbrach ihn Holliday. »Der Ölbursche.«

      »Richtig.«

      »Sagen Sie bloß, der ist Ihnen bis hierher nachgeritten?«

      Wyatt hatte sich eine Zigarre angezündete und sein Gesicht war hinter einer Rauchwolke fast verschwunden.

      »Er behauptet es jedenfalls. Stellen Sie sich vor, ich Idiot hätte es fast geglaubt.«

      »Fast?«

      »Ja. Bis ich den Ring an seiner Hand sah!«

      Holliday kniff das linke Auge etwas ein.

      »Also ein Galgenmann? Hatte er den gleichen Ring?«

      »Nein, er ist größer und scheint eine goldene Platte zu haben, in die das Dreieck eingelegt ist. Mit Silber oder Platin.


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