Mountain Darkness – befreit mich aus der Dunkelheit. Vanessa Vale

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      „Du meinst wohl eher, damit er die Mills Familie im Auge behält, damit sie nicht reingehen und Kits Zeug für die Müllabfuhr auf den Gehweg werfen.“

      Ich umklammerte das Lenkrad so fest, dass meine Knöchel weiß hervortraten. „Das auch“, knurrte ich mehr oder weniger.

      Die Mills Familie war eine der reichsten Familien in der Stadt und besaß ein Haus, das wie eine schweizerische Skihütte aussah und dreißig Personen beherbergen konnte. Es stand auf einer Anhöhe mit der besten Aussicht, die sie für ihr Geld kaufen konnten. Die Mills waren damals während des Silberrauschs Gründungsmitglieder der Stadt gewesen. Abgesehen von ihrer gigantischen Villa besaßen sie noch eine riesige Ranch außerhalb der Stadt sowie einige Gebäude an der Main Street… einschließlich des Gebäudes, in dem sich Erins Büro befand. Ein Mills war damals in den Achtzigern sogar Bürgermeister gewesen. Zum Teufel, die Familie hatte sogar Geld für die Krebsabteilung des Krankenhauses gespendet.

      Ich war mit Erins älterem Bruder, Lucas, in die Schule gegangen, weshalb ich wusste, dass sie beide Treuhandfonds von ihren Großeltern besaßen. Wer Lucas kannte, käme nie auf die Idee, dass er viel Geld besaß, aber Erin? Ihr schickes Haus war nichts, das ich mir mit dem Gehalt eines Detectives jemals leisten könnte, nicht einmal wenn ich beim Lotto gewann. Nicht, dass ich etwas so… Großes und Protziges anstrebte.

      Mr. und Mrs. Mills die Nachricht zu überbringen, dass ihre Tochter ermordet worden war – ihr Schädel war mit einer gläsernen Trophäe für die Ehrenamtliche des Jahres eingeschlagen worden – fuck, es war schlimm gewesen. Sie waren nicht nur traurig gewesen, sondern stinksauer. Sie waren auf Blut aus. Ich hegte keinerlei Zweifel daran, dass sie ihre Anwälte zusammengetrommelt und ihre eigenen Ermittlungen in die Wege geleitet hatten, weil sie an meinen Fähigkeiten zweifelten. Ich war in die gleichen Verhältnisse geboren worden wie Kit. Es spielte keine Rolle, dass ich einen Abschluss in Kriminologie oder jahrelange Erfahrung hatte.

      Ich hegte auch keinerlei Zweifel daran, dass sie, fänden sie den Mörder vor der Polizei, nicht das Gericht über den Fall entscheiden lassen würden. Sie würden Selbstjustiz verüben. Das hier war immerhin Montana.

      Keith und Ellen Mills‘ Bemerkungen heute, als ich ihnen die Nachricht überbracht hatte, hatten nur bestätigt, was ich bereits gewusst hatte. Sie mochten Kit Lancaster nicht. Hatten sie noch nie. Sie glaubten, sie sei nicht gut genug für ihre Tochter und ein „schlechter Einfluss“ wegen ihrer verrückten Mutter. Ich bezweifelte nicht, dass sie sie vorschnell für das Verbrechen verurteilen würden.

      Donovan kannte Kit schon so lange wie ich. Seit der Middleschool. Er wollte sie auch schon genauso lange. Yeah, zwei Zwölfjährige, die das süße Mädchen mit ihren Zahnspangen beäugten. Eine richtige Jugendliebe. In der Highschool hatten wir jedoch nichts mit ihr angefangen, nicht während unsere Hormone völlig außer Rand und Band waren und wir einen Ständer bekamen, nur weil wir sie lächeln sahen. Sie hatte keinerlei Gedanken an uns verschwendet. Nicht, dass sie Zeit dazu gehabt hätte. Sie war in den Unterricht gegangen und hatte im örtlichen Diner als Kellnerin gearbeitet, um über die Runden zu kommen, während sie sich um ihre psychisch kranke Mom gekümmert hatte. Danach war sie auf das örtliche Community College gegangen, doch Donovan und ich hatten beide Cutthroat verlassen, um die staatliche Universität in Missoula zu besuchen. Ich hatte gehört, dass sie Erins Bruder Lucas gedatet hatte.

      Anders als seine Eltern war er ein anständiger Kerl. Ihm war es scheißegal, dass er mit einem goldenen Löffel im Mund geboren worden war. Ich hatte mir keine Sorgen darum gemacht, dass er Kit nicht gut behandeln würde, aber ich hatte mir gewünscht, an seiner Stelle zu sein. Ich war jedoch auf dem College gewesen und hatte keinem von beiden einen Vorwurf machen können.

      Aber sie hatten miteinander Schluss gemacht, als er sich der Nationalgarde angeschlossen hatte. Andernorts stationiert worden war. Als er schließlich zurückgekehrt war, hatte er nicht für das Immobilienimperium der Familie zu arbeiten begonnen, wie es sein Vater gewollt hatte. Er hatte sein eigenes Ding gemacht und war nach Cutthroat zurückgekehrt, um eine Non-profit-Organisation zu leiten und sein Geld dafür zu verwenden, anderen zu helfen. Doch er und Kit waren nicht wieder zusammengekommen.

      Ich war nach meinem Abschluss zurückgekommen und hatte einen Job als Cop ergattert, aber Donovan hatte noch sein Jurastudium abgeschlossen. Erst nachdem er das Staatsexamen bestanden hatte, war er zurückgekehrt. Dann hatten wir angefangen, regelmäßig im Diner vorbeizuschauen, um sie zu besuchen. Wir waren gemeinsam oder allein hingegangen, hatten uns in ihren Bereich gesetzt und mit ihr geredet.

      Schließlich hatten wir einen Draht zueinander gefunden, als wir gemeinsam das Planungskomitee für den Polizeiball gebildet hatten. Ich war nicht gerade begeistert von dieser Aufgabe gewesen, da Tanz egal welcher Art nicht mein Ding war. Aber es war um eine Spendengala zu Gunsten von Familien von Officern, die im Dienst gestorben oder verletzt worden waren, gegangen. Wir hatten Kit kennengelernt und gehofft, dass sie sich für die Vorstellung erwärmen könnte, dass zwei Männer sie wollten. Bis sie ohne eine Nachricht aus der Stadt geflohen war.

      Vielleicht hätten wir nicht so subtil vorgehen sollen. Oder so langsam.

      Jetzt war sie zurück und ich würde mir die Gelegenheit nicht noch einmal entgehen lassen, auch nicht wenn wir mitten in einer beschissenen Mordermittlung steckten. Ihre Mutter war überhaupt keine Hilfe. Die einzige Freundin, die sie hier in der Stadt hatte und von der wir wussten, war tot. Obgleich sie jemand so verdammt Liebenswürdiges war, hatte sie sich mit den Mills Feinde gemacht und das bedeutete, dass die Leute in der ganzen Stadt sie hassen würden. Kit brauchte uns jetzt beide. Und wir würden es nicht länger langsam angehen lassen. Wir würden ihr mitteilen, wie wir empfanden. Heute Abend. Genau jetzt.

      Ich fuhr auf einen Parkplatz, schaltete den Motor meines Polizeiwagens aus und rieb mir über die Augen. „Bis jetzt ist sie die Hauptverdächtige.“

      „Wenn es kein Verbrechen aus Leidenschaft ist, dann steht Familie gleich als nächstes auf der Liste der üblichen Verdächtigen.“

      „Ich werde Keith oder Ellen Mills nicht sagen, dass sie Hauptverdächtige sind“, sagte ich ihm und erschauderte förmlich allein bei dem Gedanken. „Ich würde noch vor dem Morgen gefeuert werden. Wir werden sie unter die Lupe nehmen, aber ich werde es so oft wie möglich Miranski überlassen, sich um sie zu kümmern.“ Die andere Detective auf dem Revier war nicht in Cutthroat aufgewachsen und kannte die Spielchen hier nicht so wie ich. Sie käme schon damit zurecht.

      „Klug. Du denkst aber nicht, dass Kit es getan hat, oder?“

      Ich war beleidigt, dass er überhaupt fragte.

      „Fuck, nein. Ich bezweifle, dass sie die Kraft hätte, einen Schädel dermaßen einzuschlagen.“

      Die Erinnerung an Erins eingeschlagenen Schädel würde mir für immer ins Gedächtnis gebrannt sein.

      „Erin war fast einen Kopf größer als Kit. Wenn Erin nicht gerade am Boden saß oder Kit auf dem Wohnzimmertisch stand, um sie zu schlagen, dann stimmt der Winkel überhaupt nicht.“

      Ich war zuvor schon an Mordtatorten gewesen, aber es war schwer, einen Fall objektiv zu betrachten, wenn es um jemanden ging, den ich den Großteil meines Lebens gekannt hatte. Ich war nicht mit ihr befreundet gewesen, aber da sie Lucas‘ Schwester gewesen war, waren wir alle mehr oder minder gemeinsam aufgewachsen. Dafür war Cutthroat klein genug.

      „Es ist dein Job, jemand anderen zu finden.“

      Ich seufzte, weil er das Offensichtliche aussprach. Es war mein Job, Beweise zu finden und zu sammeln, Motive und Mittel aufzudecken und dann den verdammten Mörder zu finden. Es war sein Job, dafür zu sorgen, dass derjenige für schuldig gesprochen und den Rest seines Lebens hinter Gitter gesteckt wurde. Der Fall lag jetzt in meiner Hand, aber würde – hoffentlich – bald in seiner liegen. Er war derjenige, der mit dem Druck zurechtkommen musste, den Bürgermeister als Vater zu haben. Ich war ganz zufrieden damit, dass mein Dad ein Installateur war.

      Als ich aus dem Wagen stieg, schaltete ich die Lautsprecherfunktion des Handys aus. „Bin da. Zuerst muss ich unser Mädel holen und sie in Sicherheit bringen. Ich bin jetzt vor ihrem


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