Im Dienst der Föderation. Tanya Huff

Im Dienst der Föderation - Tanya  Huff


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      »Echt? Zu schade, dass nicht er statt dieses Umweltarztes hier ist.« Sie schnaubte. »Als wären wir noch nie zuvor auf einem seltsamen Planeten gelandet.« Sie hob drohend den Finger und imitierte die pfeifende Stimme eines Rakva. »Nicht anfassen, wir wissen nicht, wo das vorher war.«

      »Ich für meinen Teil schaue einem geschenkten Arzt nicht ins Maul.«

      Grinsend sah Binti zum dunklen Rechteck der Koje von Corporal Hollice hinüber. »Ich glaube, einem Rakva kann man gar nicht ins Maul schauen, Hol. Dafür sind diese Schnabel Dinger nicht geeignet.«

      Eine Hand wurde lange genug sichtbar, um eine sehr menschliche Geste auszuführen. »Kurzsichtig. Deshalb bist du immer noch Gefreiter.«

      »Nein, du stirbst einfach nicht. Deshalb bin ich immer noch Gefreite.«

      »Du bist demnach der Grund, warum ich noch lebe.«

      »Ich fühle mich geehrt.«

      »Das solltest du auch. Klappe jetzt, ich versuche zu schlafen.« Noch immer grinsend widmete Binti ihre Aufmerksamkeit wieder ihrem Tablet.

      Der Rest der Schwadron fand es inzwischen langweilig, die diplomatischen Bemühungen zu beobachten – auch wenn sie sich die Möglichkeit dazu auf illegalem Wege verschafft hatten. Die meisten begaben sich in die Messe, aber Ressk klebte nach wie vor am Bildschirm. Als die Vorstellungsrunde vorbei war und Captain Carveg die Marines am Buffet allein ließ, programmierte er rasch die Parameter der Sicherheitskamera um, damit sie die Captain der Berganitan im Auge behielt.

      »Das nenne ich mal zwei Amalorks«, murmelte er und lehnte sich in seinem Stuhl zurück.

      Staff Sergeant Kerr konnte er jederzeit anschauen. Weibliche Krai hingegen gab es bei der Infanterie selten.

      ***

      Torin knabbert an etwas, das vage an Algen erinnerte, beobachtete, wie Lieutenant Jarret mit der Menge interagierte und fragte sich, warum er sich für den Kampf entschieden hatte, wenn er doch ein so guter ... nun, die höflichste Bezeichnung lautete wohl Diplomat, war, obwohl sie immer wieder an den Begriff »Arschkriecher« denken musste. Warum starb er eigentlich nicht halb in seiner Paradeuniform? Sie schob einen Finger unter ihren Kragen und nahm sich dann noch so ein Algending.

      »Wir freuen uns, eine weitere reptilische Spezies in der Föderation willkommen heißen zu können.«

      Torin hatte nicht gehört, dass sich die Mictok ihr von hinten genähert hatte, aber der Akzent war unverkennbar – Mandibeln waren für weichere Konsonanten einfach nicht geschaffen. Sie zwang sich, sich langsam umzudrehen und stand der Botschafterin mehr oder weniger von Angesicht zu Angesicht gegenüber.

      »Das Erstkontakt-Team hat angedeutet, dass die Silsviss über eine sehr lebendige, reichhaltige Kultur verfügen. Wir freuen uns darauf, uns näher damit zu beschäftigen.«

      Dazu fiel Torin nicht viel ein, also nickte sie nur lächelnd. Es war ein wenig verstörend, das eigene Spiegelbild im näheren Augenstiel der Botschafterin zu sehen, weswegen sie den Blick senkte und die bunten Muster betrachtete, die auf deren Exoskelett gemalt waren.

      Der Augenstiel folgte ihrem Blick. »Gefällt es Ihnen, Staff Sergeant?«

      »Es ist wunderschön, Ma’am.«

      »Das finden wir auch, aber wir waren nicht sicher, wie es auf eine Spezies mit zwei Augen wirkt.« Das Vorderbein mit der kleinsten Anzahl Finger erhob sich und tippte gegen Torins Abzeichenleiste. »Das ist nicht nur Schmuck, richtig?«

      »Ja, Ma’am. Die Abzeichen stehen für die Orte, an denen ich gewesen bin und meine dortigen Taten.« In einem Kurs über speziesübergreifende Beziehungen, an denen sie sich kaum noch erinnern konnte, hatte man ihr nahegelegt, kulturelle Erklärungen so einfach wie möglich zu halten. Einfacher ging es eigentlich gar nicht mehr.

      »Im Hinblick auf Ihre Kampfeinsätze?«

      »Ja, Ma’am.«

      Die Mictok seufzte – zumindest deutete Torin das Geräusch, dass sie von sich gab, so. »Wir begreifen nicht, warum die Anderen darauf bestehen, in den Föderationsraum einzudringen. Wir mögen den Gedanken nicht, dass eine empfindungsbegabte Spezies sterben muss, auch wenn in diesem Fall wenige sterben, um die Vielen zu beschützen.«

      »Uns gefällt der Gedanke auch nicht gerade, Ma’am.«

      Wieder gab sie dieses Geräusch von sich. »Davon sind wir ausgegangen. Wir haben uns oft gefragt, warum man nicht eine präzisionsgelenkte Waffe bauen kann ...«

      »Verzeihung, Ma’am«, unterbrach Torin steif, »aber Sie haben im Augenblick zweiundvierzig präzisionsgelenkte Waffen an Bord. Fünfundvierzig, wenn man unsere Luftunterstützung mitrechnet«, setzte sie hinzu, als sie vom anderen Ende des Raums Captain Daniels Stimme hörte. »Aber kein Computer könnte alle denkbaren Variablen eines Kampfes berechnen.«

      »Was wäre, wenn wir endlich echte künstliche Intelligenz hätten?«

      »Dann würden wir einfach nur eine andere empfindungsfähige Spezies in den Tod schicken.«

      Botschafterin Krik’vir tippte wieder gegen Torins Abzeichenleiste. »Wenn keine davon für Ihre Diskussionsfähigkeiten steht, Staff Sergeant Kerr, finden wir, Sie sollten eine solche bekommen. Lieutenant Jarret trägt keine Farben«, fuhr sie fort, ohne auf eine Antwort zu warten. »Er ist noch ganz neu.«

      Das war keine Frage gewesen, deshalb wartete Torin, bis die Botschafterin zur Sache kam.

      »Er weiß, wie wichtig die Silsviss für unsere Verteidigungsmaßnahmen in diesem Sektor sind?«

      »Ja, Ma’am, das ist ihm bewusst.«

      »Wir haben gehört, die Silsviss ließen sich von Kriegern beeindrucken. General Morris hat eine interessante Wahl getroffen.«

      »General Morris weiß, was er tut, Ma’am.« Ungeachtet ihrer persönlichen Meinung über den General würde Torin nicht zulassen, dass ihn ein Nichtmarine kritisierte. Abgesehen davon hatte der Abend sie ziemlich überzeugt, dass Jarret hier war, um sich um die Diplomaten zu kümmern und es dem Rest von ihnen überlassen bleiben würde, die Silsviss zu beeindrucken. Als die Botschafterin ihren Gedanken laut wiederholte, war sie so verblüfft, dass sie der Mictok in die Augen sah. Acht Spiegelbilder ihrer selbst starrten sie überrascht an. Sie konnte nicht umhin festzustellen, dass sie wie eine Idiotin aussah, schloss den Mund, und ihre acht Spiegelbilder taten es ihr nach.

      Botschafterin Krik’virs äußere Mandibeln klackten gegen die inneren. »Wir können keine Gedanken lesen, Staff Sergeant, aber es war nicht schwer, die Ihren zu erraten.« Mit einem Vorderbein deutete sie auf den restlichen Raum. »Hier sind heute Abend vier Marines, vier Mictok, vier Dornagain und aus Paritätsgründen vier Rakva. Das ist, wie Sie Menschen zu sagen pflegen, geradezu widerwärtig politisch korrekt. Wir glauben, Sie werden weniger Probleme bei der Erfüllung Ihrer Aufgabe haben als Ihr Lieutenant bei der seinen. Schließlich müssen Sie nur eine Spezies beeindrucken.«

      Das war möglicherweise eine Warnung gewesen. »Das werden wir auch, Ma’am.«

      »Gut. Wir entschuldigen uns, Sie bei der Nahrungsaufnahme gestört zu haben, freuen uns aber, diese Gelegenheit zu einem Gespräch gehabt zu haben.«

      Während die Botschafterin sich wieder unter die Menge mischte, schnappte sich Torin ein Glas von einem Tablett, das ein Kellner vorbeitrug, und nahm einen großen Schluck. Nimm es weg, seufzte sie in Gedanken.

      ***

      »Ich bin etwas überrascht, dass Sie mit uns zurückkommen.« Captain Daniels legte die Hand aufs Identifikationsfeld und ließ den anderen drei den Vortritt, dann folgte sie ihnen und schloss die Schleuse. »Ich hätte gedacht, Sie würden mit einem anderen di’Taykaner anbändeln und die Nacht woanders verbringen.«

      »Tatsächlich habe ich mich gefragt, was geschehen würde, wenn ich in unmittelbarer Nähe eines Dornagain den Dämpfer ablegen würde.«

      »Eines Dornagain?«

      »Die


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