Wyatt Earp Box 14 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Box 14 – Western - William Mark D.


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Highländer hielt auf das Winken des Missouriers an.

      »Wie kommen wir nach Shenandoah?«

      »In das Indianertal? Hm, das ist ziemlich lang. Sechzig Meilen etwa. Und die Stadt Shenandoah selbst liegt auch etwa vierzig Meilen oder sogar fünfzig von hier im Süd­osten…«

      Sie mieteten sich zwei Pferde und machten sich auf den Weg nach Osten.

      Es waren mäßige Gäule, nicht allzuviel wert, städtisch aufgesattelt, unbequem und ganz sicher nicht für weite Ritte gedacht.

      Nach siebzehn Meilen etwa hielt der Marshal an.

      Links vor ihnen lag eine kleine Ansiedlung, und rechts breitete sich ein weites grünes Tal aus.

      Ein kleiner Negerjunge schob einen Karren vor sich her, unter den er einen kläffenden Hund gespannt hatte.

      Wyatt hielt ihn an.

      »Ist das Shenandoah?«

      Der Junge nickte.

      Das also war das berühmte Tal, in dem die Indianer den Verzweiflungskampf gegen die Weißen siegreich bestanden hatten, indem sie die vereinigte Armee im zweiten Ansturm fürchterlich schlugen. Dasselbe Tal, in dem viele Jahre später, im Bürgerkrieg Süd gegen Nord, furchtbare Kämpfe getobt hatten. Und nun sollte es eine so bedeutsame Rolle für die beiden Männer aus dem Westen spielen.

      Shenandoah, ein Indianerwort. Es bedeutete nichts weiter als grünes Tal. Und diese Bezeichnung stimmte heute noch.

      Es war ein wundervolles, waldiges Tal, mit weiten Wiesen und sanften Hängen. Nichts erinnerte hier daran, daß einst wilde Kämpfe auf seiner Sohle und an seinen Kämpfen getobt hatten, daß es vom Feuer der Gewehre und dem Kriegsgeschrei der Indianer erfüllt war.

      Die beiden Reiter hielten auf die Ansiedlung zu.

      Vor dem ersten Haus arbeitete eine Frau in einem kleinen Garten.

      Wyatt stieg vom Pferd und trat an den Zaun.

      »Madame, haben Sie einmal etwas von einer Ansiedlung gehört, die den Namen Furnace trägt?«

      Die Frau richtete sich auf.

      »Aber ja, das ist nur ein Flecken von drei oder vier Häusern. Es gehört der Kirche. Nur etwa anderthalb Meilen südlich von hier im Tal…«

      Nach einer halben Stunde lag Furnace in einem Einschnitt des Shenandoah Valley am Westhang vor ihnen.

      Vier Häuser und eine Kapelle.

      Davor, ziemlich steil am Berg, ein Friedhof.

      Der Marshal hielt auf den Gottes­acker zu, stieg vom Pferd und ging zwischen den Gräberreihen durch.

      Holliday folgte ihm.

      Plötzlich verharrte der Missourier vor einem Grabstein aus schwarzem Schwedenmarmor.

      Mathilde Heeth, geb. am 1. März 04, gestorben am 17. Juni 83.

      Wyatt deutete auf den Grabstein.

      Holliday rieb sich das Kinn.

      »Tante Hatty.«

      »Ich dachte, sie wäre schon zwei Jahre tot.«

      Die beiden verließen den Kirchhof und führten ihre Pferde zu den Häusern hinüber.

      Eines der Häuser war ein zweigeschossiger leuchtendweiß gestrichener Holzbau, der ein weitvorgezogenes Vordach hatte und hinter einem Zaun einen hübsch angelegten Vorgarten.

      Wyatt stieg vom Pferd und öffnete die Gartenpforte.

      Seine Schritte knirschten auf dem Kies.

      Dann zog er an der Türglocke.

      Schlurfende Schritte kamen näher.

      Ein weißhaariger hagerer Neger von sieben Fuß Länge öffnete. Er machte einen sehr distinguierten Eindruck und fragte in sauberem Englisch:

      »Guten Tag, Sir, Sie wünschen?«

      »Guten Tag. Ich habe nur eine Frage. Können Sie mir wohl sagen, wo hier eine Mrs. Mathilde Heeth wohnte?«

      Der Neger rollte die Augen und ließ dann die Türklinke los.

      »Madam, bei Gott, sie wohnte hier. Das war ihr Haus.«

      »Dieses Haus gehörte Hatty Heeth?«

      »Ja.«

      »Und wem gehört es jetzt?«

      »Nun, ihrem Bruder, er lebt drüben im fernen Westen. Er hat eine Viehzucht, glaube ich. Miß Wardrup ist jetzt erst hingefahren, in Erbschaftsgeschäften. Aber mehr kann ich Ihnen nicht sagen.«

      Wyatt hatte Mühe, seine Verwunderung zu verbergen.

      »Wer verwaltet denn jetzt das Haus?«

      »Die Tochter des Reverenden, drüben von der Kirche. Sie hatte das übernommen, weil hier alle Mrs. Heeth so viel zu verdanken hatten.«

      Wenige Minuten später saßen Wyatt Earp und Doc Holliday im Salon der Pfarrerstochter.

      »Sie kommen aus dem Westen?« fragte sie mit runden Augen und strich sich eine widerspenstige Haarsträhne aus dem Gesicht.

      Wyatt nickte. »Wir sind Freunde von James Heeth und hatten Geschäfte in – Baltimore. Er bat uns, hier mal vorbeizusschauen. Er will ja im Herbst wohl selbst mal kommen.«

      »Das schrieb er nicht, aber das wäre natürlich schön. Seine Schwägerin war eine wunderbare Frau. Ihr Mann starb ja nur so früh.«

      Wyatt lehnte sich im Sessel vor und blickte der bebrillten Pfarrers­tochter in die Augen.

      »Miß Elverhap, eigentlich wollten wir auch über Rodney mit Ihnen sprechen.«

      Flammende Röte überzog das Gesicht der jungen Frau.

      »Was soll man über ihn sprechen? Er ist aus dem Zuchthaus in Arlington ausgebrochen und in Price drüben gestorben…, wie wir aus zuverlässiger Quelle erfuhren.«

      »Dürfte man über diese zuverlässige Quelle vielleicht etwas Genaueres erfahren?«

      Da klopfte es, und der schwarze Diener drüben aus dem großen Haus trat ein.

      »Mister Earp, soll ich die beiden Pferde versorgen lassen? Sie werden doch sicher bleiben. Ich habe dem Sheriff auch schon einen Boten geschickt.«

      Wyatt preßte vor Ärger die Lippen aufeinander.

      »Weshalb haben Sie denn dem Sheriff einen Boten geschickt?«

      »Nun, ich dachte doch, daß Sie ihn auf jeden Fall zu sprechen wünschten.«

      »Ach so.«

      Da trat er auch schon ein. Er mußte gleich nebenan wohnen oder aber mit einem Pfeil hierhergeschossen worden sein. Er war ein kleiner, wendiger Mann, der den Hut tief zog, der Frau einen kurzen höflichen Gruß zusandte und dann eine tiefe Verbeugung vor dem Missourier machte.

      »Mister Earp, es ist mir eine große Ehre, Sie in Furnace begrüßen zu dürfen…«

      Er trug keinen Stern, dafür aber einen gewaltigen Schnurrbart, eine goldgeränderte Brille, wie die Tochter des Reverenden, und schien vor Ehrfurcht vergehen zu wollen.

      Wyatt deutete kurz auf den Georgier.

      »Das ist Doktor Holliday.«

      Der Sheriff schlug die Hände zusammen.

      »Doc Holliday! Lieber Gott, welch ein Name! Wyatt Earp und Doc Holliday! Zwei Namen wie aus einem Geschichtsbuch. Sie entschuldigen meine Begeisterung, aber hier bei uns im Osten sind Ihre Namen wie Symbole für den Fortschritt im Westen, für den Kampf gegen das Bandenunwesen. Namen wie Sterne, wie Säulen.«

      Holliday hatte sich mit Erlaubnis der Lady eine Zigarette angezündet und meinte kühl:

      »Mister Earp wollte wissen, wer die Nachricht vom Tode Rodney


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