AUF ZAUBER KOMM RAUS. Scott Meyer

AUF ZAUBER KOMM RAUS - Scott  Meyer


Скачать книгу

      Die Agents sahen sich an, dann Jimmy. Er war über sechzig und sehr dünn, aber keiner der beiden zweifelte daran, dass er die Wahrheit sagte.

      »Wenn ihr mich nach L.A. bringen müsst, wäre es das Beste, das Finanzministerium dazu zu bringen, einen Waggon im längsten verfügbaren Güterzug Richtung Kalifornien zu buchen. Das geht schneller, als den langen Umweg zu fahren, und es würde mich von aller Elektronik fernhalten, die ich beschädigen könnte.«

      »Was würde das kosten?«, fragte Agent Murphy.

      »Bedauerlicherweise sehr viel mehr als euer Hotelzimmer für eine Woche.«

      Agent Miller ächzte: »Eine Woche?« Jimmy glaubte zu hören, wie in der Hand des Agents die Sehnen rissen.

      Jimmy hob abwehrend seine Hände. »Vielleicht nicht so lange. Hoffentlich nicht so lange.«

      Agent Miller murmelte: »Das will ich auch hoffen.«

      Jimmy lächelte. »Das wird schon! Bestimmt!«

      »Gut.«

      »Wahrscheinlich.«

      Kapitel 10

      Nach ihrem Treffen mit Brit der Älteren erklärte Gwen ihnen, dass sie sich für den Empfang in einer Stunde fertigmachen musste. Sie rief einen der wahnsinnig gut aussehenden Wachmänner zu sich, der es fertigbrachte, in einer Art herbeizuhuschen, die unbestreitbar männlich wirkte. Er hielt weniger als einen halben Meter vor Gwen an, sah ihr tief in die Augen und fragte mit rauchiger Stimme: »Jawohl, Ma'am? Was kann ich für Sie tun?«

      »Bitte geleiten Sie meine Freunde zu ihren Quartieren, und veranlassen Sie ihre Beförderung zum Empfang«, sagte Gwen.

      Der Wachmann blickte kurz zu Martin und Phillip. Nicht wie ein Mann, der Leute zum ersten Mal trifft, sondern wie ein Mann, der das Gewicht zweier Mehlsäcke einzuschätzen versucht, die er schleppen soll. Er sah Gwen wieder in die Augen. »Wenn es das ist, was Sie wollen, werde ich das tun.«

      »Gut. Das ist, was ich will.«

      »Ist es das?«

      »Ist es.«

      »Ist das alles, was Sie wollen?«

      »Ja.«

      »Wirklich?«

      Gwen runzelte die Stirn. »Ja, das ist alles, was ich will. Von Ihnen.«

      Der Wachmann feixte, aber in seinen Augen zeigte sich Verwirrung. Martin bemerkte es. Er fühlte sich nicht verletzt, sondern war verwirrt. Der Wachmann sagte: »Dann wird es mir ein Vergnügen sein, diese«, der Wachmann hielt lange genug inne, um Martin und Phillip nochmals kurz von oben zu mustern, »diese Männer zu ihren Quartieren zu befördern.« Er beugte sich näher zu Gwen. »Falls Sie noch etwas von mir brauchen, ganz egal was, hoffe ich, Sie werden fragen.«

      »Das wäre alles.« Gwen wandte sich Martin und Phillip zu und ihr Lächeln kam zurück, wenn auch nicht so strahlend wie zuvor. »Jungs, es ist einfach so schön, euch zu sehen.«

      Phillip fragte: »Hey, Gwen, der Empfang – wie förmlich sollte unsere Garderobe sein?«

      »Was ist das Schönste, das ihr dabei habt?«

      »Wir haben uns beide einen schwarzen Anzug maßanfertigen lassen.«

      Gwen lachte vor Erstaunen laut auf. »Wow. Stilvoll. Ich würde sagen, zieht den Anzug an, aber als oberste Schicht die Roben anstatt der Jacken. Die Robe oben geöffnet, wie bei einem Jackett, oder tragt die Robe ganz offen. Ach ja, Hüte und Stäbe nicht vergessen. Ihr werdet nicht zaubern müssen, aber es macht einfach mehr her. Wir sehen uns dort.« Damit drehte sie sich um und ging durch dieselbe Glasschiebetür, die Brit die Ältere benutzt hatte.

      Die vier Männer auf der Terrasse, Martin, Phillip und die zwei Wachmänner, blickten ihr voller Zuneigung nach. Sobald die Tür sich hinter ihr geschlossen hatte, änderte sich das Verhalten der Wachmänner schlagartig. Der Wachmann, der den Auftrag erhalten hatte, sie zu ihrem Quartier zu bringen, sah den anderen Wachmann an und schüttelte verächtlich den Kopf. Der zweite Wachmann lachte freudlos und zuckte mit den Schultern.

      Der Martin und Phillip zugeteilte Wachmann blickte zu ihnen hinab. Er war einen ganzen Kopf größer als Martin und hatte kein sichtbares Gramm Körperfett. »Folgt mir. Trödelt nicht.« Damit führte er die zwei Zauberer zu einer schmalen Treppe, die zum unterhalb gelegenen Park führte.

      Das Gras war perfekt getrimmt. Die Bäume makellos gestutzt. Die Blumen und Büsche sorgfältig arrangiert und liebevoll gepflegt. Sie kamen an einem Gärtner vorbei, der in der Hitze schuftete. Er war jung und muskulös. Er trug einen Kilt und Sandalen, aber kein Hemd. Als er die näherkommenden Schritte vernahm, begann der Gärtner sich lässig umzudrehen, um zu sehen, wer sich näherte. Er beugte seinen Kopf etwas zur Seite, schürzte seine Lippen und hob seinen Blick, um durch seine langen Haare zu schauen, die ihm kunstvoll ins Gesicht gefallen waren. Er sah, dass die Schritte von einem Wachmann und zwei Männern stammten, und sofort sackte er wieder etwas in sich zusammen. Sein Gesichtsausdruck wurde säuerlich. Er suchte Blickkontakt mit dem Wachmann, der mit den Schultern zuckte und den Kopf schüttelte.

      Martin beschleunigte seine Schritte, um zum Wachmann aufzuschließen, und sagte: »Hi!«

      Der Wachmann sagte nichts.

      »Also«, sagte Martin, »wie heißt du?«

      »Egal«, antwortete der Wachmann.

      »Ach, komm schon«, sagte Martin, »du musst doch einen Namen haben.«

      »Habe ich, aber es lohnt den Aufwand nicht, ihn dir mitzuteilen. Was würdest du damit anfangen? Ihn benutzen, um mich zu grüßen, wenn du mich wiedertriffst? Was hätte ich davon? Ich müsste den anderen Männern erklären, wer du bist, was du bist und am allerschlimmsten, warum du mich so gut kennst, dass du meinen Namen benutzt.«

      »Ich wollte nur ein wenig Konversation betreiben.«

      Der Wachmann ließ sich das kurz durch den Kopf gehen, dann spottete er: »Tun das die Männer, da wo du herkommst? Konversation betreiben? Kreischt und kichert ihr auch wie das Weibsvolk?«

      »Manchmal schon, schätze ich. Kommt drauf an, worüber wir uns unterhalten.«

      Der Wachmann verzog das Gesicht. »Na, das erklärt es.«

      »Erklärt was?«, fragte Phillip, der noch immer etwas hinter dem Wachmann herlief.

      »Die, die euch hergebracht hat. Gwen. Stammt die auch von da, wo ihr herkommt?«

      »Ja.«

      »Tja, wenn sie Männer wie euch gewöhnt ist, ist es kein Wunder, dass sie noch keinen Diener erwählt hat.«

      »Einen Diener?«, hakte Martin nach.

      »Die Schamaninnen, die diese Stadt regieren, nehmen sich alle einen Diener, der sich um ihre Bedürfnisse kümmert. Manche mehr als einen. Brit die Ältere hat mehrere.«

      »Was tun diese Diener alles?«

      Der Wachmann sah Martin mit zusammengekniffenen Augen an. Phillip ging ein bisschen schneller, um näher an der Unterhaltung dran zu sein. Er war sehr neugierig, wo sie hinführen würde.

      Der Wachmann wiederholte: »Er kümmert sich um ihre Bedürfnisse.«

      Phillip fragte: »Und das ist bei den Männern hier eine begehrte Stelle?«

      »Ja. Natürlich. Männer, die sich für geeignete Kandidaten halten, kommen von überall her zu den Schamaninnen von Atlantis, in der Hoffnung, erwählt zu werden.«

      »Im Ernst? Euer höchstes Ziel ist es, ein Diener zu sein?«

      »Bei einer Schamanin, ja. Ihre Fähigkeiten verschaffen einem Diener allen erdenklichen Luxus und das Ansehen der Erwählten ist unermesslich. Als Gegenleistung besteht die einzige Pflicht des Dieners darin, sich um die Bedürfnisse seiner Schamanin


Скачать книгу