Weihnachtstraum. Hans-Peter Schneider
Weihnachtsgeschichte wurde auf der offiziellen FC Bayern-Weihnachts-CD von Mats Hummels gelesen.)
»Kommt endlich rein!«, rief Frau Fischer ihren beiden Söhnen zu. Normalerweise sind Kinder traurig, wenn es am Heiligen Abend keinen Schnee gibt, nur ihre beiden Söhne Max und Anton nicht. Die freuten sich unglaublich, dass sie bei diesem Wetter noch auf die grün-braune Wiese hinter ihrem Haus gehen konnten. Denn sie taten nichts lieber, als mit ihrem FC Bayern-Ball Fußball zu spielen. Dieser war auf Grund des mittlerweile dreijährigen Dauergebrauchs allerdings schon arg ramponiert. Doch nun war es kurz nach Mittag und Frau Fischer wollte offensichtlich in den besinnlicheren Weihnachtsnachmittag übergehen.
Die beiden Jungs gingen mit hochrotem Kopf und verschwitzen Haaren zum Haus. Plötzlich sagte der achtjährige Max zu seinem zwei Jahre älteren Bruder: »Du, Anton, was schenken wir Mama und Papa eigentlich heuer zu Weihnachten?«
Wie vom Blitz getroffen blieb Anton stehen. Er starrte seinen kleinen Bruder entsetzt an: »Oh Mann, was für ein Mist! Wir haben kein Geschenk! Wieso sagst du das denn nicht früher?«
»Ich habe gedacht, du kümmerst dich drum!«, antwortete der kleine Bruder.
Was sollten die beiden nur tun? Jetzt hatten sie doch tatsächlich vergessen, ihren Eltern ein Geschenk zu besorgen. Aber nun war es auch schon zu spät, zu einem Geschäft konnten sie nicht mehr. Unter einem scheinheiligen Vorwand zogen sie sich in ihr Zimmer zurück, legten den lädierten FC Bayern-Ball in die Ecke und dachten angestrengt nach. Sie überlegten und überlegten! Anton vergrub sein Gesicht in einem Kissen, um besser denken zu können. Max dagegen ging nervös im Zimmer auf und ab. Die Uhr tickte.
»Ich hab’s!«, stieß Max auf einmal hervor. Er stürmte zur Zimmertür hinaus, um dann kurz danach mit einer Rolle Geschenkpapier wiederzukommen. Anton blickte seinen Bruder fragend an. »Vertrau mir!«, grinste der.
Zwei Stunden später erklang Weihnachtsmusik im Wohnzimmer der Fischers. Die Kerzen am mit roten und weißen Kugeln geschmückten Weihnachtsbaum brannten. Die vier Fischers saßen auf ihrem Sofa und sangen fröhlich Weihnachtslieder.
»So, dann schauen wir mal, was für tolle Geschenke uns das Christkind heuer gebracht hat«, schlug die Mutter vor.
»Bitte packt zuerst unser Geschenk für euch aus«, rief Max und deutete auf eine durchaus individuell eingewickelte mittelgroße Schachtel. Frau Fischer ergriff sie, setzte sich neben ihren Mann und löste behutsam das Papier. Was würden sich ihre Jungs für sie ausgedacht haben? Zusammen mit ihrem Mann öffnete sie die Schachtel und konnte nicht glauben, was sie da sah. Sie fasste hinein und nahm den Gegenstand heraus. Auf der Stirn der Eltern stand ein großes Fragezeichen geschrieben. Denn Frau Fischer hielt in ihrer Hand einen auf Grund des dreijährigen Dauergebrauchs doch schon arg ramponierten FC Bayern-Ball. Fragend blickten die Eltern ihre Söhne an.
»Wisst ihr«, sagte Max, »wir wollten euch etwas ganz Besonderes schenken!«
»Etwas, das euch zeigt, wie lieb wir euch haben!«, ergänzte Anton.
»Etwas, das euch zeigt, wie wichtig ihr uns seid!«, fügte Max hinzu.
»Und deswegen schenkt ihr uns euren alten, ramponierten Ball?«, fragte ihr Vater mit gerunzelter Stirn.
»Genau«, rief Anton, »schließlich ist das unser allerallerliebstes und allerallerallerwichtigstes Spielzeug! Und wie könnten wir euch besser zeigen, wie gern wir euch haben, als wenn wir euch unser größtes Heiligtum schenken?«
Die Eltern schauten immer noch abwechselnd zwischen dem alten Ball und ihren Kindern hin und her. Plötzlich begannen sie aus vollem Herzen zu lachen. Sie nahmen ihre beiden Söhne in die Arme und drückten sie ganz fest.
»Oh ihr zwei Schlawiner«, lachte Herr Fischer, dem natürlich wie seiner Frau sofort klar war, dass das eher ein improvisiertes Geschenk war.
»Da habt ihr wohl aus der Not eine Tugend gemacht. Aber ich muss schon sagen, die Begründung für euer Geschenk ist das Liebste, was ich jemals gehört habe!«, meinte Frau Fischer und musste sogar ein bis zwei Tränchen verdrücken. Anton schaute glücklich zu seinem kleinen Bruder und nickte ihm anerkennend für diese tolle Idee zu.
»Naja, Jungs, dann dürft ihr auch mal eure Geschenke auspacken«, grinste der Vater schelmisch. »Das ist für euch beide gemeinsam.«
Max und Anton griffen nach dem Weihnachtspäckchen, dessen Größe ihnen irgendwie bekannt vorkam, und rissen die Verpackung ungeduldig auf. Mit strahlenden Augen nahmen sie den Inhalt des Päckchens heraus. In ihren Händen hielten sie einen nagelneuen FC Bayern-Fußball mit sämtlichen Unterschriften der Spieler.
»Das ist ja der Hammer! Vielen, vielen Dank«, riefen sie wie aus einem Munde und fielen nun ihrerseits ihren Eltern um den Hals.
»Wir haben uns gedacht, nachdem ihr mit dem bisherigen Ball drei Jahre fast Tag und Nacht gespielt habt, wird es mal Zeit für einen neuen«, lächelte die Mama.
»Und mit dieser Idee haben wir wohl voll ins Schwarze getroffen, sonst würdet ihr ja ab morgen gar nicht mehr Fußball spielen können«, ergänzte der Papa augenzwinkernd.
Vollendet wurde das Glück von Max und Anton noch, als sie die zwei kleineren Geschenke ausgepackt hatten, denn der jüngere Bruder bekam ein Trikot von Joshua Kimmich und der ältere eines von Thomas Müller, die sie natürlich sofort anzogen. Und mit leuchtenden Augen sagte Max: »Da sieht man mal wieder: Mia Fischers, mia san nicht nur mia, mia san auch Weihnachten!«
5
Dein Herz verrät dein Alter, nicht dein Pass.
Lasst Seppi froh und munter sein
(Auszug aus »Seppis Tagebuch – Lauter Deppen!«, S. 24 ff.)
Am 6. Dezember sind der Nikolaus und der Krampus bei uns im Dorf immer unterwegs, um die Kinder zu besuchen. Leider haben der echte Nikolaus und Krampus traditionell keine Zeit für unseren Ort, weswegen sie als Vertretung meinen Nachbarn, den Hausnerbauern-Lenz, und den Sportvorstand Ignaz Süßmayr verkleidet zu uns schicken.
Und deswegen hab ich meinen besten Freund Hansi zum Nikolaus-Tratzen eingeladen. Das ist eigentlich nichts anderes als Nikolaus-Ärgern, aber „tratzen“ klingt halt cooler und bairischer. Wir haben uns dann hinter einer kleinen Hecke versteckt und haben auf die beiden gewartet. Hansi war am Anfang noch ein kleines bisschen skeptisch!
Da hat der Hansi natürlich etwas übertrieben gehabt, denn so kalt war es gar nicht. Es hatte ja auch nicht mal Schnee. Dafür hat’s geregnet wie die Sau, und wir haben im Schlamm stehen müssen. Davor hatten wir aber noch alle wichtigen Vorkehrungen getroffen. Kaum haben wir eine knappe Stunde gewartet – was der Hansi zu lang, ich aber in Ordnung fand – haben wir aus einiger Entfernung schon Nikolaus und Krampus kommen sehen. Aber die uns natürlich nicht.
Das Prinzip Nikolaus-Tratzen funktioniert deshalb so gut, weil sowohl der Nikolaus als auch der Krampus in ihren fetten Gewändern ziemlich unbeweglich sind. Das heißt, selbst wenn man entdeckt wird, kann man vor den beiden problemlos davonlaufen. Aber auch das Entdecken ist gar nicht so einfach, weil es zusätzlich ja noch stockfinstere Nacht ist.
Kurz bevor der Nikolaus und der Krampus an uns vorbeigegangen sind, haben ich und Hansi unser zuvor an der anderen Straßenseite befestigtes Seil zum Einsatz gebracht.
Genau in dem Bereich vor dem Seil haben ich und Hansi vorher noch etwas mehr Wasser und vor allem Schlamm verteilt. Das ist auch nicht umsonst gewesen, denn der Nikolaus und der Krampus haben diese Drecklachen perfekt getroffen.
Schnelligkeit