Männerbacken. Katinka Uhlenbrock

Männerbacken - Katinka Uhlenbrock


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trat einen Schritt zurück, weil ich mich auf einmal vollkommen überflüssig fühlte. Vielleicht war mein Ex tatsächlich genau in diesen Laden gegangen. Gut möglich, dass Miss Skrupellos, die meinen – meinen! – Damon von Kopf bis Fuß beäugte, als wolle sie ihn verschlingen, das bei allen Männern so machte.

      »Ich habe keine Ahnung«, meinte Damon und trat neben mich, als spüre er, wie unscheinbar und unbedeutend ich mich mit einem Mal fühlte.

      »Dann schauen wir doch mal«, schlug die Verkäuferin vor und kramte ein blaues Hemd von einem Ständer, um es Damon anzuhalten.

      »Schwarz!«, befahl meine Backmischung mit mir unisono.

      Möchtegern-Giselle blinzelte verwirrt, fügte sich dann aber in den Wunsch und tauschte die blaue Version gegen eine schwarze.

      »Die Hose bitte auch in Schwarz!«, meinte Damon und kam mir damit zuvor.

      »Sind Sie Model?«, erkundigte sich die Verkäuferin und schob sich beim Maßnehmen für die Hose zwischen mich und das Objekt ihrer Begierde.

      »Nicht, dass ich wüsste«, kommentierte Damon trocken und nur ich wusste, wie er es meinte. Etwas, was mich beschwichtigte. Aber nur ein bisschen.

      »Sie hätten genau die Figur dafür!«, erklärte die Giselle-Version und musterte ihn abermals ungeniert. »Und auch ansonsten …« Sie ließ ihren Satz offen und hob die schwarzen Sachen. Nicht ohne mir einen bösen Blick zuzuwerfen, meinte sie: »Es sei denn, jemand ist gestorben.«

      »Mir steht schwarz!«, behauptete Damon und warf mir ein Lächeln zu, das meinen Blutdruck in die Höhe trieb. »Aber ich ziehe es nur an, wenn du gleich das Kleid im Schaufenster gegenüber anprobierst.«

      »Welches Kleid?« Ich drehte mich um und wusste plötzlich ganz genau, warum ich Damon vor dem Laden verloren hatte, obwohl er sich eigentlich in meinem Schlepptau befunden hatte.

      »Das Kleid?« Die Verkäuferin sah mich an und musterte mich noch einmal von oben bis unten. Und obwohl ich ihren Blick dreist fand, musste ich ihr geistig zustimmen. Dieses Kleid konnte ich unmöglich tragen. Genau wie ungefähr 99 % aller anderen Frauen.

      Aber weil sie mich musterte als sei ich eine Kakerlake, der es gelungen war, sich in einem Fünf-Sterne-Restaurant zum Chefkoch zu machen, nickte ich. »Deal!«

      »Soll ich Ihnen das Kleid holen?«, bot die Verkäuferin an und überrumpelte mich.

      »Würde das denn gehen?«, fragte ich geistlos.

      »Selbstverständlich!« Sie rümpfte ihre Nase, als wolle sie mich noch einmal auf meinen faux pas hinweisen. In noblen Boutiquen war so etwas anscheinend Service – oder Gehässigkeit, denn sie erkundigte sich: »In welcher Größe darf ich es holen?«

      »38«, meinte ich, und erntete ein neues Naserümpfen.

      »Gerne!«, behauptete Giselle und ließ uns mit der älteren Verkäuferin zurück, die gerade einem Pärchen half ihren Spross einzukleiden.

      »Bist du irre?«, fuhr ich Damon an, der in eine der Garderoben geflüchtet war. Hatte ich mich eben noch wohl gefühlt, gut aussehend und irgendwie … richtig, so kam ich mir nun vor wie ein rosa Elefant im Tutu. Ein rosa Elefant im Tutu, der im Begriff war sich etwas lila Getupftes als Kopfbedeckung zu suchen.

      »Du wirst bezaubernd darin aussehen«, meinte er mit einem Blick hinter dem Vorhang hervor und korrigierte sich dann mit einem spitzbübischen Grinsen: »Heiß.«

      »Leck mich!«

      »Gerne auch das!«

      Trotz seiner Behauptung verschwand Damon wieder hinter dem Stoff. Genau in dem Moment, in dem Giselle neben mich trat und mir stolz zwei Kleider präsentierte.

      »Der Besitzer hatte es in 38 und 40. Ich habe beide mitgebracht.«

      Sie lächelte mich an und warf dann einen sehnsüchtigen Blick in Richtung der Umkleidekabine.

      »Danke!«, sagte meine gute Erziehung aus meinem Mund und meine Geduld ließ mich nach einer zweiten, freien Kabine Ausschau halten, denn sie war am Ende.

      »Oh, wir haben nur eine Kabine.«

      »Die ist aber groß genug für zwei!«, meinte Damon und zog den Vorhang zurück.

      »Wow! Schwarz ist tatsächlich definitiv Ihre Farbe!«, flirtete die Verkäuferin und trat einen Schritt zur Seite.

      »Die Hose könnte eine Nummer größer sein.«

      »Auf keinen Fall, die sitzt perfekt und betont den Po hervorragend.«

      Damon warf mir einen fragenden Blick zu, aber ich musste zustimmen. »Sie ist toll!«

      »Aber das Hemd …«

      »Sollte blau sein und eine Nummer größer?«, riet ich, obwohl Giselle mich ignoriert hatte.

      Sie runzelte die Stirn, als erinnere sie sich erst jetzt daran, dass ich ja auch noch da war.

      »Genau!«, musste sie mir zähneknirschend beipflichten.

      »Dann ziehe ich mich mal wieder aus«, meinte Damon unter ihrem förmlich verschlingenden Blick und wollte in die Umkleide gehen. Ich kam ihm zuvor.

      »Hey, hier ist ja tatsächlich noch Platz für mich.« Ich sah mich in der Kabine um. Sie war wirklich unverschämt groß.

      »Aber doch nicht zu zweit!«, protestierte Giselle, die ihre Felle davonschwimmen sah, als Damon zu mir trat.

      »Wen stört es?«, meinte ich und zog den Vorhang zu.

      »Nehmen Sie erst die 40!«, rief sie, aber ihre Stimme machte klar, dass sie sich entfernte.

      »Das war ziemlich dreist, meinst du nicht auch?«, erkundigte sich Damon belustigt.

      »Wie sie dich angehimmelt hat? Fand ich auch!«, motzte ich.

      »Ich meinte das mit der Umkleide!« Sein Lächeln wuchs in die Breite und er strich mir über den Rücken, um seinen Worten die Schärfe zu nehmen.

      »Und ich meinte die Tussi! Für wen hält die sich denn?« Ich warf einen Blick in den Spiegel. Also wirklich! Ich sah zwar nicht aus wie Giselle Bündchen und an mir gab es Kurven, aber ich sah definitiv nicht schlecht aus. Sogar halbwegs gut.

      »Du bist ja eifersüchtig?!«, lachte Damon und folgte meinem prüfenden Blick mit den Händen.

      »Quatsch!«, protestierte ich. »Ich bin nicht eifersüchtig. Ich bin beleidigt.«

      »Aber du weißt, dass ich dich in diesem Kleid sehen will – nicht die Verkäuferin?« Damon strich wieder die Kurven entlang, dieses Mal in die andere Richtung.

      Ich beäugte das Teil skeptisch. Es war eindeutig weniger Kleid, als ich normalerweise trug, und besaß gerade genug Stoff, um als Bikini durchzugehen.

      »Das werde ich niemals anziehen!«, behauptete ich, obwohl ich mich ja bereits eindeutig in der Umkleidekabine befand, um genau das zu tun, wogegen ich protestierte.

      »Du sollst es ja nicht anziehen!« Damon griff nach dem Saum meines Pullis und zog ihn hoch und mir über den Kopf. »Manche Sachen holt man sich, um sie auszuziehen.«

      »Ja, aber zuerst zieht man sie ja trotzdem an!«, gab ich zu bedenken, ließ mir aber auch den BH ausziehen.

      »Nicht den Slip!«, befahl ich, wurde aber ignoriert, bevor mir das Kleid über den Kopf gezogen wurde.

      »Passt doch perfekt!«, meinte Damon und strich den Stoff auf meinem Körper an die Stellen, an die er gehörte, bevor er mich aus der Umkleide entließ. Einen Moment lang fühlte ich mich betrogen, hatte ich doch mit wenigstens einem sexuellen Übergriff gerechnet, aber das Gefühl verflog in der Sekunde, in der ich mich im Spiegel sah. Ich stellte mich auf Zehenspitzen und drehte mich ein wenig, wobei ich ein kleines bisschen posierte.


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