Fürstenkrone Box 14 – Adelsroman. Marisa Frank

Fürstenkrone Box 14 – Adelsroman - Marisa Frank


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Sinn dieser Maßnahme nicht einsah, wagte nicht zu widersprechen. Schwester Mathilde war während dieser schweren Zeit überhaupt seine ganze Hoffnung geworden.

      Was sie mit der ihr eigenen Gewissheit, die jeden Widerspruch verbot, anordnete und sagte, sog der Fürst in sich auf. Schwester Mathilde ließ sich nicht davon abbringen, dass bei der jungen Frau das Leben den Sieg über den Tod davontragen würde.

      »Der Wille, der sie alles ertragen lassen hat, Fürst, wird ihr auch zum Leben verhelfen«, sagte sie mit dunkler Grollstimme.

      Sogar Professor von Wenck und ein anderer Arzt, den der Fürst hatte kommen lassen, blieben von Schwester Mathildes Meinung nicht unbeeindruckt.

      Gegen Fürst Friedrich von Großborn schien Schwester Mathilde Vorurteile zu hegen. Sie behauptete, dass die Patientin jedes Mal unruhig wurde, wenn er in ihrer Nähe war.

      Sie ließ auch den Einwand des Fürsten nicht gelten, dass Diana noch gar nicht wieder zu klarem Bewusstsein zurückgekehrt war.

      Zwei Wochen nach ihrer Rückkehr nach Schloss Buchenhain kam für Diana die Krise.

      Sie bäumte sich auf, schlug wild mit Armen und Beinen um sich. Immer wieder rief sie Hubertus’ Namen.

      Mit allem Nachdruck zwang Schwester Mathilde Fürst von Großborn, das Krankenzimmer zu verlassen. Als sie merkte, dass Dianas Vater einer Ohnmacht nahe war – wohl auch weil er seit zwei Wochen kaum Schlaf gefunden hatte – schickte sie auch ihn aus dem Krankenzimmer.

      Fürst von Buchenhain ließ sich in dem Kleinen Salon seiner Tochter auf einen der Fauteuils fallen und stützte die Stirn mit der zur Faust geballten Hand auf.

      Friedrich von Großborns Nasenflügel bebten. Seine Stimme schwankte, als er sagte: »Fürst, ich brauche Ihnen nicht zu versichern, dass ich, falls Diana diese Nacht überstehen wird, ihr Ruhe und Frieden wiederschenken möchte. Ich werde zu ihr stehen, was auch passiert. Denn ich weiß jetzt, dass ich sie liebe!«

      Mit unendlich müden Augen sah Fürst von Buchenhain zu Friedrich von Großborn auf.

      »Haben Sie denn wirklich nichts dazu gelernt, Fürst? Ich habe nicht das Recht, über mein Kind zu verfügen. Wenn Sie wirklich noch Hoffnungen haben, fragen Sie meine Tochter. Und sagen Sie ihr, dass ich jeden ihrer Entschlüsse als richtig annehmen werde.«

      In diesem Augenblick rief Diana ganz laut Hubertus’ Namen, so dass ihr Vater und Friedrich von Großborn ihren Schrei durch die geschlossene Tür hindurch verstehen konnten.

      »Bleiben Sie hier!«, sagte Fürst von Buchenhain aufgebracht und erhob sich ruckartig.

      Fürst von Großborn neigte leicht seinen Kopf und Fürst von Buchenhain verließ den Salon seiner Tochter. Er ertrug es nicht länger, Zeuge ihres Todeskampfes – oder war es ein Kampf für das Leben? – zu sein.

      Er floh in jenen Raum, den seine Frau einen Tag vor ihrer Hochzeit bewohnt hatte. Über dem Rokokospiegel hing ein großes Gemälde, das sie als ganz junges Mädchen darstellte. Fürst von Buchenhain hatte sich das Bildnis damals von ihrem Vater, dem Fürsten von Caragiola, erbeten.

      Er hängte das Gemälde ab und hielt es weit von sich gestreckt. Amalia hatte die Lippen leicht geöffnet. Es war, als ob sie erstaunt auf etwas lauschte.

      Erst jetzt, wo er vielleicht auch Amalias und seine Tochter verlor, verstand der Fürst seine Frau. Er wünschte sich, alles wiedergutmachen zu können. Amalia war tot, aber Diana lebte noch.

      Und plötzlich wusste Fürst von Buchenhain, was er zu tun hatte. Er begab sich mit raschem, entschlossenem Schritt in sein Arbeitszimmer und fand in einer der obersten Schubladen seines Schreibtisches die Anschrift Hubertus von Hombergs in Paris, die ihm vom Detektivbüro übermittelt worden war.

      Der Fürst stellte die Telefonverbindung her. Mit schmerzhaft klopfendem Herzen wartete er darauf, die Stimme des jungen Grafen zu hören.

      Er musste lange warten, bis sich jemand meldete. Es war eine Frau.

      In französischer Sprache fragte der Fürst nach dem Grafen von Homberg und musste erfahren, dass dieser schon seit einer Woche nicht mehr in Paris lebte, sondern nach dem großen Erfolg seines Buches nach Deutschland zurückgekehrt war.

      Die Frau beschrieb Fürst von Buchenhain mit übersprudelnden Worten, dass die Fernsehleute und Journalisten ihr täglich noch immer das Haus einstürmen würden, um von dem Grafen ein Interview zu erhalten.

      »Wie ist der Titel des Buches?«, wollte Fürst Buchenhain wissen, damit er anhand des Titels so schnell wie möglich den deutschen Verleger und damit Hubertus’ Aufenthaltsort ausfindig machen konnte.

      »Geschichte einer Liebe«, antwortete die Frau mit einem glücklichen Seufzer.

      »Danke. Danke, Madame«, sagte Fürst von Buchenhain und hängte den Hörer zurück auf die Gabel.

      Geschichte einer Liebe, und wenn der Graf nun gar nicht Diana meinte? Wenn sie vielleicht für ihn nicht mehr als ein schönes amüsantes Abenteuer war, wie es die jungen Leute heutzutage doch öfter erleben, ohne sich Gedanken darüber zu machen?

      Es dauerte eine halbe Stunde, dann wusste Fürst von Buchenhain, dass Graf Hubertus von Homberg sich in Hamburg aufhielt. Es handle sich um eine zweitägige Privatreise, teilte der Verleger, mit dem Fürst von Buchenhain gesprochen hatte, ihm mit.

      »Werden Sie heute noch mit dem Grafen telefonisch sprechen?«, rief Fürst von Buchenhain am Ende seiner Kraft.

      »Das ist möglich, Fürst. Mit Sicherheit kann ich nur angeben, dass Graf von Homberg mich übermorgen aufsuchen wird.«

      »Richten Sie ihm bitte aus, dass ich … Nein, sagen Sie, dass meine Tochter ihn erwartet. Er möchte bitte sogleich anrufen. Jede Minute, die der Graf länger wartet, kann zu spät sein.«

      »Ich werde es dem Grafen sagen, Durchlaucht!«

      »Und bitte, schicken Sie mir eine Ausgabe des Buches von Hubertus von Homberg.«

      »Sehr gern, Durchlaucht.«

      Erschöpft ließ sich Fürst von Buchenhain im Stuhl zurücksinken. Er schloss die Augen.

      Er schreckte zusammen, als jemand an seine Tür klopfte.

      »Herein!«

      Es war einer der Ärzte.

      Wachsbleich im Gesicht erhob Fürst von Buchenhain sich.

      »Ist sie – ist meine Tochter …«, brachte er mühsam hervor.

      »Es ist notwendig, dass Sie einen Gynäkologen kommen lassen, Durchlaucht. Professor von Wenck, Schwester Mathilde und auch ich besitzen nicht die notwendigen Erfahrungen, um die bevorstehende schwierige Geburt durchzuführen.«

      »Heute? Jetzt?«

      »Ja, Durchlaucht, sofort! Ich musste Ihre Erlaubnis haben, um nach Professor Menrath zu rufen, den ich für am geeignetsten halte.«

      »Dann telefonieren Sie doch schon! Was warten Sie denn so lange!«

      Der Arzt rief den Kollegen herbei.

      Fürst von Buchenhains Bitte, noch einmal an das Bett seiner Tochter treten zu dürfen, wurde abgewiesen. Fast war der Fürst dankbar dafür.

      Er wartete noch auf die Ankunft des zweiten Professors, dann schloss er sich in seine Bibliothek ein.

      Wenn das Kind geboren worden war und wenn man wusste, dass Diana die Geburt wohl überstanden hatte, möge man dreimal kurz hintereinander an die Tür klopfen, wies er seinen Sekretär an.

      Drei furchtbare Stunden verbrachte Fürst von Buchenhain allein in der Bibliothek.

      Dann pochte jemand dreimal kurz hintereinander an die Tür.

      Zögernd und voller Furcht öffnete der Fürst.

      Vor ihm stand Schwester Mathilde. Sie lächelte sogar.

      »Es ist ein Junge, Fürst.«

      »Und


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