Wyatt Earp Paket 3 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Paket 3 – Western - William Mark D.


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ihn niemand mehr heraus!

      Die drei Freunde standen vorm im fensterlosen Vorraum des Gefängnisses beieinander.

      Wyatt schüttelte dem Riesen noch einmal die Hand.

      »Wo kommen Sie denn plötzlich her, Luke?«

      »Sie werden lachen, ich habe unten in El Paso von Ihrem Run mit den Graugesichtern gehört…«

      »Graugesichtern?« fragte Holliday.

      »Ja, so nennen sie da unten die Halunken, die in Arizona Galgenmänner heißen.«

      »Was…, die gibt’s da drüben auch?«

      »Und ob! Ich bin in einer Senke mit dreien von ihnen zusammengeraten. Kleine Meinungsverschiedenheit. Well, sie liegen bei Doc Bliff, der ein Kiefernspezialist sein soll, wie unser lieber Holliday! – Tja, und da hörte ich, daß der Marshal in einem Nest namens Kom Vo oder so und drüben in Costa Rica schwer Zunder gemacht hat. Da ich wußte, daß der Verein noch ein paar Mitglieder mehr hat, die auch auf Prügel warten, dachte ich mir, daß ich am besten gleich mal hierher nach Tombstone reite, von wo aus in den letzten zehn Jahren ja jede Schurkerei gestartet wurde.«

      Der Texaner ahnte offenbar nicht, wie richtig er mit dieser Vermutung lag.

      Die Freunde berichteten ihm von ihren Erlebnissen. Auch seine Vermutung in bezug auf den Boß der Galgenmänner deutete der Marshal dem Texaner an.

      Der stieß einen Doppelpfiff durch die Zähne.

      »Old Ike? Das wäre ja der Gipfel!«

      »Sieht aber leider unheimlich danach aus.«

      »Dann allerdings! Das gibt eine doppelstöckige Angelegenheit. Wenn Ike tatsächlich die Hand im Spiel hat, wird das kein Spaziergang werden.«

      Darüber waren sich die beiden Dodger längst im klaren. All ihre Befürchtungen konzentrierten sich auf diesen Mann. Führte er wirklich die Galgenmänner an, dann würde es ein fürchterlicher Kampf werden.

      *

      Luke Short hatte sich entschlossen, die Nacht im alten Marshals Office zu verbringen, weil der Gefangene unbedingt bewacht werden mußte.

      Als sich die beiden Dodger von ihm verabschiedet hatten, war es schon nach Mitternacht.

      Sie gingen zum Russian House hinunter.

      »Sagen Sie, Doc«, wollte der Missourier wissen«, wie kamen Sie darauf, daß Pinkerton einen falschen Schnurrbart trug? Verdächtig war mir der Bursche auch, vor allem, da er die Figur des Gesuchten und seine Augen hatte. Aber die abgeschorene Mähne und der Schnurrbart entstellten ihn doch sehr.«

      »Eben. Ich sah ihn durchs Fenster und dachte mir die Mähne zu seinem Schädel und den Schnurrbart weg, da war er auf einmal genau der Galgenmann. Ich sah ihn von der Seite, das war ein Vorteil, denn da stand der Bart so eigenartig ab. Vor allem dachte ich sofort an Kirk McLowery, von dem uns der Alte in Vail doch berichtet hatte, daß er einen roten Kinnbart trüge – der aber dunkelhaarig und glattrasiert vor uns auftauchte. Mir scheint, die Bande hat sich nicht nur eine Reihe neuer Mitglieder, sondern auch neuer Tricks zugelegt. Früher wäre niemand von ihnen auf den Gedanken gekommen, sich zu maskieren oder gar einen Bart anzukleben. Kirk scheint das in den Verein gebracht zu haben. Offenbar versteht der Halunke sich darauf…«

      Als sie den kleinen Platz zum Hotel überschritten, entdeckten die scharfen Augen des Missouriers im Schwarzgrau der Dunkelheit des Hotelvorbaus einen Schatten, der sich bewegte.

      »Vorsicht!« raunte er dem Spieler zu.

      Sie gingen weiter.

      Da peitschte ihnen plötzlich aus der Dunkelheit ein Schuß entgegen, dem die beiden Dodger noch in sein Echo hinein, scharf in den Mündungsblitz gezielt, im Fallwurf eine bleierne Antwort gaben.

      Ein schriller, gellender Schrei drang durch die Nacht.

      Wyatt Earp setzte in weiten Sprüngen vorwärts, während ihm der Georgier mit Sperrfeuer den Weg sicherte.

      Auf dem schmalen Hotelvorbau lag ein Mann.

      Wyatt schleppte ihn zum Eingang, wo nur noch das Windlicht schwach brannte.

      Er kannte das Gesicht des Verletzten nicht.

      Holliday war herangekommen. Er sah, daß der Mann eine Brustverletzung hatte und brachte ihn zusammen mit dem Marshal ins Hotel.

      »Habe den Burschen nie gesehen«, meinte auch er, als er sich um die Verletzungen des Banditen kümmerte.

      Nellie Cashman kam mit bleichem Gesicht aus dem Zimmer.

      »Es krachen wieder Schüsse in Tombstone«, sagte sie mit belegter Stimme.

      »Kennen Sie diesen Mann?« wollte der Marshal wissen.

      Die Frau blickte in das Gesicht des Ohnmächtigen.

      »Ja, natürlich, das ist Edward Baxter!«

      »Ed Baxter!«

      Auch Wyatt hatte diesen Namen schon gehört. Edward Baxter hatte den Befreiungskrieg als Offizier mitgemacht. Er war Captain gewesen, und diesen Titel hatte er behalten. Leider hatte er nach dem Krieg nicht viel anders gelebt als in den wilden Jahren, in denen er die Uniform trug. Er konnte einfach nicht einsehen, daß der Krieg zu Ende war. Baxter wurde ein Bandit; sogar ein Bandenführer. Er lebte bis 1881 in Nogales und zog dann nach Tombstone, wo sich sein Freund Pete Spence aufhielt. Erst sehr spät schloß sich auch Baxter der Clanton Gang an.

      Und jetzt gehörte er zu den Männern, die sich mehrmals wöchentlich im Hinterzimmer von Millers Bar oder aber im Obergeschoß des Occidental Saloons zusammenfanden.

      Er hatte die ›Sache‹, die bedrohlich für die Graugesichter zu werden begann, jetzt hier rasch im Alleingang erledigen wollen.

      Luke Short kam angerannt.

      Der Marshal nickte ihm zu.

      »Well, dann werde ich wieder in meinen Laden zurückgehen, ehe mir da der lange Hecht davonschwimmt.«

      Er machte sich eilends wieder davon.

      Nachdem Holliday den verletzten Banditen behandelt hatte, wurde er in eine fensterlose Kammer des Hotels auf ein Bett gepackt und eingeschlossen.

      Dann endlich konnten sich die beiden Dodger zur Ruhe legen.

      *

      Dick Henderson gehörte zu den Männern, die in Millers Bar eine so harte Abfuhr erlebt hatten. Er hatte die ärgsten Prügel seines Lebens bekommen. Zuerst war der Fleischergehilfe von Doc Hollidays Revolverlauf am Kopf getroffen worden. Er stürzte, lag am Boden, rang nach Atem. Als er wieder in das Handgemenge eingriff, hatte ihn die Faust des Marshals auf die Herzspitze getroffen und ihm minutenlang ein weiteres Mitwirken am Geschehen unmöglich gemacht. Als er den schweren Knockdown endlich einigermaßen abgeschüttelt hatte und sich wieder auf den Marshal werfen wollte, riß ihn eine schwere Rechte des Texaners mit einem fürchterlichen Hieb erneut von den Beinen. Das reichte für den Rest des Kampfes.

      Er war jedoch ein lederner Bursche und dachte nicht an völlige Aufgabe. Als sich die anderen davonmachten, lauerte er draußen vor der Bar in einer dunklen Nische und hatte den Revolver in der Faust.

      Als er die drei Männer mit dem gefangenen Keeper aus dem Dunkel des Vorbaues auf die Straße treten sah, hob er die Waffe.

      Aber dreierlei hinderte ihn am Schuß.

      Zu weit war der breite Rücken des verhaßten Marshals von ihm entfernt. Zweitens zitterte seine Hand – und drittens fürchtete er das gedankenschnelle Reaktionsvermögen der drei Männer, vor allem das des Georgiers, der links neben dem Marshal ging, während Luke Short rechts ging und den Bohnenstangenmann vor sich her schob.

      Aber Dick Henderson gab dennoch nicht auf. Noch spürte er den harten Schlag mit dem Revolverlauf am Kinn, den dumpfen lähmenden Schmerz in der Herzgegend, den ihm der Haken des Marshals verursacht hatte, und in seinem linken Ohr brannte noch der dröhnende Fausthieb des Texaners


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