Wyatt Earp Paket 3 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Paket 3 – Western - William Mark D.


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des Hauses entlang.

      Hier war es dunkel, und er konnte sich aufrecht fortbewegen.

      Nach vier Yard kam das erste Fenster.

      Wyatt bückte sich, schlich darunter weg und hielt es auch bei dem nächsten Fenster so. Als er etwa fünfzehn oder zwanzig Schritt zurückgelegt hatte, stellte er fest, daß er die Hälfte des Hauses hinter sich hatte.

      Und noch immer keine Tür.

      Sollten die Bewohner dieser Ranch wirklich keinen Rückausgang für ihr Wohnhaus haben?

      Wyatt schlich weiter, kam an mehreren Fenstern vorbei und erreichte schließlich das Ende der Rückfront des Hauses. Nie und nimmer hätte er gerade die McLowerys für so kurzsichtig gehalten, sich nicht einmal eine Nottür auf der Rückseite des Hauses einzubauen.

      Da ihn der Gedanke einfach nicht losließ, daß ein Mann wie der gerissene Frank McLowery hier hausen sollte, ohne für eine solche Tür gesorgt zu haben, kehrte er wieder um und tastete sich erneut an der Wand entlang.

      Plötzlich fühlten seine Finger in den Balkenlagen einen Schnitt. Vorsichtig tastete er ihn ab und fand – eine Tür.

      Sie war so raffiniert in das Holz eingelassen, daß man sie bei Dunkelheit und bloßem Vorbeigehen kaum bemerken konnte.

      Wyatt hatte nicht etwa damit gerechnet, durch eine solche Tür in das Haus kommen zu können, aber vielleicht brauchte er sie nachher, um wieder hinauszukommen.

      Die Fenster waren alle, so weit er das feststellen konnte, geschlossen.

      Er mußte also versuchen, eines dieser Fenster anzuheben.

      Er nahm das Bowiemesser aus dem Gurt und schob es zwischen die Fensterbank und den Rahmen.

      Das Fenster ließ sich sehr leicht anheben, da es offenbar nicht ganz geschlossen war.

      Wyatt schob es so hoch, wie er es für den Einstieg benötigte, zog sich am Sims hinauf und jumpte über die Fensterbank in den Raum.

      Vorsichtig auf Zehenspitzen, kam er drinnen auf dem Boden auf und duckte sich unter das Fenster nieder. Reglos verharrte er so eine Weile und lauschte. Der Raum schien leer zu sein. Er war weiß getüncht, und rechts an der Wand stand eine leere Bettstelle. Links ein Tisch und ein Stuhl davor. Das war das ganze Mobiliar dieser kleinen Kammer.

      Vielleicht das Zimmer eines der beiden toten McLowery-Brüder.

      Wyatt ging leise bis zur Zimmertür und betätigte den Messingdrehgriff.

      Als er die Tür etwas anhob, ließ sie sich fast geräuschlos öffnen.

      Er lauschte in den dunklen Gang, blickte nach links und sah ein winziges Fenster, das ihm die rückwärtige Tür verriet.

      Diesen Ausgang mußte er sich zunächst offenhalten.

      Er bewegte sich lautlos auf die Tür zu und tastete sie an der Riegelseite

      ab.

      Die Angeln waren rechts, also mußte der Riegel links sein.

      Es war nicht nur ein Riegel – sondern vier. Zwei oben und zwei unten. Wyatt zog sie der Reihe nach auf und griff dann nach der schweren Klinke. Leise knarrend öffnete sich die Tür.

      Wyatt schloß sie wieder und schob nur einen Riegel vor.

      Dann wandte er sich um und ging weiter durch den Gang der Tür zu, die in den Hof führte.

      Obgleich er sich lautlos wie ein Apache bewegt hatte, vermochte er nicht zu glauben, daß es ihm wirklich gelungen wäre, unbemerkt in das Anwesen der McLowerys zu gelangen. Zu gefährlich, zu raffiniert waren diese Männer hier aus dem San Pedro Valley. Wer in dieser Einsamkeit lebte, sich in einem so abgelegenen Tal derart verbarrikadiert hatte, der sorgte besser für seine Sicherheit. Auf jeden Fall ließ er nicht irgendwo ein Schlupfloch offen. Und die kleine Pforte drüben an der Fenz war ja nicht geschlossen gewesen, wenn sie auch nicht direkt offengestanden hatte. Well, vielleicht hatte einer der Cowboys vergessen, sie zu schließen.

      Cowboys? Gab es hier Cowboys? Die Ranch wirkte verlassen – ausgestorben, tot.

      Und dennoch mußten die McLowerys Cowboys haben, wenn sie diesen großen Hof hier halten wollten, zu dem bestimmt ein gewaltiges Areal gehörte.

      Wyatt stand jetzt neben einer Tür auf der linken Flurseite, die nach seiner Annahme zu der Wohnstube des Hauses führen mußte.

      Er langte nach dem Messinggriff und drehte ihn unendlich langsam nach links. Dann hob er die Tür gleichzeitig mit dem Griff an, und als er sie losließ – er kam ja nicht umhin –, knarrte sie leise.

      Er blieb stehen und lauschte mit angehaltenem Atem ins Haus.

      Es blieb alles still.

      Der Raum vor ihm lag fast in völligem Dunkel da, denn die drei kleinen Fenster rechts, die zum Hof führten, ließen nur wenig Licht herein. Das mußte selbst tagsüber ein sehr finsteres Zimmer sein.

      Wyatt tastete sich an der Tür vorbei zur Wand hin in die dunkelste Ecke auf der linken Seite, um von hier aus gegen das Licht der Fenster – den Raum besser übersehen zu können.

      Es war ein ziemlich großes rechteckiges Zimmer. In der Mitte stand ein großer Tisch, drumherum mehrere Stühle. Rechts an der Wand stand eine Art Kommode, links ein langer, flacher kredenzartiger Schrank. Im Hintergrund des Raumes war es dunkel, und Wyatt konnte nichts erkennen.

      Er kauerte eine Weile tief am Boden und starrte in den Raum.

      Seine Augen hatten sich jetzt gut an die Dunkelheit gewöhnt, aber er konnte doch nicht sehen, was hinten in dem letzten Drittel des Raumes stand.

      Langsam bewegte er sich, vorsichtig einen Hocker umgehend, an einem alten Sessel vorbei und hatte schließlich eine Art Portiere erreicht, die aus schwerem Samt sein mußte.

      Das letzte Drittel des Raumes, das hinter ihm lag, schien in ägyptische Finsternis gehüllt.

      Wyatt hatte sich an die Erde gelegt und tastete sich mit den Fingern vorwärts.

      Plötzlich zuckte er zusammen.

      Die Finger seiner Linken waren an einen Gegenstand gestoßen, der ein Stiefel sein konnte.

      Unendlich vorsichtig tastete Wyatt ihn ab.

      Tatsächlich, es war ein Stiefel.

      Sekundenlang verharrte der Missourier reglos am Boden. Dann richtete er sich auf und tastete vorwärts – und fand eine Fortsetzung über dem Stiefelschaft.

      Ein Bein, ein menschliches Bein.

      Der Marshal hatte den schweren Buntline Special in der linken Hand und zog den Hahn zurück.

      Gleichzeitig riß er mit der Linken ein Zündholz an, das er nur kurz aufblitzen und dann verlöschen ließ.

      Das Bild, das der schwache Lichtschein für den Bruchteil einer Sekunde vor ihm aus der Dunkelheit hervorzauberte, war mehr als schreckerregend.

      In einem ungewöhnlich hohen Lehnstuhl saß ein uralter Mann. Sein Gesicht war eingefallen und von pergamentartiger Haut überzogen, die von Tausenden von Falten zerschnitten und zersägt schien.

      Der Mann hatte einen kahlen Schädel, dessen Anblick unwillkürlich die makabre Ähnlichkeit mit einem Totenschädel aufzwang.

      Tief in den Höhlen lagen die Augen, die von rötlichem Licht bedeckt waren.

      Der Mund lag hart unter der Nase und war ein an seinen Enden nach unten gebogener scharfer Strich, der von vielen Querstrichen zerschnitten wurde. Scharf und spitz schob sich das Kinn nach vorn, und aus dem faltigen Hals stach ein eckiger Adamsapfel hervor. Der dünne, sehnige Hals war lang und wurde von einem schwarzen Halstuch umrahmt.

      Der Mann saß aufrecht in dem hölzernen Lehnstuhl, trug ein verwaschenes blaues Hemd und eine braune Jacke und ebensolche Hosen, die in den Stiefelschäften steckten. Die beiden Unterarme lagen auf den hölzernen Armlehnen des Stuhles, und die spinnenartigen langfingrigen


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