AUF ZAUBER KOMM RAUS. Scott Meyer

AUF ZAUBER KOMM RAUS - Scott  Meyer


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du siehst großartig aus.«

      Martin stimmte ihm innerlich zu.

      Sie dankte Phillip, nachdem er sie losgelassen hatte. Martin machte Anstalten, sie jetzt auch zu umarmen, hielt aber inne, als sie ihm ihre Hand entgegenhielt. Es fiel ihm unheimlich schwer, ihr die Hand zu schütteln, ohne seine Enttäuschung zu zeigen.

      »Gwen«, sagte Martin, »großartig, dich zu sehen.«

      »Dich auch, Martin. Offensichtlich habt ihr die Schale bekommen.«

      »Oh ja. Übrigens, danke für die Star-Wars-Anspielung.«

      Gwen lächelte. »Keine Ursache.«

      Nachdem Gwen angemessen begrüßt worden war, widmete Phillip seine Aufmerksamkeit ihrer Umgebung. »Es ist wunderschön hier, Gwen. Wo sind wir?«

      »Wir sind auf einer Insel, wenige Meilen vor der griechischen Küste. Wir befinden uns, unglaublicherweise, im Jahr 368 vor Christus. Andere Abgesandte haben Transportkoordinaten bekommen, die sie direkt in die Stadt bringen, aber ich wollte ein wenig Zeit haben, um Hallo zu sagen und um ein paar Dinge erklären zu können.« Sie begann den Strand entlang zu gehen und die beiden Männer folgten ihr.

      »Eins nach dem anderen«, sagte Phillip. »Wie geht's dir, Gwen? Wie gefällt dir das Leben in Atlantis?«

      Gwen antwortete: »Atlantis ist großartig. Du wirst es ja bald sehen. Es ist nicht perfekt, aber nahe dran.«

      Martin meinte: »Ach, echt? Weil, ich meine nur, ich war etwas überrascht, so bald wieder von dir zu hören.«

      »Was meinst du damit?«, fragte Gwen.

      »Es ist nur, als du weg bist, da bin ich schon davon ausgegangen, wieder von dir zu hören, nur nicht so schnell. Ich dachte, du würdest es länger aushalten, als nur ein oder zwei Monate.«

      Martin sah Gwen an. Sie erwiderte den Blick, aber sie lächelte nicht. Martin sah Phillip, der hinter ihr stand. Er machte große Augen und er hatte die Zähne zusammengebissen.

      »Für dich waren es ein oder zwei Monate, Martin«, sagte Gwen. »Ich bin seit über zwei Jahren hier.«

      Martin hielt inne. Gwen und Phillip taten das nicht.

      »Ah«, sagte Martin. »Das ist schon eher das, was ich erwartet habe.«

      Gwen wurde weder langsamer, noch sagte sie ein Wort. Phillip schaute sich zu Martin um und gab ein freudloses Kichern von sich. Nach einer Weile ging Martin schneller, um zu den beiden aufzuschließen.

      »Also«, sagte Phillip, um das Schweigen zu brechen, »wo gehen wir hin?«

      »Nach Atlantis«, antwortete Gwen. »Es sind ein paar Meilen, aber ich habe ein Boot.«

      »Warum fliegen wir nicht einfach?«, fragte Martin.

      »Weil wir uns im Flug schlecht unterhalten können, und es gibt ein paar Dinge, die ihr wissen solltet.«

      Als sie um eine Biegung kamen, die am Rand der Insel entlang verlief, sahen sie eine hölzerne Anlegestelle, die vom Strand aus ins Wasser hinausragte.

      »Womit sollen wir anfangen?«, fragte Phillip.

      »Fangen wir mit dem Gipfel an«, erwiderte Gwen. »Wie es in der Einladung stand, sind Vertreter aller Zeitreisenden-Kolonien hierhergebracht worden. Zwei Mitglieder jeder Gruppe, jeweils der Anführer und noch ein weiterer, meistens der Stellvertreter oder der beste Freund des Anführers. Es wird euch freuen zu hören, dass eure Gruppe zu den größten gehört. Die meisten Kolonien sind bedeutend kleiner.«

      Martin fragte: »Welches sind denn die größten?«

      »Also, zum einen seid da ihr, denn ihr repräsentiert ganz Europa, das Europa eines der offensichtlichsten Zeitalter. China und Bagdad sind in etwa so groß wie ihr, die Größte aber ist Atlantis.«

      »Echt?«, fragte Martin. »Atlantis ist die Größte?«

      »Denk mal drüber nach«, erwiderte Gwen, »wir haben den Großteil der Frauen aus fast allen Gruppen. Natürlich sind wir die Größte.«

      Martin hob abwehrend die Hände. »Okay, schon klar. Du hast ja recht. Ich hatte nur gehofft, andere Kulturen wären netter zu Frauen, die Magie anwenden, sodass sie nicht auch das Gefühl haben, hierherkommen zu müssen.«

      »Bedauerlicherweise ist das Leben für Frauen, die Magie anwenden, ziemlich unangenehm, so gut wie überall und zu fast jeder Zeit«, sagte Gwen. »Der einzige Ort, an dem sie genauso behandelt werden wie die Männer, ist die Kolonie der Zigeuner in Paris in den 1480ern. Und auch nur, weil die Einheimischen dort die männlichen und weiblichen Zigeuner gleichermaßen schlecht behandeln.«

      Sie liefen eine Weile schweigend nebeneinander her und dachten über die Natur des Menschen nach, bis Gwen das Schweigen brach. »Jedenfalls werden wir Beschlüsse zu einigen Belangen fassen, die unsereins betreffen. Wie wir den Missbrauch unserer Fähigkeiten verhindern können, wie wir uns nennen werden, solche Dinge.«

      »Warum nennen wir uns nicht einfach Zauberer?«, fragte Martin.

      »Weil wir nicht alle als Zauberer auftreten. Es gibt Fakire, Philosophen, Weise, Alchimisten, Medizinmänner, Hexer und einige Magier. Ihr werdet auf Leute aus aller Welt treffen, aus allen bekannten Epochen. Im Moment verwenden wir den Begriff ›Zeitreisende‹, aber das trifft es auch nicht ganz. In Atlantis nennen wir uns einfach Schamaninnen.«

      »Weil ihr alle Frauen seid.«

      »Und weil es lustig ist, Zungenbrecher damit zu machen. Schamhafte Schamaninnen schmähen des Schas Schabernack. Siehst du?«

      »Großartig«, sagte Phillip. »Zwei Wochen geplante Unstimmigkeiten mit Leuten, die es nicht gewohnt sind, mit Ihresgleichen zu verhandeln. Ein Wunder, wenn wir überhaupt etwas zustande bringen.«

      »Das wird kein Problem werden«, sagte Gwen. »Unsere Anführerin, Brit, wird das Ganze leiten. Das kann sie wirklich gut.«

      »Schade, dass eure Anführerin damit beschäftigt sein wird und nicht als Vertreterin von Atlantis dabei sein kann.«

      Gwen lachte. »Oh, sie ist auch eine unserer Abgesandten.«

      »Warte mal«, warf Phillip ein, »hat denn keiner Angst, dass sie, ich sag mal, sich selbst bevorzugt?«

      Gwen antwortete: »Glaube mir, das wird kein Problem werden. Sie ist sich selten mit sich selbst einig. Hier ist das Boot.« Gwen deutete zum Ende des Stegs, an dem, auf den ersten Blick, keine Boote festgemacht zu sein schienen. Als Phillip und Martin genauer hinsahen, erkannten sie jedoch eine durchsichtige Schale, die auf dem Wasser auf und ab tanzte. Diese war wesentlich größer, als die, die Phillip erhalten hatte. Selbst wenn man wusste, dass sie da war, sah man eher ihren Schattenwurf und den Abdruck im Wasser, als dass sie selbst wirklich zu sehen war. Wenn Martin die Augen zusammenkniff, konnte er gerade so den durchsichtigen Boden erkennen und eine Sitzbank, die rund um die Innenseite verlief.

      Gwen ging zum Ende des Stegs, schlüpfte in ihre Sandalen und stieg über dessen Rand in das beinahe nicht sichtbare Boot. Martin und Phillip folgten ihrem Beispiel. Als sie alle Platz genommen hatten, sagte Gwen: »Bring mich nach Hause.« Das Boot erhob sich etwa einen halben Meter über die Oberfläche und setzte sich in Bewegung. Es fuhr schnell genug, um voranzukommen, aber langsam genug, dass der Fahrtwind nicht unangenehm wurde.

      Phillip betrachtete den Rand des fliegenden Schalenbootes und fragte: »Ist es auch aus Diamant?«

      Gwen lächelte. »Ja. Ein automatischer Algorithmus fügt ein Molekül nach dem anderen zusammen. Das ergibt unglaublich haltbare Strukturen, und wenn man es richtig durchdenkt, kann man fast alles herstellen. Außerdem lässt es sich wegen der molekularen Reinheit gut handhaben, levitieren oder teleportieren, ohne auseinanderzubrechen. Es war eine der ersten Innovationen der Brits.«

      Phillips Nationalstolz ließ ihn sich in die Brust werfen. »Wir Briten haben das erfunden? Wann?«

      Gwen kicherte. »Nicht die Briten. Die Brits. Zwei unserer Anführerinnen


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