Leni Behrendt Staffel 3 – Liebesroman. Leni Behrendt

Leni Behrendt Staffel 3 – Liebesroman - Leni Behrendt


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Vater war geschäftlich zu sehr in Anspruch genommen. Und Stella? Die würde jammern, daß man sie in ihrem »Schönheitsschlaf« so rücksichtslos störte.

      Blieb noch Hanna, die gewiß ein mitfühlendes Herz besaß, aber die war Gudrun noch zu fremd, als daß sie ihr so ganz das Herz erschließen könnte.

      Und dann Onkel Theo. Aber gerade der durfte nie erfahren, was er so ahnungslos ausgeplaudert hatte, er würde sich bitter grämen.

      Und die von Hörgishof? Die durften für sie nicht mehr existieren.

      Gudrun schrak aus ihren trostlosen Gedanken auf, als der Diener mit der Meldung erschien:

      »Gnädiges Fräulein, eben rief Herr von Bärlitz an und erkundigte sich, ob gnädiges Fräulein gut nach Hause gekommen wäre, was ich bestätigte.«

      »Danke, Jan, geht in Ordnung.«

      Kaum daß dieser sich zurückgezogen hatte, klopfte es schon wieder, und der Mann, der nun eintreten wollte, wurde vorerst von Christine zurückgehalten.

      »Du bist der frechste Mensch, der mir jemals vorgekommen ist!« sagte sie aufgebracht. »Gun, laß ihn nicht ein!«

      »Ja, warum denn nicht«, trat diese auf den Mann zu, ihn aufmerksam betrachtend. Doch nichts war an ihm, was sie abstieß, im Gegenteil.

      »Man immer hereinspaziert, Onkel Felix«, sagte sie so munter, wie es ihr in der jetzigen Verfassung möglich war. Da ließ Christine ihn endlich los, schob ihn über die Schwelle und schloß rasch hinter sich die Tür.

      »Potztausend, Mädchen, was bist du bloß hübsch geworden«, besah sich der Onkel ungeniert seine Nichte. »Und du wirfst mich nicht hinaus?«

      »Erst dann, wenn du mir Veranlassung dazu gibst.«

      »Tu’ ich nicht, mein Herzchen, tu’ ich nicht. Aber meine Frau will mir nicht glauben, daß ich geläutert zurückgekehrt bin, sie stört meine schäbige Eleganz …«

      »Das ist nicht wahr!« unterbrach sie ihn heftig. »Was mich stört, ist deine unglaubliche Frechheit.«

      »Aber Frechheit soll doch siegen«, entgegnete er so harmlos, daß Gudrun hell herauslachte.

      »Laß ihn doch, Tinchen, es bleibt ja in der Familie.«

      »Ich glaube nicht, daß dein Vater derselben Meinung ist«, seufzte die geplagte Frau. »Ich habe eine bebende Angst vor dem Zusammenstoß der beiden Brüder. Daher geh, Felix, ich bitte dich darum. Ich will alles für dich tun, aber geh, bevor Egon dich hier erwischt.«

      »Soll ich denn wirklich gehen, kleine süße Gun?«

      »Nein, Onkel Felix, bleib hier. Ich werde für dich ein gutes Wort bei Papa einlegen, und ich glaube schon, daß du es verdienst. Wenn du auch nicht gerade einen eleganten Eindruck machst, aber einen verkommenen bestimmt nicht.«

      »Was bist du doch nur für ein prachtvolles Menschenkind«, sagte er entzückt, doch verlegen wehrte sie ab.

      »Das kommt dir nur so vor, Onkel Felix. Ich geh’ jetzt zu Papa, haltet mir den Daumen.«

      Wenig später betrat sie das Arbeitszimmer ihres Vaters, der gerade telefonierte. Still setzte sie sich und wartete, bis er Zeit für sie haben würde, was nach zehn Minuten der Fall war.

      »Na, Töchterlein, was hast du denn auf deinem Herzchen?« fragte er gutgelaunt, und ohne Umschweife sprach sie über die Rückkehr seines Bruders.

      Als er aufbrausen wollte, hielt sie ihm den Mund zu.

      »Bitte, lieber Papa, sprich jetzt nicht. Sieh dir den Onkel Felix erst einmal an. Und wenn du meinst, daß er deiner Hilfe nicht wert ist, kannst du ihm immer noch dein Haus verbieten.«

      »Na schön, hol ihn her.«

      »Paps, du guter!«

      Ein stürmischer Kuß, der seine Nase traf, dann wirbelte sie davon, um sehr bald wieder in Begleitung des Ehepaares zu erscheinen.

      Stumm standen sich die Brüder gegenüber, die sich ähnlich sahen. Nur war Felix größer und breiter, aber das Gesicht zeigte die gleichen Merkmale.

      Forschend sah der ältere den jüngeren an, der diesem inquisitorischen Blick offen standhielt und herzgewinnend dabei lächelte. Man mußte schon sagen, daß Felix Wiederbach zu den Menschen gehörte, denen man einfach nicht böse sein kann.

      »Nun, große Schätze scheinst du in den drei Jahren gerade nicht gesammelt zu haben«, meinte Egon mit einem bezeichnenden Blick auf die »schäbige Eleganz« des Heimgekehrten. »Aber das ist ja nicht so wichtig. Wichtiger ist, wie du in den drei Jahren gelebt hast. Leichtfertigkeit würde ich zur Not entschuldigen, die liegt wohl in deiner Natur, aber keine Ehrlosigkeit. Wie steht es damit?«

      »Ich habe nichts Ehrloses begangen.«

      »Gibst du mir darauf dein Wort?«

      »Ehrenwort.«

      »Nun gut. Weiter will ich nicht fragen, will nicht forschen, sondern dir helfen. Kannst hier bleiben und in meinem Betrieb arbeiten. Enttäuschst du mich, trennen sich unsere Wege endgültig.«

      Er zog seine Brieftasche, entnahm ihr einige Scheine und reichte sie dem Bruder.

      »Dieses fürs erste, kleide dich damit anständig ein. Und nun laßt mich allein, ich habe noch viel zu erledigen. An der Mittagstafel sehen wir uns wieder – oder besser noch eine halbe Stunde vorher. Du kannst dich hier melden. Also bis dann.«

      Damit griff er nach dem Telefonhörer, und schweigend entfernten sich die andern.

      »Na, siehst du, Onkel Felix, es war doch gar nicht so schlimm«, hing Gudrun sich draußen zutraulich in seinen Arm. »Jetzt geh und mach dich schick, Onkelchen, damit ich mit dir prahlen kann.«

      »Wird gemacht, bezauberndste aller Nichten«, zwinkerte er ihr verschmitzt zu, was seinem Gesicht etwas Unwiderstehliches gab. »Gehabt euch wohl, ich kehre wieder, neu erstanden wie Phönix aus der Asche.«

      Blitzschnell den beiden einen Kuß auf die Wange drückend, zog er vergnügt ab, und Gudrun legte den Arm um Christines Schultern.

      »Tinchen, nun mach nicht so ein bekümmertes Gesicht, dazu hast du jetzt gar keine Veranlassung mehr. Komm, wir setzen uns in dein Zimmer und warten, bis ›Phönix‹ erscheint.«

      »Ach, Gun, mir ist wahrlich nicht zum Scherzen zumute«, klagte sie. »Wohin soll das wohl führen?«

      »Zum guten Ende, Tinchen, ich habe das so im Gefühl.«

      So mußte sie denn die niedergeschlagene Frau trösten, bis Felix erschien. Und nun hatte man wieder einmal den Beweis, daß Kleider Leute machen. Denn der da mitten im Zimmer stand, war von distinguierter Erscheinung mit dem Fluidum des Mannes von Welt.

      »Gefalle ich euch jetzt besser?« fragte er schmunzelnd.

      »Und wie!« jubelte Gudrun. »Jetzt kann ich mit Recht stolz auf dich sein. Komm rasch zu meinem Paps, der wird nicht wenig staunen.«

      Der staunte nicht, der lachte, als er es in den Augen des Bruders humorvoll aufblitzen sah. Dann nahm er ihn beim Schlips und zog ihn zu sich heran.

      »Nun mal gebeichtet, du Spitzbube! Was ist eigentlich mit dir los. Denn diese Aufmachung konntest du unmöglich von den fünf Hundertern bezahlen, die ich dir gab, und pumpen tut dir niemand etwas in der Stadt, wo du fremd bist. Schon der Siegelring, den du trägst, ist gut und gern einen Tausender wert. Jetzt mal ehrlich: was stellst du vor?«

      »Och, vielleicht einen Millionär. Wer kann das alles so genau wissen.«

      »Na, du Halunke!« versetzte der Bruder ihm einen Nackenstreich. »Warum vorher das Theater?«

      »Weil ich euch auf die Probe stellen wollte«, kam es tiefernst zurück. »Die habt ihr glänzend bestanden, ich danke euch.

      Und ganz besonders meinem Christinchen«, wandte er sich der Gattin zu, die wie erstarrt verharrte. »Wenn du mich nämlich


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