Die Hauptstadt des Sex. Michaela Lindinger
Postumus (15. Jahrhundert) geben darüber detailreich Auskunft. Eine »Konferenzstadt« musste schließlich auf ihren Ruf bedacht sein. Berichteten die Kongressteilnehmer wohlwollend über die ausgezeichnete Befriedigung ihrer Bedürfnisse, kam dies auch dem König zu Ohren und konnte somit für den Austragungsort positive Auswirkungen nach sich ziehen.
Die Trivialromane von Iny Lorentz, die in Wirklichkeit von einem Ehepaar verfasst werden, haben keinen herausragenden Ruf, beschreiben aber die mittelalterliche Lebensrealität und gerade die von Frauen durchaus auf der Höhe des heutigen Forschungsstandes. Im Mittelalter gab es eine Kultur des Herumziehens. Ob Bettler, Gauner, Sexarbeiterinnen – die Menschen zogen in großen Gruppen oder in Sippen herum, auf der Suche nach einem besseren Leben. Frauen waren genauso aktiv wie Männer. Sie waren aufeinander angewiesen, und Frauen waren den Männern wohl auch nicht immer unterlegen. Die Erlebnisse der »Wanderhure« Marie Schärerin auf dem Konzil von Konstanz (1414 bis 1418) beruhen auf zeitgenössischen Wahrnehmungen des Dichters und Politikers Oswald von Wolkenstein, der sinngemäß schrieb: »Als wir in die Stadt hineinritten, gab es drei Hurenhäuser. Als wir sie verließen, gab es nur noch eines, das reichte vom Rathaus bis zu den Stadtmauern.« Jahrhunderte später beobachteten Journalisten bei der Pariser Weltausstellung von 1867 mit ihren Millionen von Besuchern dasselbe Phänomen: Es habe einen enormen Ansturm von Sexarbeiterinnen »aus allen vier Himmelsrichtungen« gegeben. Zusätzlich noch seien viele Frauen gekommen, um genau diesen Beruf zu ergreifen und von den vielen allein reisenden Männern in der Stadt zu profitieren.
Elf Jahre später, 1878, wird in Wien ein österreichischer Salonmaler den Einzug Karls V. in Antwerpen, der 1520 stattfand, als perfekt kalkuliertes Skandalbild präsentieren. Die nackten »Jungfrauen« im Vordergrund zeigen die Züge allgemein bekannter Damen der feinen Wiener Gesellschaft. Der Künstler war mit einem Schlag berühmt. Er wird uns später wieder begegnen.
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