Es war ganz anders. Georg Markus
der Nazis
Abgesehen von der Verharmlosung und Fehleinschätzung des damals weltweit längst als Massenmörder erkannten »Führers«, erwies sich Kennedy während seiner frühen Aufenthalte in Österreich, Italien, Deutschland und anderen europäischen Ländern noch nicht als der politische Kopf, der er später zweifellos war. Auch wenn er den Nationalsozialisten und ihrem »Führer« kritisch gegenüberstand, zeigte er sich immer wieder fasziniert von der Propagandamaschinerie des Deutschen Reichs, der Kennedy schließlich selbst erlag, als er 1939 vermutete, dass Hitler »kompromissbereit« sei. Wirklich deutliche Worte der Ablehnung fand er kaum, geradezu prophetisch zeigte er sich aber im August 1939, als er erkannte: »Sollte sich Deutschland zum Krieg entschließen, wird es versuchen, Polen in die Rolle des Aggressors zu drängen und sich dann ans Werk machen.«
Kennedy wohnte in der zum Schloss gehörenden »Karinderhütte« am Wörthersee.
Zurück zum Kärnten-Aufenthalt des späteren US-Präsidenten: Schloss Windisch-Graetz und die »Karinderhütte«, in der John F. Kennedy die letzten Friedenstage im August 1939 verbrachte, gibt es in der seinerzeitigen Form nicht mehr. Die Liegenschaft diente im Krieg Nazi-Offizieren als Urlaubsdomizil, dann der britischen Besatzungsmacht, ehe sie zweigeteilt wurde. Heute hat das Anwesen eine andere prominente Besitzerin: Der deutsche Kaufhauskönig Helmut Horten kaufte das Schloss nach dem Krieg und im Jahre 1973 das abgeteilte Grundstück mit der »Karinderhütte« dazu. Schloss und Nebengebäude wurden abgerissen und durch eine große Villa ersetzt, die von seiner Witwe Heidi Horten bewohnt wird.
Somit konnte wieder ein Rätsel aus dem Leben des 35. Präsidenten der Vereinigten Staaten gelöst werden. Es wird vermutlich nicht das letzte gewesen sein.
*Fürst Maximilian Windisch-Graetz (1914–1976).
*John F. Kennedy, »Unter Deutschen. Reisetagebücher und Briefe 1937–1945«, herausgegeben von Oliver Lubrich, 2013.
**Joseph Kennedy jun. (1915–1944), der älteste Kennedy-Bruder, Pilot der US-Navy, stürzte mit seiner Maschine über dem Ärmelkanal ab.
Zwei Attentate, viele Parallelen Lincoln und Kennedy
Es gibt zahlreiche Details, die Erstaunen hervorrufen
Weil wir schon bei John F. Kennedy sind. Sein Tod und der des ein Jahrhundert vor ihm ebenfalls ermordeten US-Präsidenten Abraham Lincoln gehören zu den dramatischsten Ereignissen in der Geschichte der Vereinigten Staaten. Seit geraumer Zeit werden verblüffende Parallelen gezogen, die die beiden Attentate miteinander in Verbindung bringen. In der Tat gibt es zahlreiche Details, die Erstaunen hervorrufen:
Die beiden Attentäter überleben nur kurze Zeit
•Abraham Lincoln wurde 1846 in den Kongress gewählt, John F. Kennedy 1946.
•Lincoln wurde 1860 zum US-Präsidenten gewählt, Kennedy 1960.
•Lincoln wurde im Ford-Theater erschossen, Kennedy saß zum Zeitpunkt seiner Ermordung in einem Auto der Marke Ford Lincoln.
•Lincoln wie Kennedy wurden durch tödliche Kugeln von hinten in den Kopf getroffen.
•Beide Attentate fanden an einem Freitag statt.
•Beide Präsidenten wurden in Gegenwart ihrer Ehefrauen erschossen.
•Lincoln wie Kennedy waren in Begleitung eines Paares, wobei jeweils der Mann schwer verletzt wurde: In Lincolns Loge saß Major Henry Reed Rathbone mit seiner Verlobten. Er erlitt beim Versuch, den flüchtenden Täter aufzuhalten, Verletzungen. In Kennedys Auto saß John Connally, der Gouverneur von Texas, mit seiner Frau. Auch er wurde von einer Kugel getroffen und schwer verletzt.
•Lincoln wie Kennedy wurden von einem Südstaatler erschossen. Lincolns Mörder, John Wilkes Booth, stammte aus Maryland, der Kennedy-Mörder Lee Harvey Oswald aus Louisiana.
•In beiden Fällen überlebten die Attentäter nur kurze Zeit: Booth wurde elf Tage nach der Ermordung Lincolns von einem Sheriff erschossen, als er sich seiner Festnahme widersetzte; Oswald starb zwei Tage nach dem Kennedy-Mord im Polizeigefängnis von Dallas durch eine Kugel des Nachtklub-Besitzers Jack Ruby.
•Abraham Lincoln und John F. Kennedy setzten sich für die Bürgerrechte, insbesondere der schwarzen Minderheit, ein.
•Die Nachfolger der ermordeten Präsidenten hießen in beiden Fällen Johnson:
•Andrew Johnson, der Nachfolger Lincolns, wurde 1808 geboren, Kennedys Nachfolger Lyndon B. Johnson 1908.
Erste Details des »Lincoln-Kennedy-Rätsels« tauchten 1992 in der Kolumne der amerikanischen Journalistin Ann Landers auf. Die Zeitschrift Skeptical Inquirer veranstaltete danach einen Presidential Coincidences Contest, also einen Wettbewerb für Übereinstimmungen bei Präsidenten. Dieser förderte weitere Parallelen – auch zwischen ganz anderen Präsidenten der USA – zutage, freilich wurden von den Teilnehmern auch falsche Schlüsse gezogen. So hieß es, John Wilkes Booth wäre 1839 und Lee Harvey Oswald 1939 zur Welt gekommen. Richtig ist, dass Booth 1838 geboren wurde.
Verblüffende Parallelen zweier Attentate: Abraham Lincoln, John F. Kennedy
Interessant ist, dass Kennedys Sekretärin tatsächlich Evelyn Lincoln hieß, die Behauptung, Lincoln hätte einen Sekretär namens Kennedy gehabt, ist jedoch falsch.
Andere Vergleiche gingen unter die Gürtellinie: etwa, dass Lincoln kurz vor seinem Tod in Monroe/Maryland war und Kennedy mehrmals »in« Marilyn Monroe.
Je mehr Menschen sich an der Suche nach weiteren Parallelen beteiligten, desto eher wurden die zum Teil verblüffenden Angaben mit Verschwörungstheorien vermengt oder als göttliche Fügung gesehen. Für den Wiener Mathematiker Rudolf Taschner sind die tatsächlichen Übereinstimmungen der beiden Fälle zwar »spannend und interessant, doch für die Schlüsse, die man daraus ziehen kann, gibt es keine mathematische Erklärung. Aus Sicht des Mathematikers sind das Zufälle, nicht mehr und nicht weniger.« Professor Taschner erkennt im »Lincoln-Kennedy-Mythos« die Sehnsucht des Menschen, »selbst dort Ordnung zu schaffen, wo Chaos herrscht. Wenn wir in den Sternenhimmel schauen, glauben wir Gebilde wie den Großen Wagen, den Orion oder eine Jungfrau zu sehen, obwohl es die gar nicht gibt. Wir lieben Dinge, deren Existenz uns unsere Schulweisheit nicht träumen lässt.«
»Die Mathematik ist ja nicht die einzige Wissenschaft …«
Allerdings: »Auch wenn die Parallelen Zufall sind«, meint Taschner, »schließt das nicht aus, dass solche Informationen wertvoll und faszinierend sein können. Die Mathematik ist ja nicht die einzige Wissenschaft, die es gibt.«
»Sisi’s warme Herzlichkeit und Freude« Die Wahrheit über Elisabeth und ihre Schwiegermutter
Das Klischee der bösen Schwiegermutter
Historiker und Biografen haben sich da eine wunderbare Geschichte ausgedacht, die das so gern verwendete Klischee der bösen Schwiegermutter perfekt untermauert. Das Bild wurde in Dutzenden Biografien über Jahrzehnte aufrechterhalten, ehe es der Regisseur Ernst Marischka übernommen und in seinen Sissi-Filmen meisterhaft inszeniert hat: Erzherzogin Sophie, die Mutter Kaiser Franz Josephs, und dessen Frau Elisabeth wären demnach erbitterte Widersacher