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nichts ist ihm unmöglich (Jer 32,17), er ist heilig (Jes 6,3). Andererseits werden auch menschlich nachvollziehbare Adjektive verwendet. Gott ist treu (Jes 49,7; 2. Thess 3,3), weise (Hiob 12,13), freundlich (Ps 100,5) und er lügt nicht (4. Mose 23,19).

      Als eine herausragende Eigenschaft wird in der gesamten Bibel schließlich Gottes Gerechtigkeit betont. Sein gesamtes Handeln ist gerecht (5. Mose 32,4). Der Glaube an solch einen Gott zieht sich wie ein roter Faden durch die Bibel. Am Beispiel des Wortes „gerecht“ kann aber auch deutlich werden, wie problematisch die Rede von Gott in einem festlegenden Adjektiv sein kann.

      Ist Gott gerecht in dem Sinne, dass alle Menschen in einem vergleichbaren Maß das erhalten, was sie verdienen? Folgt auf bestimmtes Tun eine bestimmte Konsequenz? Werden gute Taten von ihm gewürdigt und schlechte bestraft? Werden gerechte und gottesfürchtige Menschen für ihr Verhalten belohnt? Zahlreiche biblische Texte legen diese Vorstellung nahe. „Siehe, dem Gerechten wird vergolten auf Erden, wie viel mehr dem Gottlosen und Sünder“ (Spr 11,31 Lu)! Gegen solche Aussagen aber stehen die Erlebnisse unzähliger Menschen durch die gesamte Geschichte der Menschheit hindurch. Auch die Bibel selbst thematisiert diese widersprüchlichen Erfahrungen. So klagt Hiob über einen ungerecht strafenden Gott (Hiob 9,22-24). Bis heute steht vielen Menschen die Frage nach dem unerklärlichen Leid in dieser Welt dem Glauben an einen gerechten Gott im Weg. Was folgt nun daraus? Müssen wir die Vorstellung eines gerechten Gottes aufgeben? Oder muss sich unsere Hoffnung auf eine endgültige Gerechtigkeit in eine Zeit nach diesem Leben verschieben?

      Es wird deutlich: Eine Wesensbeschreibung Gottes anhand von Eigenschaftsworten mit ganz bestimmten Bedeutungen ist ungenügend. Unser Dilemma bleibt bestehen. Die Suche nach einem passenden Namen für ihn, seine Verortung an einem bestimmten Platz und auch die nähere Bestimmung durch Begriffe ‒ all diese Bestrebungen sind wichtig und trotzdem niemals ganz treffend oder gar ausreichend.

      Wer ist Gott?

      Die Bibel selbst zeigt uns einen Weg, wie wir bloße Merkmale eines überirdischen Wesens hinter uns lassen können, und stellt uns Gott noch einmal anders vor: als eine Person. Die Frage nach dem „Wie?“ wird jetzt also zu einem „Wer?“. In dem Moment, in dem Gott seine Unendlichkeit verlässt und in der Person Jesu sichtbar erscheint, entsteht zum ersten Mal eine Möglichkeit, den Allmächtigen anzufassen. Der Unbeschreibliche kann menschlich erlebt werden. Trotz aller Faszination, trotz allen bleibenden Geheimnisses können Menschen ihn nun selbst fragen, wer er eigentlich sei (Lk 7,19-23). Seit Jesus wird die Frage nach passenden Adjektiven nicht länger nur abstrakt behandelt. Gott ist nicht länger entrückt und nur schemenhaft erkennbar, sondern wird den Menschen zum Freund, Bruder und Vorbild. Menschen können ihn sehen, ihn berühren und sich berühren lassen.

      Ein Wort ‒ Liebe

      Gott mit Adjektiven zu beschreiben stößt also immer an Grenzen. Sie bleiben zu eindimensional. In Jesus, in seiner Person und seinem Handeln kann Gott dagegen dreidimensional entdeckt werden. Was das bedeuten könnte, lässt sich noch einmal an dem Attribut „gerecht“ skizzieren:

      Die Evangelien erzählen uns von Jesus als einem Menschen, der bisherige Vorstellungen von Gerechtigkeit überwindet. Er tritt eben nicht mit einer Waage in der Hand auf, um Menschen zu beurteilen und ihnen dann zu geben, was ihnen zusteht. Sein Interesse gilt nicht den Vorbildlichen, sondern den Verlorenen. Blinde, Lahme, Aussätzige, Taube, Tote und Arme ‒ das sind seine Leute. Leute am Rand und Leute am Ende. Leute, die versagt haben und nach Menschenweise den Tod verdienen: die Ehebrecherin (Joh 8,2-11), der Verbrecher neben Jesus am Kreuz (Lk 23,41-43). Ja, sogar Leute, die ihn ‒ Jesus selbst ‒ hassen und töten: „Vater, vergib ihnen. Denn sie wissen nicht, was sie tun“ (Lk 23,34 BB)! Kurz: Gott gibt seinen Menschen nicht das, was sie verdienen, sondern das, was sie brauchen: Zuwendung, Rettung, Leben. Das ist die Gerechtigkeit Jesu. Sie ist nicht fair, nicht konsequent, nicht statisch. Sie ist so wenig statisch, wie Liebe statisch sein kann: Die leidenschaftliche und grenzenlose Liebe eines Schöpfers zu seinen Geschöpfen (Joh 3,16). Liebe ‒ das ist das Wort, das den unfassbaren Gott wohl am besten beschreibt.

      Gott suchen und finden ‒ handeln und beten

      Aber gibt es noch mehr als Warten und Hoffen? Viele Menschen sehnen sich jetzt schon nach einer spürbaren Erfahrung mit dem lebendigen Gott ‒ mitten im Leben. Vielleicht sollten wir uns an demjenigen orientieren, der mit Gott dem Vater ‒ mitten im Leben ‒ zu jeder Zeit verbunden war. Und daraus könnten zwei Konsequenzen folgen:

      Erstens: Wir handeln. So, wie Jesus gehandelt hat. Wir wenden uns denen zu, die am Rand oder am Ende sind: Kranke, Arme, Verlassene. Sie sind da, überall. Und sie brauchen uns, unsere Zuwendung und ‒ unsere Liebe. Und ja, es mag ein mühsames Arbeiten sein, aber vielleicht erleben wir dann mitten in diesem liebevollen Handeln noch etwas anderes als die Mühe: dass wir Gott kennenlernen, ihn selbst erleben. Das Geheimnis rückt näher (1. Joh 4,7).

      Zweitens: Wir beten. Und nehmen damit den einzigen Platz ein, der uns in dieser Welt zusteht. Den Platz des Geschöpfes vor seinem Schöpfer: in Abhängigkeit und Anbetung. Unsere Hingabe und unser Lob sind nicht nur eine Reaktion auf das Gute, das uns widerfährt. Die Anbetung Gottes hat einen Selbstzweck. Denn der Mensch, der sich auf Gott ausrichtet, sich ihm anvertraut, lässt ‒ wenigstens für einen Augenblick ‒ das hinter sich, was ihn so sehr bei sich selbst hält und ihm den Blick versperrt. Das Geheimnis rückt näher (Jak 4,8).

      Resümee: Das Geheimnis bleibt

      Wir alle hatten und haben Bilder von Gott. Manche davon tragen wir seit vielen Jahren in uns, andere haben wir nach und nach aufgegeben, verändert oder ersetzt. Auch die Bilder von Jesus als dem menschgewordenen Gott haben sich stark im Laufe der Zeit verändert. Wir erleben: Bilder helfen uns, aber es geht auch eine Gefahr von ihnen aus. Sie können unsere Vorstellungen zementieren und uns den Zugang zu dem geheimnisvollen Gott erschweren. Sich dieses Zwiespalts bewusst zu sein, bedeutet eine lebenslange Aufgabe. Ich hoffe darauf, dass beides gleichzeitig möglich ist. Ich möchte sensibel bleiben für Gottes Nähe und für seine Fremdheit. Einerseits die existenzielle Erfahrung eines liebevollen und persönlichen Gottes in meinem eigenen Leben, in konkreten Begegnungen, in Situationen voller Not und in Momenten voller Freude. Und andererseits die bleibende Ehrfurcht vor seiner unendlichen, alles überragenden Größe und Unbeschreiblichkeit.

      Tools und Hilfen

      Zum Nachdenken ‒ Anwendungsfragen

       Welche


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