Der Onyxpalast 4: Schicksalszeit. Marie Brennan

Der Onyxpalast 4: Schicksalszeit - Marie  Brennan


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      Mrs. Wexford wäre vielleicht fähig, seine geliebte Annie für ihn herbeizurufen. Cyma runzelte bei dem Gedanken die Stirn und sprach wieder, um Myers’ Gedanken bei wissenschaftlichen Themen zu halten. »Woraus bestehen solche Dinge? Ist es irgendeine Verfestigung der Luft, ein Gerinnen, das aus der Präsenz des Geistes resultiert?«

      Myers kam mit einem Seufzen wieder zu sich, das besagte, dass seine Gedanken genau dorthin geschweift waren, wohin sie gedacht hatte. »Niemand weiß das sicher. Es hat sich an meinen Fingern wie Flor angefühlt …«

      »Gewöhnlich ist es Flor.« Sidgwick hatte sich zu ihnen gesellt. Er warf seinem Freund einen warmen, mitleidsvollen Blick zu. »Du weißt, dass solche Dinge oft gefälscht sind.«

      »Oft, ja – aber immer?« Myers schüttelte den Kopf und rieb die Fingerspitzen aneinander, als könne er die Substanz immer noch fühlen. »Ich sehe keine Drähte, Henry, und auch keine Spiegel. Ich glaube, das hier war real.«

      Cyma legte eine unterstützende Hand auf seinen Arm und lächelte in seine traurigen Augen. »Wie ich. Tatsächlich bin ich mir dessen sicher.«

      »Du hattest eine Theorie über das Zeug, nicht wahr, Frederic?«

      »Hatte ich das?« Myers zuckte mit den Schultern. »Ich erinnere mich nicht.«

      Sidgwick tippte mit einem Finger an seine Nasenwurzel und schloss in Gedanken versunken die Augen. »Ektoplasma, das war dein Vorschlag, wie wir es nennen sollten. Irgendeine Art Aussonderung des Geistes selbst – du hast mir die Details nie erklärt. Geist, der physisch gemacht wurde, oder so etwas. Ein Dorn im Auge der Materialisten, hast du gesagt. Aber du hast den Artikel, den du versprochen hattest, nie geschrieben.«

      Sie begannen, freundlich über die Veröffentlichungen ihrer Gesellschaft zu diskutieren. Cyma achtete auf nichts davon. Geist, der physisch gemacht wurde. Das war eine der grundlegenden Entdeckungen der Galenischen Akademie im letzten Jahrhundert, dass in Feenreichen Geist und Materie dasselbe waren. Feenkörper waren eine spezielle Konfiguration der vier klassischen Elemente, die ihren Geist bildeten, vermischt mit dem Äther, der ihre Welt durchdrang. War es irgendwie möglich, dass menschliche Geister eine ähnliche Einheit erreichten?

      Sie konnte in der Akademie fragen – aber das wäre vielleicht eine sehr gefährliche Sache, wenn sie Nadretts Geschäfte berührte.

      Cyma wusste, dass sie still bleiben sollte. Du bist beinahe von ihm befreit. Das Wissen würde dich nur in Gefahr bringen. Aber Myers letzten Monat zu treffen, nachdem sie ihn so lange nicht gesehen hatte – sie konnte sich jetzt nicht zurückhalten.

      Sidgwick ging und drehte die Gaslampen heller, was die Stimmung gründlich störte. Vorerst würden keine weiteren Geister gerufen. Versuchsweise sagte Cyma: »Ich erinnere mich, dass ich einmal eine interessante Theorie von jemandem aus der Theosophischen Gesellschaft gelesen habe. Sind Sie mit deren Idee über die Astralebene vertraut?« Myers nickte. »Ich bin mir mit ihnen natürlich beim Thema Geister nicht einig. Die Seelen der Verstorbenen bleiben eindeutig manchmal wirklich in der Nähe, um jene zu trösten, die zurückbleiben. Es sind nicht alles Tricks vonseiten des Mediums. Aber was, wenn etwas davon wirklich Tricks sind, wie Sie vorschlagen – vonseiten etwas anderem?«

      Seine Finger hatten in einer Geste, die sie gut erkannte, angefangen, an seinem Bart zu zupfen. »Madame Blavatskys ›Spuk, Elementarien und Elemente‹, meinen Sie. Niedere Prinzipien, die von menschlichen Geistern auf ihrem Weg zu einer höheren Existenz abgelegt werden.«

      »Nicht direkt«, sagte Cyma, während sie hoffte, dass sie etwas gut genug erfinden konnte, um Myers davon abzuhalten, sie ganz abzuwimmeln. Was sie gleich sagen würde, war reiner Blödsinn. Der springende Punkt war es, herauszufinden, was er als Antwort sagen würde. »Es gibt immerhin in der Folklore eine langwierige Assoziation zwischen Feen und den Geistern der Toten. Ist es möglich, dass das spirituelle Reich – die Astralebene, wie die Theosophen es nennen würden – tatsächlich von diesen zwei Klassen an Wesen geteilt wird? Und wenn ein Medium getäuscht wird, kommt dies von einer Kreatur, die wir in anderen Kontexten eine Fee nennen würden?«

      Sie beobachtete ihn ganz genau, als sie das sagte, und registrierte jede Bewegung von Augen und Stirn und Mund. Goblins täuschten manchmal wirklich Medien, das stimmte, aber nur als gelegentlicher Spaß. Myers schürzte die Lippen, dann schüttelte er den Kopf. »Ich muss gestehen, ich habe nie viel über die Möglichkeit nachgedacht. Es ist zumindest eine interessante Theorie.«

      Kein einziges Zucken, nicht der geringste Funke an Erkenntnis.

      Er erinnert sich nicht.

      Myers hatte schon über die Möglichkeit nachgedacht, in den Tagen, ehe Cyma ihn an Nadrett übergeben hatte. Deshalb hatte der Herr den Mann gewollt, obwohl sie nicht wusste, welchem Zweck eine derart irrige Idee dienen konnte. Glaubte Nadrett, dass dieses »geistige Reich« oder die »Astralebene« das Feenland selbst war? Oder hatte er vor, seine Kontrolle über einen solchen Ort auszuweiten?

      Jene Frage war viel zu gefährlich, als dass Cyma ihr gestatten konnte, in ihrem Kopf zu bleiben. Myers hatte über solche Dinge nachgedacht und erinnerte sich jetzt nicht mehr daran. Das bedeutete, dass Nadrett die Erinnerung aus seinem Kopf genommen hatte. Genau wie er es mit dem Toten Rick gemacht hatte, nur dass die Entfernung in diesem Fall präziser schien. Myers war nicht gebrochen wie der Skriker.

      Vielleicht weil Nadrett immer noch eine Verwendung für Myers’ Wissen hatte. Immerhin hatte er den Mann frei herumlaufen lassen, zurück zu seinen Freunden in der Gesellschaft für Psychische Forschung.

      Ich sollte mich von ihm fernhalten. Cyma wurde plötzlich auf eine Weise kalt, die nichts mit der Séance zu tun hatte. Sie murmelte etwas Dämliches, als Myers sich entschuldigte, um wegzugehen und Mrs. Wexford dazu zu überreden, es noch einmal zu probieren. Nach einem Moment, als sie wie gelähmt dort stand, wo die Manifestation gewesen war, schlüpfte sie zur Tür hinaus und bat den Hausdiener, ihr eine Mietkutsche zu holen.

      Sie war beinahe von Nadrett befreit. Nicht einmal für Frederic William Henry Myers würde sie sich wieder in diese Falle begeben.

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