Mission SOL 2020 Paket (1 bis 12). Madeleine Puljic

Mission SOL 2020 Paket (1 bis 12) - Madeleine Puljic


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wie ein intelligentes Wesen: ein gedrungener Vierbeiner mit borstigem, braunem Fell und Hauern, die aus dem Unterkiefer emporragten, vorspringender Schnauze und roten Augen mit winzigen Pupillen. Er sah aus wie ein wildes Tier.

      Passend, befand A-Kuatond. So verhielten sich die Truvaud schließlich auch. Nur dass sie überlichtschnelle Raumschiffe und Energiewaffen nutzten, um ihre animalischen Triebe auszuleben.

      Sie hatte es den Skiw überlassen, den Torrov zu verhaften. Die Geretteten sollten die Gnade, die BARIL ihnen erwies, in vollen Zügen genießen. Das schloss die Möglichkeit ein, den besiegten Feind zu demütigen.

      Die Skiw kosteten die Gelegenheit aus: Vier große, violette Kopffüßler auf hohen, schlanken Extremitäten führten Errirare zu A-Kuatond. Einer riss an der Kette um dessen Hals, die anderen richteten einen Schockstrahler auf den Torrov.

      »Sie warten nur darauf, dass er auszubrechen versucht«, informierte Udimor. »Sie brennen darauf, ihm Schmerzen zuzufügen.«

      Diesen Gefallen tat Errirare ihnen jedoch nicht. Widerwillig, aber ohne aktives Aufbegehren ließ er sich der Siegerin vorführen.

      »Das Universum strebt nach Gleichgewicht.« Fast beiläufig legte sie dem Verlierer diese allgültige Wahrheit dar. »Wer Leid verbreitet, wird Leid erfahren.«

      »Warum tut ihr uns das an?«, klagte der Torrov.

      »Nicht wir«, erwiderte A-Kuatond. »Ihr selbst habt die Schuld angehäuft. Wir sorgen nur für den Ausgleich.«

      »Tötet uns nicht!«, bettelte der Torrov. »Wir haben einen Fehler gemacht, einen furchtbaren Fehler! Wir werden es wiedergutmachen, aber tötet uns ni...!«

      Mit der Geste eines Krallenfingers schnitt A-Kuatond ihm das Wort ab. »Das würde mich interessieren«, sagte sie kühl. »Wie willst du drei Völker ins Leben zurückholen, die ihr ausgerottet habt?« Sie hob den Kopf des Torrov, indem sie eine messerscharfe Kralle unter sein Kinn platzierte und sanft nach oben zog.

      Errirare antwortete nicht.

      »Das dachte ich mir.« A-Kuatond rückte ein wenig beiseite, sodass der Torrov das Portal hinter ihr sehen konnte. »Ihr werdet ins Nichts gehen. Alle.«

      »Vier«, unterbrach ihr Orbiter. »Er hat für einen winzigen Moment daran gedacht – sie haben vier Völker ausgerottet. Es gibt eine Truvaudkolonie, von der wir noch nichts wissen.«

      A-Kuatonds Zorn brach sich Bahn. Mit der Linken griff sie Errirare an der Brust, hob ihn in die Höhe, legte die Krallen der Rechten unter sein Kinn.

      »Wo?«, schrie sie ihm ins Gesicht.

      Udimor schloss alle acht Augen. »Er hat seine Gedanken abgeriegelt.«

      A-Kuatond ritzte die Haut an Errirares Hals. Dunkles Blut lief über ihre Krallen. »Wo?«, fragte sie mit erzwungener Ruhe. »Du machst es dir einfacher, wenn du es schnell verrätst.«

      Errirare überraschte sie. Der Truvaud hob kurz das Kinn, dann rammte er den Kopf abwärts auf A-Kuatonds Hand, spießte sich an ihren Krallen auf.

      Sie schrie vor Überraschung und Ärger auf. Dann holte sie aus und warf den Körper des Truvaud mit einer einzigen, kraftvollen Bewegung in das gleißende Portal, über die Köpfe der Skiw hinweg. Er passierte den Lichtbogen, noch bevor er sein Leben aushauchen konnte.

      »Ärgerlich«, befand Udimor.

      »In der Tat.« A-Kuatond wandte sich dem Skiw zu, der Errirares Kette gehalten hatte. »Die Entwicklung macht eine Heldentat notwendig. Folge ihm!«

      »Aber ...« Der Skiw war größer als A-Kuatond, aber geradezu zerbrechlich gegen die Ritterin. Seine langen Beine zitterten. »Ich dachte, das ist tödlich.«

      »Ist es«, bestätigte A-Kuatond. »In gewissem Sinn. Aus anderer Perspektive wirst du feststellen, dass der Tod nur eine temporäre Unannehmlichkeit ist. Also folge ihm. Oder willst du verantwortlich sein, dass die Truvaud irgendwann zurückkehren und euer Volk endgültig ausrotten?«

      Der Skiw hatte mehr Mut, als sie ihm zugetraut hatte. Zitternd ging er ins Licht.

      A-Kuatond und Udimor warteten. Die Ritterin sah ihren Orbiter gelassen an.

      »Ich spüre sie«, sagte Udimor schließlich. »Ihre Geister vereinen sich.« Seine Augenstängel begannen zu zittern. »Der Skiw ist für mich offen. Ich sehe, was er sieht, und er sieht, was Errirare zu verbergen sucht.«

      Geduldig wartete A-Kuatond weiter.

      »Dunkler Himmel«, ergänzte Udimor nach einer Pause. »Sterne, viele Sterne. Unbekannte Formationen. Sie ...« Ein Zögern. »Nein, nichts mehr. Sie sind verweht.«

      Das machte nichts. Ihr Orbiter mochte den Nachthimmel der geheimen Welt nicht erkennen, aber er würde sich an ihn erinnern und konnte die Konstellationen nachzeichnen.

      Danach lag es in BARILS Hand. Sie würde die letzte Welt der Truvaud finden und die Ernte einbringen lassen.

      Zufrieden sahen A-Kuatond und Kalphatt Udimor zu, wie die Skiw die Truvaud ins Portal trieben.

      3.

      Das Treffen fand im SOL-Mittelteil statt, dem Herzstück des Hantelschiffs; allerdings weitab von der Zentrale. So hatte es Roi Danton als Expeditionsleiter entschieden. Rhodans Sohn war schon nicht glücklich darüber gewesen, dass sein Vater den Androiden ohne weitere Überprüfung mit an Bord gebracht hatte. Zugang zum Kontroll- und Nervenzentrum des Raumschiffs sollte er aber auf keinen Fall erhalten.

      Rhodan hatte die Entscheidung achselzuckend zur Kenntnis genommen. Er verstand die Überlegung dahinter. Andererseits waren Eroin Blitzer und sein Zwilling Erzeugnisse eines Kosmokratenschiffs, welches wortwörtlich fußläufig zur SOL im All driftete. Wenn die Erbauer der LEUCHTKRAFT den Menschen an Bord übelwollten, waren sie sicher nicht darauf angewiesen, auffällig einen Agenten einzuschmuggeln.

      Im Besprechungsraum hatte sich versammelt, wer von der Führungsebene aus der vorigen Krise übrig geblieben war: Roi Danton als Expeditionsleiter. Tess Qumisha als Hyperphysikerin, die das hochkomplexe, multidimensionale Geschehen im Evosystem von allen an Bord am ehesten verstand. Und Perry Rhodan selbst.

      Rhodan versuchte, nicht an die klaffenden Lücken in der Runde zu denken. Curcaryen Varantir hatte der Menschheit wieder einmal den Rücken gekehrt. Mahlia Meyun hatte sich zurückgezogen und konzentrierte sich auf ihre Aufgaben als Medikerin.

      Fee Kellind war tot.

      Mehr als zweihundert Jahre lang war sie nicht nur die Kommandantin, sondern ebenso das Gesicht der SOL gewesen. Rhodan konnte sich eine Mission ohne sie kaum vorstellen. Doch genau das stand dem Raumschiff und seiner Besatzung gerade bevor.

      Rhodan war ziemlich sicher, dass ihn nicht Blitzer selbst, sondern die baugleiche Kopie begleitet hatte. Zwar nannte sich auch dieser Androide Eroin Blitzer. Er sprach jedoch ohne die unterschwellige Aggression seiner Vorlage und war deutlich freigebiger mit verwertbaren Auskünften.

      »Das Ziel liegt in der Galaxis Yahouna«, erläuterte er. »Sie gehört zur Mächtigkeitsballung der Superintelligenz BARIL.«

      »Nie gehört«, gestand Rhodan ein. »Beides.«

      Blitzer ignorierte ihn einfach. In Sachen Benimm glich er also seinem Zwilling.

      »BARIL ist seit Jahrzehntausenden ein treuer Verbündeter der Kosmokraten«, fügte er hinzu. »Sie bekämpft das Chaos in ihrer Mächtigkeitsballung. In jüngerer Zeit mehren sich allerdings Zweifel an BARILS Verlässlichkeit.«

      Danton hob die Hand. »Was genau bedeutet aus Sicht der Kosmokraten ›in jüngerer Zeit‹?«

      Blitzer wandte Rhodans Sohn den Kopf zu und betrachtete ihn etwas zu lange, während sich unbehagliche Stille im Raum ausbreitete. »Normalerweise einige Jahrtausende. In diesem Fall sprechen wir aber von einer ganz jungen Entwicklung. Die ersten besorgniserregenden Meldungen sind keine zweihundert Jahre alt.«

      Rhodan


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