Von ihren Partnern entführt. Grace Goodwin

Von ihren Partnern entführt - Grace Goodwin


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      Ich konnte meine Hände nicht davon abhalten, sich in den Stuhl vor mir zu krallen.

      „Harbart war ein feiger Hund, der vorhatte, mich und Commander Destons Braut zu ermorden. Warum würde ich seine Tochter in Besitz nehmen wollen?“

      Der Primus zog eine Augenbraue hoch und blickte doch tatsächlich zu mir hoch, als würde ihn das verwirren. „Diese Frage hat sich nun erübrigt, da du... nicht mehr dazu geeignet bist, eine Gefährtin in Besitz zu nehmen. Du wirst niemanden in Besitz nehmen. Der Transport deiner Erdenbraut ist natürlich abgewiesen worden. Keinem verseuchten Krieger ist die Ehre gestattet, eine Braut zu haben. Das weißt du. Inzwischen ist sie wohl einem anderen Krieger zugewiesen worden, der nicht...“

      Seine Stimme verklang, und er legte den Kopf schief und betrachtete mich. Ich ließ ihn gaffen. Wenn er ein echter Vater war, würde er an den Cyborg-Modifikationen des Hive vorbeisehen und sehen, dass ich immer noch dieselbe Person war, immer noch sein Sohn. Immer noch der Prinz.

      „Der nicht was?“

      Dies war das erste Mal seit meiner Bergung aus dem Hive, dass er mich sehen konnte. Mit verschränkten Armen ließ ich ihn das leichte metallische Schimmern der Haut auf meiner linken Gesichtshälfte betrachten, die seltsame silbrige Färbung der Iris in meinem linken Auge, welches zuvor dunkles Gold gewesen war. Ich hatte absichtlich die Unterarme freigelassen, damit er die dünne Schicht lebender Biotechnologie sehen konnte, die auf meinem halben Arm und einem Teil meiner linken Hand aufgetragen worden war. Ich wollte, dass er alles davon sah und trotzdem noch mich darin erkannte.

      Seine Augen blieben an meinem Arm haften. „Die Implantate und Hautveränderungen können nicht entfernt werden?“

      Jegliche dumme Hoffnung meinerseits starb bei dieser Frage. Ich dachte, dass vielleicht nichts davon von Bedeutung war, aber nein. Er sah nur, was der Hive angerichtet hatte, und nicht seinen Sohn.

      „Doktor Mordin sagt, die Hautveränderungen sind dauerhaft. Sie müssten mir den ganzen Arm abnehmen, um sie zu entfernen.“

      „Ich verstehe.“

      „Tust du das, Vater? Und was genau verstehst du?“ Er hatte nicht die ähnlichen Hive-Implantate gesehen, die die Hälfte meiner linken Schulter überzogen, den Großteil meines linken Beines und einen Teil meines Rückens. Ich konnte in seinen kalten Augen sehen, dass das, was er gesehen hatte, ihm reichte.

      Mein Vater, der Mann, den ich nie geliebt hatte, jedoch respektiert und für den ich mein ganzes Leben damit verbracht hatte, ihm zu gefallen, schüttelte den Kopf.

      „Ich sehe einen Krieger, der einmal mein Sohn war.“ Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück, und der Blick in seinen Augen wurde noch kälter. „Du wirst von der Liste der Thronfolger gestrichen und in die Kolonien überstellt werden. Es tut mir leid, mein Sohn.“

      „Sohn? Sohn? Du wagst es, mich im gleichen Satz Sohn zu nennen, mit dem du mich in die Kolonien verbannst?“ Meine Stimme war laut. Es war nun nicht mehr wichtig, ruhig zu bleiben. Ich hatte nichts davon.

      Er lehnte sich vor, um die Verbindung zu trennen, aber meine nächste Frage ließ ihn stocken. „Und wer wird dann dein Thronfolger?“

      „Du hast viele entfernte Cousins, Nial. Vielleicht wird Commander Deston mit seiner Braut einen Thronfolger zeugen. Wenn nicht, bin ich mir sicher, dass unser Volk die alten Traditionen ein weiteres Mal willkommen heißen würde.“

      Die alten Traditionen...

      „Ein Todesturnier?“ Er würde es lieber sehen, dass gute, starke Krieger bis zum Tod um das Recht kämpften, Primus zu sein, als seinen eigenen Sohn auch nur in Erwägung zu ziehen? Nur deswegen, weil dieser Sohn etwas Hive-Biotechnologie auf seine Haut implantiert bekommen hatte?

      „Möge der stärkste Krieger überleben.“

      Wenn ich durch den Bildschirm fassen und ihm in die Fresse hauen könnte, hätte ich das getan. „Du würdest zulassen, dass unsere feinsten Krieger sterben?“

      Ich hielt den Mann für lieblos. Gefühllos, zumindest mir gegenüber. Nun erkannte ich, dass sich das auf alle erstreckte. Er würde zusehen, wie starke Männer unnötig kämpften, unnötig starben, nur weil er eben so war. So. Unglaublich. Grausam.

      „Es gibt keinen Thronfolger. So ist es unser Brauch.“

      Es hatte schon über zweihundert Jahre lang kein Todesturnier mehr gegeben, seit unser Vorfahre gewonnen und den Thron für sich beansprucht hatte. „Ich bin stark, Vater, mein Verstand ist intakt. Es gibt keinen Grund dafür, unsere stärksten Krieger zu opfern...“

      Ich musste zumindest versuchen, mit dem Mann zu verhandeln, um die anderen zu retten. Die Stärksten würden sich melden, um Anspruch zu erheben, und sie würden unnötig sterben, wo sie doch stattdessen an der Front sein sollten und den Hive bekämpfen.

      „Du bist verseucht.“

      „Ich verfüge über Wissen über die Systeme des Hives, ihre Strategien. Du wärst ein Narr, mich in die Kolonien zu verbannen. Ich sollte an der Front sein, bei den Schlachtgruppen, wo ich...“

      Er schnitt mir wieder das Wort ab. „Du bist ein Niemand, ein Verseuchter. Eine Hive-Kreatur. Du bist für mich gestorben.“

      Ich hätte noch weiter diskutiert, aber die Verbindung wurde von seiner Seite abgeschnitten.

      Scheißkerl. In den letzten Jahren war ich täglich dazwischen hin und her gependelt, das Arschloch beeindrucken zu wollen, oder umbringen.

      „Ich hätte ihn umbringen sollen“, murmelte ich in meinen Bart.

      Ich starrte einige Minuten lang auf den leeren Schirm. Ich war abgefertigt worden und ich wusste, dass ich meinen Vater nie wieder sprechen würde. Es tat mir nicht leid, nicht mehr. Vielleicht hatten die Cyborg-Implantate ja auch etwas Gutes. Ich wusste, woran ich mit meinem Vater war, und er war meine Zeit und meine Gedanken nicht länger wert.

      Nein. Der Gedanke, der sich in meinem Kopf zu einem Wirbelsturm zusammengebraut hatte, bereitete mir viel mehr Sorge. Er hatte meine Braut abgewiesen. Meine mir zugeordnete Gefährtin. Eine schöne Erdenfrau wie Commander Destons Hannah Johnson. Ich hatte auf eine solche Zuordnung gehofft, eine weiche, kurvige Frau von diesem Planeten. Hannah war klein, aber stark, und so verliebt in ihre Gefährten, alle beide, dass sie diese in der Besitznahme-Zeremonie angebettelt hatte, sie zu nehmen.

      Meine Hive-Implantate hatten mir an jenem Tag einen Vorteil verschafft, ein Geheimnis, das ich noch niemandem verraten hatte. Ich hatte eine vollständige Aufzeichnung ihrer Zeremonie in meinem System. Ich sah sie mir oft in meinem Kopf an, sah mir wieder und wieder an, wie die Menschenfrau gerne angefasst wurde, wie sie ihren Rücken gekrümmt hatte, ihre Laute, als ihre Gefährten sie küssten, sie berührten, sie fickten. Ich wollte das für mich selbst. Wollte eine solche Gefährtin, also hatte ich mir diese Aufzeichnung angesehen, bis sie mir in die Seele gebrannt war. Erlernt. Jedes Detail ihrer rituellen Besitznahme.

      Ich würde meine Gefährtin zum Schreien bringen, so wie sie das getan hatten. Ich würde dafür sorgen, dass sie zitterte und darum bettelte, dass mein Schwanz sie füllte.

      Zeuge der Zeremonie zu sein war eine Ehre, die mir mein Cousin, Commander Deston, nicht verwehrt hatte. Ich hatte zugesehen, wie er und sein Sekundär Dare Hannah wie zwei Wilde fickten. Ihre Menschenbraut hatte ihre Zuwendung genossen, nach mehr gebettelt, ihre Krieger angesehen, als wären sie der Atem in ihrem Körper, ihr Herzschlag selbst.

      Ich erinnerte mich an die andere Zeremonie, bei der ich Zeuge gewesen war, diesmal während der Tests im Abfertigungszentrum. Es war der Traum gewesen, der mich meiner Gefährtin zugewiesen hatte. Die Männer waren fordernd gewesen, dominant und hingebungsvoll. Da meine Gefährtin mir über den gleichen Traum zugewiesen worden war, wusste ich, was sie von mir brauchte. Von meinem Sekundär.

      Ich wollte diese Art von Verbindung, die in beiden Zeremonien zugegen war, und ich würde sie bekommen.

      Ich hatte eine Zuordnung. Eine Frau war abgefertigt und mir zugewiesen worden. Über diese


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