Im Dienst der Föderation. Tanya Huff

Im Dienst der Föderation - Tanya  Huff


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er wolle versuchen, sich durch die Mannschaft der Berganitan zu arbeiten.«

      »Auch die Vakuumjockeys?«

      »Nicht alle.« Glicksohn lehnte sich in seinem Stuhl zurück und griff sich den Bierschlauch, den er zuvor aus der Hand gelegt hatte. »Ich habe für 2130 ein Spiel angesetzt, und ein paar haben Interesse gezeigt.«

      »Spielt ihr auf neutralem Boden?«

      »Soweit das in diesem fliegenden Aquarium möglich ist.«

      »Wer kommt mit, falls die VJ sich danebenbenehmen?«

      Glicksohn schnaubte. »Tun sie das jemals nicht?«

      »Mike ...«

      »Sam Austin kommt mit, und Esket von der Luftfahrzeugsbesatzung. Zufrieden?« Als sie nickte, grinste er. »Du machst dir zu viele Sorgen.«

      »Das ist meine Aufgabe. Apropos, hat einer von euch ...«, bei ihren Worten trat Trey aus dem Quartier, »nachgeprüft, zu welchen Spezies die Diplomaten gehören?«

      »Dornagain und Mictok«, antwortete Trey und ließ sich auf einen Stuhl fallen.

      Glicksohn warf ihr ein Bier zu. »Ich dachte, die Silsviss wären Reptilien. Warum schicken wir da keine Raszar oder Niln? Damit sie wissen, dass sie nicht die einzigen Echsen im Club wären, bevor sie sich uns anschließen.«

      »Oder H’san?«, fragte Chou. »Jeder mag die H’san.«

      »Ich schätze, man schickt keine Reptilien, um keinen Konkurrenzdruck aufzubauen.« Torin wischte ein Stäubchen von ihren Einsatzabzeichen. »Im Erstkontakt-Team war übrigens ein H’san. Die Silsviss erwähnten dauernd, wie sehr er nach Essen rieche.«

      »Wie gesagt, jeder mag die H’san.«

      »Ich weiß, die Mictok sind angeblich großartige Diplomaten«, murmelte Glicksohn, »aber jedes Mal, wenn ich eine sehe, schreit eine leise Stimme in meinem Kopf unablässig: Nehmt sie von mir weg! Nehmt sie von mir weg!«

      Ehe sie antworten konnte, zirpte Torins Implantat.

      *Lieutenant Jarret wartet auf dem Gang auf Sie.*

      ***

      Vor den di’Taykaner hatten sowohl das Marine Corps als auch die Navy blaue Paradeuniformen getragen, aber die Aufnahme einer Rasse mit pastellfarbenem Haar und ebensolchen Augen hatte in diesem Punkt eine Veränderung erforderlich gemacht. Die Navy hatte sich für Grau entschieden – Taubengrau für die Piloten, etwas dunkleres Grau für die Ingenieure, dank derer sie den Susumiraum überhaupt erreicht hatten, und Anthrazit für alle anderen. Das Corps trug Schwarz. Ungeachtet seines Aufgabenbereichs, seines Ranges oder seines Namens war ein Marine immer in erster Linie ein Marine.

      Zum Glück gingen die, die ein Problem mit der Kombination aus Pastellfarben und Tarnfleck hatten, zumeist nicht in Kampfeinheiten.

      Lieutenant Jarret wartete an der Leiter, die den Zug mit der Luftunterstützung ein Deck höher verband, auf sie. Das Corps war stolz auf seine logistische und personelle Flexibilität und konnte im Handumdrehen Transporteinheiten für jede nur denkbare Truppenzusammenstellung konfigurieren. Als Torin zu ihm trat, kamen gerade die Pilotin und der Copilot die Leiter heruntergerutscht.

      »Captain Fiona Daniels, Second Lieutenant Ghard, das ist Staff Sergeant Torin Kerr. Sie begleitet uns heute Abend auf Bitten Captain Carvegs von der Berganiter.«

      »Freut mich, Staff. Gegenüber den VJs werden wir zahlenmäßig deutlich in der Unterzahl sein.«

      Torin erwiderte das freundliche Lächeln des Captains. »Ich stärke Ihnen gerne den Rücken, Captain.« Fiona Daniels war gutaussehend und kess wie die Models auf den Rekrutierungsplakaten der Menschen. Dunkles Haar, grüne Augen, tiefe Grübchen, schöne, weiße Zähne – nur jemand, der aus erster Hand Erfahrungen mit plastischer Chirurgie gemacht hatte, konnte an einem leichten Farbunterschied erkennen, dass man die Haut ihrer gesamten linken Gesichtshälfte jüngst ersetzt hatte. Sie war eine der Pilotinnen gewesen, die die Sh’quo-Kompanie nach der letzten, desaströsen Außenmission vom Boden gerettet hatte, und wenn zum Rücken stärken gehörte, für sie ein paar Vakuumjockeys den Hintern zu versohlen, war Torin dazu nur zu gerne bereit.

      Auf der anderen Seite der Schleuse hatten die Wände die Farben der Navy, und ihre Implantate fragten alle gleichzeitig nach ihrem Ziel.

      Lieutenant Jarret legte kurz irritiert seine Haare am Kopf an, antwortete aber höflich: »Offiziersmesse.«

      *Nehmen Sie am Ende dieses Ganges den Vertikalschacht zu Deck sieben. Die Offiziersmesse befindet sich drei Türen vom Vertikalschacht entfernt links. Bitte gehen Sie weiter.*

      »Machen Sie sich nichts daraus, Jarret«, riet Captain Daniels, als sie aufbrachen. »Das ist so ein Navy-Ding. Die VJs finden ohne Leitstrahl ihren eigenen Arsch nicht.«

      ***

      »Was geht denn hier?«

      »Ressk observiert heimlich diese schicke Party, auf die die Staff muss.« Juan duckte sich, als Binti nach ihm schlug. »Hätte ich etwa lügen sollen?«

      Corporal Hollice schob sich neben Mysho und beugte sich über den Kopf des Krai. »Das sind ... okay, waren ... Sicherheitscodes der Navy.«

      »Ist er drin?«, fragte jemand von weiter hinten.

      »Ich bin drin.« Ressk schob sein Tablet sehr vorsichtig in die Dockingstation der Videowand. Der Bildschirm wurde schwarz, dann grau, dann entstand langsam ein Bild.

      Hollice seufzte. »Ich möchte festhalten, dass ich während dieses gewaltsamen Eindringens nicht zugegen war.«

      »Wir haben dich verführt, dir das mit uns zusammen anzuschauen«, bestätigte Ressk und stellte den Kontrast ein.

      »He, schaut mal, Mictok.«

      Die versammelten Menschen unterdrücken das für ihre Rasse typische Erschauern, als drei Mictok von einem Mitglied der Intendantur Getränke entgegennahmen.

      Der Kamerawinkel veränderte sich.

      »Ich sehe überall Navytypen«, klagte Juan. »Wo ist unser Team?«

      »Da, an der Luke.«

      ***

      Während die beiden Piloten als erste den Raum betraten, warf Torin Jarret einen Blick zu. Der ständigen Bewegung seines Haars und der Art, wie er auf den Ballen ging, nach zu urteilen war er nervös. Sie konnte ihm daraus keinen Vorwurf machen. Die meisten Second Lieutenants lernten befehligen, während ihr Zug Teil einer Landemission in Bataillonsstärke war – nicht für alle sichtbar auf einer protokollarischen Mission. Da war es auch nicht besonders hilfreich, dass an jeder Brust im Raum außer an seiner und der der Diplomaten ein Regenbogen von Einsatzabzeichen prangte.

      »Denk daran, dass die Navy auf unserer Seite ist, selbst wenn es manchmal nicht so klingt«, murmelte sie, während sie auf Captain Carveg zugingen. »Wir sind sowas wie Geschwister. Wenn es hart auf hart kommt, halten wir zusammen. Was die Zivilisten angeht, so halten uns die älteren Rassen für Wilde, weil wir bereit sind, für den Erhalt der Föderation zu kämpfen, weswegen bereits grundlegende Umgangsformen sie beeindrucken. Gute Manieren werden sie kollektiv von den Füßen hauen.« Er wandte sich halb um, und sein Haar hob sich leicht.

      Sie zuckte die Achseln. »Oder von den Spinnwarzen. Was auch immer.«

      Als die Offiziere vorgestellt und begrüßt waren, wandte sich Captain Carveg mit breitem Lächeln an Torin. »Die Staff Sergeant und ich sind einander schon begegnet, doch damals war sie noch Sergeant und ich nur Commander.«

      Zwar hätte Torin das halbe Dutzend Krai der Sh’quo-Kompanie unter Tausenden erkannt, doch eigentlich sahen sie für sie alle gleich aus. Sie wusste, es war rassistisch, aber die Gesichtskämme, an denen die Krai einander so eindeutig erkannten, verrieten ihr lediglich das Geschlecht. Ihre Hautfarbe rangierte stets im Mittelbereich der menschlichen Norm, sie waren weder so dunkel wie Binti Mashona noch so hell wie Captain Rose. Die wenigen Haarbüschel an der breiten Schädelbasis waren auch keine Hilfe.


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