Die Wahrheit über Covid-19. Miryam Muhm
darunter in Berlin, Hamburg, Marburg, Rom, Mailand, Genf und Budapest.
Labore mit Schutzstufe S3, also solche mit einer niedrigeren Sicherheitsstufe, sind dementsprechend zahlreicher – 200 davon gibt es alleine in den USA. Je mehr Labore, desto größer die Gefahren. »Auf der Grundlage von Daten der CDC aus dem Jahr 2010 schätzte ein Experte, dass es irgendwo in den Vereinigten Staaten ›zweimal pro Woche zu einer Sicherheitspanne kommt‹. Bei einigen wurden Erreger tödlicher Krankheiten wie Milzbrand, Vogelgrippe und Ebola freigesetzt.«90 (CDC steht für Centers for Disease Control and Prevention – die US-Gesundheitsbehörde)
Gentechnische Manipulationen an Erregern wie z. B. Coronaviren werden aber auch in Laboren der niedrigeren Sicherheitsstufe S2 durchgeführt. Aus solchen Forschungseinrichtungen entkommen öfters gefährliche wie auch weniger gefährliche Erreger.
Der letzte (bekannt gewordene) Zwischenfall in einem Hochsicherheitslabor ereignete sich letztes Jahr in den USA: Am 19. Juli 2019 wurde Fort Detrick, eines der bedeutendsten militärischen US-Hochsicherheitslabore (S4) für biochemische Waffen, von der CDC wegen eines Lecks im Sicherheitssystem unerwartet geschlossen.
Die CDC weigerte sich, gegenüber der amerikanischen Presse Auskunft darüber zu geben, was dort passiert war – mit dem Hinweis, dass es sich um eine Frage der nationalen Sicherheit handelte.91 Ähnliche Laborunfälle ereignen sich überall auf der Welt, so z.B. in Großbritannien (100 Fälle in 5 Jahren)92 und auch in China.93
Im Hinblick auf »gefährliche Projekte« besteht oft eine wissenschaftliche Kooperation zwischen den Ländern (selbst unter denen, die sich politisch feindlich gesonnen sind) – z. B. zwischen dem chinesischen Institut für Virologie Wuhan (Wuhan Institute Of Virology, WIV) und den US-amerikanischen Gesundheitsinstituten (National Institutes of Health, NIH).
Ab 2014 ließen die US-Gesundheitsinstitute NIH (National Institutes of Health) der EcoHealth Alliance (einer privaten Forschungsorganisation in New York) Millionen von Dollar zukommen für ein Projekt zur Untersuchung von SARS-verursachenden Fledermaus-Coronaviren und deren mögliche Übertragung auf den Menschen. Das Forschungsvorhaben sah eine Kooperation mit dem Institut für Virologie Wuhan vor.
Dieses Fünfjahres-Projekt wurde von der Regierung Trump im Juli 2019 verlängert (inzwischen aber abgebrochen). Insgesamt steckten die NIH über 3,3 Millionen Dollar in dieses Projekt, wovon ca. 600.000 Dollar an das Labor des Instituts für Virologie in Wuhan flossen.94
Fakten, die zu Hypothesen Anlass geben
China
Das Hochsicherheitslabor des Wuhan Institute of Virology (WIV)
Das Forschungslabor des Instituts für Virologie Wuhan der Chinesischen Akademie der Wissenschaften verfolgt keine militärischen, sondern rein wissenschaftliche Zwecke und hat seit 2015 Sicherheitsstufe S4. Es wird teilweise von der französischen Regierung finanziert.95 Seit vielen Jahren arbeiten die Wissenschaftler dieses Labors mit Kollegen aus den USA zusammen. Diese Forschungseinrichtung beheimatet die größte Virenbank Chinas.96
Im letzten Jahrzehnt haben Kanada und die USA in Kooperation mit dem WIV wichtige Projekte durchgeführt.97
Im Rahmen der sogenannten »Animal Welfare Assurance« erhielt das Institut für Virologie Wuhan von den NIH die offizielle Genehmigung zur Durchführung steuerfinanzierter Forschungen an Tieren.98 Dies ermöglichte, wie oben erwähnt, auch hochriskante gemeinsame Forschungen an SARS-Coronaviren.99
Die chinesischen Wissenschaftler in Wuhan arbeiten außerdem eng mit amerikanischen Kollegen des Galveston National Lab der medizinischen Fakultät der University of Texas zusammen. Laut James LeDuc, Direktor dieses Biolabors mit Sicherheitsstufe S4, ist das Forschungslabor in Wuhan in punkto Qualität und Sicherheit mit denen in den USA und Europa vergleichbar.100 Das chinesische Personal in Wuhan wurde von Wissenschaftlern dieser amerikanischen Universität in Sicherheitsfragen unterrichtet. Trotzdem kann LeDuc nicht ausschließen, dass irgendwo etwas passiert.101
Aufgrund des ersten SARS-Ausbruchs 2003 widmete das Hochsicherheitslabor in Wuhan den Coronaviren größte Aufmerksamkeit. Um im Fall einer neuen Epidemie rascher handeln zu können, wurden Hunderte von Fledermaus-Coronaviren unter die Lupe genommen und genetisch analysiert. Dieses Labor war auch an einer unter Wissenschaftlern kontrovers diskutierten Forschungsarbeit beteiligt, allerdings nur auf marginaler Ebene: Federführend bei der Schaffung eines manipulierten und gefährlichen Coronavirus waren die Wissenschaftler des Sicherheitslabors der University of North Carolina. Diese Tatsache wurde jedoch in Corona-Zeiten von Leitmedien wie dem Merkur, La Repubblica etc. häufig entweder verschwiegen, oder es wurde sogar fälschlicherweise berichtet, dass dieses gefährliche manipulierte Virus aus dem Hochsicherheitslabor in Wuhan stammte.102
Wie eingangs erwähnt, finanzierte die US-Regierung eine Forschungskooperation mit diesem Labor, um Fledermaus-Coronaviren und ihre Übertragung auf den Menschen zu untersuchen. Die anerkannte Virologin Shi Zheng-Li, Leiterin des Zentrums für neu auftretende Infektionskrankheiten am Institut für Virologie Wuhan, deren Forschung speziell auf SARS ausgerichtet ist, hat jahrelang in südchinesischen Grotten Fledermaus-Kot eingesammelt, um neue Coronaviren aufzuspüren. (Nebenbei: Dieser Kot wird als Top-Dünger angepriesen und findet Verwendung in europäischen und amerikanischen Gärten).103
Shi Zheng-Li hat im Hochsicherheitslabor brillante, aber auch gefährliche Studien durchgeführt. Eine davon wurde 2017 in PLOS Pathogens veröffentlicht und hatte sich – wie die Studie der University of North Carolina – mit gentechnisch manipulierten Coronaviren (Chimären) befasst. 104
Neben zwei SARS-Coronavirus-Chimären verwendete Shi Zheng-Li ein drittes Coronavirus, das sie aus dem Kot einer Fledermaus gewonnen und isoliert hatte, um zu prüfen, ob alle drei das humane ACE2 (Angiotensin konvertierendes Enzym 2) als Eintrittspforte in Zellen nutzen.105 Ergebnis: Genau das war bei allen drei Viren der Fall.
Dass Sicherheitslabore ein Risikopotenzial darstellen, ist unumstritten. Als sich wegen eines Problems in einem Pekinger Forschungslabor kaum ein Jahr nach der gravierenden SARS-CoV (1)-Epidemie von 2003 Menschen erneut mit einem SARS-CoV-Virus infizierten, musste die chinesische Regierung 2004 zügig eingreifen. Dank einer raschen und effizienten Handhabung konnte Schlimmeres – und vor allem auch eine Ausbreitung auf andere Länder – verhindert werden.106 Bei der anschließenden WHO-Untersuchung wurde festgestellt, dass sich dieser kurze und eingegrenzte SARS-Ausbruch in Peking auf Verstöße gegen die Sicherheitsvorschriften in diesem Forschungslabor zurückführen ließ.107 Die Informationen darüber wurden von den chinesischen Behörden anfänglich geheim gehalten.
Wurde die SARS-CoV-2-Pandemie möglicherweise aufgrund einer ähnlichen Nachlässigkeit letztes Jahr in Wuhan ausgelöst? Wahrscheinlich nicht – und zwar nicht, weil die chinesischen Behörden oder der Chef des Hochsicherheitslabors in Wuhan dies beteuern, sondern aus einem ganz anderen Grund.
Die Stammbaum-Forschungsstudie unter Leitung des deutschbritischen Genetik-Professors Peter Forster geht nämlich davon aus, dass die ursprünglichste der drei SARS-CoV-2-Varianten (Typ A) nicht aus Wuhan, sondern aus der knapp tausend Kilometer entfernten Provinz Guangdong stammt und sich von dort aus verbreitet hat.108 (Siehe Kapitel »Der Ursprung von SARS-CoV-2«)
Wo genau das neue Coronavirus den ersten Menschen befallen hat, ist für die Wissenschaftler bis heute ein Rätsel. In der o.g. Studie wird beschrieben, dass die ursprüngliche Hauptvariante A bei einigen Chinesen in der Provinz Guangdong sowie bei einigen Amerikanern in Wuhan nachgewiesen wurde.
Ob sich der erste Infizierte nun durch einen natürlich entwickelten oder aus einem Labor entwichenen Virus angesteckt hat, ist nach wie vor offen, denn bekanntlich lassen sich alle Coronaviren auf Fledermaus-Coronaviren zurückführen – die natürlichen, die von selbst von Tieren auf Menschen überspringen, genauso wie diejenigen, die von Menschenhand verändert werden können, ohne dass diese Manipulation Spuren hinterlässt. Und mit Letzteren