Fear Street 49 - Schulschluss. R.L. Stine

Fear Street 49 - Schulschluss - R.L. Stine


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nicht ertragen, dass Graham Klassenbester wurde – oder den Wettbewerb gewann. Er war so selbstsicher. Und so verdammt eingebildet.

      Hatte er denn nie Probleme?

      „Er darf nicht die Nummer eins werden“, dachte Lily fest entschlossen. „Das kann ich auf keinen Fall zulassen.“

      „Bitte sehr“, sagte Lily lächelnd. Die alte Frau dankte ihr und ging auf unsicheren Beinen aus dem Laden.

      Lily schloss die Kasse und setzte sich wieder auf ihren Hocker hinter dem Kassentisch. Sie versuchte, sich auf ihre Mathehausaufgabe zu konzentrieren. Mathe war gewöhnlich ihr stärkstes Fach, aber heute Abend war in der Drogerie so viel los, dass sie sich nicht auf ihre Schulaufgaben konzentrieren konnte.

      Sie warf einen Blick auf ihre Uhr. Noch neunzig Minuten bis Ladenschluss. Sie hielt es kaum mehr aus. Onkel Bob war im Hinterzimmer und stellte Medikamente zusammen. Sobald er damit fertig war, konnte sie langsam zusammenpacken und nach Hause gehen.

      Sie blätterte eine Seite im Schulbuch um und fing mit einer neuen Aufgabe an. Als die Türglocke ertönte, verzog sie den Mund automatisch zu einem Lächeln und hob den Kopf, um den Kunden zu begrüßen.

      Ein junger Mann stand im Eingang. Er trug eine abgeschabte Jeansjacke und sah sie mit einem bedrohlichen Gesichtsausdruck an.

      „Kann ich Ihnen behilflich sein?“, fragte Lily ihn.

      „Klar kannst du das“, erwiderte der junge Mann. Sein Blick huschte nervös hin und her.

      Dann zog er eine kleine silberne Pistole aus der Jackentasche.

      Lily fuhr erschrocken zusammen.

      Der Mann sprang an den Kassentisch und hielt Lily die Waffe unter die Nase. „Das Geld. Her damit. Mach schon!“

      3

      „Nein!“, dachte Lily. „Das ist nicht wahr! Das kann unmöglich mir passieren!“

      Sie warf einen Blick über ihre Schulter auf den hinteren Teil des Ladens.

      Wo blieb Onkel Bob? War er immer noch im Hinterzimmer?

      „Was soll ich nur machen?“, fragte sie sich. „Schreien? Mich unter den Tisch kauern? Ihm das Geld geben?“

      „Beeil dich“, drängte der Mann und fuchtelte mit der glänzenden Pistole. „Mach die Kasse auf.“

      Lily drückte auf die Taste der Kasse. Mit zitternden Händen fing sie an, Geldbündel herauszuholen.

      „Hey!“, donnerte endlich die tiefe Stimme ihres Onkels aus dem hinteren Teil des Ladens. „Was ist hier los?“

      Der Räuber drehte sich mit gezückter Pistole auf den Fersen um. „Keine Bewegung!“, befahl er Lilys Onkel.

      Gehorsam blieb Onkel Bob mitten im Gang stehen. Er wurde leichenblass, als er sah, was los war.

      „Und jetzt ganz langsam da rüber!“ Der Räuber zeigte mit der Waffe auf den Kassentisch, an dem Lily stand. „So ist es gut. Ganz langsam, dann passiert niemandem was.“

      Ohne die Augen von dem Räuber zu nehmen, näherte Onkel Bob sich dem Kassentisch. Lily wich zu den Regalen zurück, um ihm Platz zu machen. Ihr Herz hämmerte wild.

      Der Räuber hatte einen dunklen, irren Blick, aus dem Angst, vermischt mit Hass, sprach.

      „Er wird uns beide umbringen“, dachte sie. Ihr fiel Julies Bruder ein.

      „Ja. Er wird uns umbringen. Ich spüre es.“

      „Macht die Kasse leer. Los, schnell!“ Die Pistole war auf Onkel Bobs Brust gerichtet.

      Lily machte wieder einen Schritt auf die Kasse zu, doch ihr Onkel stoppte sie. „Lass mich das machen“, flüsterte er.

      Mit einer Hand drückte er auf die Geldschublade. Mit der anderen öffnete er rasch eine kleine Schublade, die darunter war.

      „Beeil dich!“, zischte der Räuber. „Ich hab nicht den ganzen Abend Zeit!“

      Zitternd stand Lily hinter ihrem Onkel. Sie sah, wie seine Hand ganz in der Schublade verschwand. Und dann beobachtete sie, wie er eine kleine graue Pistole herauszog.

      „Los, schneller! Mach voran!“

      „Vergiss es!“, rief Onkel Bob wütend. Er zog die Pistole und stieß den Lauf in den Brustkorb des jungen Manns. „Und jetzt lass die Waffe fallen.“

      Lily hielt den Atem an.

      Keiner rührte sich.

      Die große Uhr tickte laut hinter ihrem Rücken.

      Der Räuber wich vor Onkel Bobs Pistole zurück. Doch er machte keine Anstalten, die Waffe runterzunehmen. „Ich bringe euch beide um“, stieß er stattdessen hervor.

      4

      „Ich will nicht sterben“, dachte Lily. „Ich will nicht so wie Julies Bruder sterben.“

      „Lass sie fallen“, beharrte Onkel Bob, seine Pistole fest in der Hand. „Ich weiß, wie man mit diesem Ding umgeht. Lass sie fallen!“

      Der junge Mann zögerte. Sein Blick huschte wild hin und her.

      Lily sah, dass er verzweifelt überlegte, was er tun sollte.

      „Bitte lass sie fallen!“, drängte sie ihn im Stillen.

      „Bitte höre auf Onkel Bob. Bitte lass die Waffe fallen.“

      Sie atmete erleichtert auf, als er langsam die Pistole senkte.

      Jetzt sah sie nur noch Angst in seinen Augen.

      „Keine Bewegung!“, befahl Onkel Bob ihm. „Lily, ruf die Polizei.“

      Lily erstarrte. Sie zitterte am ganzen Körper.

      „Lily – die Polizei“, wiederholte ihr Onkel ruhig aber bestimmt. Er hatte seine Pistole immer noch auf den jungen Mann gerichtet. „Hol tief Luft. Und dann geh zum Telefon, und ruf sie an.“

      Bevor sie sich auch nur rühren konnte, drehte der Räuber sich um und rannte blitzschnell zur Tür. „Ich hau ab!“, rief er.

      Im gleichen Augenblick trat ein großer rothaariger Junge ein.

      Der Räuber rammte den Jungen mit seiner Schulter und stürzte auf die Straße.

      „Rick! Pass auf!“, rief Onkel Bob.

      Der Junge warf erst einen Blick auf Lilys verschrecktes Gesicht und dann auf die Waffe in Bobs Hand. Ohne ein Wort zu sagen, drehte er sich auf den Fersen um und rannte dem Räuber hinterher.

      „Ruf die Polizei, Lily!“, rief ihr Onkel wieder. „Mach schnell.“

      Lily folgte seinen Anweisungen und wählte die 911. Sie meldete einem Polizeibeamten den Überfall, und der versprach, eine Streife vorbeizuschicken.

      Mit zitternden Knien drehte Lily sich zu ihrem Onkel um. „Ich kann es einfach nicht glauben!“, stieß sie aus. „Er hat direkt auf mein Gesicht gezielt!“

      Onkel Bob legte seine Waffe wieder in die Schublade zurück. Dann nahm er Lily fest in seine Arme. Obwohl er sie festhielt, konnte sie nicht aufhören zu zittern.

      „Tut mir Leid, dass du so was miterleben musstest, Schätzchen“, sagte er. „Ich bin so froh, dass dir nichts passiert ist.“ Dann ging er zur Eingangstür. „Siehst du irgendwo Rick Campbell? Er ist mein neuer Lieferjunge. Warum ist er hinausgerannt? Hoffentlich jagt er dem Kerl nicht hinterher!“

      Lily starrte durch das Schaufenster. „Ich kann ihn nirgendwo entdecken.“ Dann ließ sie sich erschöpft auf einen Hocker sinken. „Ich wusste gar nicht, dass du hier drin eine Waffe hast“, sagte sie.

      „Ich habe sie mir vor ungefähr fünf Jahren


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