Dr. Norden Bestseller Paket 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg
scheinst eine Perle zu haben«, stellte Isabel fest. »So ordentlich sieht es bei mir nicht aus.«
»Ich habe mehrere Perlen«, sagte Daniel. »Lenchen, die Papa schon versorgt hat, für die Wohnung, und Molly für die Praxis. Lenchen wohnt auf der anderen Seite.«
Er deutete über den Gang.
»Kann sie uns hören?«
»Nein, sie ist schwerhörig. Du hast doch nicht etwa Komplexe?«
»Vielleicht ist sie eifersüchtig«, scherzte Isabel.
»Da magst du nicht so unrecht haben. Sie wacht wie ein Zerberus über meine Unschuld«, spottete er. »Mosel- oder Rheinwein?«
»Das überlasse ich dir. Kann ich was herrichten?«
»Mach ein paar Toasts«, sagte er. »Schinken, Käse, Ananas. Wenn du was anderes möchtest, bediene dich.«
»Ich bin eine ganz schlechte Köchin«, sagte Isabel kleinlaut.
»Dann mache ich es selbst. Ich bin ein guter Koch.«
Sie sah sich in der Wohnung um. Schöne, wertvolle Teppiche, wenig Bilder an den Wänden, dafür aber um so kostbarere. Die Möbel waren modern, aber ebenso individuell, der Eßraum war jedoch mit herrlichen alten Bauernmöbeln ausgestattet.
»Mach es dir bequem, Isabel«, sagte Daniel, einen Servierwagen vor sich herschiebend.
»Bist du ein Zauberer?« fragte sie, die appetitlichen Toasts betrachtend.
»Der perfekte Junggeselle«, sagte er.
»Mit Lenchen als Perle.«
»Sie braucht nur aufzuräumen. Sie läßt sich auch gern mal von mir verwöhnen.«
»Das würde wohl manche andere auch gern haben«, sagte Isabel. »An Heiraten denkst du wohl nicht, Dan?«
»Wenn ich mal daran denke, möchte ich mich verwöhnen lassen«, erwiderte er.
Es traf Isabel wie ein Stich. In diesem Augenblick wünschte sie, eine ganz andere Frau zu sein, eine, die seinen Vorstellungen entsprach. Daß dies nicht
der Fall war, wußte sie jetzt ganz genau.
Sie war achtundzwanzig Jahre, erfolgreich im Beruf und nicht unvermögend. Sie konnte sich alles leisten, und sie hätte jeden Mann haben können, der ihr gefiel.
Nur Daniel Norden nicht. Das wurde ihr jäh bewußt.
»Wie stellst du dir deine Frau vor?« fragte sie.
»Gar nicht«, erwiderte er. »Es müßte wie ein Blitz aus heiterem Himmel kommen. Die oder keine! Das ist alles, was ich dazu zu sagen habe.«
»Und nebenher sammelt man Erfahrungen«, bemerkte Isabel beiläufig.
»Man gibt ab und zu Stimmungen nach«, erwiderte Daniel mit umwerfender Offenheit. »Du bist ein guter Kamerad, wenn ich es so nennen darf. Weißt du, daß du die einzige Frau bist, vor der ich Respekt habe?«
Wenn es ein anderer gesagt hätte, sie hätte sich geehrt gefühlt. Ihr wäre es jedoch lieber gewesen, wenn Daniel keinen Respekt vor ihr hätte.
Er hob sein Glas. »Auf unsere Freundschaft, Isabel. Wenn der Blitz mich nicht trifft, werde ich am Ende meines Lebens wenigstens sagen können, daß ich eine phantastische Freundin hatte. Wird es so bleiben?«
»Okay, Dan«, erwiderte sie, obgleich sie gern etwas anderes gesagt hätte.
»Und wenn du den Mann fürs Leben findest, wird unsere Freundschaft dann auch halten?« fragte er.
»Ich würde ihn nicht heiraten, wenn er etwas dagegen hätte«, sagte Isabel.
Er sah sie nachdenklich an. »Einen anderen Mann würde ich dir auch nicht wünschen. Du brauchst einen, der alles akzeptiert. Einen, der Format hat und dem du doch um einen Hauch überlegen bist. Sonst wärest du nicht glücklich,
Isabel.«
»Meinst du? Du kennst mich anscheinend besser, als ich mich selbst kenne«, sagte sie ironisch. »Vielleicht möchte ich auch nur eine Frau sein.«
»Du bist viel zu gescheit, um nicht alles abzuwägen.«
Ob er jede Frau so nüchtern beurteilt? ging es Isabel durch den Sinn. Gibt es denn wirklich keine, die ihn aus seinem Gleichgewicht bringen kann? Sieben Monate kannte sie ihn nun schon. Sie hatte ihn auf dem Tennisplatz erlebt und manchmal auch auf Parties, umgeben von reizvollen Mädchen und verführerischen Frauen. Er hatte eine ganz besondere Art zu flirten, aber seltsamerweise konnte sie sich ihn nicht als glühenden Liebhaber vorstellen.
Er schien es gar nicht zur Kenntnis zu nehmen, daß sie nun schon geraume Zeit schwiegen.
»Ich werde mir morgen gleich einige Schallplatten von David Delorme kaufen«, sagte er plötzlich unmotiviert, und sie konnte daraus nur entnehmen, daß er mit seinen Gedanken wieder bei dem Konzert war.
»Wenn es schon welche gibt«, sagte sie. »Hoffentlich ist er nicht schon fertig, bevor es überhaupt zu Aufnahmen kommt.«
»Du hast schon vorhin so eine Andeutung gemacht. Worauf spielst du an? Was weißt du von ihm?«
»Ausnahmsweise wohl etwas mehr als du. Sein Aufstieg begann raketenschnell. Das fasziniert natürlich die Zeitungsschreiber. Ich habe in England einige Artikel über ihn gelesen. Er stammt aus kleinsten Verhältnissen. Er hat sich sein Studium mit schwerster Arbeit verdient. Für einen Pianisten nicht so gut, möchte man meinen, aber die Empfindsamkeit seiner Finger scheint darunter nicht gelitten zu haben. Jedenfalls fand er dann eine Mäzenin. Die Frau ist doppelt so alt wie er, und da er nicht nur ein guter Pianist ist, sondern auch ein ganz interessanter Junge, wird sie ihn wohl nicht aus reinster Nächstenliebe an sich fesseln.«
»Sei nicht so frivol, Isabel«, warf Daniel ein.
»Ich nenne die Dinge beim Namen. Meiner Ansicht nach ist der Aufstieg für ihn ein bißchen zu rasch gekommen. Man wird ihn umschwärmen, und Ruhm ist schon manchem in den Kopf gestiegen.«
»Es wäre schade um dieses Talent«, sagte Daniel nachdenklich, »aber du magst recht haben.«
»Und dann ist da noch die Frau, die ihn so ziemlich als ihr Produkt betrachtet. Sie heißt übrigens Lorna Wilding.«
»Der Name sagt mir nichts.«
»Witwe des englischen Stahlmagnaten«, erklärte Isabel, »schwerreich. Es wird ihr aber nicht gefallen, daß sich jetzt auch noch junge, hübsche und reiche Mädchen um David Delorme scharen.«
»Gesellschaftsklatsch«, bemerkte Daniel anzüglich.
»Das bleibt nicht aus, aber zufällig weiß ich ziemlich genau Bescheid. Ich habe es kürzlich in Paris erlebt, wie sie ihm eine Szene gemacht hat. Dieser begabte junge Mann ist ihr in bezug auf Selbstbewußtsein nicht gewachsen. Ich könnte mir auch vorstellen, daß es gewaltig auf die Nerven geht, von einem Konzert zum andern gejagt zu werden. Der englische Konsul gibt übermorgen einen Empfang für ihn. Du könntest kommen und dir David Delorme aus der Nähe begucken. Wie wär’s?«
»Ich fahre zur Einweihung des Sanatoriums«, erklärte Daniel.
»Übermorgen schon?«
»Du bist doch sonst immer bestens informiert«, sagte er lächelnd.
»Ich bin gestern erst aus Paris zurückgekommen, und alles weiß ich eben auch nicht. Die Presse ist wohl unerwünscht?« fragte sie hintergründig.
»Einen Wirbel wollen wir nicht gleich veranstalten. Die Insel der Hoffnung soll kein Treffpunkt der Snobs werden, sondern eine Oase des Friedens.«
Diesmal machte sie keine spöttische Bemerkung.
»Du willst, daß der Lebenstraum deines Vaters verwirklicht wird«, sagte sie, »aber hättest du das nicht besser gekonnt, wenn du die Leitung selbst übernommen hättest?«
»Cornelius hat