Wyatt Earp Paket 3 – Western. William Mark D.
Kirk und Phin sprechen.«
»Ja, ja, das sagten Sie schon.«
»Sie können die Lampe wieder löschen, Mr. McLowery.«
»Ach, lassen Sie sie nur an. Wir haben noch ein paar Fässer Petroleum.«
Wyatt beugte sich rasch vor und holte die Lampe zu sich herüber, um sie zu löschen.
»Was gibt es denn?« fragte der Alte.
Sollte er etwa gar nicht sehen können, hatte er die Lampe nur aus einer alten Gewohnheit heraus angezündet?
»Brauchen Sie das Licht noch, Mr. McLowery?«
»Nein, nein, ich brauche sie nicht. Sie können sie ausmachen.«
»Well, Mr. McLowery, dann will ich mich verabschieden.«
»Ja, ja, lassen Sie noch eine Zigarre hier?«
Wyatt zog noch eine Zigarre aus der Tasche und gab sie dem Alten in die Hand.
Dann duckte er sich wieder nieder und wollte hinaus in den Flur gehen. In diesem Augenblick hörte er draußen ein Rumpeln und Poltern.
Doc Holliday! War er aufgespürt worden?
Wyatt mußte hinaus.
Er benutzte den rückwärtigen Ausgang, lief am Haus entlang und als er die Ecke des Schmiedeschuppens erreichte, sprangen plötzlich mehrere Männer aus dem Dunkel auf ihn zu und rangen ihn nieder.
Es gelang ihm noch einmal, sich loszureißen, einen Mann zur Seite zu schleudern, den zweiten mit einem fürchterlichen Backhander zurückzuschleudern, den dritten, der ihn von vorn packen wollte, mit dem vorgestreckten Kopf zurückzuschieben. Dann aber sprangen ihn von hinten zwei Männer zugleich an. Ein dritter rammte ihn von der Seite. Der, den er zurückgeschleudert hatte, hechtete ihm von vorn entgegen und packte ihn an den Beinen.
Wie Zentnergewichte hingen die Männer an dem Missourier, und auch drüben unter dem Wagendach tobte der Kampf offensichtlich noch.
»Ich gebe auf«, sagte Wyatt.
Die Männer stellten ihre Schläge ein, hielten ihn aber vielarmig fest.
Drüben, unter dem Wagendach hervor, schleppten mehrere Männer den Spieler.
Die beiden Überwältigten wurden ins Wohnhaus gebracht. Einer der Männer riß ein Zündholz an und hielt es an eine Kerosinlampe, die Wyatt vorhin schon auf dem Tisch bemerkt hatte. Sie war groß und streute ein helles gelbliches Licht über den vorderen Teil des Raumes.
Die beiden sahen sich von einer Reihe abenteuerlich wirkender Gestalten umgeben.
Es waren sieben Männer.
Vier hatten den Marshal überfallen und drei andere hatten den Spieler am Tor gestellt.
Plötzlich war im Hintergrund des Raumes ein Geräusch zu hören.
Wyatt wandte den Kopf und sah zu seiner namenlosen Verwunderung den Methusalem drüben neben der Portiere stehen. Er hatte die Zigarre noch zwischen den Lippen und blickte aus tückischen, glanzlosen Augen zu ihm herüber:
»Da sind wir ja wieder, Junge. Schön, daß du kommst…« Und dann fuhr er in schärferem Ton fort: »Seht nach, ob er noch Zigarren hat. Nehmt ihnen die Waffen ab!« kommandierte der Alte.
Da hatte man sie ja höllisch auflaufen lassen. Der Argwohn des Missouriers war also nicht unbegründet gewesen.
»Schade, auf die Pforte sind sie nicht reingefallen«, krächzte der Alte jetzt, während er näher kam und vor ihnen stehenblieb. Wie gut er plötzlich noch gehen konnte.
»Ich bin siebenundneunzig Jahre alt«, meinte er mit wackelndem Schädel.
Und jetzt sah Wyatt, daß er entsetzlich nach außen schielte. Wenn er den Kopf etwas senkte, hatte die breite, unförmige Stirn absolut kein Verhältnis mehr zu dem übrigen zugespitzten Gesicht und wirkte wie ein abgehäuteter Bockschädel. Dieser Eindruck wurde noch verstärkt durch einen dünnen weißen Ziegenbart, der weit unter dem Kinn wuchs und den der Marshal vorhin gar nicht bemerkt hatte.
»Ja, auf den Trick sind sie nicht reingefallen. Dazu waren sie zu gerissen. Na, Jungs. Wie gefällt’s euch bei uns? Der alte McLowery ist doch auf Draht, was? Hahahaha.« Und wieder fuhr er in völlig verändertem Tone fort: »Los, schafft sie rüber ins Loch!«
Die abrupt wirkende Sprechweise des Greises erinnerte den Missourier plötzlich unangenehm an den toten Frank McLowery. Auch bei ihm war dem Marshal oft genug der plötzliche Wechsel seines Tons aufgefallen.
Als hätte er einen Ladestock im Kreuz, so stand der Alte jetzt da, hob seinen überlangen Zeigefinger und deutete zum Hof.
»Weg mit ihnen!« kreischte er hysterisch.
Sogar dieses kläffende Schreien erinnerte an den Mann, der im O.K.-Corral sein Leben verspielt hatte.
Wyatt hatte bis jetzt den Männern, die ihn und Doc Holliday überwältigt hatten, noch kaum einen Blick widmen können. Jetzt sah er sich die Gestalten an. Es waren sieben Männer in Cowboytracht, die alle eine gewisse Ähnlichkeit miteinander hatten.
Einer von ihnen trug einen Bart, wie Frank McLowery ihn getragen hatte. Und neben ihm stand ein jüngerer Bursche, der den Marshal an Kirk erinnerte.
Der Bärtige gab den anderen einen Wink, und jetzt wurden die beiden Gefangenen hinausgeschleppt und über den Hof gebracht. Drüben rissen zwei der Männer ein Schuppentor auf und stießen die beiden Gefangenen hindurch.
Einer zündete eine kleine Stallaterne an, und dann wurden die Gefangenen gefesselt und lagen jetzt am Boden.
Die sieben Figuren standen vor ihnen und starrten auf sie nieder.
Der Marshal blickte sich in der Hütte um. Sie war vielleicht fünfzehn Yard lang und acht oder neun Yard breit. Und jetzt öffnete einer der Männer rechts eine Bodenklappe und ließ eine Leiter in eine Grube hinunter.
Der alte McLowery ließ sie also tatsächlich in ein Erdloch werfen, das hier auf der Ranch wohl eine Art Gefängnis darstellte.
Mitleidlos blickten die hartgesichtigen Männer auf die beiden Gefangenen nieder.
Waren sie also dazu ins San Pedro Valley geritten, um hier von einem fast hundertjährigen Greis in ein Erdloch geworfen zu werden, in dem man sie wahrscheinlich umkommen lassen wollte!
Der Marshal hatte sich keineswegs aufgegeben. Und mit einem kurzen Blick auf das Gesicht des Spielers konnte er feststellen, daß auch Doc Holliday keineswegs seine Zuversicht aufgegeben hatte.
»Ihr werdet sterben«, sagte der Bärtige, der den Marshal an Frank McLowery erinnerte.
»Ja, sicher«, entgegnete der Marshal, »wir werden alle sterben. Du auch!«
»Hört euch das an. Der hat noch ein großes Maul. Wie ist es, Tim, willst du es ihm stopfen?«
»Nicht nötig! Da unten singen sie sowieso nicht mehr lange.«
Der Bursche, der den Marshal an Kirk erinnerte, ein – im Gegensatz zu den anderen – reichlich aufgeputzter etwa zwanzigjähriger Mensch – baute sich vor Doc Holliday auf:
»Wie heißt du?«
Wie ein Glutstrom zuckte es durch den Körper des Marshals: sie haben uns gar nicht erkannt, sie wissen überhaupt nicht, wer wir sind!
Hollidays Gesicht blieb unverändert, als er entgegnete:
»Du könntest Kirk McLowery sein. Freut mich, dich einmal zu sehen. Hatte es mir schon lange gewünscht.«
Der Bursche wurde tatsächlich rot, warf sich in die Brust und blähte sich auf.
»So, das freut dich also, he?«
Da stieß der Bärtige ihn an. »Mach keinen Blödsinn, spiel dich nicht auf. Du bist nicht Kirk McLowery. Du bist sein Vetter, nichts weiter. Wir alle sind seine Vettern.«
Sollte