Slowenien Reiseführer Michael Müller Verlag. Lore Marr-Bieger

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und Eisenbahnsiedlungen, Hoch­häu­ser, alte Schlöte und neuer­bau­te Shop­ping­center, zudem gibt es bisher auch so gut wie keine Über­nach­tungs­mög­lich­kei­ten. Geldprobleme und in­ner­städtische Interessenskonflikte lie­ßen bisher wenig neue Infrastruktur zu. Besuchenswert ist allerdings der neu gestaltete Industrie­museums­park Stara Sava im Südosten der Stadt, eine ge­lun­ge­ne Symbiose aus Tradi­tion und Mo­der­ne (sehr einfach auch von der Auto­bahn aus erreichbar).

      Das Eisenhüttenwesen ist eng mit der Ge­schichte von Jesenice verbunden. Erst­mals er­wähnt wurde das Gebiet 1381, als die Grafen Ortenburg hier Erz­schürfrechte er­war­ben. Gewohnt und ge­schmiedet wurde damals an den waldreichen Hängen der Kara­wanken. Dann kamen die Grafen Zois, rundum zähl­ten 18 Burgen zu ihrem Be­sitz. Be­kannt wurde Jesenice, das seinen Na­men nach den hier einst vielen Eschen erhielt, durch das Eisenhüttenwesen und einst größte Stahlwerk Slo­we­niens. Die italienische Familie Bucel­le­ni legte 1538 den Grundstein für das erste mo­derne Hammerwerk an der Sava, auch er­rich­te­ten sie am Fa­brik­gelände ihr Wohn­haus - wegen ihres Erfolgs erhob man sie so­gar in den Adels­stand. 1766 über­nahm das ge­sam­te Areal die belgische Unter­neh­mer­familie Ruard und er­neu­er­te die Fabri­ken, später dann auch das Herren­haus zeit­ge­mäß im damals be­lieb­ten Stil des Klassizismus. Die Franzosen (Ära Napoleon 1809-1813) errichteten hier eine Kaserne (s. u.) für ihre Sol­da­ten, danach lebten darin Eisen­hüt­tenar­bei­ter. Das in­dustrielle Wachstum beschleunigte welt­weit die Eisen­in­dus­trie, Klein­be­triebe wa­ren bald nicht mehr konkurrenzfähig. 1871 musste auch Viktor Ruard ver­kau­fen - das Werk ging an die Krainer Industrie­ge­sell­schaft (KID, Kranjska indus­tri­js­ka družba). Fast zeitgleich wurde auch die erste Eisen­bahn­linie mit Bahn­hof fer­tig­ge­stellt und der Export konnte be­gin­nen. Die wich­ti­gen Tunnels, das Kara­wan­ken-Tun­nel gen Österreich und das Kobla-Tunnel bei Bohinj in Rich­tung Italien, wur­den gebohrt und unter Erzherzog Franz Ferdinand von Österreich ein­ge­weiht. Wäh­rend des Ersten Weltkriegs wurde in Jesenice das Geld mit Militär­aus­rüs­tung ge­macht. Das Geschäft blühte auch im Zweiten Welt­krieg, kurz vor Kriegs­ende er­litt Jesenice allerdings durch Bom­bardements der Alli­ier­ten großen Scha­den. Nach dem Krieg folgte eine neue Blütezeit der Stadt, Je­se­ni­ce war im ehe­ma­ligen Jugosla­wien ein wichtiger Stahl-Industriestandort. Mit dem Zu­sam­men­bruch Jugoslawiens gin­gen die Rohstoffquellen verloren, zudem waren die Werke nicht mehr kon­kur­renz­fä­hig. Nach der Unabhängigkeit Sloweniens wur­den sie zwar moderni­siert, die Stadt setzte aber auch auf andere Wirt­schafts­zweige.

      Industriemuseumspark Stara Sava - bestens und anschaulich gestaltet

      Industriemuseumspark Stara Sava (Gornjesavski muzej Jesenice): Nahe der Sava Do­linka und gegenüber dem großen Shoppingcenter liegt das idyl­lische Areal des al­ten Hammerwerks mit Kirche, gelben Gebäuden, Hochofen und Mühle, das seine Fun­ktionen vom 16. bis Ende des 19. Jh. erfüllte. Den Grundstein für diesen In­dus­trie­zweig legte 1538 der aus Bergamo stammende Bernardo Bucelleni, 1766 über­nahm und modernisierte der Belgier Victor Ruard das Fabrikgelände (→ Ge­schich­te). Die Kirche Mariä Himmelfahrt (Cer­kev Marijinega vnebovzetja) wur­de Anfang des 17. Jh. von der Familie Bucelleni errichtet und rund 70 Jahre später drei­schiffig er­weitert und birgt einen aus schwarzem Marmor er­rich­te­ten Altar (sie wird aktu­ell renoviert und kann nicht besichtigt werden). Das prachtvolle Gebäude mit Uhr und Son­nenuhr, Ruardova graščina aus dem 16.-19. Jh., war Sitz der Ei­sen­hüt­ten­be­sit­zer Bucellini-Ruard und ist seit Mitte des 20. Jh. ein Museum (derzeit wegen Renovierung geschlossen); ge­zeigt wer­den die Eisenerzproduktion und ih­re Gerät­schaf­ten, Mineralien und Fos­si­lien. In der offenen Halle gegen­über stehen etlich alte Dampf­loks, u. a. von 1907. Das lange, gelbe Gebäude Ka­sar­na wurde Anfang des 19. Jh. für die französi­schen Soldaten zur Zeit der Napoleon-Ära (1809-13) er­rich­tet und danach für Arbei­ter­woh­nun­gen ge­nutzt. Heute ist hier die Ethnografische Abteilung des Muse­ums un­ter­ge­bracht und präsentiert u. a. die alten Stuben. Im 1. Stock hat die Musik­schule ihren Sitz. Vor dem Gebäude ragt der alte Hochofen aus dem 16. Jh. auf, dahinter das Ge­bäu­de der Holzkohlelagerstätten, Kolpern genannt, des­sen Saal für Kon­zerte und Kon­gresse dient. Zu sehen sind weiter die ma­le­ri­schen reno­vier­ten Außenmauern der einstigen Fabrik und Hammerschmiede sowie eine Mühle. Auf dem schönen Ge­lände finden im Sommer u. a. auch Konzerte statt.

      ♦ Bucelleni-Ruardova graščina, Cesta Fran­ce­ta Pre­šer­na 45, Tel. 04/5833-500; www.gmj.si. Bis ca. 2022 geschlossen.

      ♦ Kasarna (Ethn. Sammlung): Ces­ta Franceta Prešerna 45. Mo-Fr 9-15 Uhr. Feiertage ge­schlossen. Letzter Einlass bis 30 Min. vor Schluss. Eintritt 1,50 €, Stud./Kinder 1 €.

      ♦ Anfahrt: Liegt im Südosten der Stadt beim Ein­kaufscenter, ausgeschildert mit „Stara Sa­va“. Parken kann man beim Ein­kaufs­cen­ter.

      Die Planina Pristava im Frühjahr, ein Meer von weißen Narzissen

      Schloss Kos, einstiges Herrenhaus, wur­de 1521 errichtet und benannt nach seinem letz­ten Besitzer Pavel Kos. Es steht im Stadtwesten und birgt neben Geschicht­li­chem über Jesenice eine kleine Kunstgalerie mit wechselnden Ausstellungen.

      ♦ Kosova graščina, Cesta maršala Tita 64, www.gmj.si. Nur Di-Fr 10-12/16-18 Uhr. Fei­er­tage u. Aug. geschlossen. Eintritt 1,50 €, Stud./Kinder 1 €.

      Information Touristinformation TIC, 4270 Jesenice, Cesta maršala Tita 18 (ge­gen­über dem Bahn­hof an der Hauptdurch­gangs­str.), Tel. 04/5863-178, www.turizem.jesenice.si. Juli/Aug. Mo-Fr 9-19, Sa 10-16 Uhr; Mai/Juni, Sept u. Dez. Mo-Fr 8-16, Sa 10-16 Uhr, sonst Mo-Fr 8-16 Uhr; Mittagspause immer 12.30-13 Uhr. Gute Infos, Kar­tenmaterial.

      Verbindungen Bus: Busstation vor dem Bahn­hof, Cesta maršala Tita 18, stündlich nach Ljubljana (1:45 Std., 6,90 €), Infos über Alpe­tour, Tel. 04/5809-755. Auch hier hält und verbindet der Bus Hop-on Hop-off, der rund um die Julischen Alpen verkehrt (Infos über TIC). Zug: Cesta maršala Tita 19, Tel. 04/2942-329; 4- bis 5-mal tägl. nach Lju­b­lja­na.

      Gesundheit Lekarna Jesenice (Apo­the­ke), Cesta maršala Tita 18 (hinter TIC), Tel. 04/5865-850. Zdravstveni dom Jesenice (Me­di­zin­zentrum), Cesta maršala Tita 78, Tel. 04/5868-100. Bolnica (Krankenhaus), Cesta mar­šala Tita 112, Tel. 04/5868-000.

      Übernachten/Essen Das Angebot ist be­grenzt, gute Hotels fehlen.

      Mein Tipp Restaurant Ejga, hüb­sches Haus mit net­ter Terrasse, geführt von Alenka Dov­žan (ehemalige Skirennläuferin und Bronze-Olym­pia­siegerin) und ihrem Lebens­gefähr­ten Edvin Karahodžić (Eishockeyspieler). Hier gibt es preis­werten Mit­tagstisch, Piz­zen und v. a. sehr gute slo­we­nische Spei­sen wie Štruklij, Pasta und Gnocchi, Steaks und leckere Des­serts wie Wind­beu­tel mit Erdbeeren und Vanilleeis, alles sehr an­sprechend arran­giert. Tägl. 9-22 Uhr, So 12-19 Uhr. Cesta maršala Tita 27, Tel. 04/5866-000.

      Studio Ta 5ek, ca. 400 m östlich vom Bahn­hof liegt dieses moderne und ge­müt­li­che Ap­partement (2+2) für 60 €, das auch Park­plät­ze vor der Tür bietet. Cesta Toneta To­mi­šiča 11, Tel. 04/5837-310, 040/221-685 (mobil).

      Studios Klub Zlata ribica, im „Goldfisch“, ca. 300 m östlich vom Bahnhof, kann man preis­wert nächtigen. Zimmer mit Küche (ca. 30 €), zu­dem Parkplätze und Sauna. Cesta To­neta To­mšiča 6, Tel. 041/375-530, [email protected].

      Bio/Regional


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