Butler Parker Staffel 10 – Kriminalroman. Günter Dönges

Butler Parker Staffel 10 – Kriminalroman - Günter Dönges


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      Dann schnüffelte er mißtrauisch im Wohnraum herum und suchte nach der Quelle des penetranten Ge-ruchs. Storn, der sich seinen Parka übergestreift hatte, beteiligte sich an der Suche.

      »Riecht irgendwie nach Verwesung«, stellte Madson fest, »vielleicht ’ne Maus, die irgendwie unter dem Fußboden verendet ist.«

      »Genau danach riecht es, Chef. Das ist es!«

      »Aber wo steckt das Biest?« Die beiden Killer schnüffelten und suchten. Und glaubten nach etwa zehn Minuten, die entsprechende Stelle gefunden zu haben.

      »Hier!« behauptete Madson. »Ich rieche es ganz deutlich. Hier, unter der Heizung! Reißen Sie die Dielen-bretter auf, Paul!«

      Diesmal hatte Storn keine Einwände.

      Er lief nach unten in den Keller des Ferienhauses und fand im Heizungsraum einige Werkzeuge, die er ins Wohnzimmer trug. Madson stand am geöffneten Fenster, fror vor sich hin und schaute dann zu, wie Paul Storn den an sich sehr gepflegten Dielenboden ruinierte.

      Paul Storn erwies sich als geschickter Bautechniker. Er entwickelte sehr viel Kraft und brauchte nur fünf-zehn Minuten, bis er die Dielen unter der Heizung aufgerissen hatte.

      Dann beugten Storn und Madson sich interessiert vor und suchten nach dem Kadaver einer Maus.

      Den sie nicht fanden!

      Statt dessen aber entdeckten sie eine etwa zehn Zentimeter hohe, rechteckige Packung, die etwa zwanzig Zentimeter lang war. Vorsichtig angelte Storn mit dem Stemmeisen nach diesem Päckchen und zog es nach oben.

      »Da steht doch was drauf«, stellte Madson fest.

      »Romadur!« las Storn silbenweise vor und hielt sich dabei die Nase zu.

      *

      »Romadur?« Anwalt Rander und Vivi Carlson sahen den Butler lächelnd und fragend zugleich an. Parker hatte gerade berichtet, mit welch freundlichen Überraschungen er die beiden Gangster versorgt hatte.

      »Eine Spezialität aus deutschen Landen, Sir. Allerdings nicht frisch auf den Tisch, sondern unter diversen Dielenbrettern. Dieser an sich schmackhafte Weichkäse, Sir, hat die etwas überraschende Neigung, penetrant zu riechen, falls er mit Wärme in Kontakt kommt.«

      Vivi kicherte wie ein Schulmädchen.

      Mike Rander grinste wie ein Schuljunge.

      »Eine ganz neue Art der Verbrecherbekämpfung«, sagte Rander schließlich. »Haben Sie sich nur auf die-sen Käse beschränkt?«

      »Keineswegs, Sir«, gestand Josuah Parker, »ich war so frei, noch ein wenig Brie, einige Quäntchen Lim-burger und Harzer in Mister Madsons Haus zu verteilen. Auch von diesen Sorten erhoffe ich mir einigen Ef-fekt.«

      »Wollen Sie Madson ausräuchern?« erkundigte sich Vivi Carlson lachend. »Die beiden Männer werden es vor Gestank doch kaum aushalten.«

      »Mir geht es bescheidenerweise darum, den Spezialisten in Sachen Mord ein wenig abzulenken«, antwor-tete Josuah Parker würdevoll, »und es sind erwiesenermaßen stets die Kleinigkeiten, die große Wirkungen erzielen.«

      »Werden diese Spezialitäten aus dem Nachbarland Madson daran hindern, zum Generaltreff hierher zu kommen?«

      »Für diesen Fall, Sir, habe ich mir bereits Zusätzliches einfallen lassen«, erklärte Parker. »Meiner beschei-denen Ansicht nach dürften die beiden Killer bald in der Nähe unseres Chalets erscheinen, um sich für die Darbietung der Molkereiprodukte zu rächen!«

      *

      Es war 8.30 Uhr geworden.

      Der kleine 2 CV stand auf einer schmalen Straße oberhalb des Rander-Chalets und schneite langsam ein.

      Im Wagen befanden sich Madson und Storn.

      Vom Wagen aus konnten sie die die Rückseite des Chalets beobachten. Bedauerlicherweise aber waren in hinteren Fenster durch Blendläden verschlossen. Madson war nicht in der Lage, sein Opfer zu erfassen, ob-wohl er über ausgezeichnete optische Hilfsmittel verfügte? Madson besaß ein starkes Nachtglas, dann, was noch er wichtiger war, ein erstklassiges Zielfernrohr, das sich auf dem Lauf eines Gewehrs befand. Storn hatte dieses Gewehr aus Einzelteilen zusammengesetzt. Madson wollte ausnahmsweise mal auf sein Prinzip verzichten, unter keinen Umständen Lärm zu verursachen. Seiner Ansicht nach mußte der Butler so schnell wie möglich außer Gefecht gesetzt werden.

      »Wie lange wollen wir noch warten, Chef?« erkundigte sich Storn.

      »Irgendwann werden sie das Chalet verlassen«, sagte Madson, »ich möchte den sehen, der in Kandersteg abends zu Hause bleibt. Auch Parker wird losfahren, und wenn er nur seine Herrschaft in eine Bar kut-schiert.«

      »Schon gelaufen«, sagte Storn, ihm in das Wort fallend. Er hatte sich steil aufgerichtet und deutete hin-unter auf das Chalet. In der Auffahrt zur Garage, vor der Parkers hochbeiniger Wagen stand, erschien ganz kurz eine wohlvertraute Gestalt: Parker! Er stieg in den Wagen, bevor Madson überhaupt reagieren konnte. Dann ließ er sein Gefährt anrollen und steuerte es hart an den Eingang zum Chalet. Vom 2 CV aus war nicht zu sehen, wer jetzt in den Wagen einstieg. »Fahren Sie los, Paul!« Madson war wie elektrisiert. Er wußte, daß er auf das Gewehr verzichten konnte. Sie brauchten jetzt nur dem hochbeinigen Wagen zu folgen. So-bald der Butler seine Insassen abgesetzt hatte, war er an der Reihe. Einem tödlichen Unfall stand nichts mehr im Weg. Der 2 CV erreichte die untere Straße, als die Schlußlichter des hochbeinigen Wagens gerade hinter einer Biegung verschwanden. Storn, ein durchaus geschickter Fahrer, drückte auf das Tempo, um den Anschluß nicht zu verlieren.

      Madson bastelte inzwischen das Gewehr auseinander und ließ die Einzelteile im Wagen verschwinden. Er war jetzt vollkommen ruhig und wieder gelassen.

      Das hochbeinige Monstrum des Butlers rollte inzwischen fast gelassen und vornehm hinunter nach Kan-dersteg, fuhr aber durch den Ort und hielt auf die Talstation der Seilbahn zu. Und wurde dann sehr schnell. So schnell, daß Storn nicht mehr recht mitkam.

      »Was hat der vor?« fragte er, sich an seinen Chef wendend.

      »Vielleicht wollen die noch rauf auf den Berg?«

      »Jetzt, um diese Zeit?« wunderte sich Storn.

      »Warum nicht? Je einsamer, desto besser für uns. Halten Sie den Anschluß, Paul!«

      Storn tat, was er konnte. Doch er schaffte es einfach nicht, Parkers Wagen war zu schnell und zu gelände-sicher. Zudem zog Parkers hochbeiniges Monstrum eine Schleife zurück durch die Stadt und näherte sich jetzt dem Sessellift, der hinauf zum Oeschinensee führte.

      Dann bremste der 2 CV neben Parkers leerem Gefährt.

      Madson und sein Faktotum Storn stiegen aus und liefen zur Talstation der Sesselliftbahn hinüber.

      »Haben wir unsere Freunde verpaßt?« erkundigte sich Storn geistesgegenwärtig bei dem Stationswächter.

      »Eine Frau, zwei Männer?« wollte der bärtige Mann wissen. Er trug einen fußlangen Lodenmantel und einen Tirolerhut mit einem mächtigen Gamsbart. Er sprach ein breites Schwyzer-Dütsch.

      Seine Augen wurden von einer altmodischen Sonnenbrille verborgen.

      »Genau«, sagte Storn hastig, die Frage beantwortend.

      »Da rauf«, sagte der Gamsbart und deutete in die beginnende Dunkelheit hinein. Madson und Storn sahen zwar nichts, aber sie glaubten. Sie waren vom Jagdfieber gepackt.

      »Dann schnell!« Storn deutete auf einen zweisitzigen Sessel und drückte dem Gamsbart zusätzlich zum Fahrgeld noch eine Prämie in die Hand.

      Der kernige Mann, der erstaunlicherweise gepflegte schwarze Schuhe trug, half den beiden Killern in die Liftsessel und wünschte ihnen eine gute Fahrt. Dann sah er dem davonschwebenden Sessel ausdruckslos nach. Madson und Storn verschwanden langsam in der einbrechenden Dunkelheit der grandiosen Bergwelt.

      Der Rauschebart schritt hinüber zu einem Schaubild, wo die Linienführung des Lifts dargestellt


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