Leni Behrendt Staffel 3 – Liebesroman. Leni Behrendt

Leni Behrendt Staffel 3 – Liebesroman - Leni Behrendt


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dann laß dich von ihr um Himmels willen nicht ›umstricken‹. Denn die Socken, die sie uns schickte, reichen unter Garantie unser Leben lang – zumal sie nicht getragen werden.«

      »Nun, für weitere Versorgung unserer Piedestale hat Gustchen jetzt keine Zeit«, bemerkte Trutz schmunzelnd. »Wie Ackermann mir neulich erzählte, strickt sie für seine Enkelkinder, die mal eintrudeln werden – bei Sohn und Schwiegertochter sogar noch in diesem Jahr. Bei dem anderen jungen Paar wird es wohl noch ein Weilchen dauern, da ja noch nicht lange Hochzeit gefeiert wurde.«

      »Ob Gustchen auch gute, feste Schafwolle für die Babysöckchen nimmt?« fragte Brunhild lachend.

      »Sicher, jedenfalls ist sie mir von der Verwandtschaft Ackermanns am sympathischsten.«

      »Die anderen passen in den gemütlichen Klub auch bestimmt nicht hinein«, meinte Hermine. »Sie sind zu beschränkt und aufgeblasen. Aber der Renken, der paßt wie nach Maß zu den Ackermanns. Ein tüchtiger Junge! Wir können froh sein, ihn uns für Traken gesichert zu haben, bevor ihn uns ein anderer wegschnappte.«

      »Als ob das bei deiner Wachsamkeit wohl möglich sein könnte, Umi. Du bist wie ein guter Spürhund. Verzeih bitte den Vergleich, aber er ist nun einmal treffend.

      Und nun gehabt euch wohl. Wann ich wiederkomme, hängt von Ackermanns Getränken und von den Socken Gustchens ab. Sollte ich etwa nicht das Schlüsselloch finden, wird Brunchen mir sicherlich dabei helfen.«

      »Jetzt mach bloß, daß du Land gewinnst!« wehrte sie lachend ab. »Aber ich will schon nicht so sein. Bring mir ein Ständchen, dann laß ich dich ein.«

      »Was soll ich denn singen? Etwa: Feinstliebchen mein unter dem Rebendach?«

      »Nein, da hättest du dich im Fenster geirrt«, kam es schlagfertig zurück. »Da pirsche dich nur zu der Liebsten Altan, dann erwischst du die Richtige.

      Denn durch des Altanes Tür

      schwebte sachte sie herfür.

      Ließ die Leiter und so weiter

      zu dem Singenden herab,

      hielt sich fest an seinem Barte –

      und der Bart war ab.«

      »Mir zu gefährlich!« Er entschwand schmunzelnd, und Hermine sagte so recht zufrieden:

      »Kaum zu glauben, was aus dem einstigen Salonbürschchen geworden ist. Ich bin jetzt so richtig stolz auf den Jungen.«

      »Das kannst du auch mit Recht, Tante Hermine«, entgegnete Brundhild warm. »Er ist so ein prachtvoller Kerl, wie der Herrgott solche nicht alleweil schafft. Wenn nur seine Ehe so ganz in Ordnung kommen würde. Gewiß, er hat sich zuerst an ihr versündigt, aber es auch gebüßt. Daher dürfte es endlich genug sein des grausamen Spiels.«

      »Ja, das ist der bittere Tropfen in meinem Freudenkelch«, gestand die alte Dame wehmütig. »Aber da wir schon beim Zitieren sind, will ich mit Rückerts Worten sprechen:

      Schlägt dir die Hoffnung fehl,

      nie fehle dir da Hoffen.

      Ein Tor ist zugetan –

      doch tausend stehn dir offen.«

      *

      Als Ragnilt am nächsten Morgen zum Frühstück erschien, das wie gewöhnlich an Sonnentagen auf der Terrasse eingenommen wurde, war sie zuerst befangen, weil sie ja nicht wußte, ob die beiden Damen von der gestrigen Begebenheit unterrichtet waren oder ob Trutz sie ihnen verschwiegen hatte. Doch als die Großmutter ganz harmlos von Gisbert sprach und es bedauerte, daß er diesmal das Wochenende abkürzen mußte, da fand Ragnilt ihre gewohnte Sicherheit wieder.

      Also hatte Trutz geschwiegen, wofür sie ihm direkt dankbar war.

      »Nun erzähle von der gestrigen Feier«, wandte die Großmutter sich jetzt an den Enkel. »Wie lange hat denn die ›Sitzung‹ gedauert?«

      »Bis zum Morgengrauen«, kam die Antwort schmunzelnd. »Es ging nämlich so fidel zu, daß die Stunden im Nu verflogen.«

      »Ja, wo warst du denn überhaupt?« fragte Ragnilt erstaunt.

      »Im Verwalterhaus, wo man Ackermanns Geburtstag feierte.«

      »War da etwa wieder die ganze Sippe zugegen?«

      »Nein, nur Gustchen.«

      »O weh!« lachte Ragnilt hellauf. »Da hat sie in den Stunden bestimmt eine perfekte Strickerin aus dir gemacht.«

      »Mitnichten, mein Kind«, kam es schmunzelnd zurück. »Um Unterricht zu erteilen, dafür war sie zu süß bedudelt. Unser schlauer Ackermann hatte ihr nämlich von den Getränken so reichlich eingeflößt, daß ihre Zunge auf Schlorren ging, wie es bei uns so schön heißt. Doch die Beine, die waren bestens in Form. Die flitzten man so bei dem Tanz ihrer Jugend, den sie solo zum besten gab. Hei, wie da die Röcke flogen, dabei die herrlichen Socken eigenen Fabrikats freigebend. Dazu die Schuhgröße von mindestens dreiundvierzig – daß wir Zuschauer Tränen lachten, brauche ich wohl nicht extra zu betonen.«

      Er horchte gleich den anderen auf, als Trutzis Weinen hörbar wurde. Gleich darauf stolperte das Bürschlein heran, wehleidig das mollige Patschchen vor sich haltend, das ganz danach aussah, als hätte es einen gehörigen Klaps gekriegt.

      »Da – da«, zeigte der kleine Mann schluchzend auf das rote Händchen. »Sie hat ihn dehaut, die Böse!«

      »Und was hast du getan?« fragte die kleine Mama inquisitorisch, worauf sich das Lockenköpfchen senkte und sich das Mäulchen enttäuscht vorschob, denn daß die Mami so fragen würde, das war in der Rechnung des kleinen Schlaubergers nicht mit einbegriffen, aber schwindeln durfte man bei der Mami nicht, das wußte man aus Erfahrung. Dann gab es womöglich mit der Rute, und das tat doch zu weh.

      »Er hat nis danz unatig detan«, begann das aufgeweckte Kerlchen diplomatisch. »Aber Sßester Tala hat ihn soooo deärgert.«

      »Nun, wenn… er… man nicht Schwester Karla geärgert hat«, stellte Ragnilt richtig, dabei wie die anderen ein Lachen unterdrückend. »Und da hat es dann einen Klaps gegeben, stimmt’s?«

      »Sßa – aber doll!«

      »Je doller, um so besser.« Die kleine Mama blieb ungerührt. »Was willst du überhaupt hier? Dich etwa über den Klaps beklagen?«

      »Sßa!«

      »Da kommst du bei mir aber bestimmt an die falsche Adresse, mein Sohn. Ich werde dir gleich einen Klaps geben – und zwar fürs Petzen. Weißt du, was das ist?«

      »Sßa – aber er petzt nis, er sagt bloß«, versuchte er sich aus der Klemme zu ziehen. Trat dabei jedoch einen Schritt zurück und brachte die gefährdeten Händchen in Sicherheit, indem er sie auf den Rücken legte. Dann lief er auf Karla zu, nahm ihre Hand und zog sie schleunigst mit sich fort. »Tomm, sßnell, Sßester – is alles wieder dut.«

      Und kaum, daß sie verschwunden waren, brachen die Zurückbleibenden in das amüsierte Lachen aus, das sie bisher aus Erziehungsgründen zurückhalten mußten. Denn reichte man dem intelligenten Burschen erst den kleinen Finger, griff er gleich kühn nach der ganzen Hand.

      »Na, so ein gerissener Bengel«, sagte die Umi so richtig stolz. »Der wird sich die Butter vom Brot nicht nehmen lassen. Aber erzogen muß er natürlich werden, also tust du mit deiner Strenge schon recht, Ragnilt.«

      »Wenn ihr mich dabei nur unterstützen würdet«, seufzte sie. »Aber in den kleinen Händen seid ihr weich wie Wachs, auch Trutz.«

      »Weil ich mit so kleinen Schelmen nichts anzufangen weiß«, entschuldigte er sich unbehaglich. »Wenn der Junge älter ist, dann setze ich mich für seine Erziehung ein. Wie sagte Hippel: Frauen sind die ersten Erzieherinnen des menschlichen Geschlechts.«

      »Nun, der gehörte eben auch zu den Herren der Schöpfung, die für alles, was ihnen unbequem ist, eine Ausrede finden«, entgegnete Ragnilt achselzuckend, das Frühstück fortsetzend, das sie durch das Dazwischenkommen


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