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SHERLOCK HOLMES
Die neuen Fälle
Herausgeber:
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Cover: Rainer Engel
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Inhalt
DAS GEHEIMNIS DER WEISSEN DAME
DER WERWOLF VON WHITE CHAPEL
Box 4 – Fall 31
In den vielen Jahren, in denen ich meinem Freund Sherlock Holmes helfend zur Seite stehen durfte, wurden wir Zeugen so manch sonderbarer Ereignisse. Manches erschien auf den ersten Blick sogar übernatürlicher Natur zu sein.
So erinnern Sie sich sicherlich noch an den Fall, mit dem uns Mister Robert Ferguson betraute. Das Kindermädchen hatte beobachtet, wie seine peruanische Frau Blut aus dem Halse des gemeinsamen Babys saugte und daraufhin den Verdacht geäußert, seine Frau könne ein Vampir sein.
Obgleich diese Schlussfolgerung logisch erschien, lehnte Holmes einen solchen Gedanken ab; Vampire gehörten für ihn in das Reich der Legenden und des Aberglaubens.
Auch möchte ich an dieser Stelle auf den Fall des Geistes verweisen, der Sir Paul Godwin, 7. Earl of Hathersage, in seinem eigenen Schloss heimsuchte. Ich veröffentlichte diese Erzählung vor nicht allzu langer Zeit unter dem Titel Totengesang. Nicht nur, dass sich Holmes in diesem Zusammenhang einen üblen Scherz mit mir erlaubte, indem er mich mit einem selbst gebastelten Gespenst erschreckte. Nein, selbst auf mich wirkte es während der Untersuchungen, als sei eine unglückliche Seele von den Toten zurückgekehrt.
Abermals hatte Holmes hiervon nichts wissen wollen. Mit der ihm eigenen Akribie war er an den Fall herangegangen und hatte ihn schließlich gelöst. Am Ende stand ein Drama, das mir selbst jetzt noch die Tränen in die Augen treibt. Bemerkenswert an diesem Fall waren zwei Dinge. Zum einen ließ er eine der Schuldigen entkommen, zum anderen war dies einer der außergewöhnlichen Fälle, in den eine noch außergewöhnlichere Frau verwickelt war – Irene Adler.
Viele Fälle von Holmes weisen auf den unbefleckten Leser etwas Besonderes, etwas Befremdliches auf, auch wenn Holmes oftmals sehr schnell den wahren Kern der Sache erkennt und in der Lage ist, hinter all die Ablenkungen und Verwicklungen zu schauen. Je seltsamer ein Fall anmutet, umso simpler ist er, wie Holmes selbst zu sagen pflegte. Es sind die scheinbar einfachen Fälle, die einem Detektiv das größte Geschick abverlangen.
Eine Ausnahme, die diese Regel bestätigen könnte, möchte ich Ihnen heute näherbringen. Und auch dieser gehört in eine Reihe jener, die ich zu Beginn erwähnte, denn sowohl die Zeugen als auch Scotland Yard gingen von übersinnlichen Vorgängen aus; auch wenn es Inspector Lestrade nicht direkt sagte. Seine Blicke und seine Andeutungen sprachen hingegen Bände!
Das alte Jahr war mit dem seltsamen Fall des Aloisius van Horn zu Ende gegangen. Holmes, zufrieden mit diesem finalen Erfolg, hatte den Mut gefunden, die Tage bis Silvester in größtmöglicher Ruhe zuzubringen. Dies lag vielleicht auch daran, dass überraschend sein Bruder Mycroft in unseren Räumen erschienen war, um mit uns den Jahreswechsel zu begehen. Die Hälfte des Abends vergnügten sich die Brüder damit, die Menschen auf der Baker Street zu beobachten und Schlussfolgerungen über ihr Leben anzustellen. Nach einem guten Essen ging die Zeit mit Geschichten aus der süßen und lang zurückliegenden Jugend dahin, bis wir schließlich auf das neue Jahr anstoßen konnten.
Nie zuvor war mir Mycroft Holmes derart sympathisch gewesen wie an jenem Abend, und ich muss zugeben, dass unsere späteren Begegnungen, die nächste sollte schon im Januar folgen, aber davon will ich ein andermal berichten, von einer deutlich größeren Herzlichkeit geprägt waren, als dies je zuvor der Fall gewesen war.
Nachdem wir die Hälfte des 1. Januars verschlafen hatten, unternahmen wir am Nachmittag einen langen Spaziergang, ehe wir den Tag mit einem Dinner ausklingen ließen, das eindeutig aus den Resten des Vortages bestand.
Dass das Verbrechen nicht lange auf sich warten lassen würde, ahnten wir freilich. Dass es uns jedoch bereits am 2. Januar heimsuchen sollte, das kam auch für uns überraschend.
Wir saßen gerade beim Frühstück, als es an der Tür klingelte. Kurz darauf hörten wir die schweren Schritte von Inspector Lestrade, und dann stand er auch schon vor uns.
»Nehmen Sie Platz!«, bat Holmes freundlich. »Bitte, mein lieber Lestrade, und lassen Sie sich von uns das Beste zum neuen Jahr wünschen!«
»Ihnen das Gleiche!«, sagte der Polizist, während er Holmes’ Aufforderung nachkam. »Ich sehe, Ihnen bekommt der Januar gut.« Bei diesen Worten deutete er auf den üppig gedeckten Tisch.
»Bedienen Sie sich. Und dann berichten Sie, was Sie zu uns führt. Ich denke, es handelt sich um einen Mordfall. Jemand kam kürzlich zu Tode, wahrscheinlich in den Stunden der Dunkelheit. Ein scheußliches Verbrechen, wie mir deucht, und zudem so ungewöhnlich, dass Sie keine Zeit mit eigenen Ermittlungen verschwenden; sie kamen unmittelbar zu uns, noch bevor Sie die Ermittlungen in aller Ernsthaftigkeit aufnahmen!«
»Wie in aller Welt machen Sie das?«, fragte Lestrade, während er nach einer Scheibe Toast griff. Mrs. Hudson hatte ihm bereits Tee serviert und bei dieser Gelegenheit auch ein Gedeck aufgelegt.
»Beobachtungen und Deduktion!«, sagte Holmes. »Das ist das ganze Geheimnis!« Er schenkte Lestrade ein Lächeln. »Also schön, gehen wir der Reihe nach vor. Als Sie sich setzten, fiel mir der starke Geruch nach Desinfektionsmittel und Formaldehyd an Ihnen auf; eine Mischung, die man in dieser Form nur im