Butler Parker Staffel 10 – Kriminalroman. Günter Dönges

Butler Parker Staffel 10 – Kriminalroman - Günter Dönges


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Säule vermutete.

      Doch Madson war nicht zu sehen.

      Ein Blick durch das Fenster der Hauptpost sagte Storn mehr als genug. Sein Chef, ein Vorbild an Kälte und Selbstsicherheit, hatte sich nach draußen begeben und stand wartend neben dem kleinen 2 CV.

      Feiger Hund, dachte Storn, als er nach draußen ging. Er hütete sich allerdings, diese Bemerkung in Mad-sons Gegenwart noch mal zu wiederholen, sondern wedelte mit dem Brief.

      »Sind Sie verrückt?« herrschte Madson sein Faktotum an. »Das Ding kann geladen sein!«

      »Das hier nicht«, sagte Storn und beeilte sich, den Umschlag knapp vor Madsons Nase aufzuschlitzen. Das war seine Form der Rache. Madson wich auch prompt zurück und kniff die Augen zusammen.

      »Nur ’ne Adresse«, meldete Storn und reichte seinem Chef einen Zettel, auf dem eine handschriftliche Notiz stand, die von Parker stammte.

      »Bern«, las Madson halblaut vor, »Schänzlistraße 71.«

      »Das hat was zu bedeuten«, prophezeite Storn.

      »Natürlich«, erwiderte Madson, »sonst hätte er die Adresse ja nicht im Schließfach versteckt.«

      »Fahren wir nach Bern, Chef?«

      »Ziemlich weit«, gab Madson zögernd zurück.

      »Ich könnte ja allein …?«

      »Ich werde mitkommen«, erklärte Madson, »man kann nie wissen, Paul. Aber besorgen Sie bloß einen an-deren Wagen!«

      »Was könnte sich hinter der Adresse verbergen?« wollte Storn wissen. »Haben Sie ’ne Ahnung, Chef?«

      »In ein paar Stunden werden wir das genau wissen. Und dann dürfte auch feststehen, wer dieser Kerl ist. Bevor wir das nicht wissen, treten wir kurz. Wir dürfen keinen Fehler machen.«

      Sie setzten sich in den 2 CV und tauschten ihn im Autoverleih gegen einen stärkeren und größeren Wagen um. Sie entschieden sich für einen Citroën, um dann sofort in Richtung Bern aufzubrechen.

      Sie taten damit genau das, was Parker erreichen wollte. Sie ließen ihre Unterkunft unbewacht zurück, ge-trieben von der Neugier, ihm auf die Schliche zu kommen. Sie wurden beschäftigt und von ihrem wahr-scheinlich geplanten Mord abgehalten. Vorerst wenigstens.

      *

      Es war etwa sechzehn Uhr, als Parker und Mike Rander vor dem Clubhaus eintrafen.

      Als ungemein hilfreich und wertvoll erwies sich, daß Mike Randers Freundeskreis sehr groß war. Schon in der Halle wurde der junge Anwalt von einem Bekannten aus London abgefangen und zu einem Drink ein-geladen.

      »Wenn Sie gestatten, Sir, werde ich mir ein wenig die Füße vertreten«, entschuldigte sich Parker.

      »Aber keine Extratouren«, sagte Rander leicht verschreckt, »ich möchte hier wieder vorbeikommen dür-fen.«

      »Könnten Sie sich möglicherweise bei dieser Gelegenheit nach den Herren erkundigen, die auf dem Foto zu sehen sind?« bat Parker leise.

      »Mal sehen, ob wir überhaupt auf dem richtigen Dampfer sind.« Rander nickte und schloß sich seinem Bekannten an. Parker schritt durch die große Empfangshalle des Clubs und betrat die Terrasse.

      Der Blick auf die Bergwelt war von hier aus besonders schön. Man hatte für das Clubhaus genau den rich-tigen Platz ausgesucht. Parker lustwandelte hinüber zu der eigentlichen Sportanlage, einem steil nach unten abfallenden Eiskanal, der an eine aufgeschnittene Röhre erinnerte.

      Skeletonsportler stürzten sich auf ihren Mini-Rodelschlitten bäuchlings in diese Röhre hinein und ver-schwanden in rasender Fahrt nach unten. Parker war ehrlich beeindruckt.

      Er sah sich die Sportler genauer an.

      Sie alle schienen über reichlich Geld zu verfügen. Es handelte sich schließlich um einen Privatclub, den Mitglieder der High-Society und des Jet-sets gegründet hatten. Sportliche Wettkämpfe trugen sie nur unter-einander aus.

      Neben der Skeleton-Bahn gab es eine große Curlingbahn, die ebenfalls gut besucht war.

      Die älteren Clubsemester brachten schwungvoll ihre Eisstöcke auf die Bahn, Teamfreunde sorgten durch eifriges Kehren mit Besen dafür, daß die Fläche vor diesen gleitenden Eisstöcken spiegelblank blieb.

      Auf dieser Curlingbahn entdeckte Parker einen der Männer, die auf dem Gruppenbild abgelichtet worden waren. Es handelte sich um Gerard Delair, der etwa fünfundvierzig Jahre alt war.

      Delair war mittelgroß, hatte einen leichten Bauchansatz und ein rundes, gerötetes Gesicht. Er unterhielt sich gerade mit den Herren Mannister und Latour, wie Parker bemerkte. Auch diese beiden Männer waren auf dem Foto zu sehen gewesen.

      Welchem Beruf die drei Männer nachgingen, wußte Parker nicht zu sagen, hoffte aber, daß sein junger Herr mit weiteren Informationen dienen würde.

      Die drei Männer waren gefährdet. Unter anderem.

      Sie waren auf dem Foto vertreten gewesen, das Killmaster Madson in der Brieftasche gehabt hatte. Man-nister und Latour mochten etwa vierzig Jahre alt sein.

      Parker schlenderte zurück zur Eisröhre und durfte sich insgeheim dazu gratulieren, daß ihm weitere Män-ner förmlich in die Arme liefen, die er auf dem Foto entdeckt hatte.

      Hierbei handelte es sich um die Herren Baxter, Natway und Morgan. Sie waren alle etwa um die dreißig Jahre alt und schienen sich dem Skeleton verschrieben zu haben. Sie trugen sehr niedrige, flache und kurze Rodelschlitten unter dem Arm und gingen auf das Gerätehaus zu.

      Blieb noch eine, die siebte Person.

      Parker durchwanderte die diversen Clubräume. Dabei kam ihm zustatten, daß man ihn überall als Butler akzeptierte. Ein Butler paßte einfach zu dieser sozialen Schicht. Man kümmerte sich nicht weiter um ihn.

      Zu Parkers Leidwesen war die siebte Person, Niki Caropoulos, nicht auszumachen. Was aber nicht weiter schlimm war, denn mit dem Bisherigen durfte Parker bereits zufrieden sein.

      Der Butler dachte an Madson.

      Daß dieser Killmaster nach Kandersteg gekommen war, um seinen Beruf auszuüben, stand für ihn fest. Und die vielen Wintersportarten boten einem Profi Möglichkeiten genug, einen harmlos erscheinenden Un-fall zu inszenieren, der sicher mit dem Tod enden würde. Wen mochte Madson im Visier haben?

      Parker fragte sich, ob es nicht besser sei, den Mann auszuschalten, bevor er überhaupt tätig werden konnte. Auch er, Parker, war schließlich nicht ohne Phantasie und konnte, was Madson anbetraf, einen kleinen Un-fall provozieren.

      Doch was war damit gewonnen? Madson wurde dann mit Sicherheit gegen einen anderen Spezialisten ausgetauscht, den er, Parker, nicht kannte. Das Risiko erhöhte sich nur für das noch unbekannte Opfer.

      Nein, Parker war und blieb entschlossen, Madson auf den Fersen zu bleiben. Madson selbst mußte ihm zeigen, wer das Opfer war, dann sah man weiter. Außerdem stellte der Killmaster zur Zeit keine Gefahr dar. Er mußte sich bereits in Bern befinden und nach einer bestimmten Adresse suchen.

      *

      »Was haben Sie bisher eigentlich gelernt?« fragte Madson kühl, als sein Faktotum sich bei einem Passan-ten nach der Schänzlistraße erkundigen wollte. »Warum streuen Sie nicht gleich Papierschnitzel aus, damit man unsere Spur nur ja nicht verliert?«

      »Entschuldigung, Chef«, räumte Paul Storn sofort ein, »aber ich kann’s kaum erwarten, bis wir die Ad-resse erreicht haben. Dahinter muß sich was ganz Tolles verbergen.«

      »Kaufen Sie in irgendeinem Andenkenladen eine Stadtkarte«, ordnete Ralph Madson an. Er blieb im Cit-roën, als Storn solch einen Laden gefunden hatte.

      Madson, der sich Storn gegenüber betont kühl und überlegen gab, war sich darüber klar, daß auch er von einer merkwürdigen Nervosität erfaßt worden war. Eine Nervosität, die er bisher noch nicht an sich bemerkt hatte. Er gestand sich ein, daß diese Erregung


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