Butler Parker Staffel 10 – Kriminalroman. Günter Dönges

Butler Parker Staffel 10 – Kriminalroman - Günter Dönges


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des Killmasters. Er packte seine Einkaufstasche aus und machte sich an die Ar-beit, die er in seiner sattsam bekannten, korrekten Weise erledigte.

      Parker brauchte fast zwanzig Minuten, bis er alles erledigt hatte. Dann verließ er wieder das Ferienhaus und setzte sich in seinen Wagen. Er war sicher, daß seine Überraschungen wirken würden. Zumal er aus ers-ter Hand erfahren würde, ob dies auch zutraf. Als Liebhaber elektronischer Spielereien hatte der Butler näm-lich noch zusätzlich zwei Minisender zurückgelassen.

      *

      »Natürlich weiß er, wer ich bin«, sagte Madson während der Rückfahrt nach Kandersteg, »beweisen kann er mir zwar nichts, aber er wird höllisch aufpassen.«

      »Gegen einen gezielten Schuß kann dieser Wunderknabe nichts machen«, meinte Paul Storn.

      »Wir arbeiten geräuschlos«, erklärte Madson entschieden, »das ist und bleibt mein Prinzip! Wir inszenieren tödliche Unfälle, Paul, aber keine Schießereien. Wann werden Sie das endlich begreifen?«

      »In Ordnung, Chef.« Paul nickte. »Aber denken Sie doch mal an das Foto aus Ihrer Brieftasche, das er ausgetauscht hat. Er weiß doch, wen Sie im Visier haben, oder?«

      Paul Storn tat harmlos und fragte beiläufig, in Wirklichkeit aber wartete er darauf, daß sein Chef sich eine Blöße gab. Bisher wußte Storn nicht, wie das Opfer hieß. Er hoffte aber, es jetzt zu erfahren.

      »Auf dem Zeitungsfoto sind sieben Personen abgebildet«, gab Madson zurück. Er blieb verschlossen. Es gehörte ebenfalls zu seinen Prinzipien, seine Mitarbeiter nicht einzuweihen. Wenigstens nicht frühzeitig.

      »Was ändert das, Chef?« bohrte Paul Storn weiter. »Parker braucht ja nur alle sieben Personen zu war-nen.«

      »Sind Sie sicher, Paul, daß einer der sieben Männer unser Opfer ist?« fragte Madson zurück.

      »Natürlich«, erwiderte Storn verwirrt, »wozu sollten Sie sich sonst das Zeitungsfoto besorgt haben?«

      »Vielleicht zur Ablenkung für Neugierige«, meinte Madson spöttisch, »und wer sagt Ihnen, daß es sich um einen Mann handelt?«

      »Ich will gar nichts wissen, Chef«, behauptete Storn, »ich tue das, was Sie mir sagen. Damit ist für mich der Fall erledigt.«

      Insgeheim ärgerte Storn sich wieder mal über die Heimlichkeiten seines Chefs und freute sich nachträglich darüber, daß er ihm durch scharfes Bremsen zwei ansehnliche Stirnbeulen verpaßt hatte.

      *

      »Es ging schneller, als ich dachte«, sagte Mike Rander zu seinem Butler, der ins Chalet zurückgekehrt war, »die möglichen Opfer reagierten durch die Bank positiv.«

      »Darf ich Ihren Bemerkungen entnehmen, Sir, daß Sie die Kontakte bereits herstellen konnten?«

      »Ich habe sogar so etwas wie eine Generalversammlung der Opfer einberufen«, meinte Rander lächelnd. »Bis auf Niki Caropoulos, der ja noch nicht hier ist, wollen wir uns noch heute abend treffen.«

      »Ohne Ausnahme, Sir?«

      »Ohne jede Ausnahme, Parker«, bestätigte der Anwalt, »jeder von ihnen scheint Angst zu haben.«

      »Für welche Zeit, Sir, darf ich die dafür erforderlichen Vorbereitungen treffen?«

      »Wir haben uns auf zweiundzwanzig Uhr geeinigt, Parker.«

      »Besteht nicht die Gefahr, daß Sie Madson das Opfer förmlich auf einem Tablett servieren?« schaltete Vivi Carlson sich ein.

      »Das ist meine Sorge«, räumte der Anwalt ein. »Wo könnten wir uns treffen, Parker, ohne daß Madson tätig wird?«

      »Ich erlaube mir, Sir, dieses Chalet vorzuschlagen. Etwaige Neugier sollte allerdings in falsche Bahnen gelenkt werden.«

      »Sie wollen eine Spur auslegen?«

      »Dies, Sir, schwebt mir in der Tat vor.«

      »Einverstanden!« Rander lächelte. »Sorgen Sie dann aber dafür, daß Madson sich gehörig abstrampeln muß!«

      »Mister Madson darf schon jetzt mit einer interessanten Bergtour rechnen, Sir.«

      »Sie unterschätzen ihn doch hoffentlich nicht, oder?« Rander war ehrlich besorgt. »Nach seiner Stippvisite in Bern dürfte er endgültig wissen, daß Sie kein einfacher Taschendieb sind.«

      »Von dieser Tatsache, Sir, erlaubte ich mir bereits auszugehen«, lautete Parkers Antwort. »Spätestens nach seiner Rückkehr ins Ferienhaus dürfte sich jeder Zweifel erübrigen.«

      *

      »Donnerwetter, riecht das hier muffig!«

      Madson hielt unwillkürlich die Luft an, als Storn die Tür aufgeschlossen hatte. Er übertrieb nicht, wie Storn zugeben mußte. Im Ferienhaus hatte sich ein kaum definierbarer Geruch von Fäulnis und Schweiß breitgemacht.

      Storn hastete an die Fenster und sorgte für frische Luft. Wodurch es verständlicherweise bald kälter wur-de. Madson schnüffelte suchend herum und nickte dann zufrieden.

      »Das müßte reichen, Paul«, sagte er, »schließen Sie die Fenster und drehen Sie die Heizung höher!«

      Er ging ins Badezimmer und kontrollierte seine beiden Stirnbeulen, die er sich in Bern zugezogen hatte. Sie hatten sich inzwischen, was die Größe anbetraf, beruhigt und glichen jetzt zwei kleinen Teufelshörnern. Madson verzichtete auf Pflaster, denn er war ein harter Mann.

      Im übrigen befaßte er sich natürlich mit einem gewissen Josuah Parker. Die Erkenntnis, daß sich Parker ausgerechnet in Kandersteg aufhielt, hatte ihn tiefer getroffen, als er Storn gegenüber zugab.

      Der Name Parker hatte in Madson einige böse Erinnerungen wach werden lassen. Parker war, das wußte er jetzt wieder hell und klar wie der lichte Tag, so etwas wie der Staatsfeind Nummer eins der US-Unterwelt. Sagen und Legenden rankten sich um diesen so harmlos aussehenden Mann in Schwarz. Immer wieder war von Syndikatsgruppen versucht worden, Josuah Parker zu beseitigen. Doch aus den Jägern waren sehr schnell Gejagte geworden. Schlimmer als solche Niederlagen aber war stets gewesen, daß Parker mit der Lächerlichkeit arbeitete. Auf seiner Strecke blieben stets Blamierte zurück, über die man wider Willen ein-fach schadenfroh lachen mußte.

      Madson hatte keine Lust, sein Image zu verlieren. Er wollte, was seinen Beruf anbetraf, nicht durch kuri-ose Methoden aufs Kreuz gelegt werden. Er hatte sich auf andere Tötungsmöglichkeiten spezialisiert und war bereit, es mit dem Butler aufzunehmen. Gelang es ihm, ihn auszuschalten, dann war er für Jahre hinaus der Größte in der Branche.

      Madson wurde abgelenkt, und das hing mit dem penetranten Geruch zusammen, der sich bereits wieder im Wohnraum ausbreitete. Es roch plötzlich irgendwie nach Kuhstall und menschlichen Ausdünstungen.

      »Paul«, rief Madson nervös. Als Storn erschien, musterte er ihn und fügte anzüglich hinzu: »Haben Sie Schweißfüße?«

      »Wie bitte?« Paul Storn verstand nicht, schnüffelt aber bereits seinerseits.

      »Ich will wissen, ob Sie Schweißfüße haben«, wiederholte Madson und roch in Richtung Storn. »Das ist ja nicht zu ertragen, Paul. Tun Sie was!«

      »Ich habe keine Schweißfüße«, reagierte Storn spitz und beleidigt. »Was wollen Sie mir eigentlich anhän-gen?«

      »Schweißfüße«, sagte Madson, »ich rieche sie doch ganz deutlich. Zum Ersticken!«

      »Mir können Sie das nicht anhängen, Chef«, antwortete Storn gereizt, »vielleicht haben Sie sich mal ganz kurz vergessen.«

      »Was wollen Sie damit sagen, Paul?«

      »Vielleicht haben Sie ’nen Blähbauch.«

      »Nur nicht frech werden, Paul!« Madsons Stimme wurde kalt. »Machen Sie die Fenster auf! Alle! Sind Sie sicher, daß wir keine Kuh im Haus haben?«

      Statt zu antworten, ging Paul Storn zu den Fenstern und riß sie der Reihe nach


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