Butler Parker Staffel 10 – Kriminalroman. Günter Dönges

Butler Parker Staffel 10 – Kriminalroman - Günter Dönges


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war alles deutlich zu sehen. Glücklicherweise – von Jill Mancini aus gesehen –, brannte über dem Eingang eine helle Lampe.

      Jill Mancini wartete auf ihre Chance. Ihr Gesicht war maskenhaft starr.

      »Ich möchte noch einmal auf den Mord an Ihrem Firmenchef zurückkommen«, sagte Parker, der sich um die beiden Lagerarbeiter nicht weiter kümmerte, »da Sie inzwischen eingesehen haben werden, daß meine bescheidene Wenigkeit als Mörder nicht in Betracht kommt, erhebt sich die Frage, wer diesen. Mord nun tatsächlich begangen hat.«

      Sowohl Hondal als auch Stonewell waren beeindruckt. Einmal, weil der Butler sie glatt und leicht überspielt hatte, zum anderen, weil sie von Sekunde zu Sekunde immer mehr begriffen, daß sie ihm nicht gewachsen waren.

      »Eine Antwort Ihrerseits würde Mister Rander erfreuen«, sagte Parker, als sie schwiegen. »Haben Sie nicht wenigstens eine vage Vermutung, wer diesen Mord begangen haben könnte?«

      Sie sahen sich gegenseitig an und zuckten ratlos die Achseln.

      »Steht möglicherweise einer von Ihnen hinter diesem Mord?« forschte der Butler würdevoll weiter, »ein Motiv wäre ausreichend vorhanden. Jeder von Ihnen möchte doch wohl, wie ich unterstellen darf, die Nachfolge der Firma antreten.«

      Hondal und Stonewell sahen sich erneut gegenseitig an. Diesmal aber stahl sich echtes Mißtrauen in ihre Blicke. Plötzlich trauten sie sich gegenseitig nicht mehr über den Weg.

      »Nun, vielleicht wollen Sie all’ diese Fragen allein und grundsätzlich diskutieren«, schloß Parker seine Fragestunde. »Mister Rander empfiehlt sich. Sollten Sie ihn zu sprechen wünschen, so finden Sie seine Telefonnummer im Fernsprechverzeichnis dieser Stadt.«

      Rander und Parker gingen. Sie ließen zwei Männer zurück, die sich am liebsten gegenseitig an die Kehle gesprungen wären.

      Jill Mancini spähte durch das Zielfernrohr und bemerkte im Hintergrund der kleinen Eingangshalle eine Bewegung.

      Wenig später konnte sie deutlich Mike Rander und Josuah Parker erkennen, die auf die Glastür zugingen.

      Nur noch Sekunden, bis sie hinaus ins Freie traten.

      Jill Mancinis Zeigefinger nahm Druckpunkt …

      Da stellte sich ein unerwartetes Hindernis ein. Rander und Parker konnten die Tür nicht öffnen. Sie verschwanden wieder nach hinten und unterhielten sich augenscheinlich mit dem Pförtner, der nun neben ihnen stand.

      Der Pförtner öffnete die Tür und stieß sie auf. Er trat zur Seite und ließ die beiden Besucher hinaustreten.

      Die Mündung des Repetiergewehrs schwenkte leicht zur Seite und richtete sich auf die Brust des Butlers.

      Jill Mancinis Zeigefinger krümmte sich wieder.

      »Sie haben den beiden Nachfolgern aber ganz schön eingeheizt«, meinte Rander lächelnd, als er zusammen mit Parker die Ölfirma verließ, »hoffentlich bringen sie sich nicht gegenseitig um.«

      »Dies, Sir, liegt außerhalb jeder Möglichkeit«, antwortete der Butler gemessen, »wenn meine bescheidene Beobachtungsgabe nicht getäuscht hat, so sind sowohl Mister Hondal als auch Mister Stonewell zu feige dazu. Ich würde sagen, daß die Ölfirma entweder von einem krassen Außenseiter übernommen wird, oder daß sie bald schon ihren Geschäftsbetrieb schließen wird.«

      Rander, der antworten wollte, hörte plötzlich ein Geräusch, das seitlich hinter ihnen aufklang. Man schien ein verklemmtes Fenster geöffnet zu haben.

      Augenblicklich warf er sich gegen seinen Butler, der ebenfalls instinktiv nachgab und so dafür sorgte, daß sie beide aus einer eventuellen Schußlinie kamen.

      Wie richtig Rander reagiert hatte, zeigte sich unmittelbar danach. Zwei schallgedämpfte Schüsse pfiffen dicht an Rander und Parker vorbei. Sie klatschten gegen die Seitenwand des Backsteinhauses.

      Rander, der sehr schnell sein konnte und keineswegs nur ein Schreibtischmensch war, hielt bereits seine Pistole schußbereit in der Hand.

      Parker hatte seinen Universal-Regenschirm angehoben, eine Waffe, in der sich schon mancher Gegner sehr geirrt hatte. Rander und Parker schoben sich noch tiefer in den Schlagschatten des Steinhauses und verschmolzen hier mit der Dunkelheit.

      »Das geht auf Hondals und Stonewells Konto«, sagte Rander verärgert, »ob Sie diese beiden Nachfolger nicht doch unterschätzt haben, Parker?«

      Jill Mancini, die gerade hatte schießen wollen, zuckte zusammen, als sie die beiden Schüsse hörte. Sie klangen wirklich nicht laut, aber sie hatte für solche Geräusche ein feines Ohr.

      Ärgerlich setzte sie das Repetiergewehr ab, da Rander und ihr Opfer Parker einfach nicht mehr zu sehen waren.

      Die Chance war vertan, dies wußte sie.

      Nach diesen beiden Schüssen konnte sie nicht mehr in aller Ruhe ihr Ziel anvisieren. Es war wohl besser, so schnell wie möglich loszufahren, bevor man sie entdeckte.

      Jul setzte sich ans Steuer, ließ den Motor anspringen und fuhr dann los.

      Sie nahm sich vor, Parker an der Einfahrt zur Tiefgarage des Bürohochhauses noch einmal abzupassen. Sie wollte das, was sie sich vorgenommen hatte, noch in dieser Nacht erledigen.

      Hondal und Stonewell, die sich gegenseitig anschrien, fuhren überrascht auseinander, als Rander und Parker plötzlich noch einmal ins Büro zurückkamen.

      Sie hoben automatisch die Hände hoch und starrten ängstlich auf Randers Schußwaffe.

      »Wo sind die beiden Lagerarbeiter?« fragte Rander scharf.

      »Im … im Aufenthaltsraum«, stotterte Hondal.

      »Be… bestimmt«, fügte Stonewell hinzu.

      »Kommen Sie«, sagte Rander zu seinem Butler, »das sind nicht die Leute, die wir suchen.«

      Parker war sofort einverstanden, das Büro wieder zu verlassen. Sein junger Herr hatte recht. Weder Hondal noch Stonewell kamen als Schützen in Betracht. Sie waren, vom Standpunkt der Unterwelt aus gesehen, ohne jedes Format.

      Rander und Parker suchten und fanden den Aufenthaltsraum. Und sie entdeckten hier die beiden Lagerarbeiter, die sich die Augen auswuschen.

      Diese beiden stämmigen Männer wurden schreckensbleich, als sie Rander und Parker vor sich sahen. Sie wichen gegen die gekachelte Wand der Waschecke zurück.

      »Wer übernimmt denn jetzt hier den Laden?« fragte Rander sie mit scharfer Stimme. »Von Hondal oder Stonewell kann doch keine Rede sein, oder?«

      »Wen halten Sie für den neuen Firmenchef?« fragte nun auch Parker mit ungewöhnlich strenger Stimme, »ich bitte um eine präzise Auskunft, meine Herren!«

      »Vielleicht Norman Landor«, sagte der erste Lagerarbeiter.

      »Wer ist Norman Landor?« wollte Rander wissen.

      »Den hatte der Chef vor ein paar Wochen gefeuert«, erklärte der zweite Lagerarbeiter schnell, »Landor war ihm zu hart. Der ging ran wie ’n scharfes Rasiermesser.«

      »Und wo können Mister Rander und meine Wenigkeit Mister Landor finden?« Parkers strenge Miene strahlte Eiseskälte aus.

      Unter dem Eindruck dieser Temperatur sprachen die beiden Lagerarbeiter sich gründlich aus.

      Jill Mancini stand in der Tiefgarage und hatte sich einen erstklassigen Platz für ihr Vorhaben ausgesucht.

      Gedeckt von den hier parkenden Wagen konnte sie die Tür zum Expreßlift genau überschauen. Sie brauchte nur zu warten, bis Rander und Parker erschienen. Daß sie kommen mußten, war ihr klar, es war nur eine Frage der Zeit.

      Nach etwa einer Stunde, die sie mit ungewöhnlicher Geduld verbracht hatte, hörte sie Parkers hochbeiniges Monstrum auf der Rampe hinunter in die Tiefgarage kommen.

      Sie nahm das längst entsicherte Repetiergewehr hoch und richtete es auf die erleuchtete Tür des Expreßlifts.


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