Wyatt Earp Paket 3 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Paket 3 – Western - William Mark D.


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Pinkerton, Sie sind wegen Mordes an Sheriff Ahslan festgenommen!«

      Der Keeper schlotterte am ganzen Leib.

      »Hölle und Teufel!« krächzte er. »Tod über euch, ihr Hunde! – Männer!« kreischte er dann, »los, macht sie nieder!«

      Die Gleichgültigkeit und das unbeteiligte Herumstehen und Herumhocken der anderen Gäste fiel wie Regen von allen ab.

      Die ›Gäste‹ schienen nur auf diesen Augenblick gewartet zu haben.

      Von allen Seiten stürmten sie heran.

      Wyatt riß den Buntline-Revolver herum und traf gleich im herumgewirbelten Backhandschlag drei Angreifer so hart damit, daß er Luft genug hatte, zwei weitere, die ihn von der Seite angriffen, niederzuwerfen.

      Auch Holliday, kampferfahren in solchen Situationen, hatte blitzschnell mit den Läufen seiner Sixguns einen ›Metallkreis‹ um sich gezogen.

      Aber es waren neun Gegner, die sie bedrängten.

      Den Keeper gar nicht mitgerechnet.

      »Verbarrikadiert die Tür!« schrie Pinkerton.

      Zwei der Burschen von draußen, die dem Marshal den Einlaß verwehren wollten, kamen herein und verrammelten die Tür.

      Drinnen tobte ein heißer Kampf.

      Der Missourier hatte drei Männer an sich hängen und riß seine Fäuste immer wieder los, bekam für einen Augenblick Luft und schickte einen der Gegner mit einem harten Cross nieder.

      Holliday hatte sich von der Theke weg an die Fensterwand zurückziehen können, wo er wenigstens nicht von hinten angegriffen werden konnte. Auch an ihm hingen mehrere Banditen.

      Kirk McLowery hatte es gut eingerichtet, wie für einen Theaterauftritt! Der gerissene Bandit wußte genau, daß der Marshal nach Pinkerton suchen und ihn auch finden würde.

      Die Situation war höllisch schlecht für die beiden Dodger.

      Da gelang es dem Georgier, dem man beide Revolver entrissen hatte, mit einem Armstoß gegen den eigenen Körper, den kleinen Quickdraw-Colt in die Rechte springen zu lassen. Er rammte den Lauf der Waffe einem bärtigen Burschen gegen die Kehle, bekam Luft und sprang zur Seite, stieß hart gegen eine Wandsäule und, obgleich er benommen von dem Anprall war, blieb er eiskalt stehen und schlug die Waffe dem nächsten der auf ihn Eindringenden entgegen.

      Wyatt hatte in diesem Augenblick sein rechtes Knie hochgerissen und mit einem Kinnripper seinen schwersten Gegner abgeschüttelt. Immer noch aber hingen sie an ihm, hinten an der Seite, hinderten ihn, einen Überwerfer zu landen und seine Arme zu gebrauchen. Längst hatte auch er keine Waffe mehr.

      Da kamen zwei der Tramps mit Stuhlbeinen und Flaschen heran…

      Etwa eine Viertelstunde vorher.

      Ein Reiter hielt vor Nellie Cashmans Boardinghouse, rutschte aus dem Sattel und warf dem Negerjungen die Zügelleine zu.

      Als der Mann auf der Erde stand, stieß der schwarze Sammy den Kopf vor, rollte die Augen und hatte den Mund weit offenstehen. Er vermochte es einfach nicht zu fassen, daß ein Mann so groß sein konnte! Der Reiter, der da eben angekommen war, maß doch wenigstens 2,10, wenn nicht noch mehr.

      Welch ein Mann! Ein Herkules im wahrsten Sinnen des Wortes.

      Die beiden Windlichter beleuchteten seine gigantische Gestalt, die einen geradezu abenteuerlichen Schatten auf den gelben Sand der Straße warf.

      Der Fremde trug einen weißen Stetsonhut, ein weißes Hemd und keine Weste. Schräg saß ihm das schwarze Halstuch auf der Schulter. In den Halftern seines Kreuzgurtes steckten zwei schwere Revolver mit roten Knäufen, die verkehrt herum in den Lederschuhen saßen.

      Da trat Nellie Cashman in den Eingang, schlug verwundert die Hände zusammen und rief:

      »Luke Short!«

      Der Riese trat auf sie zu und bemühte sich, der Lady bei der Begrüßung nicht die Hand zu zerdrücken, so zart reichte er ihr seine Rechte. Dennoch war der Frau, als sei ihre Hand in einen Schraubstock geraten.

      »Hallo, Miß Cashman! Wie geht es uns denn? Onkel Luke lange nicht mehr gesehen, was?«

      »Das ist ja ein sagenhafter Zufall! Erst der Marshal, dann der Doc und jetzt auch noch Sie!«

      »Was denn? Welcher Marshal? Und welcher Doc? Von wem sprechen Sie. Kindchen, machen Sie mir den Mund nicht wäßrig!« rief der Texaner ungeduldig. »Sie wollen damit doch nicht etwa den Dodger Song für vier überschnelle Revolver geflötet haben?«

      »Genau den, Luke!«

      Der Hüne wich einen Schritt zurück und beugte den mächtigen Oberkörper vor.

      »Wyatt Earp?« In seinen grünen Augen blitzte die Freude auf.

      »Ja!« rief Nellie Cashman.

      »Und Doc Holliday?«

      »Ja, ja!«

      Da schlug sich der Riese klatschend auf die muskulösen Oberschenkel, nahm die Frau – als wäre sie gewichtslos – hob sie hoch, um sie neben den Eingang zu stellen. »Dann lassen Sie Onkel Luke rasch durch, Sweety, damit er den beiden treulosen Landstreichern gleich den Abend verderben kann!«

      In seiner Freude stürmte der temperamentvolle Mann sofort vorwärts auf die Halle zu.

      »Luke!« rief ihm die Frau nach. »Sie sind ja nicht hier…«

      Der Texaner blieb stehen und wandte den Kopf. Er war so groß, daß sein Hutrand fast die niedrige Decke streifte.

      »Nicht hier? Wollen Sie mir erzählen, daß der Marshal in einem anderen Laden abgestiegen ist?«

      »Nein, sie wohnen hier, aber sie sind noch einmal weggegangen. Vielleicht zu Quartor oder auch zu Mister Clum.«

      Luke warf sich herum, war wieder im Eingang und rief dem Negerjungen nach, der eben mit seinem Rappen zum Stallhaus hinübergehen wollte:

      »Come on, Boy, ich brauche den Vierbeiner noch einen Moment!«

      Und gleich darauf sprengte er davon.

      Und zwar gleich zur Fremontstreet hinauf zu John Clum.

      Der alte Herr blickte den Riesen verdutzt an und griff sich an den Schädel.

      »Luke Short? Allmächtiger! Wenn jetzt da drüben Cochise auftauchte oder Geromino, würde ich mich auch nicht mehr wundern. Willkommen, Big Boy Tex! Na, Sie suchen sicher Ihre beiden Freunde? Die müßten jetzt eigentlich drüben bei Miller…«

      Er hielt inne, weil der Texaner die Hand gehoben hatte.

      Dumpfe, polternde Geräusche drangen drüben aus der geschlossenen Schenke auf die Straße.

      »He, das hört sich ganz nach Wyatt Earp an!« meinte der Hüne. »Damned! Es geht also schon los! Und Onkel Luke kommt im richtigen Augenblick!«

      Er tigerte mit weiten Sätzen auf die Kneipe zu, nahm sich gar nicht erst die Mühe, die verschlossene Tür zu öffnen, sondern peilte ein Fenster an, schoß wie eine Rakete vorwärts, zog den Kopf ein und hechtete wie eine geballte Ladung durch das geschlossene Fenster.

      Glas zersplitterte, Holz zerbarst mit knackendem Geräusch, Scherben spritzten weit in den Schankraum.

      Die Kämpfenden in Millers Bar hatten das Gefühl, eine schwere Armeegranate habe eingeschlagen.

      Statt dessen stand da plötzlich dieser mit Glassplittern bespickte, feixende Riese unter ihnen, die gewaltigen, ebenmäßig gewachsenen weißen Zähne gebleckt, die mächtigen Arme vorgestreckt und die Beine gespreizt.

      »Hallo, Wyatt! Hallo, Doc! Onkel Luke ist da! Und drauf! Und hier – und da! Und du auch, Joe, come on, Opa! Und du, Milchgesicht, hier, und bum! Und für dich das, Jimmy! Du auch, Kurzer! Und… der Dandy…!« Er hielt inne und ließ den Arm, den er da gepackt hatte, los. »He, das ist ja der Doc!


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