Im Dienst der Föderation. Tanya Huff

Im Dienst der Föderation - Tanya  Huff


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Höflichkeiten aus, zwei Offiziere, die sich gegenseitig versicherten, dass all dieses Getue weit unter ihrer Würde war. Die beiden waren gleich groß, und die Körpersprache des di’Taykaners schien auszudrücken, dass ihre Rangordnung noch ungeklärt war. Dasselbe schien für die Körpersprache des Silsviss zu gelten, aber Torin hatte schon lange gelernt, keine Schlüsse von einer Rasse auf eine andere zu ziehen.

      Als sie sich ihnen näherte, wobei ihre mit Stahl verstärkten Stiefelabsätze energisch auf dem Landefeld knallten, sah sie ihr reptilisches Pendant einen parallelen Kurs einschlagen. Beiden war völlig klar, was der jeweils andere vorhatte, und sie waren nicht gezwungen, aufgrund einer Rangordnung freundlich zueinander zu sein, also ignorierten sie einander.

      Torin blieb eine Körperlänge hinter den Offizieren stehen und hörte den Silsviss gerade noch sagen: » ...keine Angssst vor der Menge. Die Bürger in und um Shurlantec sssind sssehr für unssseren Beitritt zur Föderation.«

      Torin fragte sich, ob das bedeutete, dass die Bewohner anderer Gebiete das anders sahen. Als sich der Lieutenant ihr zuwandte, nahm sie Haltung an.

      »Der Zug ist in Position, Sir.«

      »Danke, Staff Sergeant.«

      »Ret Assslar.« Der Silsviss-Uffz NCO knallte das Metallband an seiner Schwanzspitze hart aufs Pflaster. »Unsssere Truppen sssind ebenfallsss in Position.«

      Das Übersetzungsprogrammen ließ Namen und Titel stehen, übertrug aber alles andere in die Terminologie der Föderation. Torin wusste nicht, warum es beschlossen hatte, die langgezogenen Zischlaute zu übernehmen, doch sie vermutete, dass ihr das ganze Gezische ziemlich bald auf die Nerven gehen würde.

      Ret Aslar nahm die Information zur Kenntnis und wandte sich dann wieder an Lieutenant Jarret. »Wir werden zweifellosss in der Botschaft Gelegenheit haben, weiter miteinander zu sprechen, Lieutenant.« Sein Schwanz traf das Pflaster genauso hart wie zuvor der seines Uffzs. »Bisss dann.«

      ***

      »Er war definitiv schon früher diplomatisch tätig«, murmelte Jarret, als sie auf ihre Position zugingen.

      »Er, Sir?«

      »Ret Aslar. So gut in Smalltalk wird man nur in einem Raum voller Fremder, die angewiesen sind, höflich zu sein.«

      »Woher wissen Sie, dass er männlich war, Sir?«

      »Geruchssinn. Die großen sind männlich. Genau wie alle Soldaten.«

      Nur ein di’Taykaner konnte das Geschlecht einer Spezies riechen, die nicht einmal demselben Phylum angehörte. Torin machte sich eine geistige Notiz, Haysole im Auge zu behalten, der entschlossen schien, der typischste di’Taykaner der Mission zu sein.

      »Eindrücke meines First Sergeants, Staff?«

      Sie brauchte einen Augenblick, um zu begreifen, dass er sich auf die Silsviss bezog. »Sie sehen aus, als hätten sie sich ihren Platz an der Spitze der Nahrungskette erkämpft und hätten nicht vor, ihn in absehbarer Zeit wieder zu verlieren.«

      Lieutenant Jarret warf ihr einen verwirrten Blick zu. »Ihren was?«

      »Ihren Platz an der Spitze der Nahrungskette.«

      »Das würde die Föderation niemals verlangen.«

      »Wann waren Sie das letzte Mal ohne Dämpfer unterwegs?« Als er den Mund öffnete, um zu antworten, setzte sie hinzu: »In einem Bereich, der nicht unter Kontrolle der di’Taykaner stand. Letztlich, Sir, ist die Föderation ein einziger großer Kompromiss, und ich habe nicht den Eindruck, als seien die Silsviss begnadete Teamplayer.«

      »All diese Eindrücke haben Sie gewonnen ...« Irgendwie gelang es ihm, mit einem Nicken sowohl die Beamten als auch die Soldaten einzuschließen. » ...indem Sie diesem Haufen eine Stunde lang beim Herumstehen zugeschaut haben?«

      »Jawohl, Sir.«

      Seine Augen blitzten auf, als er auf sie herabsah. »Staff Sergeants haben also wirklich Superkräfte?«

      Torin hatte gerade erklären wollen, dass Überlebende aus Erfahrung wussten, wie eine Spezies aussah, die vermutlich zuerst schoss und dann nicht fragte, sondern noch ein zweites und ein drittes Mal schoss, beschloss aber, lieber seine Frage zu beantworten und reagierte auf sein mokantes Lächeln mit einem möglichst neutralen Gesichtsausdruck.

      »Jawohl, Sir.«

      ***

      Außerhalb der hohen Mauern des Landefeldes machten hohe, farnartige Bäume es nicht nur unmöglich, weiter als ein paar Meter jenseits der Straße zu schauen, sondern erklärten auch, warum die Stadt aus dem Weltraum so schwer zu erkennen gewesen war. Torin hoffte nur, dass die Verteidigungssatelliten so gut waren, wie die Techniker annahmen, denn wenn die Anderen einen Durchbruch schaffen und versuchen sollten, die Silsviss zu versklaven, würde der Versuch, diesen überwucherten Planeten zurückzuerobern, ganz schön hässlich werden.

      Nicht, dass es besonders leicht wäre, die Silsviss zu versklaven, gestand sie sich ein, während sie dem leisen, rhythmischen Klacken ihrer Krallen auf dem Pflaster lauschte.

      Nach wenigen Schritten verflog allmählich der Geruch des von der Landung verbrannten Betons, und Torin roch Silsvah zum ersten Mal wirklich. Der Geruch erinnerte sie an heiße Sommernachmittage, an denen sie den Komposthaufen umgegraben hatte, an anaerobe Bakterien und ans Schrubben algenüberwucherter Wassertröge. Einer der vielen Gründe, warum sie den Hof ihrer Familie verlassen hatte.

      Die Menge, die die Straßen säumte, zischte und deutete auf sie, und gelegentlich brachen kleine Grüppchen in schrilles, heulendes Geschrei aus. Es klang nicht freundlich, aber Torin war bereit einzugestehen, dass Ret Aslar seine Artgenossen besser kannte als sie – H’san, die die Heimmannschaft bei einem Spiel anfeuerten, klangen, als würden sie bei lebendigem Leibe gehäutet. Obgleich ein Teil des Trupps ein wenig nervös wirkte, als sie endlich am Rand eines großen Platzes Halt machten, nahmen ihre Leute ohne Zwischenfälle Formation ein.

      Torin positionierte sich noch hinter den drei Sergeants, registrierte angespannte Schultern und angelegtes Haar und hoffte, dass was auch immer jetzt passieren würde nicht lange dauern würde.

      Sie standen vor einem riesigen Säulengebäude, zu dem vom Platz aus eine Treppe hochführte, die breit genug für eine Graduierungszeremonie gewesen wäre. Die beiden Diplomatengruppen befanden sich zwischen ihren militärischen Eskorten und den Treppen. Medienvertreter füllten den äußeren Rand der ersten beiden Abschnitte, und ganz oben standen die Silsviss, die zu ranghoch waren, als dass sie sich die Mühe gemacht hätten, sich zum Landefeld zu begeben. Der Größe nach zu urteilen ein männlicher und drei weibliche oder ein großer und drei kleinere männliche Silsviss – oder ein großer und zwei kleinere männliche sowie eine weibliche Silsviss oder ein großer männlicher, zwei weibliche und ein kleinerer männlicher oder ... Diese Spezies könnte tatsächlich ein bisschen Rosa und Blau vertragen. Ihr Geschlecht war Torin eigentlich egal, sie hätte es nur gerne gewusst. Sie trugen Roben – die ersten, die sie auf dem Planeten sah – aus einem blassen, durchscheinenden Stoff, deren Sonnenlicht glitzerte, und alle vier strahlten eine fast greifbare Arroganz aus.

      Mindestens die Hälfte der Medienvertreter schienen ihre Aufzeichnungsgeräte nach oben zu halten, und alle warteten offenbar darauf, dass etwas geschah.

      Der große Mann am oberen Ende der Treppe trat vor, blähte einen grell gelben Kehlsack auf – und brüllte.

      Scheiße! Torin hörte nichts mehr, so sehr klopfte ihr Herz, doch sie sah, wie mindestens drei Waffen in Anschlag gebracht wurden, und ihre eigenen Muskeln wollten instinktiv auf dieselbe Weise reagieren. Lieutenant Jarret trat vor und bewahrte sie damit davor. Stattdessen nahm sie den Platz ein, an dem er gerade noch gestanden hatte, dankbar für die Gelegenheit, sich zu bewegen. Das zumindest war in der Einsatzbesprechung geplant worden.

      »Während der Zeremonie wird man uns irgendwann nach unseren Erfolgen in der Schlacht fragen.« Lieutenant Jarret hatte seine Sergeants ernst angeschaut, während er die wenigen bekannten Details des Tagesablaufs verkündete. »Staff Sergeant Kerr wird dann den Zug übernehmen, während


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