Seewölfe Paket 33. Fred McMason

Seewölfe Paket 33 - Fred McMason


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erste Öffnung, aus der dichter schwarzer Qualm nach oben quoll, war dennoch schnell geschaffen. Schwitzend und fluchend versuchten die Männer, sie so weit zu vergrößern, daß sie bequem nach unten steigen konnten.

      Verbissen hieb Zapata auf die Planken ein. Seine Augen tränten, der Hals brannte, aber darauf achtete er nicht. Er war wütend – auf sich selbst, auf die anderen und die Umstände …

      Unvermittelt fiel der Segelmacher ihm in den Arm.

      „Das Loch ist groß genug. Du hast hoffentlich nicht die Reales vergessen.“

      „Keine Angst“, zischte Zapata. „Ich denke dran.“

      Der Rauch von unten her wurde dichter. Zu erkennen war herzlich wenig, nur ein düsteres Glühen inmitten der wogenden Schwärze. Mindestens fünf oder sechs verschiedene Brandnester zeichneten sich ab. Durch die Luftzufuhr begannen die Flammen aufzulodern und schneller um sich zu greifen.

      Der Bootsmann brachte eine Jakobsleiter und zwei Eimer. Viel erreichte er nicht, als er das Wasser von oben her auskippte. Es zischte und dampfte und die Glut färbte sich vorübergehend dunkler, aber die Flammen züngelten danach sofort wieder auf. Der Qualm wurde dichter.

      „Jemand muß hinuntersteigen.“ Tomas d’Alvarez rollte die Leiter aus. Er griff sich einfach den ihm am nächsten stehenden Mann und schickte ihn in die Vorpiek. „Du bist dran, Barbara, geh schon!“

      Decksleute mannten weitere wassergefüllte Eimer herbei und nahmen die leeren mit zur Kuhl. Ob sie auf den Niedergängen eine Kette bildeten, um sich möglichst nicht gegenseitig zu behindern, war nicht zu erkennen.

      Barbara stieg in die Piek hinunter. Die Hitze, die ihm entgegenschlug, war oben noch nicht in dem Ausmaß wahrzunehmen gewesen.

      „Die Eimer!“ rief er, als er auf einer der letzten Sprossen stand. D’Alvarez reichte sie ihm nach unten.

      „Wie sieht es aus?“

      „Wenn ich mehr erkennen könnte, wäre ich froh.“

      Ringsum prasselte und knisterte es und waberte die Glut. Glühend zeichneten sich die Umrisse von Matratzen und Wergballen, von Fässern und Kisten ab.

      Barbara schüttete das Wasser aus einem Eimer auf den Boden. Er brauchte einen Fleck, auf dem er sicher stehen konnte. Den Inhalt der zweiten Pütz kippte er sich über den Kopf. Die Hitze war daraufhin nicht mehr ganz so unerträglich.

      Jemand stocherte von oben herab mit einem Bootshaken in der Glut herum. Ein bis eben noch zusammenhaltender Ballen brach daraufhin in zwei Teile auseinander und entließ einen Schwall nach allen Seiten davonstiebender Funken. Sengend legte sich die Hitze auf Barbaras Gesicht.

      „Wollt ihr Idioten da oben mich umbringen?“ brüllte er mit sich überschlagender Stimme. „Ich brauche verdammt noch mal mehr Wasser.“

      Der Bootshaken krachte neben ihm auf die Planken, kippte langsam und fiel in die erneut auflodernden Flammen. Barbara verspürte das mulmige Gefühl, daß das nicht zufällig geschah. Er wurde in seinen Grübeleien aber sofort unterbrochen, weil die Kerle eine Talje angeschlagen hatten und nun in schnellerer Folge gefüllte Pützen zu ihm herunterließen.

      Die Flammen leckten an einigen Balken empor und züngelten bereits unter der Decke entlang. Die Hitze wurde immer unerträglicher. Juan Barbara wußte, daß er nicht mehr lange durchhalten würde, trotzdem versuchte er zu retten, was zu retten war. Je weiter das Feuer sich ausbreitete, desto schwieriger würde seine Bekämpfung werden.

      Eimer um Eimer kippte er mit Schwung auf den Boden und gegen die Wände. Es zischte und knisterte, und Dampf und Qualm vermischten sich zu einer immer dichteren Suppe, vom Feuer gespenstisch flackernd erhellt.

      Ein zweiter Mann stieg hinunter. Weil in dem Moment ein Teerfaß hell aufloderte, erkannte der Segelmacher Jorge Zapatas kantiges Gesicht.

      Der Teer brannte mit greller Flamme und unter stärkster Rauchentwicklung. Kurz entschlossen kippte Zapata einen vollen Eimer auf die brennende, zähflüssige Masse. Es gab ein dumpfes, fauchendes Geräusch wie bei einer Verpuffung, und glühender Teer spritzte nach allen Seiten.

      Barbara, der unmittelbar neben dem Faß gestanden hatte, schrie entsetzt auf. Die Glut fraß sich durch seine Kleidung. Er hatte plötzlich genug damit zu tun, die winzigen Flammen auf seinem Hemd auszuschlagen.

      Zapatas Angriff traf ihn deshalb unvorbereitet, er brachte nicht einmal mehr die Arme abwehrend hoch, als der Decksmann ihm einen Eimer an den Kopf schmetterte. Der Schlag war hart genug, ihn von den Beinen zu fegen.

      Noch im Sturz begriff er, daß er um sein Leben kämpfen mußte. Zapata hatte viel zu verlieren, und er hatte sich offenbar entschlossen, den Mitwisser aus dem Weg zu räumen.

      Wieder schlug er zu. Der stechende Schmerz, der jäh durch seine Schulter zuckte, raubte dem Segelmacher den Atem, obwohl unmittelbar über den Planken der Rauch nicht so dicht war. Verzweifelt wollte er sich herumwälzen und nach den Beinen des Gegners treten, doch Zapata war schneller.

      Der Segelmacher entging dem zweifellos tödlichen Hieb gegen seinen Kopf um Haaresbreite. Die Verzweiflung mobilisierte nochmals seine Kräfte. Er kriegte den Eimer zu fassen und zerrte Zapata ruckartig zu sich heran.

      Im nächsten Moment wälzten sie sich in verbissenem Zweikampf über den Boden. Juan Barbara hatte seine Linke in den Haaren des Decksmannes verkrallt und versuchte, mit der Rechten den Dolch aus dem Gürtel zu ziehen.

      Zapata hingegen tastete mit beiden Händen nach seiner Kehle. Sie keuchten halb erstickt. Die Glut und der fehlende Sauerstoff setzten ihnen zu. Ihre Griffe erlahmten von selbst.

      Irgendwie schaffte Barbara das Kunststück, die Knie anzuziehen und den Gegner zur Seite zu drücken. Zapatas Gesicht, das er gerade eine Handspanne vor sich sah, war zur haßverzerrten Fratze geworden.

      Undeutlich und wie aus weiter Ferne vernahm der Segelmacher eine Stimme vom oberen Deck, die nach ihnen rief.

      Im selben Moment zerbarst das Teerfaß. Wie glühende, zähflüssige Lava ergoß sich die brennende Masse auf die Planken, keine zwei Schritte von den Kämpfenden entfernt.

      Die Hitze versengte ihre Haare und verbrannte die Haut. Juan Barbara rang nach Luft, da schlug Zapata mit einer brennenden Daube aus dem Faßmantel zu.

      Taumelnd richtete sich der Decksmann auf. Seltsamerweise empfand er keine Erleichterung, sondern nur eine grenzenlose Leere. Ohne daß er es merkte, ließ er das brennende Holz fallen.

      Die Hitze war nicht mehr zu ertragen.

      Weg von hier! schoß es ihm durch den Sinn. Oder du stirbst ebenfalls in den Flammen.

      Erst jetzt hörte er das Geschrei von oben. Die Jakobsleiter hatte Feuer gefangen und wurde herabgeworfen. Zugleich kippten die Männer Pütz um Pütz voll Seewasser aus. Jorge war dennoch der Rückweg abgeschnitten.

      Der brennende Teer ließ die Vorpiek zur Todesfalle werden. Schützend die Arme vors Gesicht geschlagen, torkelte Zapata an der Wand entlang. Zum Glück fand er das Schott auf Anhieb, weil sie sich als helleres, stärker brennendes Viereck inmitten der glimmenden Beplankung abzeichnete.

      Mit dem letzten Rest von Selbstbeherrschung warf er sich dagegen. Das Schott sprang auf, Zapata stürzte und kämpfte verzweifelt gegen die beginnende Ohnmacht an. Die Außenluft empfand er als angenehm kühl auf der glühenden Haut. Der Qualm war nur über dem Boden etwas lichter.

      Jorge atmete kurz und hastig. Auf allen vieren schleppte er sich vorwärts, weg von der Hölle, die er eben erlebt hatte. Er glaubte nicht mehr daran, daß die „Respeto“ noch zu retten war.

      Neben ihm huschten kleine, blaue, zitternde Flämmchen durch die Plankennähte. Weitere Brandherde hatten sich in dem vor der Piek lagernden Gerümpel gebildet, und auch in dem anschließenden Laderaum flackerten schon die Flammen.

      Zapata dachte an den Rum. Zwei der Fäßchen waren aufs höchste gefährdet. Falls sie zu brennen begannen, würde sich das Feuer schlagartig weiter ausbreiten.

      Er


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