Leni Behrendt Staffel 3 – Liebesroman. Leni Behrendt

Leni Behrendt Staffel 3 – Liebesroman - Leni Behrendt


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geschah, sondern weil ein Onkel ihn zu seinem Universalerben eingesetzt hatte.

      Diese Erbschaft konnte Arnold nun mit einem lachenden und einem weinenden Auge betrachten. Einem lachenden, weil sie dem nicht sehr bemittelten Offizier zu eigenem Besitz verhalf, einem weinenden, weil er nicht nur den geliebten bunten Rock ausziehen, sondern sogar noch außer Landes gehen sollte. Als die Braut sich jedoch sofort dazu bereit erklärte, mit ihm zu gehen, da fiel der Entschluß schon bedeutend leichter, den er dann aber bereute, als er sein Besitztum in Augenschein nahm, das für die dortigen Verhältnisse nur klein und außerdem verwahrlost war. Er würde Jahrzehnte nötig haben, um alles in Schwung zu bringen. Und zwar mit beschränkten Mitteln; denn Geld hatte der Onkel nur wenig hinterlassen.

      Wenn es nach Arnold gegangen, hätte er alles in Bausch und Bogen verkauft, das Geld dafür eingesteckt und wäre in die Heimat zurückgekehrt. Aber da hatte der Erblasser, der das wohl geahnt, einen festen Riegel vorgeschoben, nämlich: Entweder bewirtschaftete der Erbe den Besitz wenigstens zehn Jahre lang, oder er ging des Erbes verlustig, und das wollte Arnold wiederum auch nicht. Also hieß es für ihn: Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott.

      Außer diesem gab es auch einen Menschen, der dem Neuling mit Rat und Tat zur Seite stand. Und zwar sein Nachbar, sofern man in dem weiten Land überhaupt von Nachbarschaft sprechen konnte. Doch seitdem es Kraftfahrzeuge gibt, ist die Entfernung ja kein Problem mehr.

      Arnold lernte diesen Nachbarn im Klub kennen, wohin er sich wandte, um Fühlung zu gewinnen – und die gewann er mit Scharflehner sofort. Er war als junger Bursche ausgewandert und hatte sich im Laufe der Jahrzehnte durch eisernen Fleiß so emporgearbeitet, daß er zu einer der reichsten und angesehensten Persönlichkeiten weit und breit gehörte.

      »Sehen Sie, mein junger Freund, man kann hier schon einen Blumentopf gewinnen, wie es so schön heißt«, sprach er dem um zwanzig Jahre jüngeren Mut zu. »Natürlich darf man sich da nicht auf die faule Haut legen, sondern muß arbeiten. Sie finden hier wenigstens etwas vor, aber ich mußte mir selbst das Etwas erst schaffen. Also müßte es mit dem Deubel zugehen, wenn Sie sich nicht früher hochrappeln sollten, als es bei mir der Fall war. Was an mir liegt, Ihnen da beizustehen, das soll geschehen.«

      Daß es keine bloße Phrase war, sollte die Erfahrung lehren; denn der erfahrene Scharflehner wurde dem Neuling Reichwart so etwas wie ein Fels in der Brandung. Zuerst bekam er durch ihn einen Verwalter, einen Mischling, äußerst tüchtig und anhänglich wie ein treuer Hund.

      Mit dem zusammen schuftete Arnold gewissermaßen Tag und Nacht, bis ein sicheres Fundament geschaffen war. Jahr um Jahr ging das so – und heute, nach Jahrzehnten, gehört Arnold von Reichwalt nebst Scharflehner zu den mächtigsten Großgrundbesitzern weit umher.

      Und daß alles hübsch zusammenblieb, dafür hatten die beiderseitigen Kinder gesorgt. Das heißt, bei Scharflehner waren es die Töchter des Sohnes, die die Söhne Reichwarts heirateten. Der ältere übernahm den väterlichen Besitz, der jüngere heiratete ein, weil es auf dem Besitz keinen männlichen Nachfolger gab.

      Somit wußte Arnold seine beiden Jungen bestens untergebracht und konnte sich ruhigen Herzens den sehnlichen Wunsch erfüllen, in die alte Heimat zu reisen.

      Ein Jammer, daß seine Frau diese Reise, die so oft geplant war und immer wieder zurückgestellt werden mußte, nicht mehr mitmachen konnte – aber diesen prächtigen Ehekameraden deckte schon vier Jahre der Rasen.

      Viel zu früh für den ehrlich trauernden Gatten und für die drei Kinder. Hauptsächlich für das elfjährige Nesthäkchen, das damals noch eintrudelte, als man gar nicht mehr mit Zuwachs rechnete, denn die Jungen zählten immerhin vierzehn und dreizehn Jahre.

      Was Wunder, wenn dieser reizende Nachkömmling von Eltern und Brüdern förmlich vergöttert wurde. Und man konnte von Glück sagen, daß es ein gutgeartetes Kind war, sonst hätte man sich wohl eine wahre Plage heranziehen können. Und das war die entzückende Elvira gewiß nicht – wohl aber daran gewöhnt, daß sich alles um ihre kleine Person drehte wie Trabanten um einen gewichtigen Planeten.

      Und zu so einem Trabanten rechnete die kleine Majestät auch Trutz mit Selbstverständlichkeit. Belegte ihn hier genauso mit Beschlag, wie sie es zu Hause, in ihrem unumschränkten Königreich, getan hatte. Eröffnete ihm kategorisch ihre Wünsche, ihre Pläne, bis der Vater sie unterbrach.

      »Nun stopp mal ab, du anspruchsvolles Persönchen. Trutz hat ja schließlich noch eine andere Beschäftigung, als deine Maitre de plaisir zu spielen. Er muß nämlich arbeiten, meine liebe Elvira.«

      »Das mußte er bei uns doch auch«, beharrte die Kleine mit dem Eigensinn des verwöhnten Kindes. »Trotzdem hat er immer Zeit für mich gehabt.«

      »Vergiß bitte nicht, daß er hier eine Frau und einen Sohn hat, denen er seine knappe Freizeit in erster Linie widmen muß«, wurde der Mann nun verlegen, und da griff Trutz beruhigend ein.

      »Onkel Arnold, laß die Kleine nur gewähren, bis der Reiz der Neuheit vorüber ist, und soweit ich sie kenne, wird das nicht lange dauern«, setzte er lachend hinzu, worauf eine kleine Faust nach ihm zielte, die er jedoch unterwegs abfing und einen Kuß darauf drückte.

      »So macht er es nach jeder Frechheit«, schmollte das reizende Backfischchen, umhalste jedoch gleich hinterher den großen Vetter und bettelte:

      »Nicht wahr, Trutz, du zeigst mir gleich die Pferde – bitte!«

      »Na, wenn du so ein scharfes Geschütz auffährst, dann bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als zu kapitulieren«, erhob er sich und schaute lächelnd auf das quicklebendige Persönchen nieder, das sich in seinen Arm hängte, eifrig dabei auf ihn einschwatzend. Und kaum, daß sie außer Hörweite waren, brummte Arnold verlegen:

      »Ich hätte den Firlefanz doch nicht mitbringen sollen, der nun das ganze Haus auf den Kopf stellen wird. Sei ihr bitte nicht böse, Ragnilt.«

      »Warum sollte ich das wohl sein?« fragte diese erstaunt dazwischen.

      »Weil sie deinen Mann so mir nichts, dir nichts mit Beschlag belegt. Wenn du nun eifersüchtig wirst …«

      »Sollte mich plagen«, tat sie trocken ab. »Erstens liegt mir so was nicht, und dann ist Elvira noch ein Kind.«

      »Außerdem gibt es noch mehr solch Grünzeug, das sich mit Vorliebe an Trutz hängt«, prahlte Brunhild. »Er ist eben ein schöner, verführerischer Mann, unser Mann. Hab’ ich recht?«

      »Und ich«, schmunzelte Arnold. »Die ganze Weiblichkeit hat er in unserer Ecke rebellisch gemacht. Aber nichts da: Ich will von Frauen nichts mehr wissen, von ihren lockend süßen Küssen, ich bleibe einer einz’gen treu…«, sang er theatralisch mit seinem Brummbaß, was so komisch wirkte, daß die anderen hellauf lachten.

      Der Mann hatte überhaupt so etwas Stillvergnügtes, Urgemütliches in seiner Art, daß man ihm sofort gut sein mußte. Man konnte gewiß prächtig mit ihm auskommen, und bei dem kleinen Firlefänzchen drückte man eben mal ein Auge zu.

      *

      Elvira benahm sich jedoch recht manierlich und war außerdem immer so stark beschäftigt, daß man sie im Schloß nicht viel zu sehen bekam. Wenn sie sich nicht gerade Trutz an die Fersen heftete, dann tat sie es bei Ackermann, mit dem sie dicke Freundschaft geschlossen hatte, ebenso wie mit Lottchen und dem alten Pferdepfleger, der das »trautste Marjellchen mit dem Pferdeverstand« schmunzelnd in sein treues Herz schloß.

      Außerdem war da noch Trutzi, mit dem sie herumtollte, also war der Tag so ausgefüllt, daß ihr gar keine Zeit dazu blieb, ihren Gastgebern auf die Nerven zu fallen, wie der Vater es befürchtet hatte.

      Und dann tauchte noch jemand auf, an den Elvira sich spontan anschloß, und zwar Maren, deren Weg nach Brechten führte, gleich nachdem sie mit den Eltern von der Auslandsreise zurückgekehrt war.

      »Guten Abend, da bin ich«, platzte sie frisch, frei und froh in den Kreis der ihr so lieben Menschen hinein, die nach dem Abendessen geruhsam auf der Terrasse saßen. »Ich bitte um ein bescheidenes Nachtquartier – aber ihr habt ja Besuch.«

      »Und sehr lieben sogar«, erläuterte


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