Wyatt Earp Paket 3 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Paket 3 – Western - William Mark D.


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den Posten zu verlassen, als sie durch ein Geräusch aufgeschreckt wurden.

      Es kam jemand oben über den Vorbau. Und zwar nicht mit normalem Schritt, den jeder hätte hören können, sondern leise, vorsichtig, sehr langsam.

      Immer näher kamen die Schritte.

      Und dann knirschten schon die Bohlen über den Köpfen der beiden Lauscher.

      Wyatt Earp hatte seinen großen Buntline Special Revolver in der Faust und blickte durch die Bodenritzen nach oben.

      Aber es war zu dunkel auf dem Vorbau, als daß er hätte irgend etwas erkennen können.

      Auch mußte sich der Mann oben an die Hauswand gelehnt haben oder in einer Türnische stehen, so daß sie ihn von hier unten durch die Ritzen nicht sehen konnten.

      War es ein harmloser Mann, der vielleicht auf ein Mädchen wartete, oder ein Betrunkener?

      Nein, nein, ein Betrunkener konnte es nicht sein, der würde nicht so vorsichtig und sicher aufgetreten sein. Ein Liebhaber machte sich doch nach einer gewissen Zeit dem Mädchen seiner Wahl bemerkbar.

      Und dieser Mann da oben rührte sich nicht.

      Schon stieg in dem Marshal das Gefühl auf, daß sein Weg nach Marana nicht vergebens gewesen war.

      Oben stand der erste Posten der Bande, der die Bank aus einer dunklen Türnische heraus beobachtete.

      Was die Sache fatal machte, war die Tatsache, daß sie sich hier unten auch nicht bewegen konnten, wenn sie von dem Mann nicht gehört werden wollten. Aber sie konnten unmöglich noch lange hier reglos verharren.

      Wyatt versuchte es zuerst mit dem leisen Fiepen einer Ratte, das er geschickt nachzuahmen versuchte. Dann nagte er mit der Fingerspitze an einem Bohlenbrett.

      Der Mann oben stieß mit dem Fuß auf und wollte so den unangenehmen Nager verscheuchen.

      Das half also nichts!

      Dann verlegte sich der Missourier auf einen anderen Vierbeiner. Täuschend ähnlich ahmte er den knurrenden Ton eines Pumas nach.

      Da drang ein unterdrückter Schreckenslaut von oben an ihre Ohren. Gleich darauf lief der Mann mit polternden Schritten über den Vorbau und sprang entsetzt auf die Straße hinaus.

      Er zog beide Revolver und wandte sich um. Aber er schoß nicht.

      Die beiden Männer unter dem Vorbau sahen, daß er ein Tuch vor dem Gesicht hatte. Ein Galgenmann!

      Für den Bruchteil einer Sekunde hatte sich er Bandit umgedreht, dann rannte er mit weiten Sätzen davon und verschwand drüben in einer Quergasse.

      »Das hat gewirkt«, meinte der Georgier. »Also doch!«

      Der Marshal kroch unter dem Vorbau heraus und richtete sich auf.

      Holliday folgte ihm.

      »Sie sind also hier, Marshal, ihr Gefühl war wieder einmal richtig.«

      Der Vorbau, unter dem sie sich verborgen hatten, gehörte zu einer Schenke. Sie war natürlich längst geschlossen.

      Wyatt tippte den Spieler an. »Warten Sie hier. Ich gehe um das Haus herum und versuche den Wirt zu wecken. Dann lasse ich vorn die Tür offen.«

      Gleich darauf war er im Dunkel verschwunden.

      Er fand den Hof verschlossen und mußte sich mit einem Klimmzug an der Mauer hinaufziehen. Von dort blickte er in den Hof.

      Der Boden unter ihm war dunkel. Wyatt ließ sich hinunter – und kam mit dem rechten Fuß auf einen Stein oder ein Holzstück so unglücklich auf, daß ein stechender Schmerz durch sein Bein zog.

      Humpelnd bewegte er sich vorwärts auf die Rückseite der Schenke zu. Zu seiner Freude war die Tür nicht verschlossen.

      Gleich darauf stand er in dem Korridor und tastete sich vorwärts.

      Die Türen zu den Räumen standen offen.

      Der Marshal blickte in den Küchenraum, aus dem ihm penetrante Kochdünste entgegenschlugen, sah auch in den Schrankraum und in das Zimmer auf der linken Seite des Flurs. Alles war leer.

      Er hatte auch nicht erwartet, hier unten einen Menschen anzutreffen. Ohne irgendwelche Vorsichtsmaßnahmen humpelte er die Treppe hinauf und klopfte oben an das erstbeste Zimmer.

      »Ja«, hörte er eine Frauenstimme, »was gibt’s?«

      »Bitte, Madam, kann ich einen Augenblick mit Ihnen sprechen?«

      »Wer ist denn da? Warten Sie, ich komme sofort.«

      Gleich darauf sah er unter der Türritze einen Lichtschimmer in den Korridor fallen.

      Dann nahten sich der Tür tapsende Schritte. Es wurde geöffnet.

      Der Marshal sah vor sich eine junge Frau im fußlangen Nachthemd. Sie hielt in der Linken eine Lampe. Entgeistert blickte sie auf den großen Fremden.

      »Es tut mir leid, daß ich Sie gestört habe, Madam. Mein Name ist Earp.«

      Die Frau zog die Brauen zusammen. »Earp?« preßte sie heiser hervor.

      »Ja, Wyatt Earp.«

      Sie wich einen halben Schritt zurück und musterte mit hochgehobener Lampe den Mann genau.

      »Sie sind… Wyatt Earp… aus Dodge City?« stammelte sie.

      »Ja, Madam.« Und dann erklärte er ihr mit kurzen Worten, was zu erklären war.

      Die Frau bebte am ganzen Leib. »Ein Überfall auf das Railway Depot?« stotterte sie.

      »Ja, und ich wollte den Salooner bitten, ob ich mit meinem Begleiter in der Schankstube hinter den Fenstern das Depot beobachten kann.«

      »Natürlich. Selbstverständlich! Der Saloon gehört mir. Das heißt, meinem Vater, aber der schläft. Sie können hinuntergehen. – Wie sind Sie denn ins Haus gekommen?«

      »Die Hoftür war offen, Madam.«

      »Gut, warten Sie. Ich komme mit hinunter.«

      »Nein, es wäre mir lieber, Sie würden hierbleiben. Der Lichtschein aus dem Haus fällt sonst auf die Straße. Von hier hat es noch niemand bemerken können.«

      »Gut, wie Sie meinen.« Sie gab sich nicht mehr argwöhnisch. Anscheinend vertraute sie dem Marshal. Aber der Schrecken über das, was sie von ihm erfahren hatte, schien sich groß und bang in ihren Augen zu spiegeln.

      »Beruhigen Sie sich bitte, Madam. Vielleicht irre ich mich ja auch. Aber ich muß auf jeden Fall bereit sein.«

      »Haben Sie denn viele Leute bei sich?« forschte die Frau.

      »Nein, nur einen Mann.«

      Da schlug sie die Hand vor den Mund. »Um Himmels willen! Einen einzigen Mann. Und so wollen Sie gegen die Galgenmänner ziehen?«

      »Es bleibt mir leider nichts anderes übrig, Madam.«

      »Aber, Sie könnten doch den Sheriff wecken und den Sohn des Schmiedes, vielleicht noch den Sattler.«

      »Das kann ich leider nicht, da die Banditen wahrscheinlich schon in der Stadt sind. Ich könnte so vielleicht den Überfall vereiteln, aber ich würde dann nicht einen der Banditen festnehmen können.«

      Wenige Minuten später öffnete der Missourier dem Gefährten unten die Tür und ließ ihn ins Haus.

      Die beiden postierten sich in den Fensternischen des Saloons und beobachteten von dort aus das Depot.

      »Damned, ich will frikassiert werden, wenn die Halunken nicht schon drüben sind«, meinte der Georgier.

      »Ja, das befürchte ich auch. Wir sind vielleicht schon zu spät gekommen. Aber das will nichts besagen. Wichtig ist, daß wir keinen entkommen lassen. Vor allem nicht ihn.«

      Ihn – das war der Big Boß der Bande. Wyatt Earp hoffte, in dieser Nacht den langgesuchten


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