Der Ameisenhaufen. Vera Russwurm

Der Ameisenhaufen - Vera Russwurm


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kann Prominenz doch auch nicht machen.«

      Um seinen Nimbus als Frauenheld zu bekräftigen, hat Will Wilson selbst das Gerücht in die Welt gesetzt, die Toilette in seiner Garderobe müsse ständig ausgetauscht werden, da er sie auch zu anderen Zwecken benützen würde. Schließlich ist er der einzige Moderator bei »MasterTV-Österreich«, der keine versperrbare Garderobe hat und auch keine mehr bekommen wird. Zu oft hat er in jüngeren Jahren diese verwüstet hinterlassen.

      Auch wenn Will für sein Alter noch recht rüstig ist, weiß Jonas, dass die Toilettengeschichte erfunden ist. Er hat dafür ein E-Mail vom Hauswart gehackt. Doch das behält Jonas für sich. Er möchte die Neugier seiner Kollegen nicht wecken.

      »Muss einer von euch eigentlich ein zweites Mal aussagen?«, fragt Timon in die Runde.

      Niedergeschlagen hebt Lisa die Hand und der Cutter mit dem Pferdeschwanz wird unruhig:

      »Hat die Polizei bei dir etwa Gras gefunden?«

      »Aber deshalb stehl’ ich noch lange keinen Geldkoffer!«

      »Sagt ja keiner«, beruhigt Timon. »Wie viel hattest du denn dabei?«

      »Grad so viel, dass es noch legal war.«

      »Na dann, mach dir keine Sorgen.«

      Kevin kommt wieder aus der Tiefgarage und geht Richtung Gebäude eins. Seine Glatze schimmert in der Sonne. Er wirkt nun wesentlich entspannter.

      Auch der schöne Praktikant Fabo kommt an der Bank vorbei und schlägt mit Jonas ein. Es ist diesem sehr gut aussehenden jungen Mann immer besonders wichtig, hip zu wirken und dieses Verlangen spiegelt sich in seinem lässigen, wenngleich auch sehr teurem Schuhwerk wider … Für Jonas besteht kein Zweifel, dass Fabo einer ist, der seine Unterwäsche ordentlich bügelt, faltet und einordnet, während er dabei brav FM4 hört. Heute allerdings wirkt er niedergeschlagen und lächelt erst, als die hübsche Kostümpraktikantin Annmadleine an ihnen vorbeikommt. Sie nickt ihnen majestätisch zu.

      Jonas und Fabo schauen ihr nach, wie sie in Richtung Studio verschwindet. Angeblich ist zwischen ihr und Will Wilson etwas entflammt, oder besser gesagt, angekohlt. Rein theoretisch könnte man damit einen PR-Skandal provozieren: Die Kleine ist sicher noch keine achtzehn, Will Wilson hingegen neunundfünfzig. Wie das Mädchen nach Arbeitsschluss zu Wilson gelangen kann, ist klar: Die Unterbringung des Kostüm-Departments ist durch einen unterirdischen Gang von den Garderoben der Show-Moderatoren getrennt. Hierfür muss – wie so oft in der Branche – ein enger und dunkler Tunnel überwunden werden, dessen Licht am Ende nur selten funktioniert.

      Jonas ist sich sicher, dass Annmadleine eine steile Karriere im Kostüm-Department, kurz »Kostüm«, bevorsteht. Ihre Aufmachung passt bereits perfekt zu ihrer Abteilung: Die eleganten, stets adretten Damen mit stolzem Gang gehören nämlich fast immer zum Kostüm. Ihr Make-up verrutscht niemals, auch nicht bei Wutausbrüchen.

      Das Kostüm hat einen natürlichen Feind, den »Ton«. Die Tonmänner und Tonfrauen haben ausgeprägte Oberarme vom Angelhalten und vom Mischpult-Schleppen. Mit diesen Armen pirschen sie sich an die Kostümdamen heran. In einem günstigen Moment schimpfen sie dann über die ausgewählten Outfits, sie seien nicht »technikfreundlich« und würden als solche stets rascheln oder andere unangenehme Geräusche erzeugen. Das reflexartige Gegenargument der Kostümdamen darauf ist, dass der Ton endlich lernen solle, Mikrofone richtig zu verkabeln. Opfer dieses Artenkriegs sind schließlich die Tonfiles, mit denen sich die Postproduktion herumschlagen muss. Die Redakteure wissen zwar, dass Jonas und die anderen Cutter nichts für die schlechte Tonqualität können, beschweren sich aber trotzdem regelmäßig bei ihnen, nur um dann meistens mit dem Satz zu enden: »Aber du kannst ja nichts dafür.«

      Dafür werden die Kostümladys ähnlich wie die Maskendamen besonders vom Kamera- und Licht-Department geschätzt oder sogar geliebt. Ihre Anmut, ihre grazile Geschäftigkeit, ihr betörendes Parfum wirken auf die Arbeitshandschuhe des Licht-Departments wie etwas wunderbar Zartes, Begehrenswertes, etwas, das in immer neuer Form geliebt werden kann. Kostümdamen sind stolz, sie lassen die Kameramänner samt ihrem Lichtteam gerne schmachten.

      Jonas hingegen findet die ruhigen Cutterinnen attraktiv, dennoch versucht er, sich an die einfache, dabei doch von allen ständig gebrochene Kardinalregel »Finger weg von derselben Kostenstelle« zu halten. Aber auch diese hübsche Redakteurin, die ebenfalls als Kandidatin ausgewählt worden ist und deren Namen er sich nicht gemerkt hat, ist ihm schon öfter aufgefallen, vor allem ihre schmale Figur, ihr hübsches Gesicht und ihre langen Locken.

      Dabei wirkt es so, als wüsste sie gar nicht, wie hübsch sie eigentlich ist. Aber Jonas hat keine Kraft, um Frauen anzusprechen oder sich gar um ein Date zu bemühen. Er hat schon eine große Liebe. Die ist fünf Jahre alt und wartet in Vorarlberg auf ihn.

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