Target on our backs - Im Fadenkreuz. J.M. Darhower

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du hast recht.“ Sie lacht. „Außerdem sollte ich ihn wahrscheinlich erst mal dazu kriegen, mehr zu machen, als nur Kaffee mit mir zu trinken, bevor ich Pläne mache.“

      „Wahrscheinlich“, sage ich und sehe zu, wie sie ihre Sachen zusammenpackt. „Ich drücke dir die Daumen.“

      „Ich auch, Mädchen … ich auch.“

      „Leo“, sage ich nachdenklich. „Er ist nicht zufällig ein dickbäuchiger Mann, der wie ein Dreckskerl aussieht, oder?“

      „DiCaprio? Nein, so schlimm ist er nicht.“

      „Nein.“ Ich lache. „Dein Leo.“

      „Nein, überhaupt nicht.“ Sie steht auf und zieht die Riemen ihres Rucksacks über den Rücken. „Er ist fantastisch und spielt weit über meiner Liga.“

      „Niemand spielt über deiner Liga, Melody.“

      Sie lächelt, umarmt mich ungeschickt mit einem Arm und drückt mir einen feuchten Kuss auf die Wange. „Und darum bist du meine beste Freundin, Kissimmee … du glaubst das wirklich. Wir sehen uns später, okay?“

      Sie ist weg, bevor ich antworten kann, rennt durch die Tür, damit sie nicht zu spät zu ihrem Philosophie-Test kommt. Ich sitze eine Weile da, nippe an meinem Tee und gehe dann mit dem Becher nach draußen. Ich habe heute keine Kurse mehr und überlege, ob ich mir einfach ein Taxi nehmen soll, da sehe ich eins in der Nähe stehen, das ich mir nur schnappen müsste. Aber ich überlege es mir im letzten Moment anders.

      Ich ziehe mein Telefon heraus und fordere stattdessen einen Wagen an. Der ist innerhalb von wenigen Minuten da. Der Fahrer kommt mir vage bekannt vor. Ich bin schon mal mit ihm gefahren, kenne seinen Namen aber nicht. Er öffnet die Hintertür des Wagens für mich, ich steige ein und mache es mir für die Fahrt zurück nach Brooklyn bequem.

      Als wir ankommen, lasse ich ihn wieder die Tür für mich öffnen, denn diese Kerle werden ärgerlich, wenn ich das selbst mache. Ich weiß nicht, ob das eine Regel ist, oder ob sie Angst haben, was Naz mit ihnen macht, wenn sie es nicht tun. Also lasse ich es widerwillig zu, um Frieden zu bewahren.

      Ich sehe zu, wie das Auto davonfährt und will mich gerade dem Haus zuwenden, als mein Blick auf einen anderen Wagen fällt, der in der Nähe parkt. Der nicht gekennzeichnete viertürige schwarze Ford fällt auf wie ein bunter Hund. Die Scheiben sind dunkel getönt, und er hat ein halbes Dutzend Antennen. Detective Jameson lehnt an der Motorhaube, die Arme vor der Brust verschränkt. Als ich in seine Richtung sehe, stößt er sich vom Auto ab und kommt auf mich zu.

      Na toll.

      „Miss Ree … äh“, sagt er und bleibt vor mir stehen. „Mrs. Vitale.“

      „Detective“, sage ich, „was machen Sie hier?“

      „Wir hatten gestern nicht die Möglichkeit, wirklich miteinander zu reden. Darum dachte ich mir, dass ich mal vorbeikomme.“

      „Um mich zu vernehmen?“

      „Wohl kaum“, sagt er geheuchelt gekränkt. „Ich wollte mir einfach die Zeit nehmen, Ihnen zu gratulieren.“

      „Zu was?“

      Er nickt in Richtung meiner Hand. „Zu Ihrer Eheschließung.“

      „Oh.“ Ich spiele geistesabwesend mit dem Ring an meinem Finger. „Ja. Dann vielen Dank.“

      „Ich hätte es Ihnen gestern schon gesagt, aber Sie sind verschwunden, bevor ich die Gelegenheit dazu hatte. Ihr Ehemann übrigens auch. Er war weg, noch ehe ich ankam. Er war mit Ihnen da, oder?“

      „Sagen Sie es mir. Sie wissen es doch.“

      Ich drehe mich um und will gehen, als seine Stimme mich aufhält. „Es ist allerdings seltsam, wie schnell das alles passiert ist.“

      Ich hätte einfach weitergehen soll, das weiß ich. Aber ich will wissen, was er damit meint. „Was?“

      „Ich finde, dass Sie ziemlich übereilt geheiratet haben“, sagt er. „Das erscheint mir etwas seltsam, wissen Sie. Ich frage mich, ob das irgendetwas mit ehelichen Privilegien zu tun hat, ob er es vielleicht so gedreht hat, dass Sie niemals in einem Gerichtsverfahren gegen ihn aussagen müssen.“

      Ich zucke zurück, als er das sagt. Es ist fast, als hätte er mir ins Gesicht geschlagen. Wie kann er es wagen, das herabzusetzen, was wir haben? „Legen Sie ihm etwas zur Last?“

      „Sollte ich?“

      „Naz hat nichts getan“, sage ich. „Er hat genau wie die anderen nur Mittag gegessen. Er war nur ein weiterer unbeteiligter Dritter.“

      Der Detective schüttelt den Kopf. „Wenn das der Fall ist …“

      „Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen, dieses Gespräch ist beendet“, sage ich und gehe – dieses Mal, ohne mich wieder umzudrehen. „Auf Wiedersehen, Detective. Sie finden bestimmt allein aus unserer Straße hinaus.“

      Ich gebe dem Mann keine Chance, mich wieder in ein Gespräch zu verwickeln. Als ich die Haustür erreiche, werfe ich über die Schulter einen Blick zurück und sehe, dass er mich anstarrt. Offenbar hat ihm das, was ich gesagt habe, nicht gefallen. Ich gehe ins Haus, vergewissere mich, dass ich die Tür hinter mir abgeschlossen habe, lasse meine Sachen im Wohnzimmer fallen und stampfe durchs Haus.

      Blödmann.

      Als ich in die Küche gehe, stutze ich. Naz lehnt an der Arbeitsplatte neben dem Spülbecken, genau an derselben Stelle wie heute Morgen. Es ist, als hätte er sich den ganzen Tag nicht einen Zentimeter bewegt.

      „Was wollte Jameson von dir?“, fragt er sofort.

      „Du wusstest, dass er da draußen war?“

      „Natürlich.“

      Natürlich wusste er es.

      Ich nehme eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank, öffne sie und trinke einen Schluck. „Er wollte wissen, ob wir geheiratet haben, damit ich nicht gegen dich aussagen muss.“

      Das scheint Naz aufrichtig zu überraschen. „Wirklich? Was hast du dazu gesagt?“

      „Ich habe ihm gesagt, dass ich keine Immunität brauche, weil du dir nichts zuschulden kommen lassen hast.“

      Naz bricht in Gelächter aus, eine Art von Lachen, das man einfach nicht unterdrücken kann.

      „Zumindest dieses Mal“, führe ich näher aus und sehe ihn mit zusammengekniffenen Augen an. Ich bin froh, dass er das lustig findet. „Was du auch glauben magst, du hast gestern nichts falsch gemacht.“

      „Wie du meinst.“

      Ich verdrehe die Augen. „Jedenfalls kann ich nicht fassen, dass du wusstest, dass er da draußen ist und nichts dagegen unternommen hast. Du hast nicht mal versucht, ihn davon abzuhalten, mit mir zu sprechen.“

      „Du bist ein großes Mädchen. Du schaffst so etwas allein.“

      Ich verschlucke mich fast an meinem Wasser, als er das sagt. Den zweiten Tag in Folge lässt er mich allein mit der Polizei umgehen. Der alte Naz wäre ein solches Risiko niemals eingegangen. Der alte Naz hätte für diesen Kram eine detaillierte Vorgehensweise gehabt. „In letzter Zeit setzt du großes Vertrauen in mich.“

      „Ich vertraue dir“, sagt er.

      „Du vertraust mir?“

      „Natürlich.“

      Das erstaunt mich. Vielleicht sollte es nach allem, was wir durchgemacht haben, nicht so sein. Aber es ist so. Unser gegenseitiges Vertrauen war immer wackelig und irgendwie dachte ich, dass dieses Problem bleiben würde. Ihn ganz offen sagen zu hören, dass er mir vertraut, ist daher überwältigend. Obwohl ich mir eingestehen muss, dass ich glaube, dass ich ihm inzwischen auch vertraue.

      „Ich habe dich geheiratet, Karissa. Das hätte ich nicht getan, wenn ich dir nicht mein Leben anvertrauen würde.


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