Andreas Vöst. Ludwig Thoma

Andreas Vöst - Ludwig Thoma


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seinen Willen darauf gerichtet, daß man ihn als rechtschaffenen Hausvater betrachten, kann, als daß er sich um fremde Dinge bekümmert?

      Das ist auch eine sichtbare Warnung für alle, die einem solchen anhängen.

      Diese sollten sich fragen, ob sie dem Rate eines Mannes folgen dürfen, der in seinem eigenen Hause das Schlechte duldet oder nicht unterdrücken kann.

      Und sie müßten sagen: Nein! Dieser Mann kann uns kein Beispiel sein. Denn wie sagt Jesus zu seinen Jüngern?

      Hütet euch vor den falschen Propheten, und an ihren Früchten werdet ihr sie erkennen.

      Jeder gute Baum bringt gute Früchte, aber ein schlechter Baum bringt schlechte Früchte.

      Darum, wenn man sieht, daß in dem Hauswesen eines Mannes unziemliche Dinge vorkommen, so wissen wir, daß man seinen Worten nicht folgen darf.

      Seine Früchte sind schlecht, und er selbst kann nicht als gut erfunden werden. Amen.«

      In der Kirche saß keiner, der den Pfarrer nicht verstand.

      Der Hierangl hatte überall erzählt, daß sein Sohn vom Schuller angepackt worden war, weil er sich nicht dazu hergeben wollte, den Vater von der Ursula ihrem Kinde zu machen.

      Eine Dienstmagd, die der Schuller davongejagt hatte, erzählte auch, daß die Ursula in andern Umständen sei, und so war es leicht zu sehen, wen der Pfarrer meinte.

      Der Schuller war nicht in der Kirche, aber seine Bäuerin kam mit brennrotem Kopfe heim und erzählte ihm, was sie hätte anhören müssen.

      »I hätt' mi am liabern vaschloffa, so hon i mi g'schamt,« sagte sie.

      »Do brauchst di du gor it vaschliaffen.«

      »Ja, was moanst denn? In de vordern Bänk' hamm sie si alle umdraht nach meiner, und de Bäcker Ulrich Marie hat d' Pratz'n vors Mäu g'habt und hat recht eini g'lacht, daß 's ja alle Leut' sehg'n.«

      »Da brauchst du di gor it vaschliaffen,« wiederholte der Schuller, »de Schand' trifft an andern, der wo so schlecht is und nimmt d' Kanzel her zu seiner Feindschaft.«

      »›An den Früchten werdet ihr es erkennen, wo es in einem Hause schlecht ist,‹ hat er g'sagt, ›und einem Manne dürfet ihr nicht trauen, der wo die Schlechtigkeit duldet.‹ Mi hamm do 's Deandl mit Rechten aufzog'n, und für dös kinna mir's aa it derschlag'n.«

      Die Schullerin weinte.

      »Z'weg'n dem brauchst it trentzen,« sagte der Bauer, »was der red't, is gar nix. Des sell acht i gar it.«

      »Warum hat er nacha nix predigt, wia'r an Schreiber sei Zenzl a Kind kriagt hat? Da hat ma nix g'hört von einem schlechten Haus. Grad' ins tat er de Schand' o vor allsamt Leuten.«

      Der Schuller gab ihr keine Antwort; er sah zum Fenster hinaus auf die Straße. Schräg gegenüber beim Schuhsteffel standen noch einige Kirchgängerinnen und steckten die Köpfe zusammen.

      Hie und da drehte sich eine herum und warf einen geschwinden Blick herüber.

      Da sagte der Schuller: »Bäurin, tua mir an Rock außa. I geh' ins Wirtshaus.«

      »Geh, bleib dahoam! De red'n heut' do nix anders, als wia vo dera Predigt.«

      »Grad' desz'weg'n geh'n i. Sinscht moana d' Leut', i vasteck' mi.«

      Er legte den dunkelblauen Feiertagsrock an und ging durch das Dorf.

      Die Bäcker Ulrich Marie, welche sich hinter ihre Haustüre stellte und ihm lange nachsah, wunderte sich über seine ruhige Miene und sagte zu der Zwergerin:

      »Er muaß 's no it wissen.«

      Die Zwergerin kannte die Menschen besser. »Do bist irr',« sagte sie, »wenn'st moanst, der Schuller loßt si was mirk'n. Der woaß 's scho lang'.«

      Beim Wirt saßen viele Leute; man hörte ihre Unterhaltung schon im Hausgange.

      Aber wie der Schuller eintrat, war es mit einem Male still, und alle drehten sich nach ihm um.

      Er grüßte kurz und setzte sich wie immer an den Ofentisch, wo die größeren Bauern saßen.

      Der Haberlschneider rückte ein wenig hinein und machte ihm Platz.

      »Wo kimmst denn her?« fragte ihn der alte Lochmann.

      »I? Von dahoam.«

      »I ho mir denkt, du bist z' Webling g'wen.« – »Na.«

      Es trat wieder eine Pause ein, und der Webergütler, der ein oft gesehener Gast im Pfarrhofe war, zahlte sein Bier und ging.

      Der Haberlschneider unterbrach die Stille und fragte:

      »Bist scho bald firti mit'n bau'n, Schuller?«

      »No nit völli. D' Schaffelbroat'n hab' i no, nacha is g'schehg'n.«

      »Was baust denn?«

      »An Woatz.«

      »Hast z'letzt an Raps dort g'habt?«

      »Ja.«

      »Er waar scho recht, da Raps, wann ma no net gar so weni löset dafür.«

      Das Gespräch war in Gang gekommen, und der Schuller konnte seine Sachkenntnis zeigen.

      Aber wie der alte Lochmann aufstand, rückte der Geitner um einen Platz herauf. Er war als ein Mann bekannt, der gerne herumhorchte.

      Niemand traute ihm, aber da er jedem schön tat und offene Feindseligkeit vermied, kam keiner dazu, daß er ihm die Wahrheit gründlich sagte.

      Der Geitner rückte herauf und sagte plötzlich, indem er mit der Hand auf den Tisch schlug:

      »Und dös glaub' i amal net, daß der Schuller a schlecht's Hauswesen führt. Dös glaub' i durchaus gar net.«

      Obwohl niemand widersprach, steigerte er seinen Eifer und schrie so laut, daß ihn alle Leute hören mußten:

      »Dös glaub' i net. Und bal's oana anderst sagt, nacha bin i scho do! Der Schuller wirtschaft' it schlecht. Dös gibt' gor it.«

      »Geh, sei staad!« sagte der Haberlschneider.

      »Na, do bin i it staad. Dös glaub' i amal net. Siehg'st, Schuller, i woaß, daß di dös verdriaßen muaß, was heut' über di g'red't worn is. Aba bei mir, host g'hört, do find dös koan Glaub'n. Du vastehst mi scho.«

      In der Stube wurde es still, und alle schauten neugierig, was der Schuller wohl tun werde.

      Der stand langsam auf und sagte:

      »I vasteh' di guat, Geitner, aba i sag' dir bloß dös. Der schlechtest Mensch is der Ehrabschneider, und wann oaner de Kircha dazua hernimmt, nacha is er zwoamal schlecht. Und dös derfst überall verzähl'n, wo'st magst.«

      »I? Was glaabst denn? I steh' ja durchaus bei dir! Da gibt's gar nix.«

      Der


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