Wyatt Earp Paket 3 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Paket 3 – Western - William Mark D.


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sagt, das geschieht. Er kriegt eine halbe Flasche Whisky eingetrichtert und wird einen Kriegstanz für uns hinlegen. Anschließend lasse ich ihm das Nasenbein einschlagen, und er wird aus der Stadt geprügelt, daß er drei Wochen braucht, bis er wieder in seinen Stall findet.«

      Dieser Sunriser war wirklich ein scheußlicher Bursche. Er widerte den Missourier an.

      »Und du, Stranger, du bist auch noch nicht draußen. Das ist ja wohl klar. Mich hat noch nie jemand angegriffen, ohne daß es ihm schlecht bekommen ist!«

      Im Rücken von Wyatt tauchte plötzlich ein riesiger Mensch auf, der die Gestalt eines Gorillas hatte. Er maß sicher mehr als zwei Meter, hatte einen winzigen Schädel, der halslos auf dem Rumpf saß, und Schultern, die zu einem völlig anderen Mann zu gehören schienen. Seine gewaltigen Arme hingen ihm bis weit über die Knie hinunter, was das Affenähnliche noch hervorhob. O-beinig und vornübergebeugt in der rechten Schulter hängend, so stand der Mensch da: mit wulstigen Lippen, gewaltigem Kinn, kurzer, fliehender Stirn, aber gewaltigem Haarwuchs.

      »Petkin«, zischte Sunriser plötzlich, »mach ihn fertig!«

      Alexander Petkin war ein Russe. Sein Vater war vor vielen Jahren noch mit jenem Mann nach Mesha gekommen, der der Stadt den Namen gegeben hatte.

      Aber Petkin hatte wenig Gutes von den Eigenschaften seines Volkes drüben an der Dwina mitbekommen. Er war ein geistesschwacher, wilder Schläger, der dem Trunk ergeben war und sich dem gefährlichen Sunriser untergeordnet hatte.

      Wyatt sah ihn im Thekenspiegel kommen, blieb aber stehen und tat, als habe er nichts bemerkt. In Wirklichkeit war jede Muskelfaser in ihm aufs äußerste angespannt.

      Da tippte der Riese ihm auf die Schulter.

      Wyatt wandte den Kopf. »Lassen Sie mich zufrieden, Mann!«

      Noch stand der Indianer zwischen der Theke und Sunriser.

      Da holte Petkin plötzlich zu einem Wurfhaken (weit hergeholter Schwinger) aus, der zischend über den abgeduckten Kopf des Marshals pfiff.

      Wyatt wußte sofort, daß er sich mit dem Riesen nicht auf einen harten Schlagaustausch einlassen konnte, denn das würde auf jeden Fall kraftraubend und gefährlich sein.

      Er riß darum unter dem vorbeigegangenen Schlag des Hünen einen gewaltigen linken Uppercut hoch, der genau an der Kinnspitze des verformten Mannes detonierte.

      Es war, als wäre der Muskelklotz von einem Blitzschlag getroffen worden, so wurde er durchgeschüttelt, stand aber immer noch auf breit gespreizten Beinen da, die Arme fallen lassend.

      »Was ist mit dir los!« schrie Sunriser. »Mach Kleinholz aus dem Stranger. Schmeiß ihn durch die Scheibe auf die Straße!«

      Da geschah etwas Seltsames. Der büffelartige Mann aus der Tundra schlug plötzlich der Länge lang vornüber auf die Dielen und blieb mit weit ausgestreckten Armen liegen.

      Sunriser stierte fassungslos auf ihn nieder, warf dann den Kopf hoch und fauchte durch die Zähne:

      »All right. Ich sehe, du verläßt dich auf deine Fäuste, Stranger, aber das wird dir nichts nützen.«

      Wyatt hatte sich wieder abgewandt und da, wo vorhin der Russe gestanden hatte, bauten sich jetzt drei Burschen auf – mit steif über den Revolverkolben angewinkelten Armen.

      Wyatt war nicht mit der Absicht in den Schankraum gekommen, hier eine Schießerei mitzumachen.

      Er ging auf den Indianer zu und wies auf den Ausgang.

      »Der rote Mann wird jetzt gehen.«

      Sunriser hatte – wie seine Freunde – die Hände über den Revolverkolben hängen.

      »Er bleibt hier, Stranger!«

      Da krächzte einer der drei hinter dem Marshal:

      »Puste dich nicht auf, Gringo, sonst bist du in wenigen Sekunden mehrere Unzen schwerer!«

      »Es tut mir leid, daß ich eure Ansicht nicht teilen kann!« Klirrend waren diese Worte von der Hallentür an die Ohren der Männer gefallen.

      Einer von ihnen wandte sich um.

      In der Tür stand ein hochgewachsener Mann im schwarzen Anzug. Er trug ein weißes Rüschenhemd und eine schwarze Schleife. Seine giftgrüne Weste war mit schwarzen Stickereien bedeckt. Er hatte ein aristokratisch geschnittenes Gesicht, und seine eisblauen Augen hafteten auf den drei Sunriser Boys. Und in seinen vorgestreckten Fäusten hielt er zwei vernickelte schwere Frontier-Revolver.

      »Hölle!« stieß einer der Sunriser Boys aus.

      »Laßt euch doch nicht bluffen!« schrie der geflüchtete Sträfling.

      Da spannte Doc Holliday, denn er war es natürlich, der dem Marshal jetzt den Rücken freigehalten hatte, knackend beide Revolverhähne.

      »Ihr könnt es gern versuchen, ob es Bluff ist, Boys. Es gab allerdings schon früher ein paar Leute, die das angenommen haben. Leider können sie es euch nicht mehr bestätigen, da ihre Kreuze die Boot Hills verschiedener Städte schmücken.«

      Die drei standen wie Wachsfiguren da und rührten sich nicht.

      Sunriser stieß den Schädel wieder vor und geiferte:

      »Ah, das ist sein Partner! Gut, man muß wissen, mit wem man es zu tun hat.«

      Wyatt tippte dem Indianer auf die Schulter.

      »Der Rote Mann geht jetzt hinaus.«

      »Er bleibt hier!« brüllte Sunriser.

      Da trat Wyatt – an dem Indianer vorbei – auf den Sträfling zu.

      »Gehen Sie zur Seite, Sunriser, sonst gibt’s ein Unglück.«

      »Ein Unglück? Du bildest dir doch wohl nicht ein, daß ich mich vor dir fürchte? Wir sind hier in Mesha – und Mesha ist meine Stadt!«

      »Das interessiert mich nicht. Jedenfalls wird hier niemand mißhandelt und halb tot geprügelt. Der Mann hat euch nichts getan, also laßt ihn in Ruhe.«

      »Das weißt du doch gar nicht, ob er uns nichts getan hat.«

      »Was hat er getan?«

      »Es genügt ja schon, daß er mir in die Quere kam. Schon das ist eine Beleidigung für mich. Soll ich mir das vielleicht bieten lassen? Was hat der Hund hier in der Stadt zu suchen. Warum schnüffelt er hier an den Vorbauten herum. Wahrscheinlich wollte er mein Pferd stehlen.«

      »Auf ein ›Wahrscheinlich‹ gibt kein Richter was. Das sollten Sie am besten wissen, Sunriser.«

      Der Sträfling legte den Kopf etwas nach rechts und fixierte den Missourier forschend.

      »Mir scheint, ich bin dir doch nicht so unbekannt, Stranger.«

      »Nein, ich habe mich plötzlich an dein Galgenvogelgesicht erinnert, Sunriser. Sie sind der Totschläger aus Santa Fé, der zu zwanzig Jahren Zwangsarbeit verurteilt wurde – und geflüchtet ist.«

      Es war einige Sekunden still. Dann machte Sunriser einen halben Schritt nach vorn. Er war nicht ganz so groß wie der Marshal und versuchte, seinen Blick in dessen Augen zu bohren.

      »Das hast du eben prächtig formuliert, Stranger. Du gefällst mir!«

      Und plötzlich funkelte ein langes Chicagomesser in seiner Linken. Bei jedem anderen Mann wäre der Stoß sicher im Körper gelandet.

      Aber der Marshal war so reaktionsschnell, daß er den Arm des Verbrechers noch im letzten Augenblick abwehren und hochschlagen konnte. Die Klinge sirrte in hohem Bogen bis hinter die Theke und stieß dort ein Glas aus dem Flaschenbord, das klirrend am Boden zersprang. Dann schickte der Marshal eine kurze Rechte nach vorn, die auf kürzester Distanz den Kinnwinkel des Banditen traf.

      Sunriser kippte über die Absatzspitzen zurück und schlug hart auf den Boden auf, wo er bewegungslos liegen blieb.

      Wieder war es einen Augenblick still in der Schenke.


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