Weihnachtstraum. Hans-Peter Schneider

Weihnachtstraum - Hans-Peter Schneider


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ist die kleine Schwester der inneren Zufriedenheit.

       Das Weihnachtsmärchen von der Sehnsucht

       Weihnachtsstille

       22

       Wärme. Wohlfühlen. Weihnachten.

       Die letzte Stunde vor den Weihnachtsferien

       Weihnachtswichtel Konstantin

       23

       Weihnachten bin ich ganz weit weg! Ohne Stress, Handy und Telefon. Ich bin in mir.

       Zwerg Isegrimms Weihnachtswunder

       24

       Zu Weihnachten leuchten für dich unzählige Sterne. Du musst nur dein Herz für sie öffnen.

       Der Blick aus dem Fenster

       Wenn ich mir vorstelle

       Nachwort

       Weihnachten nach dem Ausbruch des Corona-Virus 2020

      Es war die Nacht des Heiligen Abends. Ein Mann mittleren Alters stand am Fenster und blickte hinaus. Die Lichter aus den Nachbarhäusern erhellten warm die Dunkelheit. Leise und sacht klopften kleine Schneegraupel an die Fensterscheibe und ein unerbittlicher Wind ließ die Sträucher tanzen.

      Seine Frau und seine Kinder schliefen bereits tief und fest. Er konnte sich nicht vom Fenster lösen. Schemenhaft erkannte er die Umrisse der Kirche und dahinter die gemächlich ansteigenden Hügel. Die Schneegraupel klopften weiter unablässig an die Scheibe.

      »Worauf wartest du?«

      Wer hatte das gesagt? Wer war da?

      Er kannte die Stimme nicht. Er sah auch niemanden.

      »Gib mir deine Hand!«

      Hier musste jemand sein! Oder einfach nur ein Hirngespinst nach einem langen, erfüllten Weihnachtstag?

      Der Mann blickte sich im dunklen Raum um. Zu seinen Füßen entdeckte er seinen Teddy, sein Kuscheltier, ohne das er in Kindertagen nicht ins Bett gegangen wäre. Seine Mutter hatte den Teddy letzte Woche in einer Erinnerungsschachtel auf dem Dachboden gefunden und ihm freudestrahlend zu Weihnachten geschenkt.

      »Lass uns aufbrechen!«

      Nun hatte er es ganz deutlich gehört: Der Teddy hatte zu ihm gesprochen. Das Kuscheltier blickte ihn an und zwinkerte ihm sogar lächelnd zu.

      »Mach dir keine Gedanken!«, befahl sich der Mann und gab dem Teddy seine Hand.

      Plötzlich strahlte durch das Fenster gleißend helles Licht, als würde die Sonne direkt davorstehen. Doch der Mann konnte in die Helligkeit hineinblicken. Er musste sich keine Hand vor die Augen halten und empfand keinen Schmerz.

      Er merkte, wie er an der Hand des Teddys langsam zu schweben begann. Wie von Geisterhand öffneten sich die Flügel des Fensters. Sie flogen hinaus ins Licht. Der Mann spürte, wie die Last der vielen Gedanken und Sorgen, die das Erwachsenenalter so mit sich bringt, langsam von seinen Schultern wich. Er empfand Freiheit.

      Wie lange sie flogen, konnte er nicht sagen. Waren es Sekunden? Waren es Stunden? Auf einmal erkannte er, dass das helle Strahlen, das alles um ihn herum erleuchtete, aus einem anderen geöffneten Fenster kam. Auf dieses bewegten sie sich zu.

      Es war ein älteres Flügelfenster aus Holz. Die Lackfarbe blätterte schon etwas von den Sprossen ab. Aber es sah gemütlich und einladend aus.

      Sie flogen hindurch und hinein in ein Zimmer, das der Mann aus allen Zimmern auf der ganzen weiten Welt herauskennen würde. Sie landeten im Wohnzimmer seiner Eltern, und zwar in dem, wie es vor Jahrzehnten ausgesehen hatte.

      Ein glänzender Christbaum stand in der Mitte des Raums. Er war mit roten und goldenen Kugeln sowie mit Lametta geschmückt. Echte rote Kerzen brannten. Es roch nach Wachs, nach Räucherkerzen, nach Fichte, nach Orangen, nach … Kindheit.

      Leise hörte er ein Glöckchen klingeln. Vor der Tür war freudiges Lachen und aufgeregtes Reden zu vernehmen. Er sah, wie die Türklinke vorsichtig nach unten gedrückt wurde.

      Da sprang auch schon ein Junge im Vorschulalter fröhlich und nervös herein. Der Mann erkannte ihn. Er erkannte sich selbst.

      Dem Jungen folgten lachend seine älteren Geschwister und seine Eltern. Der Mann sah, wie sich die ganze Familie aneinandergekuschelt um den Christbaum setzte und den wunderschönen Baum bestaunte. Er hörte, wie alle gemeinsam Weihnachtslieder sangen und wie die Kinder darum baten, endlich die Geschenke auspacken zu dürfen. Er roch den perfekten Weihnachtsduft. Ein Duft, der unbeschreiblich und doch ganz einfach, der besonders und doch ganz selbstverständlich ist.

      Er spürte das Glück in diesem Raum und die Unbeschwertheit der Kindertage. Er erkannte, wie sicher, behütet und wohl sich er und seine Geschwister als Kinder fühlen durften. Er sah, wie sein kindliches Ich völlig überwältigt vom Zauber des weihnachtlichen Augenblicks zu seinem Vater aufschaute. Und er erkannte, wie glücklich und stolz sein Vater auf seine Familie hinunterblickte, ein Gefühl der vollkommenen Sicherheit.

      Genauso stolz und glücklich hatte er vor wenigen Stunden auf seine Familie hinuntergeblickt. Ein Blick aus einer anderen, einer erwachsenen Perspektive. Aber ein Blick, der in ihm so viele wundervolle Augenblicke der letzten Jahre und Jahrzehnte aufleben ließ. Ein Blick, der seinen Kindern nun die vollkommene Sicherheit schenkte. Ein Blick voller Zufriedenheit und Glück und Dankbarkeit. Für alles.

      Plötzlich stand der Mann wieder in seinem Haus am Fenster. Der Teddy saß zu seinen Füßen und schaute zufrieden aus. Er hob ihn auf, lächelte ihn an und flüsterte ihm zu:

      »Alles zu seiner Zeit. Ein Traum.«

      Ein Traum ging auf Reisen,

      ein Traum flog ins Glück

      er wollte sich reißen

      vom Himmel ein Stück

      Er flog zu den Sternen

      er küsste den Mond

      zu Bergen und Meeren

      mit Freude belohnt

      Nicht ruh- und doch rastlos

      zieht er hin und her

      erlebt dies und das

      und dazu noch mehr

      Erfüllt und doch leer

      kam er dann zurück

      es fehlte ihm sehr

      das wichtigste Stück

      Als er nun so saß

      in Heiliger Nacht

      sang, lachte und las

      da war es vollbracht

      Er spürte in sich

      vollkommen und ganz

      das liebliche Licht

      den liebenden Glanz

      Das Herzstück des Traums

      es liegt gar nicht weit

      das Herzstück des Traums:

      Familie und Zeit

      Der Auslöser war eigentlich völlig lächerlich. Ich habe meiner Schwester Finni heute Nacht während des Schlafens schwarze Schuhcreme auf ihre Handinnenflächen


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